Panoramafahrt im Tal der Chiana
Ganz nach dem Schlager „auf Regen folgt Sonne“ schien sie auch wieder am folgenden Morgen, sodass wir uns zu einer Panoramafahrt durch das Tal der Chiana entschließen. Mit dieser Fahrt auf den Landstraßen begann die Sightseeingtour unter dem Motto „der Weg das Ziel“. Durch den gestrigen Regen haben wir heute eine kristallklare Luft und das saftige Grün der sanften Hügelketten leuchtet umso intensiver. Jetzt im Frühling ist die Natur in der Toskana in verschwenderischer Weise bedacht worden und so wird jeder Ausflug zu einem besonderen Erlebnis.
Unterwegs öffnen sich nach jeder Kurve traumhafte Panoramen, doch dann plötzlich wieder ein typisches Bild „ein Haus auf einem Hügel und den Hügel hinauf standen Zypressen und dazu am Wegesrand der strahlend gelbe Ginster.
Torrita di Siena
Und wieder sind es die kleinen Orte, die in den wenigsten Reiseführern erwähnt werden, die uns zu einem Stopp einladen.
So geht der Ort Torrita di Siena aus einem mittelalterlichen Kastell hervor, das Siena als Bollwerk gegen Montepulciano diente. Die Burg war umgeben von einer Stadtmauer, die mehrmals verstärkt wurde.
Heute laden drei historische Stadttore zu einem Besuch hinter den Mauern ein. Zu den mittelalterlichen Toren zählen das Porta a Pago, Porta Gavina und Porta a Sole.
Das vierte und größte Stadttor, Porta Nova, ist kein historisches Stadttor, da es erst 1835 eröffnet wurde, um die Verkehrsprobleme (mit den drei zu kleinen Stadttoren) zu lösen.
So gehen auch wir durch die Porta Nova, deren Straße uns ins Zentrum bringt.
Auf der Piazza Giacomo Matteotti, mit seinen niedrigen rustikalen Häusern steht der Palazzo Pretorio – heute Sitz des Rathauses - von dem allein der Uhrenturm sein mittelalterliches Aussehen bewahren konnte. Daneben erhebt sich die schlichte, einschiffige Backsteinkirche Sante Flora e Lucilla aus dem späten 13. Jahrhundert. Sie ist die älteste Kirche innerhalb der Mauern und hat einige bemerkenswerte Kunstwerke.
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Blickfang des Platzes ist noch heute die alte Zisterne, die in den früheren Jahrhunderten der Wasserversorgung dieses Ortes diente. Dieser Platz ist auch Kreuzungspunkt der vier Straßen, die zu den einzelnen Stadttoren führen.
Wir bummeln durch diese engen Gassen mit ihren verwitterten Mauern und sind uns sicher, dass sie einiges an Geschichte erzählen könnten.
Durch die Porta Gavina, eines der Stadttore, verlassen wir nach unserem Rundgang den Ort und sehen am Horizont die piniengekrönten Hügel, die in der Morgensonne liegen.
Egal in welche Richtung wir mit unserem Auto nun weiterfahren, das Panorama ist fast immer atemberaubend. Typisch für diese Landschaft sind um diese Jahreszeit auch Fotos mit Heuballen und eine Farm auf dem Hügel.
Es ist zwar noch kein Hochsommer, doch Erde und Häuser haben schon jetzt an einigen Stellen die gleiche Farbe angenommen. Diese wunderschönen Fotomotive machen jeden Urlaubstag zu einem besonderen Erlebnis.
Sinalunga
Für einen weiteren Stopp haben wir den Ort Sinalunga eingeplant. Die historische Altstadt liegt auf einer Hügelkette zwischen dem Chiana- und dem Ombrone-Tal. Die Gegend um Sinalunga war schon zu Zeiten der Etrusker besiedelt. Unter römischer Herrschaft befand sich hier eine wichtige Botenstation an der Via Cassia.
Wir fahren mit unserem Auto direkt bis auf die Piazza Garibaldi. Sie ist der Hauptplatz des Ortes und wird von zwei Kirchen eingerahmt. Die im Jahre 1588 erbaute Kollegiatskirche San Martino – Stiftskirche - ist Mittelpunkt und Blickfang des Platzes.
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Sie wurde auf den Ruinen eines alten Castello errichtet. Die im Jahre 2010 renovierte Kirche leuchtet im toskanischen roten Backstein. Die farblich abgesetzte Fassade wird von einem dreieckigen Giebel in der Mitte und einer Rosette über der Tür verziert. Große, ausladende Treppenstufen führen in das Innere der Kirche.
Die zweite Sehenswürdigkeit auf diesem Platz ist die Kirche Santa Croce.
Wir gehen die zur Mittagszeit verschlafenen Gassen und kommen zum Palazzo Pretorio, der zwischen zwei Straßen im 13. Jahrhundert erbaut und im fünfzehnten und siebzehnten Jahrhundert restauriert wurde. Er war früher Sitz der Zivilbehörde. Auf seiner schönen Backsteinfassade mit einem hohen Glockenturm sind die Wappen der ehemaligen Stadtverwalter von Sinalunga angebracht. An der rechten Außenseite befindet sich ein Pranger, auf dem Verbrecher zum Gespött der Leute ausgestellt wurden.
Bei unserem weiteren Spaziergang sehen wir durch eine schmale Gasse die aus dem 12./13. Jahrhundert stammende Kirche Santa Lucia.
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Die Einwohner des Ortes leben zum Großteil von der Landwirtschaft und dem Kunsthandwerk, was man in den Auslagen der geschlossenen Geschäfte bestaunen konnte.
Oberhalb des Ortes liegt die Franziskanerkirche San Bernardino mit dem gleichnamigen Kloster.
Eine schmale Straße bringt uns zu diesem ca. 1 km außerhalb liegenden Kloster. Es stammt aus dem Jahre 1449 und wurde im 18. Jahrhundert renoviert.
Auf der linken Seite der Kirche befindet sich ein großer Glockenturm.
Die achteckige Kapelle schmücken Gemälde sienesischer Maler, u. a. die „Taufe Jesu“ und die „Verkündung“.
Da das Kloster frei zugängig ist, sehen wir uns ein wenig um und haben von dem Klostergarten einen malerischen Blick auf Sinalunga.
Lucignano
Den nächsten Ort, den wir bei unserer Rundfahrt besuchen ist Lucignano. Dies ist wieder eine typische toskanische Altstadt mit seinem geschlossenen, mittelalterlichen Ortsbild und den engen Kopfsteinpflastergassen.
Er liegt auf einem grünen Hügel in einer Höhe von 414 m. Die noch heute fast vollständig vorhandene historische Stadtmauer wurde 1371 von den Senesern errichtet, die auch die Rocco Seneser erbauten. Die im frühen Mittelalter gebaute Siedlung ist ringförmig um den Berg gebaut. Gleich drei Tore sind heute offen für Touristen und Einheimische.
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Wir betreten den Ort durch das monumentale Eingangstor Porta San Giusto, das auch als Porta di Sopra bekannt ist.
Dieses Rundbogenportal aus geschlagenem Sandstein ist Richtung Siena gebaut.
Außergewöhnlich ist die rechteckige Dachterrasse obenauf, die von dem nachbarlichen Privathaus zugängig ist.
Auch die Anlage der Straßen und Gebäude sind besonders interessant. Hier wurden die Straßen in verschiedenen Klassen eingeteilt. So gibt es die Via Roma, die früher von den ärmsten Familien bewohnt wurde und deren Häuser klein und gedrungen sind und dem gegenüber die Häuser der adligen Familien geräumig und hell, es ist die heutige Via Matteotti, mit seinen eleganten Renaissance-Palästen.
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Wir gehen durch die Kopfsteinpflastergassen, erklimmen eine Rundtreppe und kommen zum höchsten Punkt der Stadt, der Piazza della Liberta. Hier oben steht die Kirche San Michele aus dem 16. Jahrhundert. Gebaut in der Form eines lateinischen Kreuzes. Im Inneren stehen Holzskulpturen aus dem 14./15. Jahrhundert und ein Marmor Barockaltar sowie ein schönes hölzernes Kruzifix aus dem vierzehnten Jahrhundert.
An ihrer Rückseite steht der Palazzo Comunale. In diesem Gebäude befinden sich das Rathaus, der Gerichtssaal sowie das Stadtmuseum, welches wertvolle Kunstwerke aus dem dreizehnten Jahrhundert bis zum achtzehnten Jahrhundert beherbergt.
Weiter gehen wir zur Piazza San Francesco, mit der gleichnamigen Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Diese Kirche hat eine auffällige Fassade, die sich in Blöcken von Sandstein und Travertin abwechselt. Blickfang sind ferner die große Fensterrosette und das Travertin-Portal in grauem Sandstein. Diese Hauptfassade schaut auf die malerische Piazza del Tribunale.
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Auf diesem Gerichtsplatz mit seinem mittigen Kreuz, gönnen wir uns eine Verschnaufpause. Romantisch zwischen Bäumen und blumengeschmückten Häuschen stand eine Bank, der wir nicht widerstehen konnten. Dieser Platz war 2010 Filmkulisse für einige Szenen des Films „Die Liebesfälscher“.- Ein Liebesfilm mit Juliette Binoche vor der Postkarten-Kulisse der Toskana. - Nach einer kurzen schattigen Pause zieht es uns aber wieder weiter. Es macht unglaublich viel Spaß, diese wunderschönen Gassen zu erlaufen, die einen Straßenring bilden, der die historische Altstadt von Licignano umschließt.
Fasziniert gehen wir durch diesen Ort und kommen zu dem zweiten Stadttor San Giovanni, das auch das „Untere Tor“ genannt wird.
Es ist fast unglaublich, welchen Schatz am Wegesrand wir heute wieder gefunden haben.
Dieser Ort, mit seinen nur 3.500 Einwohnern, erhielt vom Touring Club Italiano – ein Verein der sich um die Belange des italienischen Tourismus kümmert – die „Orange Flagge“. Die so ausgezeichneten Ortschaften heben sich durch herausragende Stadtbilder und einer ausgezeichneten Tourismusinfrastruktur ab.
Monte San Savino
Im weiten Tal der Chiana, nur 7 km von Lucignano entfernt, liegt der Ort Monte San Savino. Laut unserem Reiseführer ist er zwar nicht so charmant wie Lucignano, hat aber durchaus auch seinen Reiz. Der Ort darf sich seit dem 22. Juli 1991 aufgrund eines Dekrets des Staatspräsidenten Francesco Cossiga „Stadt“ nennen. Dieser Titel wurde wegen der historischen Bedeutung und den historischen Monumenten vergeben. So sind wir gespannt was dieser historische Stadtkern, der auch fast vollständig von Stadtmauern umgeben ist, zu bieten hat. Entstanden ist diese Stadt aus einem mittelalterlichen Kastell, das sich im Besitz der Familie Uberti befand.
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Von der Hauptstraße, an der wir unser Auto abgestellt haben, betreten wir diese Stadt durch das Porta Fiorentina, welches in mittelalterlichen Palästen eingebaut ist. In diesem Haupteingangstor befindet sich das Wappen der Medici.
Auf unserem Weg durch die Stadt kommen wir zur Chiesa della Pieve della Misericordia. Die um 1175 erbaute Kirche wurde 1849 grunderneuert. In der Kirche befindet sich das Grabmal von Fabbiano del Monte, Bauherr des Palazzo del Monte.
Auch hier gehen wir wieder durch eine kleine Gasse, die jetzt am späten Nachmittag bereits keinerlei Sonne mehr bekommt und sehen im Hintergrund die Kirche Sant´Agostino, eine im 14. Jahrhundert erbaute Kirche, die im 16. Jahrhundert vergrößert und umgestaltet wurde.
Das interessanteste und wuchtigste Gebäude ist der Palazzo del Monte, heute Sitz der Stadtverwaltung. Erbaut wurde das Gebäude im 16. Jahrhundert für die bedeutendste Familie des Ortes, die del Monte, aus der Papst Julius III (Antonio del Monte) hervor ging. Kardinal del Monte ließ damals einen hübschen Innenhof und einen terrassierten Garten mit Amphitheater anlegen.
Durch einen Korridor des Palazzo gelangen wir in den Innenhof und zu den hängenden Gärten.
Gegenüber der kräftigen Rustika, ein Mauerwerk aus Quadersteinen mit grob behauenen Stirnseiten auf der Vorderseite, ist die Rückseite mit einer Loggia und den soliden und breiten Quader an den Ecken eher schlicht gehalten.
Dafür sind wir von den charmanten Hängegärten sofort angetan. Mit wunderschönen Rosenbüschen war dieser ausgefallene Garten gestaltet und erzielte durch die Gruppenbepflanzung eine schöne Wirkung. Die „Königin unter den Blumen“ entfaltet gerade jetzt im Frühsommer ihre volle Pracht.
Von diesem, in Terrassen angelegten Garten hat man einen schönen Blick auf die Dächer der Stadt.
So blicken wir auf die Zinnen des Uhren- und Glockenturms des Palazzo Pretorio, auf dem nur auf drei Seiten des Turms Zifferblätter angebracht sind. Das Gebäude war früher Sitz der Florentiner Vikare und bis 1822 Gefängnis der Stadt. Rechts neben dem Glockenturm sieht man ebenfalls die Turmspitzen der Chiesa della Pieve della Misericordia die wir kurz vorher bereits besichtigt haben.
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Nach all den Besichtigungen meldete sich so langsam unser Magen und in eine der kleinen Gassen fanden wir auch ein gemütliches Straßencafe, das uns etwas zu Essen anbot. Zuzüglich zu dem gemütlichen Essen nahmen wir noch das WiFi-Angebot des Restaurants an und erhielten so die neuesten Nachrichten von daheim und riefen die Wetterdaten für die kommenden Tage ab. So konnten wir am Abend die Pläne für die kommenden Tage schmieden.
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