Pisa
Pisa, die größte touristische Attraktion der Toskana wollen wir uns heute wieder einmal ansehen. Keine andere Stadt wurde durch eine Bausünde so berühmt wie Pisa, denn der Dom-Kampanile hätte auf dem Schwemmland gar nicht gebaut werden dürfen. Heute stellt der „Schiefe Turm“ als Wahrzeichen alle anderen Denkmäler von Pisa in den Schatten. Unsere Fahrt geht von unserer Ferienwohnung hinunter nach Buti und wieder hoch auf den Monte Serra, der höchsten Erhebung der Gebirgskette Monte Pisano.
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Diese Gebirgskette trennt die Ebene von Lucca nach Pisa und ist einzigartig in ganz Italien, denn der Berg steht für sich allein, ist von Bächen umgeben und nicht mit anderen Bergreliefs verbunden. Auf dem Gipfel des Monte Serra, auf 918 Meter, befinden sich mehr als 20 verschiedene Sendemasten und es werden auf 59 Frequenzen von hier Programme übertragen.
Selbst bei der Fahrt über die Gebirgskette sind es nur 15 km bis Pisa. Auf dem Parkplatz „Citta de Pisa“ stellen wir unseren Wagen ab. Von hier sind es nur noch wenige Schritte bis zur Piazza Manin. Heute wollen wir uns mehr Zeit nehmen, als nur den „Schiefen Turm“ und den „Platz der Wunder“ zu bestaunen. Bei unseren Bustouren war leider die Stadt am Arno mit seiner schönen Altstadt nie im Programm.
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Durch ein Tor der alten Stadtmauer betreten wir die Piazza del Dumo, die auch Campo die Maracoli (Platz der Wunder) genannt wird. Pisas Hauptsehenswürdigkeiten, das romanische Gebäude-Ensemble von Dom, Baptisterium, der Monumentalfriedhof Camposanto und der „Schiefe Turm“ liegen vor uns. Der Platz mit seiner umgebenden Mauer strahlt auch bei unserem heutigen Besuch wieder ein besonderes Flair aus und ist ein millionenfach fotografiertes Highlight. Die in Carrara-Marmor errichteten Baudenkmäler gehören seit 1987 zum Weltkulturerbe und sind von einzigartiger Schönheit.
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Dieser Gebäudekomplex, der auf einer gepflegten grünen Rasenfläche steht, war damals als Siegeszeichen des Christentums über den Islam erdacht worden. Das Baptisterium, welches häufig in Italien von der Hauptkirche getrennt ist, ist eine der größten Taufkirchen der Christenheit. Da die Bauarbeiten sich über zwei Jahrhunderte hinzogen, findet man Elemente der Romanik und der Gotik in diesem Rundbau. Auf der Spitze ist die über 3 Meter hohe Bronzestatue von Johannes dem Teufer montiert. Hell und fast 55 m hoch ist der Innenraum, in dem das achteckige Taufbecken steht.
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Der prächtige Dom Santa Maria Assunta, Kathedrale des Erzbistums Pisa, wurde durch den Erlös von sechs reichlich beladenen, gekaperten Sarazenenschiffen 1063 ermöglicht. Die herrliche Fassade schmücken auf der Westseite drei Bronze-Portale mit umfangreichen Reliefzenen. Das mittlere Tor ist dem Leben der heiligen Maria gewidmet. Diese Relieftafeln sind nach dem Vorbild byzantinischer Elfenbeinarbeiten geschaffen.
Das gewaltige Dominnere mit seinem Mittelschiff, den 68 Granitsäulen und der Kassettendecke sowie die beiden Seitenschiffe und den vier Kapellen beeindruckt uns auch bei unserem heutigen Besuch wieder.
In der Mitte des Hauptschiffs hängt der Bronzeleuchter, an dem der Gelehrte Galilei die Gesetze zur Pendelschwingung abgeleitet hat. Die Absis ist vollständig mit Fresken ausgemalt und das Mosaik darüber zeigt Christus, flankiert von Maria und Johannes. Eines der prächtigsten Ausstattungsstücke ist die reich mit Reliefs und Statuen verzierte sechseckige Kanzel, die von Säulen getragen wird, von denen vier als Figuren gestaltet sind.
Ein weiteres Prunkstück im rechten Querschiff des Doms ist das Grabmal des Kaisers Heinrich VII. Er war der erste der insgesamt drei Kaiser des Heiligen Römischen Reiches aus dem Hause Luxemburg. Der monumentale Camposanto, ein durch hohe Mauern geschützter Friedhof, liegt hinter dem Dom, am nördlichen Ende der Piazza dei Miracoli. Er diente den Adligen von Pisa als letzte Grabstätte, die hier in antiken Sarkophagen bestattet wurden.
Der Name Pisa ist untrennbar verbunden mit dem „Schiefen Turm“. Der “Torre Pendente“, ein für Italien typischer frei stehender Glockenturm wurde im Jahre 1173 begonnen. Doch schon ein Jahr danach begann er sich zu neigen und in den folgenden Jahrhunderten neigte er sich Zentimeter um Zentimeter, bis er 1990 für die Besucher gesperrt wurde.
Umfangreiche Bauarbeiten wurden notwendig, die den Turm um 44 Zentimeter aufrichteten und stabilisierten. Nach Ansicht der Experten ist der Turm jetzt für die nächsten 300 Jahre sicher und wurde somit 2001 für die Besucher wieder freigegeben.
Wer den Turm besteigen will, muss sich einige Stunden vorher anmelden, denn aus Sicherheitsgründen kann nur eine begrenzte Anzahl von Besuchern aufsteigen. Wir haben uns mit der Betrachtung von unten begnügt.
Da die Stadt jedoch noch viel mehr bietet, verlassen wir die Piazza die Miracoli über die Prachtstraße Via Santa Maria, um uns unter anderem den ältesten botanischen Garten anzusehen. Dieser Garten wurden 1543/44 auf Betreiben des Arztes und Botanikers Luca Ghini gegründet. Somit handelt es sich um den weltweit ältesten botanischen Garten einer Universität. Heute dient er zu Forschungszwecken des "Botanischen Instituts". Wir machen einen Spaziergang durch den mehr als 500 Jahre alten Garten, in dem Lorbeerbäume, kalifornische Palmen und die zwei ältesten Bäume Ginkgo und Magnolia, aus dem Jahr 1787 stehen. Verschiedenste Sorten von Hortensien, die zu den beliebtesten Blütensträuchern in unseren Breiten zählen, weckt unser Interesse, denn sie verleihen dem Garten in diesem Bereich ein romantisches Flair.
In dem Gartenareal gibt es die unterschiedlichsten Abteilungen, in denen Heilpflanzen und bedrohte Sumpfpflanzen gedeihen. Sicherlich wird in diesem Garten mit seinen exotischen Pflanzen und botanischen Raritäten noch geforscht, doch machte er in unseren Augen einen sehr ungepflegten Eindruck und die Gewächshäuser waren ungenutzt und zu Abstellräumen umfunktioniert.
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Zu einer willkommen Mußestunde abseits der lebendigen Stadt lud uns jedoch eine Sitzecke an einem kleinen Teich ein. Wasser, Steine und Pflanzen bilden eine schöne Kombination und Sumpfbeete sorgen für Abwechslung. Reizvoll sind Spiegelungen und glitzernde Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche. Außerdem lockt der Teich Tiere an und bietet Vögel in dieser Großstadt eine Möglichkeit zum Baden.
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Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, setzten wir unseren Altstadtbummel fort und kommen zur Piazza dei Cavalieri. Der „Platz der Ritter“ war im Mittelalter das politische Zentrum der Altstadt und ist berühmt für seine repräsentativen Bauten, wie dem Palazzo die Cavalieri, auch Palazzo della Carovano genannt. Der Palast hat eine von Wappen geschmückte Fassade und in den Nischen stehen Büsten der sechs toscanischen Großherzöge. Eine schöne Freitreppe mit Statuen führt ins Gebäude. Seit 1810 beherbergt der Palazzo die italienische Elitehochschule und wir erinnern uns wieder, dass Pisa eine alte, traditionsreiche Universitätsstadt, mit gleich 3 Universitäten ist, 40.000 Studenten beherbergt und wir uns inmitten des Universitätsviertels befinden. Dem Palazzo schließt sich rechts daneben die Kirche Santo Stefano die Cavalieri an, die 1569 für den Ritterorden errichtet wurde.
Ein weiteres für den Stephansorden errichtetes Gebäude ist der Palazzo dell´Orologio – der Uhrenpalast -, der einen Torbogen zur Erhaltung des Durchganges der Straße hat.
Durch diese geschickte Bauweise entstand eine Verbindung zwischen dem Staatsgefängnis und dem Palazetto die Gherardesca.
Nun schlendern wir ohne Ziel durch die von Arkaden gesäumten Borgo Stretto, die schönste Flaniermeile durch die Altstadt von Pisa und überließen unseren Beinen die Führung, bis wir uns nach einer Weile am Arno wieder finden. Er fließt an der Altstadt vorbei und nur sehr wenige Touristen verirren sich bis hierher.
Wir überqueren den Fluss übe die Ponte di Mezzo. Sie ist die älteste Arno-Brücke und war auch bis 1186 die einzige Brücke Pisas. Der erste Blickfang auf der gegenüberliegenden Arnoseite ist der Palazzo Gambacorti, in dem heute das Rathaus der Stadt Pisa untergebracht ist. Im Gebäude sollen wundervolle Fresken zu sehen sein, welche die glorreiche Geschichte der Seemacht Pisa dokumentieren.
Reizvoll ist der Spaziergang entlang des Arnoufers, denn von hier hat man einen schönen Blick auf die prächtigen Wohnhäuser reicher Patrizier am anderen Ufer.
Der Palazzo Agostini aus dem 14. Jahrhundert ist einer der schönsten Paläste und das einzige noch erhaltene Beispiel eines Backsteinpalastes mit reichen Terrakotta-Ornamenten. Im Erdgeschoss befindet sich das 1794 gegründete Kaffee dell´Ussero, welches bei den Künstlern der Stadt sehr beliebt ist.
Ein weiteres auffallendes Gebäude ist der Palazzo Lanfranchi oder Alla Giornata. In diesem Gebäude aus weißem Marmor befindet sich das Büro des Präsidenten der Universität von Pisa.
Der große Palast Reale wurde 1585 von der mächtigen Florentiner Familie Medici erbaut und sollte als Winterresidenz genutzt werden.
Seit 1989 befindet sich hier das Museum Nazionale di Palazzo Reale, in dem Porträts der Herrscherfamilie, einstiger Stadtherren und toskanischer Großherzöge ausgestellt werden sowie kostbare Einrichtungsgegenstände, Möbel oder Wandteppiche. Wir gehen die Lungarno Gambacorti entlang und kommen zu der kleinen Kirche Santa Maria della Spina – oder auch Dornenkirche, welche an der Straße, oberhalb des Flusses steht. Sie verdankt ihren Namen einem Dorn, der aus der Dornenkrone Christi stammen soll und lange Zeit in dieser Kirche aufbewahrt wurde.
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Die Kapelle stand ursprünglich direkt am Ufer des Flusses. Da sie aber häufig dem Hochwasser ausgesetzt war, trug man sie 1871 ab und baute sie am jetzigen Standort wieder auf. Sie hat eine wunderschöne Außenfassade, die 1996-1998 restauriert wurde. Viele Statuen an der Außenwand der Kirche wurden durch Kopien ersetzt und sind als Original im Nationalmuseum San Matteo zu sehen. Über die 101 Meter lange Solferino Brücke überqueren wir wieder den Arno und gehen entlang der Via Roma zurück zur Piazza die Miracoli. Doch gehen wir nicht wieder auf den Platz, sondern bummeln entlang der mittelalterlichen Stadtmauer.
Hier werden uns von unzähligen marktähnlichen Ständen Souvenirs der Stadt, vor allem der „Schiefe Turm“ in allen Varianten angeboten. Von hier ist es dann nicht mehr weit zu unserem abgestellten PKW, mit dem wir am Nachmittag wieder zurück zu unserer Ferienwohnung fahren. Unser letzter schöner Ausflugstag für diesen Urlaub geht damit zu Ende.
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