Ahlbeck
Am ersten Morgen weckt uns das typische Geschrei der Möwen, ach ja, wir sind wieder einmal an der Ostsee und zwar nur 100 m vom Meer entfernt. Start und Landeplatz für einige Möwen ist das Dach des vor uns liegenden Ostseehotels. Ab heute kennt daher der Wecker für die kommenden 3 Wochen nur eine Melodie „das typische Geschrei der Möwen“.
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Wir beginnen den Morgen mindestens zwei Umdrehungen langsamer als zu Hause und nach dem Frühstück ging es jeden Morgen mit der letzten Tasse Kaffee hinaus auf den Balkon, von wo wir das Treiben auf dem Strandvorplatz beobachteten und die neuesten Tagesnachrichten auf unseren Tabletts lesen. Danach wurde meistens entschieden: Radtour, Strand oder Bummel durch die Kaiserbäder. Da wir die Insel mit ihren vielen Orten noch nicht kannten, haben wir erst einmal die drei Kaiserbäder erkundet. Die Geschichte Ahlbecks begann am Fluss und zwar am Ahlbach, einem Fluss der einst vom Gothensee in die Ostsee führte und offenbar sehr fischreich war. Noch heute ziert der Aal zusammen mit dem Greif das Wappen der Stadt. 1852 kamen die ersten Tagestouristen nach Ahlbeck, aber bald schon mieteten sich die Reisenden auch bei den Ahlbecker Fischern ein und 1875 eröffnete das erste Hotel.
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Auch heute zählt Ahlbeck zu den beliebten Bäderorten an der deutschen Ostseeküste und schmückt sich zusammen mit Heringsdorf und Bansin seit den 1990er Jahren mit dem werbeträchtigen Gemeinschaftsnamen die „Drei Kaiserbäder“. Diese berühmten Seebäder liegen direkt nebeneinander.
Ahlbeck ist das östlichste und größte, Bansin das jüngste und kleinste und Heringsdorf das älteste und berühmteste Seebad.
Wir beginnen heute mit dem Ort, in dem wir unserer Ferienwohnung angemietet haben.
Magischer Blickpunkt in der Mitte des Strandvorplatzes in Ahlbeck ist die fünfeinhalb Meter hohe gusseiserne Jugendstiluhr, die ein begeisterter Badegast dem Ort 1911 schenkte.
An der Spitze wird sie von einer Wetterfahne in Form einer Kogge gekrönt. Von dort führt uns der Weg direkt zur Seebrücke und ans Meer.
Die älteste und schönste Seebrücke Deutschlands ist ein beliebter Anlauf und zusammen mit der historischen Uhr das beliebteste Fotomotiv. Sie gilt bis heute als das Wahrzeichen von Usedom und kam 1991 sogar ins Fernsehen. Da drehte Loriot eine Szene von seinem Film "Papa ante portas" auf dieser Seebrücke.
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Die ursprünglich 1898 erbaute Seebrücke wurde 1994 von 170 Meter auf 280 Meter verlängert. Anlass dafür war die notwendige grundlegende Renovierung, nachdem der Steg im Winter 1993 durch Eismassen zerstört worden war. Der Holzpavillon mit den vier grünen Türmchen und dem roten Dach am Beginn der Seebrücke beherbergt heute, wie schon zu Ende des 19. Jahrhunderts, ein Restaurant, deren gute Küche wir gestern bereits getestet haben.
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Diese Brücke ist das schönste Exemplar dieser „Flaniermeilen ins Meer“ und an dem 280 m langen Seesteg legen die weißen Adlerschiffe zum Seebrückenhopping von Seebad zu Seebad ab. Sie ist zusammen mit dem Brückenpavillon und der gusseisernen Jugendstiluhr das Herzstück des Seebads. Hier trifft man sich, denn Pavillons mit Zeitschriften, buntem Strandspielzeug, ein Bäckerladen mit Außengastronomie und die beliebten Stände mit Fischbrötchen laden zum Verweilen ein. Hier stoßen wir erstmals auf zwei Sandskulpturen, die von Künstlern gebaut wurden. Diese hervorragenden künstlerischen Skulpturen aus Sand begegnen uns immer wieder während unseres Aufenthalts auf Usedom und laden zum 5. Sandskulpturenfestival in Ahlbeck ein.
Zu einem mondänen Seebad gehört auch ein Musikpavillon. Der hölzerne Konzertpavillon liegt nur ein paar Schritte weiter, direkt an der Promenade und bietet einen tollen Freisitz.
Neben den Abenden unterm Sternenhimmel wird hier zum Meeresrauschen ein abwechslungsreiches und kostenloses Veranstaltungsprogramm geboten.
Die verschiedensten Musikrichtungen kommen bei den Urlaubern gut an und die diversen Klänge ziehen auch uns immer wieder in ihren Bann. Mit dem Pavillon und der täglichen Kurmusik wird die Promenade zu einem lebendigen Anziehungspunkt.
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Ein Prunkstück der Bäderkultur ist das traditionsreiche, um 1890 errichtete Ahlbecker Hof. Das Hotel liegt in idyllischer Lage direkt an der Strandpromenade mit einer herrlichen Aussicht auf die Ostsee. Es wurde nach einer gründlichen Renovierung 1995 als erstes Fünf-Sterne-Hotel der Insel neu eröffnet und besticht durch seine beeindruckende historische Fassade. Einige Namen, die das Hotel seit seiner Entstehung beherbergte, findet man eingraviert auf Tafeln neben dem Eingang, so z.B. Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und in jüngster Zeit Königin Silvia von Schweden.
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Wir setzen unseren Erkundungsgang auf der Dünenstraße fort, sie ist die Prachtmeile des Ortes und wird von bunten Blumenrabatten und Springbrunnen sowie weißen Bänken eingerahmt.
Hier und in der benachbarten Seestraße befinden sich viele restaurierte Strandvillen und prachtvolle Exemplare mit Balkonen, Erker und Türmchen, im Stil der Bäderarchitektur.
Wir verlassen die Strandpromenade und gehen zur Ostseetherme, die 1996 eröffnet wurde.
Bis auf wenige Tage im Jahr ist das Bad das ganze Jahr über geöffnet und die Gäste können sich hier auf 750 Quadratmetern vergnügen und entspannen. Es ist eine Kombination aus Bade- und Saunawelt, Kurmittelhaus und Gesundheitsstudio. Drei der sechs Badebecken sind mit Heringsdorfer Jodsole angereichert, die in unmittelbarer Nähe aus 408 Meter Tiefe gefördert wird.
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Neben der Ostseetherme steht ein Aussichtsturm mit drei Plattformen. Es ist eine markante Stahlkonstruktion und das Erkennungszeichen der Therme. Von den über 20 Metern über dem Meeresspiegel liegenden Aussichtsplattformen bietet sich ein herrlicher Rundumblick. Auf einer vierten kleinen Plattform zwischen der obersten Plattform und der Turmspitze sind einige Antennen für Mobilfunk angebracht.
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Von hier gehen wir zurück zur Seestraße. Sie ist die Einkaufsmeile Ahlbecks. Hier findet man Modeboutiquen, Schmuck- und Souvenirlädchen, Buchhandlungen und Restaurants, Cafés und Eislokale.
An der Ecke zur Friedrichstraße steht das Hotel Meereswelle.
Von der immer gut besuchten Terrasse oder von den aufgestellten Strandkörben blickt man auf einen Platz mit Springbrunnen sowie auf den von Restaurants gesäumten Johann-Koch-Platz Richtung Meer.
Wir gehen die elegante Kaiserstraße entlang und stehen vor uns die Ahlbecker Kirche. Sie stammt aus dem Jahr 1895. Doch bereits 30 Jahre vorher gründete der Lehrer und Kantor Johann Koch ein Komitee zur Erbauung eines evangelischen Gotteshauses.
Mit unendlich viel Geduld sammelte die Gemeinde für ihre Kirche.
Der rote Backsteinbau liegt auf einer leicht ansteigenden alten Sanddüne, umgeben von den hohen Linden des alten Ahlbecker Friedhofs.
Wir betreten einen kleinen Vorraum und gelangen anschließend in den eigentlichen Kirchenraum.
Durch das Holztonnengewölbe mit den vielen ins Mauerwerk eingelassenen Balkenköpfen, Hängesäulen und Streben wirkt der Raum wie ein riesiges Schiff.
Die Orgel- und die Seitenemporen sowie das zweireihige Gestühl bilden eine harmonische Einheit mit der Holzdecke, von der zwei prächtige Kronleuchter herab hängen. Um diese Harmonie nicht zu stören, wurden die Wände des Kirchenschiffes ganz in weiß gehalten. Der Altar und das Taufbecken aus Sandstein stammen ebenso wie die achteckige hölzerne Kanzel aus der Erbauungszeit.
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Gegenüber der Kirche liegt der kleine Ahlbecker Kurpark. Diese Bezeichnung würde ich schnellstens aus den Stadtkarten streichen, denn er ist sehr klein und nichtssagend. Teilweise wurde der Park früher als Friedhof genutzt. Einige Bänke laden unter schattigen Bäumen zu einer Rast ein. Dem kleinen Waldstück gegenüber liegt das Rathaus. Es befindet sich in dem 1896 teilweise aus Backsteinen errichteten ehemaligen Warmbad.
Viele Menschen hatten damals noch keine eigene Badewanne in der Wohnung. Deshalb unterhielten viele Orte ein eigenes Warmbad für ihre Einwohner und Badegäste. Meistens ging man einmal pro Woche baden.
1975 wurde die öffentliche Badeanstalt geschlossen, weil viele Einwohner ein eigenes Bad in der Wohnung hatten.
Über die Kurparkstraße gehen wir zur Strandpromenade und kommen so zurück zu unserem Ausgangspunkt unseres Stadtrundgangs.
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