Siena und Monteriggioni
Nach einem ruhigen Tag rund um unsere Ferienwohnung zieht es uns wieder hinaus. Ziel unseres heutigen Ausflugs ist die Stadt Siena. Der Ort liegt auf einer Höhe von 322 m. Siena ist zweifellos eine der größten und schönsten Städte Italiens und eine der touristischen Hauptanziehungspunkte der Toskana. Die gerade einmal 60 km von Volterra entfernt, inmitten der herrlichen Toskana gelegene Stadt, ist aufgrund der vierspurigen Schnellstraße Florenz-Siena doch recht zügig zu erreichen. Egal, von welcher Richtung man sich der Stadt nähert, die Straßen münden alle in eine perfekte Umgehungsstraße, die es einfach macht, die Stadt durch ihren mächtigen Mauerring zu betreten.
Das Siena nicht mit den kleinen Orten verstreut auf den Hügeln der Toskana zu vergleichen ist, merkten wir hier sofort. Von allen Seiten schienen Autos auf uns zuzusteuern, manche bedrängten uns hupend.
Sich über den Stau und das Verkehrschaos zu ärgern, bringt nichts. Hier hält sich kein Italiener an Straßenmarkierungen, sondern ist stets gemüht, die nächstmögliche Lücke im Stau zu erreichen. Das Chaos ist anscheinend die intelligenteste Form, ein möglichst hohes Verkehrsaufkommen zu bewältigen. So war es uns in dem Verkehrsgewühl, trotz Navigationssystem, welches uns den großen Parkplatz „Stadio Fortezzza“ rund um das Stadio Comunale zwar anzeigte, nicht möglich, beim ersten Versuch gleich anzufahren. Erst nach einer Ehrenrunde haben wir die versteckte Einfahrt gefunden und konnten unser Auto auf einen der Parkplätze rund um das Station abstellen.
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Zu Fuß war es dann gar nicht mehr weit, den dem Stadion fast gegenüber steht die Backstein-Basilika San Domenico. Dieser wuchtige Ziegelbau steht imposant und majestätisch auf dem Hügel des hl. Dominikus. Vom Kirchplatz sieht man auf ein Meer aus Ziegeldächern, kantigen Zinnen und Backsteinmauern, denn das geschlossene Stadtbild aus dem 12. bis 15. Jahrhundert ist fast vollständig erhalten geblieben.
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Ganz Siena liegt uns hier oben zu Füßen und über allem erhebt sich, an der höchsten Stelle der Altstadt, majestätisch der Dom aus schwarzem und weißem Marmor. Wir gehen hinunter in die Stadt und die schmale Via Santa Caterina führt uns zum Geburtshaus der hl. Katherina von Siena.
Als Beraterin zweier Päpste wagte sie auf manche kirchlichen Missstände hinzuweisen. Sie wurde 1461 heiliggesprochen und wird als Schutzpatronin Europas, Italiens und der Stadt Rom verehrt.
Ihr Geburtshaus ist heute ein Museum und als Santuario di Santa Caterina bekannt.
Unbedingt besuchen wollten wir auch heute wieder Sienas Dom Santa Maria. Genauso beeindruckt wie bei unseren letzten Besuchen waren wir auch dieses Mal wieder.
Dieses bedeutendste Bauwerk Sienas ist ein architektonisches Meisterwerk und in Form eines lateinischen Kreuzes mit einer mächtigen Kuppel gebaut. Die dreiachsige Westfront mit spitzen Dreiecksgiebeln schmücken eine Reihe von Säulen, Statuen und die schwarzweiß gestreiften Marmorpfeiler.
Genau wie die Touristengruppen schwärmen wir um das riesige Bauwerk herum und reckten die Hälse um den schlanken, mit schwarz weißen Marmorstreifen verkleideten Glockenturm zu bewundern.
Den Eintritt wollen wir uns heute sparen, denn wir haben bereits zweimal diesen wunderschönen Dom von innen besichtigt. Sein Inneres ist genau so beeindruckend wie seine Außenfassade. Ein einzigartiges Kunstwerk ist der Fußboden mit seinen 56 in Marmor geritzten Bildern und vom Deckengewölbe leuchten aufgemalte Sterne vom blauen Untergrund. Als 1316 der Domchor erweitert wurde, wurde auch das Baptisterium errichtet. Es liegt unterhalb des Doms. Seine weiße Marmorfassade ist nie fertiggestellt worden. Im Inneren befindet sich der Taufbrunnen, der aus einem sechseckigen, mit vergoldeten Bronzeplatten geschmückten Becken besteht.
Über eine der breiten Treppen steigen wir vom Domvorplatz hinab und gehen zum schönsten Platz von Siena. Durch eine enge Lücke zwischen den Palazzi betreten wir die Piazza del Campo.
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Dort wo sich drei Stadtteile berühren, liegt dieser einzigartige, muschelförmige, wie ein Amphitheater ansteigende Platz. Es ist einer der interessantesten und berühmtesten Plätze Italiens. Eingerahmt von historischen Wohnhäusern und Palästen ist er früher wie auch heute der Lebensmittelpunkt der Stadt.
Das Bild des Platzes prägt der Palazzo Comunale. Das Gebäude des Rathauses bestand früher lediglich aus drei Stockwerken. Die Aufstockung und auch die Seitenflügel wurden erst später hinzugefügt.
Beeindruckend ist auch die Außenfassade. Besteht der untere Teil aus Natursteinen, die mit dem charakteristischen Sieneser Bögen verziert sind, ist der zweite und dritte Stock aus Ziegeln gemauert und zeigt zwei Reihen spitzer Dreibogenfester. Den Abschluss des mittleren Gebäudes ist im vierten Geschoss mit einem Kranz zierlicher Zinnen und Bögen geschmückt. Neben dem Palazzo wurde im 14. Jahrhundert der 102 Meter hohe „Torre del Mangia“ gebaut, der das Bild des Platzes prägt.
Wie bei unseren letzten Besuchen, so ist auch heute wieder der Platz mit Besuchern aus aller Welt gefüllt, denn die Besichtigung des Piazza del Campo darf bei keiner Stadtführung fehlen.
Vor den alten Palazzos stehen unzählige Postkartenständer und zahlreiche Terrassenmöbel der Restaurants und Cafes, die mit verlockendem Essen- oder Kaffeegeruch die Touristen zu einer Pause heranlocken.
Auch wir lassen uns hier nieder und bei einem Eiscafe stellen wir uns das größte Sieneser Fest hier auf dem Platz vor. Denn zweimal im Jahr, an den zwei Marien-Gedenktagen, finden hier seit über 800 Jahren historische Umzüge und das Pferderennen „Palio“ statt. Diese Veranstaltung hat bereits Weltruf erlangt und Zehntausende verfolgen jedes Mal das Rennen. Es ist ein ohne Sattel gerittenes Pferderennen, bei dem Ehre und Ansehen der einzelnen Stadtteile (17 Contraden) auf dem Spiel stehen.
Nachdem sich unsere Beine wieder ausgeruht haben, gehen wir noch ans obere Ende des Platzes und stellen wieder einmal fest, die Toskana ist auch das Land der Brunnen, denn überall in den Städten finden sich prachtvolle und uralte Kunstwerke.
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Hier steht der von 1409 bis 1419 geschaffene „Fonte Gaia“. Er wurde deshalb „Brunnen der Freude“ getauft, weil es 1342 zum ersten Mal gelungen war, mithilfe einer 25 km langen Leitung Wasser in die Stadt fließen zu lassen. Da Siena auf einem 322 Meter hohen Hügel liegt, war der Wassermangel, ganz besonders in den Sommermonaten, immer ein großes Problem.
Wir verlassen die Piazza del Campo, die „Gute Stube’“ von Siena und bummeln durch verschiedene Gassen der Stadt und entdecken weitere bauliche Schätze. So z. B. die Kirche von San Pietro alle Scale. Es ist eine alte Kirche auf der Via San Pietro. Die Backsteinfassade hat ein Portal mit einer Darstellung des „heiligen Petrus im Himmel mit Engeln“.
Leise Musik klingt aus der Accademia-Musicale Chigiana, einer internationalen Musikakademie, die bereits 1932 gegründet wurde. Der Graf Guido Chigi Lucarini stelle seine Besitztümer der Akademie zur Verfügung, so auch dieses Gebäude, den Palazzo Chigi-Saracini, in dem auch heute noch Musiker und Sänger in der klassischen Musik ausgebildet werden.
Was wäre eine ummauerte Stadt ohne Eingangstore. So kommen wir bei unserem Rundgang zum Porto Tufi, einem 1325/1326 errichtetem Tor mit drei Rundbögenöffnungen.
Auf dem Rückweg zu unserem Auto schauen wir uns noch die vielen Souvenirgeschäfte an und erfreuten uns an dem wunderschönen bunten Porzellan, auf dem die Landschaft der Toskana wiedergegeben wurde.
Zum Abschied unseres Besuches bekamen wir in dem Stadtteil der „Contrada del Drago“ noch einen bunten Umzug mit und fanden somit auch die Erklärung, warum in diesem Stadtteil seit heute Morgen so viele Menschen unterwegs waren.
Monteriggioni
Schon Johann Wolfgang von Goethe empfand während seiner italienischen Reise das Tempo seiner Pferdekutsche als zu schnell, um die Schönheit der Landschaft bewundern zu können, darum befahren wir auf unserem Rückweg auch wieder lieber die kleinen schmalen Straßen, die durch die wunderschöne toskanische Landschaft führen.
Einer Empfehlung des Reiseführers folgend, machen wir noch einen Halt in dem traumhaft gelegenen Ort Monteriggioni. Auf einer kleinen Anhöhe gelegen, ist dieser kreisrunde, mittelalterliche Stadtkern von einer fast 600 m langen und 2 m dicken Mauer eingeschlossen. Bis auf wenige Erweiterungen im 16. Jahrhundert ist der Ortskern noch heute so erhalten, wie er ursprünglich errichtet wurde.
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Hinter der hohen Stadtmauer verbirgt sich somit das besterhaltendste mittelalterliche Dorf des Landes. Montereggioni wirkt wie ein Freilichtmuseum. Es ist ein beliebtes Ausflugsziel und gut besucht von Einheimischen und Touristen, da hilft auch die Mauer nicht, die eigentlich vor Angriffen schützen sollte.
Der Ort besitzt zwei Stadttore. Wir betreten ihn durch das in Richtung Siena ausgerichtete Haupttor „Porta Franca, auch Porta Romea“ genannt und stehen auf dem Hauptplatz Piazza Roma.
Auf diesem kleinen Platz herrscht quirliges Leben. Trotzdem hat man das Gefühl, in diesem bescheidenen Bauerndorf in eine andere Zeit versetzt worden zu sein.
Dieses Dorf war im Mittelalter einer der strategisch bedeutendsten Vorposten von Siena. In diesem Grenzgebiet, in dem Florenz und Siena im 13. Jahrhundert lange um die Vormacht kämpften, sind viele Festungen und Verteidigungsanlagen, wie dieses Dorf, entstanden.
In diesem Ort leben gerade einmal 50 Personen, die ihre typisch toskanischen Häuschen pflegen und hegen, in denen früher einmal die adligen der Stadt oder wohlhabende Kaufleute lebten. Heute sind in den Gebäuden kleine Werkstätten untergebracht, Geschäfte, die die Weine der Umgebung anbieten und mehrere Lokale. Am Hauptplatz steht die einzige Kirche des historischen Ortes, die Ciesa di Santa Maria Assunta. Diese 1219 errichtete Kirche ist die Hauptkirche der Gemeinde.
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Wir durchqueren den Ort – der nur 170 m breit ist - und kommen zu dem zweiten Tor, dem nach Florenz ausgerichteten „Porta di sotto“. Nach Durchschreiten des Tores liegt ein Teil dieses gigantischen Mauerrings mit seinen Türmen vor uns. Fasziniert von dieser alten Festung wollen wir uns einen Spaziergang auf der ringförmigen Stadtmauer, den ehemaligen Wegen der Garden, nicht entgehen lassen.
Von den Wehrgängen mit seinen 14 Wachtürmen hat man eine schöne Sicht auf das winzige Dorf mit seinen drei Gassen und blickt weit auf die umliegenden Hügelketten. Wieder einmal stellen wir fest, die kleinen Orte faszinieren uns immer wieder aufs Neue und sind wahre Schatzkästchen. Sie gefallen uns viel besser als die großen Aushängeschilder der Toskana.
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