Pienza und San Quirico d´Orcia
Jede Fahrt durch die Toskana ist ein Erlebnis, denn zwischen Weinbergen und Olivenhainen liegen immer wieder idyllische Bauernhäuser. Sie zieren wie gemalte Farbtupfer das Land und prägen so die ganze Landschaft. Auf den Spuren von Papst Pius II, in die wunderschöne kleine Renaissance-Stadt Pienza, geht heute unsere Tagestour.
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Eingebettet zwischen den toskanischen Hügeln, umgeben von Olivenhainen und Weinbergen und dem Orcia-Tal wurde es zum Weltkulturerbe erklärt. Der Papst, der 1405 in diesem Ort geboren wurde hat seinen Geburtsort in eine Bischofsresidenz verwandelt. Er ließ nicht nur den Dom, den Kommunalpalast und seinen eigenen Familienpalast anlegen, sondern bedrängte auch Kardinäle und andere Würdenträger Paläste zu errichten. Pienza hat aber noch einen zweiten Bekanntheitsgrad, denn sie ist die „Hauptstadt“ des Pecorinos, einem würzigen Schafskäse.
Ohne eine Klettertour betreten wir kurz nach dem Abstellen unseres PKW´s durch das Eingangstor „Porta al Prato“ diesen kleinen Ort.
Bevor wir uns die imposanten Bauwerke ansehen, lassen wir uns auf der Flaniermeile Corso Rossellino erst einmal mit den anderen Urlaubern treiben. Dabei stellen wir fest, die Einheimischen gehen auf der Schattenseite der Gasse und die Urlauber auf der Sonnenseite. Über der Schulter hängen ihre Kameras und in der Hand tragen sie, genau wie wir, den Stadtplan. Auf diesem sieht man sehr deutlich, dass alle historischen Gebäude im Stadtzentrum um einen Platz herum stehen. So kommen wir auch nach einiger Zeit auf das Herzstück des Städtchens, der trapezförmigen Piazza Pius II. Sie wird von den wichtigsten Gebäuden der Stadt gerahmt, dem Dom, Palazzo Comunale, Palazzo Borgia und Palazzo Piccolomini.
Dieser imposante Platz mit seinem mittig stehenden Renaissancebrunnen diente Papst Pius II. als Versammlungsort und ist noch heute Mittelpunkt der Stadt. Das beeindruckendste Bauwerk ist hier ohne Frage der aus Sandstein gebaute Duomo Santa Maria Assunta.
Duomo Santa Maria Assunta, rechts Palazzo Piccolomini.
Die Fassade mit drei beeindruckenden Portalen zeigt im Giebel das päpstliche Wappen Pius II. mit der Tiara, den gekreuzten Schlüsseln Petris und dem Familienwappen der Piccolomini. Die Kirche ist im Stil einer mitteleuropäischen Hallenkirche gebaut, was in Italien verhältnismäßig selten ist, aber von Pius II auf seinen Reisen jenseits der Alpen bewundert wurde. Probleme bereitet das abschüssige Gelände. So waren an der Apsis bereits umfangreiche Stützkonstruktionen erforderlich und noch heute bereitet der Untergrund Probleme. Der frei stehende prachtvolle Palazzo Piccolomini (rechts) beeindruckt durch seine gewaltigen Ausmaße. Wie aus Würfeln zusammengesetzt wirkt die Fassade aus Sandstein und Travertin. Dieses Gebäude war einst Residenz von Papst Pius II. Von hier aus genoss er, von den hängenden Gärten oder von der Loggia, eine herrliche Aussicht über die von ihm so geliebte sanfte Hügellandschaft. Auf der ersten Etage sind persönliche Gegenstände des Papstes ausgestellt. Das dreistöckige Gebäude besitzt außerdem einen quadratischen Innenhof mit imposanten Säulen.
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Piazza Pius II - Links Eingang zum Palazzo Piccolomini, mitte der Palazzo Comunale mit Turm und rechts der Palazzo Vescovile o dei Borgia.
Die Ostseite des Platzes rahmt der Palazzo Vescovile, früher Bischofspalast, heute Dommuseum. Der Palazzo Comunale – Rathaus – liegt genau gegenüber dem Eingang zur Kathedrale. Der Palast stammt aus dem 14. Jahrhundert, doch der aus Ziegelsteinen erbaute Turm wurde im 17. Jahrhundert hinzugefügt. Auch wir wollen einen herrlichen Blick auf die Umgebung des Val d'Orcia, wo die Mohnfelder blühen und den Santa Maria Assunta Dom genießen und so führt uns der Weg durch kleine Gassen, bis wir auf der breiten begehbaren Stadtmauer stehen. Von hier oben haben wir eine herrliche Sicht bis auf die Bergregion des üppig bewachsenen und quellreichen Monte Amiata, ein erloschener Vulkan von 1738 m Höhe.
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Doch auch die blumengeschmückte Stadtmauer mit der Domkulisse bietet ein beeindruckendes Bild. Wir gehen auf dieser alten Befestigung bis zum Porta al Ciglio, welches das Ende der Flaniermeile, des Corso II Rossellino bildet. Diese Straße wurde mit einer Krümmung angelegt, dass man von keinem Punkt der Gasse aus beide Tore gleichzeitig sehen kann.
Leider hatte das Lokal neben dem Stadttor heute Ruhetag und so schlenderten wir weiter durch die blumengeschmückten kleinen Seitenstraßen.
Bei unserem Spaziergang hat man das Gefühl, dass Pienza sich nur für den Fremdenverkehr geschmückt hat, denn vor fast allen Häusern in den schmalen Gässchen leuchten die Blumen in frühlingsfrischen Beeten und Kübeln. So finden wir auch in einer der Gassen ein gemütliches Plätzchen, natürlich eingerahmt mit Blumenkübeln, für unsere Mittagspause.
Gut gestärkt geht es noch einmal über die Stadtmauer, vorbei an einer Töpferei in einer tausend Jahre alten Grotte, in der handbemalte Keramikarbeiten erworben werden können.
Zum Schluss klettern wir über eine mit Blumenkübeln geschmückte Treppe wieder hinauf zur Corso II Rossellino und dem Stadttor.
Nach solch einem schönen Vormittag in dieser kleinen Stadt setzen wir unsere Fahrt fort, um das meist fotografierte Haus der Toskana zu finden, welches laut unseren Unterlagen nur einige Kilometer hinter Pienza auf der Straße nach San Quirico stehen soll. Auf dieser Straße begann eine wunderschöne Fototour. Immer wieder stoppten wir für traumhafte Bilder der wellenartigen Hügellandschaft. Fotografieren einzelne oder in Grüppchen stehende Zypressen.
Sehen wie auf einem abgeernteten Feld eine kleine Gruppe, malerisch freistehender Zypressen, deren Spitzen die Schäfchenwolken berühren. Die Hauptattraktion auf dieser Landstraße war jedoch das wohl am häufigsten fotografierte Landgut der Toskana, die „Podere Belvedere“.
Erhaben auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von Zypressen steht dieses so beliebte Postkartenmotiv. Dieses Bild findet man in fast jedem Bericht über die Toskana, in den Katalogen der Reiseveranstalter und in jedem Reiseführer. Warum gerade dieses Haus, das weiß keiner so genau, denn in der Toskana gibt es unzählige romantisch gelegene Gebäude in einer traumhaften Landschaft.
Zusammen mit einem Profifotografen, der dieses Gebäude schon zu jeder Tages- und Jahreszeit fotografiert hat, versuchen auch wir es ihm gleichzutun und halten dieses Anwesen auf unserer Digitalkamera fest. Nur wenige Kilometer weiter liegt auf der linken Seite eine herrliche Zypressenallee.
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Nochmals halten wir an, um uns in Ruhe diese Allee anzusehen, an deren Ende wieder einmal ein einzelnes Haus steht. Wir sind so begeistert von dieser Sightseeingtour, dass wir unser nächstes Ziel San Quirica d´Orcia, ein kleines gepflegtes Städtchen an der alten Frankenstraße über den Flusstälern von Orcia und Asso, fast vergessen haben.
In der Via dei Fossi unterhalb der Stadtmauer stellen wir, nach unzähligen Fotostopps, unser Auto ab.
Eigentlich führen Treppen hinauf zu dem Rundweg entlang der Stadtmauer mit den malerischen Türmen und gepflegten Häusern. Wegen umfangreicher Erneuerungsarbeiten ist dieser Weg jedoch gesperrt und so betreten wir das Städtchen gleich neben dem kleinen Kirchlein Santa Maria Assunta.
Wir gehen die Via Dante entlang und werfen einen Blick in den Innenhof der Ospedale della Scala, einem mittelalterlichen Hospital, das heute als Wohnhaus genutzt wird.
Auf dieser Straße gibt es alles für den alltäglichen Bedarf sowie einige Delikatessenläden. Da dieser Ort relativ wenig von Touristen besucht wird, sind hier sämtliche Geschäfte über die Mittagszeit geschlossen.
Im Mittelalter war es in San Qurico d´Orcia bedeutend lebhafter, da der Ort ein Verkehrknotenpunkt für Pilgerreisende nach Rom war.
Die Via Francigena, die Rom mit den reichen Regionen in Nordeuropa verband führte durch das Orcia-Tal. Wir gehen die Via Dante weiter und sie führt uns direkt auf die Piazza della Libertá, dem zentralen Platz des Ortes.
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Dominierend auf diesem Platz ist die Kirche San Francesco und das gegenüberliegende mittelalterliche Stadttor Porta Nuova. Da auch dieser Platz noch verlassen dalag, entschlossen wir uns, unseren Spaziergang zur Pfarrkirche La Collegiata fortzusetzen.
Diese Kirche wurde bereits 712 erstmals erwähnt.
Die heutige einschiffige Kirche in Travertin-Gestein entstand etwa am Ende des 12. Jahrhunderts. Sie wurde 1298 durch das Querschiff erweitert.
Erst 1798-1806 erbaute man den Campanile.
Gleich drei kunstgeschichtlich sehr interessante Eingangsportale, mit gotischen Elementen und nordischen Fabelwesen verziert, führen in das Innere der Kirche.
Bevor die kleine Bar auf der Piazza öffnet, dauert es noch ein bisschen, daher beschließen wir einen Spaziergang durch den Barockgarten „Horti Leoni“ zu machen. Es ist ein öffentlicher Stadtpark aus dem 16. Jahrhundert, der von Diomede Leoni entworfen wurde. Wir betreten ihn durch ein Portal aus Steineichen von der Piazza della Libertá. Es ist ein klassisch italienischer Garten mit schönen Blumenrabatten und Buchsbaumhecken.
Bei unserem Rundgang sehen wir auf diverse Skulpturen, darunter auch ein Standbild von Cosimo III de Medici. Etwas weiter oben stößt man in einem Wäldchen auf die Ruinen der ehemaligen Burganlage und gelangt von dort aus wieder hinab in einen schmucken, kleinen Rosengarten.
Von hier hat man einen schönen Blick auf das kleine Kirchlein Santa Maria Assunta, die von der Nachmittagssonne angestrahlt wird.
Wir gehen zurück zur Piazza della Libertá.
Jetzt, um 16.30 Uhr sind alle Geschäfte wieder geöffnet und auch die Bar lädt uns zu einem Cappuccino ein. Auf dem Platz vor der Bar kann man vortrefflich das "la dolce Vita" erleben, denn hier bleiben die Einheimischen noch weitgehend unter sich. Darum hat sie auch den Beinamen „die einsame Schöne“.
Doch der Ort bietet jede Menge Hingucker. So bummeln wir durch die verwinkelten Gassen, gehen vorbei an gepflegten Häuschen sowie entlang der aus dem 15. Jahrhundert stammenden alten Stadtmauer, die bis heute unverändert geblieben ist, jedoch bei unserem Besuch teilweise restauriert wurde. Wir gehen vorbei an den gut erhaltenen Wachtürmen Torre Di´Giona und Torre Cappuccino. Dieses Tor dient noch heute als Stadttor. Die Hauptzufahrt zum verkehrsberuhigten Altstadtkern liegt jedoch auf der anderen Seite des Ortes. Beide Türme wurden restauriert und es entstanden „Ferienhäuser“ mit besonderer Atmosphäre und sehr individuellem Zuschnitt. Da uns unsere Heimfahrt auf der gleichen Straße zurückführt, bieten sich von der Straße nochmals malerische Fotomotive. So sehen wir in einiger Entfernung in der sanften Hügellandschaft ein weiteres typisches Toskana-Fotomotiv „Hof und Kapelle Vitaleta“, mit dem Monte Amiata im Hintergrund.
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Laut unserem Reiseführer gehört sie zu den meist fotografierten Kapellen der Toskana. Die Sträucher und Wiesen erstrahlen jetzt im Frühling noch in einem intensiven Grün und so leuchten die einsam stehenden Gebäude schön aus dem Grün hervor. Die Landschaft der Toskana kann man nicht beschreiben, sie ist einfach nur schön.
Bevor es nun endgültig zu unserer Ferienanlage zurückgeht, machen wir noch einen letzten Fotostopp, denn in wunderschöner Panoramalage liegt etwa 5 km von Pienza entfernt der Palazzo Massaini. Eine kleine Straße mit aufgereihten Zypressen führt zu diesem auf einem Hügel stehenden Haus. Der Bauernhof ist spezialisiert auf die Herstellung von Chianti-Wein und Olivenöl. Außerdem hat er sich dem Agriturismo angeschlossen. Die Apartments liegen 500 m von dem alten imposanten Steinpalast entfernt.
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