Spaziergang hinunter nach Buti
Heute wollen wir einmal die 2,5 km auf unserer Panoramastraße bis hinunter nach Buti wandern, denn auf dieser Zufahrt zu unserer Ferienwohnung grünt und blüht es. Eigentlich sind die Befestigungsmauern der einzelnen Terrassen, auf denen teilweise schon sehr alte Olivenbäume stehen, eine kahle Mauerpartie. Hier sind sie erfolgreich durch wild wachsende bunte Blumen getarnt und lassen sie so in bunter Farbenpracht aufleben.
Wir gehen entlang der schmalen Straße, wo uns heute Morgen nur ein paar Olivenbauern mit ihren dreirädrigen Fahrzeugen, auf dem Weg zu ihren Oliventerrassen, entgegenkommen und sind begeistert von der Schönheit dieses Weges. Ich kann mich nicht entscheiden was schöner ist, der Blick ins Tal oder der bunte Blütenzauber, denn gelbe, blaue, weiße und einige rote Blüten geben hier den Ton an.
Maler sind immer bemüht die Schönheit von Landschaft und Natur in ihren Bildern sichtbar zu machen. Heute, im Zeitalter der Digitalfotografie haben wir es leichter, schöne Momente oder üppiges Blumenflor im Bild festzuhalten. Wir sind entzückt was rechts und links des Weges für Pflanzen stehen und haben Muße sie in Ruhe zu betrachten.
An den meisten Wegerändern beeinflusst der Mensch heute immer wieder das Leben der Pflanzen. Hier zeigt die Natur ungestört ihre Kraft. Schmetterlinge flattern umher, flogen immer ein paar Meter, ließen sich auf einer Blüte nieder und schreckten wieder auf, wenn wir uns ihnen näherten und die Bienen sind fleißig wie „Maja“, sie fliegen von Blüte zu Blüte und in den Mauerspalten lebt zahlloses Getier.
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Wieder einmal haben wir festgestellt, dass schon das Betrachten einer Blume, mit seinen Gästen, zum Erlebnis werden kann. So haben wir gar nicht bemerkt, dass wir nun schon in Höhe der Dächer von Buti angekommen sind.
Kann es etwas schöneres geben, als hier entlang zu wandern, ohne sich den Stress des Autofahrens auf dieser schmalen Straße anzutun und Dinge zu entdecken, an denen wir mit dem PKW achtlos vorbeigefahren sind.
Bei strahlendem Sonnenschein, Temperaturen um 25º C wollen wir nun den kleinen Ort Buti kennenlernen. Dieser Ort, in einem Talkessel an den Osthängen des Monte Pisano gelegen, entstand bereits im Mittelalter. Er lag im Zentrum der Auseinandersetzungen zwischen Pisa, Lucca und Florenz und hatte damals zahlreiche Befestigungsanlagen.
Das Castel Tonini ist noch heute erhalten und thront über dem Dorf. Schön mit Fresken verzieht ist der Palazzo Tonini, der 1550 von den Medico errichtet wurde.
Wir bummeln durch die mittelalterlichen Gassen, mit einigen schönen Palästen aus dem 16. und 17. Jahrhundert und bestaunen von Weitem die romanische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer. Die Kirche wurde im 13. Jahrhundert erbaut und erlebte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zahlreiche Veränderungen und Erweiterungen.
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Bevor wir wieder zurück zu unserer Ferienwohnung wandern, machen wir noch eine Pause in einem der Restaurants im Ort und essen wieder einmal die toskanische Spezialität „Bruschetta“. Ich glaube man hat nur eine Lösung gesucht, wie man das salzarme toskanische Brot schmackhaft macht.
Wir haben in vielen Gasthöfen diese Vorspeise gegessen, sie schmeckte überall verschieden – doch immer köstlich. Nachdem wir uns gestärkt haben, geht es wieder hinauf zu dem Landgut, in den Hügeln des „Monte Serra“, in 300 Meter Höhe. Entlang der Oliventerrassen treffen wir nun immer wieder auf Bauern, die mit dem Auslichten der Bäume beschäftigt sind, denn die Hügel um den Ort herum sind reich an Olivenbäumen. Buti ist das Zentrum für die Produktion von hochwertigem Olivenöl, das hier eine Jahrhunderte alte Tradition besitzt. Der Olivenbaum ist eine bereits 4000 Jahre alte Kulturpflanze. Er ist sehr widerstandsfähig und hat die Fähigkeit selbst auf diesem dürren Boden noch Früchte zu tragen. Da die Bäume bis zu tausend Jahre alt werden können, haben sie oft geschundene, zerfurchte und gedrehte Stämme, die in den Olivenhainen oft einen skurrilen Anblick bieten.
Die Aussicht auf einen geruhsamen Nachmittag am Swimmingpool hat uns viel schneller als erwartet wieder hinauf bis zum Eingangstor gebracht. Denn was macht man an solch einem sonnigen Tag hier oben auf dem Berg anderes, als mit Badesachen auf die unter uns liegende Terrasse zum Swimmingpool zu gehen. Auf dem kleinen ausgetretenen Pfad umschmeicheln die hier angepflanzten Küchenkräuter, wie Rosmarin und Salbei unsere Nase auf das Angenehmste, denn sie duften bei jeder Berührung. Die Würze des Südens, ob für Pizza, Pasta oder anderen Speisen, steht an einem sonnigen Plätzchen und damit ist immer ein Kräuterzweig für die Urlauberküche griffbereit.
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Märchenhaft schön auf der Terrasse gelegen, fernab der hektischen Welt unten im Tal, eingerahmt von Hibiskussträuchern und blühenden Strauchrosen liegt der Swimmingpool.
Die Rosen sind duftende Abgrenzungen zu den auf der darunter liegenden Terrasse stehenden Olivenbäumen. Sie wurden so gepflanzt, dass der Wind vom Tal den Duft entlang des Pools trägt. Da wir mit Muße am Pool liegen, können wir viele Duftnuancen wahrnehmen. Jetzt im Juni ist die Hochzeit der Rosen und wir freuen uns jedes Jahr über das Blütenmeer und ihre verschiedenen Düfte. Am Abend sitzen wir dann auf der großen Terrasse mit Blick ins Tal. Wieder einmal wird der Abend mit einem Glas Rotwein eingeläutet und für das leibliche Wohl gibt es eine Pfanne Rosmarinkartoffeln.
Für uns ist die Sonne hier oben bereits hinter dem Berg verschwunden, während über das Tal noch das klare Licht der tief stehenden Abendsonne liegt. Unsere Ferienwohnung kann noch vieles bieten, was woanders schon längst verloren gegangen ist: Ruhe, Beschaulichkeit und ganz viel Natur, doch um hier mit dem PKW immer hoch zu fahren, muss ich schon etwas mutig sein, da es leider keinen anderen Ausweg gibt.
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