Weiterfahrt zur zweiten Ferienwohnung nach Buti
Nach der doch etwas anstrengenden Tour durch das Chianti-Land am Vortag genießen wir die letzten 2 Tage noch einmal so richtig rund um unsere Ferienwohnung, gehen noch ein letztes Mal in Volterra essen und kaufen Vorräte für eine weitere Woche in unserer neuen Ferienwohnung.
Dann heißt es auch schon wieder Koffer packen, denn die 14 Tage in Volterra sind leider schon vorüber. Ausschlafen und anschließend ein letztes Mal in aller Ruhe ein leckeres Frühstück genießen, dann werden die Koffer wieder verladen, denn heute heißt es „Tapetenwechsel“.
Bei strahlendem Sonnenschein sagen wir der freundlichen Vermieterin und der Ferienanlage „Casale Giulia“ Arrivederci.
Gerade einmal 70 km trennen uns von unserer neuen Unterkunft, in der wir unsere Ankunft für die Mittagszeit angesagt haben. Wir fahren ganz geruhsam durch eine phantastische Hügellandschaft.
Sehen so weit das Auge reicht und hinter jedem Hügel eröffnen sich neue Aussichten. Hinter jeder Kurve tut sich eine neue Seite der toskanischen Landschaft auf, denn an Vielseitigkeit ist die Toskana kaum zu überbieten. Selbst die noch so kleinen Straßen sind wahre Panoramawege.
Wie Säulen ragen die zauberhaften schlanken Zypressen in den Himmel und führen zu den auf Hügeln stehenden Bauernhäusern, die wie gemalte Farbtupfer im Land wirken. Es ist ein schönes Gefühl noch länger in der Toskana verweilen zu dürfen. Doch auch die schönste Fahrt neigt sich einmal dem Ende zu und auf dem letzten Stück haben wir die malerische Landschaft hinter uns gelassen.
Hier, auf der Verbindungsstraße von Pisa nach Lucca wird alles flacher und weiter. Bald sahen wir auch schon ein Hinweisschild, welches uns die Richtung zu der mittelalterlichen Ortschaft Buti wies. Ab der Ortseinfahrt hieß es nun gut aufpassen. Wir hatten zwar eine detaillierte, aber auf dem ersten Blick doch sehr irreführende Wegbeschreibung vor uns liegen. Zwar war der Zielort auch ins Navigationsgerät eingegeben, doch kamen mir ein paar Mal Zweifel, ob wir auf dieser schmalen Straße richtig sind, denn die Strecke hatte es in sich.
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Fassungslos wurde ich jedoch, als vor uns nur noch ein schmaler asphaltierter Streifen vor uns lag, der steil an einem Berghang entlang führte. Ich wollte einfach nicht glauben, dass die, für meine Begriffe höchst unwirkliche Straße, die Zufahrt zu unserer Ferienwohnung sein sollte. Die Straße war so schmal, dass ein Begegnungsverkehr nicht möglich war und wir auch nur ganz wenige Ausweichstellen sahen. Für den Wahnsinnsausblick auf dieser „Panoramastraße“ oder der blumenübersäten Mauer der Oliventerrassen auf der Bergseite hatte ich bei dieser ersten Tour noch keinen Nerv und mein Mann musste mich immer wieder beruhigen, dass doch gar nichts passieren kann.
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Wie erleichtert war ich, dass wir hier oben wirklich das Eingangsschild „Agriturismo Cima alle Serra“ lasen und mein erster Impuls war, „hier bleib ich nicht“, denn diesen Weg möchte ich nicht tagtäglich fahren. Erst später wurde mir der Name unserer Ferienanlage übersetzt, da wurde mir so einiges klar, denn sie hieß „Agraturismus auf der Spitze des Gebirges“.
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Wir stellten unser Auto auf dem Parkplateau ab und gingen noch ein Stück den Berg hoch, bis wir vor einem hohen, geschlossenen Tor des Landgutes standen. Es gab keine Schelle und auf unser Rufen reagierte niemand, so mussten wir erst noch einmal zum Handy greifen und unsere Anwesenheit vor dem Tor bekannt geben.
Wieder einmal reichten unsere Englischkenntnisse, so dass uns kurze Zeit später der Gärtner in die Anlage ließ. Nun konnten wir erst einmal das riesige terrassenförmig angelegte Grundstück mit großer Panoramaterrasse und den mit Rosenbüschen umpflanzten Pool besichtigen.
Die fantastische Aussicht auf das Tal von dieser, mit mehren Tischen und Stühlen bestückten Terrasse, entschädigte mich erst einmal für die doch sehr gewöhnungsbedürftige Auffahrt.
Kurze Zeit später erhielten wir die Schlüssel für unsere Wohnung „Ciperessino“ (Zypresschen). Eine Topf-Parade von Zitronenbäumchen empfängt uns auf dem Weg zu unserer Eingangstür. Mit diesen Pflanzgefäßen der sattgrünen Bäumchen, behängt mit gelben Früchten, werden die Eingangsbereiche noch schöner in Szene gesetzt. Dazu kommt dann der betörend süße Duft der Blüten, den man beim Vorbeigehen einatmet. Diese Zitruspflanzen sorgen hier für Ferienstimmung und mediterranes Flair.
Wie auch in der vorherigen Wohnung erwartet uns ein Willkommensgruß auf dem Zimmer. Eine Flasche Wein und eine Flasche Olivenöl aus eigener Herstellung sollen uns auf eine weitere Ferienwoche einstimmen.
Die Einrichtung war auch hier landestypisch, doch entgegen der einfachen Kücheneinrichtung von Volterra treffen wir hier auf eine voll eingerichtete Küchenzeile mit Automatikgasflammen, Spülmaschine, Mikrowelle und natürlich auch einer Kaffeemaschine. In der großen Wohnküche hing ein supergroßer Flachbildschirm an der Wand, der gleich mehrere deutsche Programme ausstrahlte. Eine Klimaanlage, einstellbar je nach Wunsch auf kalt oder warm, fehlte auch nicht. Doch im Schlafzimmer war die Zeit stehen geblieben. Hier trafen wir auf Omas Schlafzimmer, kurzes und schmales Doppelbett, mit einteiliger, durchgelegener Matratze und einer gemeinsamen Decke. Nach der ersten Nacht in diesem Bett hätten wir lieber auf jeglichen modernen Komfort verzichtet, wenn wir ein bequemeres Bett bekommen hätten.
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Nachdem wir uns auch hier häuslich eingerichtet hatten, zog es uns mit einer Tasse Kaffee wieder auf diese traumhafte Terrasse. Schnell hatten wir unsere ganz persönliche Sitzecke gefunden, die auch in den kommenden Tagen unser Stammplatz wurde. Die atemberaubende Lage mit einer unglaublichen Aussicht, sowie die wohltuende Ruhe inmitten der Natur, da wurde für uns dieser Platz zum „Genießer-Platz“. Wir konnten uns von diesem Panorama den ganzen ersten Tag nicht trennen, und als sich dann der Abend über das Tal legte und die Stille sich über den Bergen ausdehnte, kann sogar ein Hauch von Melancholie auf.
„Das Leben leicht tragen und tief genießen ist die Summe aller Weisheit“
(Wilhelm von Humboldt)
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