Bansin
Den dritten Ort der Kaiserbäder – Bansin -erkunden wir mit dem Fahrrad. Entlang der Strandpromenade führt neben dem Fußweg ein breiter Fahrradweg von Ahlbeck über Heringsdorf nach Bansin. Interessant sind hier die vielen vom Wind gebeugten Bäume, die von der Macht der Natur und der Kraft der Ostseestürme zeugen. Wir radeln heute in einem durch bis zum Ortsrand von Heringsdorf. Auf dieser Strecke ist in der Hauptferienzeit sehr viel Verkehr durch Radfahrer.
Direkt hinter der früheren Spielbank steht der Neubau des 4-Sterne Maritim Hotel Kaiserhof. Es hat eine einzigartige Lage, direkt an der Strandpromenade. Und von hier aus ist das gläserne Forum des Kaiserbädersaals mit den zehn Meter hohen Säulen kaum zu verfehlen. Der anschließende Saal bietet ca. 650 Besuchern im Parket und in den Logen ein luxuriöses Ambiente. Der Kaiserbädersaal im Seebad Heringsdorf ist ein echtes Allroundtalent unter den Veranstaltungsorten. Hier finden mehrmals im Jahr größere Veranstaltungen und Events wie z.B. Varieté-, Musical- und Theateraufführungen statt.
Der Rosengarten vor dem Hotel Maritim und die abwechslungsreich bepflanzten Beete sowie das viele Grün von fein geschnittenen Heckenpflanzen und die gepflegten Wege sind ferner eine Augenweide entlang der Promenade.
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Nun geht es 4,3 km entlang der Strandpromenade, bis wir das Ostseebad Bansin, das jüngste und kleinste der Kaiserbäder erreichen. Es kann im Gegensatz zu vielen anderen Orten der Insel nur auf eine relativ kurze Geschickte zurückblicken. Der Ort war von dem Berliner Geschäftsmann Hugo Delbrück Ende des 19. Jahrhunderts als Badeort gegründet worden. 1897 startete die erste Badesaison mit zehn Gästehäusern. Doch schon 1908 standen bereits fünf Hotels, acht Pensionen und 90 Privatvillen. Die Unterkünfte wurden immer nobler und nach aufwendiger Renovierung der Villen und Hotels nach der Wende knüpft Bansin wieder an seinen alten Ruhm als edler Urlaubsort an. So fallen uns auch hier entlang der Promenade die Gartengrundstücke mit den eleganten Villen ins Auge. Die drei bekanntesten Holzvillen stehen auf der Strandpromenade.
Die historische Villa Vineta bietet heute komfortable Ferienwohnungen. Sie verdankt der sagenumwobenen Stadt, die vor Usedom im Meer versunken sein soll, ihren Namen. Vineta soll einmal die reichste Stadt Europas gewesen sein, doch Pracht und Reichtum verleiteten zu Hochmut und es wurden alle Warnungen vor dem drohenden Untergang in den Wind geschlagen.
Und so kam es, dass eine riesige Flutwelle die Stadt traf und sie mit all ihren Bewohnern im Meer versenkte. - So jedenfalls die Legende -.
Die Villa Vineta steht jedoch als Realität mit ihren beiden Türmen, die die Fassade flankieren, vor uns. Das Haus ist mit Holzschindeln ummantelt und das vergleichsweise flache Dach lässt auf alpenländische Vorbilder schließen. Die Villa wurde um 1900 als Pension erbaut. Der Bauherr Walter Kern ließ die Villa als Altersversorgung für seine Tochter Charlotte errichten. Sie führte die Pension von 1918 bis in die 1960er-Jahre. Später übernahm der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund (FDGB) das Haus und bewirtschaftete es bis zur Wende, danach stand es jahrelang leer.
Gleich daneben steht die Villa Strandklause. Sie ist ein Schmuckstück der „Bäderarchitektur“. Das Haus wurde im Jahre 1900 von der Wolgaster Aktiengesellschaft für Holzverarbeitung als Fertighaus im Schwarzwaldstil gebaut, direkt an der Promenade, mit „gänzlich freiem Ausblick auf das Meer und den Schloonsee“. Die historische Villa wurde im Jahr 2000 mit Umsicht und Liebe zum Detail aufwendig restauriert. Für Feriengäste bietet sie eine geräumige und komfortabel ausgestattete Ferienwohnung im 1. Stock.
Den Abschluss der hübschen Holzhäuser bildet ein kleines Schweizerhäuschen. Von hier geht es über die blumengeschmückte Strandpromenade weiter. Bansin verfügt über den modernsten Abschnitt der Strandpromenade mit einer damals sehr wichtigen Neuerung: „Dem freien Meerblick“. Wir stellen unsere Fahrräder ab und bummeln zu Fuß weiter.
Viele Bänke an der Strandpromenade laden zum Verweilen ein und bieten einen schönen Blick auf das Treiben am Strand.
An der Strandpromenade befindet sich auch die historische hölzerne Konzertmuschel aus dem Jahr 1930, in der während der Sommersaison, genau wie in den anderen Bädern, täglich Konzerte geboten werden.
Ein besonderer Hingucker sind die rechts und links der Konzertmuschel aufgestellten historischen Badekarren. Die Idee der ersten Badekarren entstand im 18. Jahrhundert. Die Badekarre stand zunächst am Strand und wurde von den Benutzern in Straßenkleidung betreten, wobei ein Karren stets nur für Frauen oder nur für Männer bestimmt war.
Im Inneren der fensterlosen Kabine zogen sich die Badegäste dann um, geschützt vor neugierigen Blicken. Es gab Bänke, die vier bis sechs Personen Platz boten. Die Karre wurde dann von einem Kutscher mit Pferdegespann ins tiefere Wasser gezogen.
Von der hinteren Tür, dem Strand abgewandt, ging es dann über eine kleine Treppe ins Meer, wobei über diese auch noch eine Plane gespannt war.
Ein an der Karre befestigtes Tau diente den Nichtschwimmern als Halteleine.
Zu dieser Zeit konnten vor allem die meisten Frauen der besseren Gesellschaft nicht schwimmen, es wurde lediglich gebadet. Während des Bades diente die Karre als Sichtschutz. Danach ging es auf die gleiche Weise zurück zum Strand. Heute dienen die Badekarren als Umkleidekabinen für die Künstler, die in der Konzertmuschel auftreten.
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Neben der über die Promenade verlaufenden schicken Meile ist natürlich die Seebrücke mit einer Länge von 285 Metern ein Anziehungspunkt. Diese Brücke ist jedoch nur ein schlichter Steg und nicht so attraktiv wie die benachbarten Brücken.
Ein Bummel durch die Straßen von Bansin führt uns immer wieder vorbei an pompösen Bäderarchitektur-Villen und hinauf zur Kirche von Bansin. Der schlichte ziegelgedeckte Kirchenbau mit dem schlanken weiß geschlämmten Glockenturm liegt ein wenig versteckt im Wald, am Rande des Seebades. Wegen ihrer Lage inmitten des Bansiner Waldes wird sie auch Waldkirche genannt. Sie ist die jüngste evangelische Kirche der Insel. Der Grundstein wurde 1938 gelegt. Im Frühjahr 1939 wurde sie eingeweiht. Vorbild war die Swinemünder Kreuzkirche, die heute nicht mehr existiert. Da die Kirchen auf Usedom in den Sommermonaten kostenlos zu besichtigen sind, treten auch wir ein.
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Unser Blick fällt zuallererst auf das geschnitzte Altarkreuz, das von dem ehemaligen Bansiner Pfarrer Alexander Neumann geschaffen wurde, der von 1975-1995 die Pfarrstelle innehatte. Er hat neben seiner Pfarrtätigkeit gerne geschnitzt und hat somit ein umfangreiches Werk als Holzschnitzer hinterlassen. Auffallend sind weiterhin die markanten Buntglasfenster. Sie verweisen zu den Evangelisten und zu Martin Luther. Über die Kirchstraße und später über die Seestraße spazieren wir wieder zurück zur Strandpromenade, wo wir am Morgen unsere Fahrräder abgestellt hatten. Von hier geht es entlang der Promenade über Heringsdorf zurück nach Ahlbeck, unserem Urlaubsstandort.
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