Fahrt mit dem Autoreisezug und Weiterfahrt per PKW
Es ist genau ein Jahr her, das wir mit unserem Auto quer durch Deutschland und Österreich in den Stiefel Italiens in Richtung Toskana fuhren, mit jeder Menge Vorfreude im Gepäck, genau wie in diesem Jahr. Doch heute werden wir das erste Mal einen Autoreisezug benutzen. Wir haben uns zuerst über die Preise informiert und waren ein wenig erschrocken, wie teuer es ist. Der Preis ist nämlich kein Schnäppchen. Dann haben wir das Ganze durchgerechnet und verglichen: Sprit, Maut, Abnutzung und mehr als 1500 Kilometer im Auto und auf jeden Fall mindestens 1 oder auch 2 Übernachtungen. Darum haben wir uns entschlossen, dieses Mal beginnt der erholsame und entspannte Urlaub schon mit der Fahrt, denn die Bahn macht für uns Strecke und unser eigenes Fahrzeug ist mit im Gepäck. Unsere Koffer sind im Auto verpackt und am Mittag geht die Fahrt zum Düsseldorfer Bahnhof.
Jeden Freitag, in der Zeit von Mai bis Oktober, beginnt die Fahrzeugverladung vom Autozug-Terminal in Düsseldorf zum Zielbahnhof Alessandria um 15.00 Uhr.
Da wir an einem Freitag die Fahrtzeit nach Düsseldorf nicht so genau kalkulieren können, sind wir bereits 1 Stunde vor Verladung vor Ort. Doch wir sind nicht die Ersten, denn für den Teil des Zuges der ab Neuisenburg in Richtung Narbonne abgekoppelt wird, hat die Verladung der PKW´s und Motorräder schon begonnen.
Wir schauen bei der Verladung zu und um 14.30 Uhr werden die Fahrer der PKW`s schon zu ihren Fahrzeugen gerufen, da die Verladung nach Alessandria beginnen kann.
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Es ging alles so zügig, und ein paar Minuten später wurde unser Auto von Manfred schon huckepack auf dem Fahrzeug-Transportanhänger gefahren. Den ersten Gang eingelegt, die Bremse festgezogen und vom Bahnpersonal wurden Bremsklötze gelegt, sodass unser Auto auch bei Tempo 160 noch sicher auf dem Transportanhänger steht.
Nun konnten wir zurück zum Bahnhof gehen und in die bereits angekoppelten Personenwagen einsteigen. Wir hatten für uns ein Economy-Abteil gebucht. Es war ein kleines Abteil nur für uns zwei, mit kleinem Tisch und einer in der Wand eingelassenen Waschgelegenheit für den kommenden Morgen.
Damit uns die Zeit bis zur Abfahrt nicht zu lang wurde, bekamen wir schon einmal je eine kleine Flasche Rotwein und Wasser zur Begrüßung.
Mit 45 Minuten Verspätung setzte sich der Zug um 16.45 Uhr in Bewegung. Mehr als 1000 Kilometer Bahnfahrt liegen nun vor uns. Es ist wunderbar, wieder einmal Zug zu fahren. Ging doch unsere erste gemeinsame Reise 1971, nicht so komfortabel wie heute, ohne Auto nur in einem Liegewagen mit 6 Personen, an den Gardasee.
Wir als Schlafwagen-Neulinge bekommen von einer Service-Mitarbeiterin die technischen Feinheiten unserer Kabine erklärt. Uns wird gezeigt, wo sich die Betten verbergen – nämlich hinter den Sitzlehnen. Ein kräftiger Zug am Griff, schon kommt ein frisch bezogenes, blütenweißes Bett mit Daunendecke und Leselicht aus der Wand.
Es ist ein kleines Hotelzimmer auf Rädern. Die Mitarbeiterin notiert sich noch die gewünschte Weckzeit und unsere Frühstückswünsche und danach können wir die schöne Landschaft, die an uns vorbeizieht, genießen.
Bei strahlendem Sonnenschein geht die Fahrt entlang des Rheins. Wir sehen die Städte Linz, Koblenz mit der Schwebebahn, die für die Landesgartenschau über den Rhein zur Festung Ehrenbreitenstein gebaut wurde.
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Die Fahrt geht vorbei an Boppart, Bacharach und Bingen, bis wir in Neuisenburg einen längeren Aufenthalt haben. Hier wird der Zug getrennt, denn ein Teil der Autotransporter und Waggons geht in Richtung Narbonne und an unserem Zugteil werden die Waggons von Hamburg und Neuisenburg angekoppelt. Danach setzt der Zug, außer an den jeweiligen Grenzen, seine Fahrt ohne Unterbrechung fort.
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Wir machen es uns mit einer interessanten Reiselektüre in unserer Kabine gemütlich und gehen zum Abendessen in den mitgeführten Speisewagen. Gut gestärkt geht es danach wieder zurück zu unserer Kabine, was aufgrund der Geschwindigkeit schon ein richtiger Balanceakt ist. Da sich unsere Kabinennachbarn auch gerade die Beine vertreten, kommen wir ins Gespräch und merken dabei gar nicht, dass sich die Dunkelheit bereits über die Landschaft gelegt hat und das Service-Personal die Kabinen bereits für die Nacht vorbereitet. Nun ist unsere Kabine so richtig gemütlich zum Schlafwagen verwandelt. Klingt irgendwie nostalgisch, sich nun langsam in den Schlaf säuseln zu lassen. Doch im Zug ist es alles andere als ruhig, wenn er über die vielen Weichen donnert, oder wenn ein entgegenkommender Zug an uns vorbei rauscht. Man lässt sich jedoch immer wieder vom rhythmischen „Tatam, Tatam“ einlullen, doch auf der kurvenreichen Strecke durch die Schweiz und Italien werden wir schon ganz schön hin und her geschaukelt und oft hatte man das Gefühl aus dem Bett zu rollen oder an Kopf- oder Fußende gepresst zu werden und Übelkeit machte sich bemerkbar. Eine entspannte Fahrt habe ich mir etwas anders vorgestellt. Zum Glück empfand Manfred es nicht ganz so störend. Um 7.30 Uhr läutete der Weckdienst und aus dem Lautsprecher klang die Melodie von „Ireen Sheer - Guten Morgen Sonnenschein“.Wir hatten ausreichend Zeit uns frisch zu machen, zwar war an dem kleinen Waschbecken nur eine Katzenwäsche möglich, doch heute Morgen musste das nun einmal reichen. Danach bekamen wir ein erstaunlich reichhaltiges Frühstück serviert - Brötchen, Butter, Marmelade, Käse, Streichwurst, Kaffee, Tee und Saft -. Für die Weiterfahrt wurde auch noch ein Stück Kuchen mitgeliefert.
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Nach dem Frühstück räumen wir unser Abteil auf und eine Lautsprecherdurchsage gibt bekannt, dass wir pünktlich nach Fahrplan um 9.00 Uhr im Autozug-Terminal von Alessandria einlaufen. Dieser Bahnhof liegt ideal zwischen Mailand, Turin und Genua, im Herzen des Piemont. Es war eine interessante und neue Fahrt für uns mit dem Autoreisezug, doch richtig ausgeruht werden wir unsere Weiterfahrt nicht fortsetzen.
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Wir verlassen unseren Waggon und sind erstaunt, zu welch einer Länge unser Zug durch das Umkoppeln in Neuisenburg angewachsen ist. Darum dauert das Entladen aller PKW und den unzähligen Motorrädern fast 1 Stunde. Danach rollt unser Auto wieder auf eigenen Rädern.
Nun sind es noch 450 km, bis wir unser diesjähriges Urlaubsziel in Montepulciano erreichen. Und so heißt es für uns heute nun schon zum fünften Mal „Toskana wir kommen“.
Die Morgensonne schien auf eine bezaubernde Landschaft. Glitzernde Zypressen zogen am Fenster vorbei und hier und da ein einsamer Bauernhof.
Nach den ersten 100 km machen wir unsere erste Rast, denn ein schöner Urlaub fängt mit einer italienischen Pause an - einem Espresso und einem Butterhörnchen.
Oh, wie das frischgebackene Croissant duftet. Urlaub jetzt kannst du beginnen.
Nach gut 400 km fahren wir von der Autobahn ab. Danach geht es über Landstraßen weiter. Wir fahren durch kleine ausgestorbene Dörfer, vorbei an verlassen wirkenden Häusern, deren Türen und Fensterläden dicht verschlossen sind.
Noch immer halten die Einwohner hier ihre Siesta. und an die Ruhezeiten zwischen 12.00 und 16.30 Uhr werden wir uns wohl erst wieder gewöhnen müssen.
Ab Montepulciano lauschen wir den Anweisungen einer netten Frauenstimme, die uns sagt, wo wir abbiegen müssen, um die letzten 3 km durch Wald- und Weinberge zu fahren, bis wir die Dächer der Borgo del Faggio vor uns sehen und die freundliche Stimme uns mitteilt „sie haben ihr Ziel erreicht“.
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