6. Juni 2010 - Tallinn
Um 7.30 Uhr, als wir die Vorhänge vor unserem Panoramafenster beiseite schoben, stellen wir fest, dass das Schiff bereits angelegt hatte. Strahlender Sonnenschein lachte in die Kabine und beim Betreten des Balkons stellten wir fest, es war auch gar nicht so kalt, wie es uns in der Bordzeitung angekündigt wurde. Wir beobachten noch das Anlegemanöver der MS Queen Victoria, die neben uns am neuen Anleger von Tallinn festmachte und dann ging es schnell ins Bad und anschließend zum Frühstück ins Bella Donna. Auf dem Rückweg zu unseren Kabinen führte uns der Weg durch das Theatrium. Durch die riesigen Glasfenster konnte man die Schönheit der estnischen Hauptstadt schon gut erkennen. Auf einem Hügel sind Stadtmauer, Wehrtürme und Kirchen zu sehen. Somit bestätigte sich, was wir im Reiseführer bereits gelesen hatten. Der Anleger liegt so nah am Zentrum, dass man die Altstadt und die Sehenswürdigkeiten mühelos zu Fuß erreichen und auf einen organisierten Ausflug verzichten kann. Von unserem Balkon hatten wir heute leider nur Sicht auf den Anleger und das neben uns liegende Schiff. Interessant war jedoch zu beobachten, wie viele Fahrräder aus dem Bauch des Schiffes geholt wurden. Sollte es wirklich so viele fahrradbegeisterte Mitreisende geben, die Tallinn und die Umgebung per Rad erkunden wollten? Mit Aida-Rucksack und Sturzhelm trafen sich die verschiedenen Biking-Gruppen mit ihren Guides und kurze Zeit später waren alle Fahrräder vom Anleger verschwunden.
|
Nun wurde es auch für uns Zeit, das Schiff zu verlassen. Nachdem unsere Bordkarte durchgezogen wurde und wir als Landgänger registriert waren, betraten wir erstmals in unserem Leben Estnischen Boden. Der Anblick der zwei etwa gleich großen Kreuzfahrtschiffe am Anleger war so imposant und wurde mit einem Gruppenfoto von Manfred als bleibende Erinnerung festgehalten. Es sind wirklich nur ein paar Schritte am Hafen entlang, bis man die Wallanlagen und den Kanonenturm „Dicke Margarete“ vor sich sieht. Er sollte durch seine Fülle (25 m dick) vorbeiziehende Schiffe beeindrucken und von der Macht der Stadt überzeugen.
Ein paar Treppenstufen oberhalb befindet sich das Denkmal für die Opfer der Estonia. Beim Untergang des Schiffes am 28.09.1994 mussten 852 Menschen ihr Leben lassen.
Wir bummelten immer an der Stadtmauer entlang. Diese gewaltige Festungsmauer, von der heute noch 2 km und 26 Wehrtürme erhalten sind, ist sehr beeindruckend. Anschließend kletterten wir auf den 50 m hohen Domberg, von dem wir einen schönen Blick auf Tallinn und dem Hafen mit den beiden Kreuzfahrtschiffen hatten.
|
Im 11. Jahrhundert stand hier bereits eine strategisch wichtige Siedlung, denn von hier oben konnte man den gesamten Finnischen Meerbusen überblicken. Die Domkirche, die im obersten Teil Tallinns, auf dem befestigten Domberg liegt, nimmt sich gegen die russische Prachtentfaltung der Alexander-Newski-Kathedrale geradezu bescheiden aus. Dabei ist sie eines der ältesten Gotteshäuser Estlands.
Weiter zog es uns zu der gewaltigen Alexnder-Newski-Kathedrale – ein Erbe aus der Zarenzeit -, die zwischen 1884 und 1900 entstand. Sie wurde mitten auf dem Schlossplatz gebaut.
Das Schloss, elegant in weiß und rosa gehalten, ist heute Regierungssitz. Nebenbei steht der höchste und auffallendste aller Türme, der „lange Hermann“. Er ist 50 m hoch, doch seine Lage direkt an der Kante einer Schlucht lässt ihn noch höher erscheinen.
Im Park, an der Südseite der orthodoxen Kathedrale, legten wir eine längere Pause ein. Bei Mineralwasser, Keksen und Obst genossen wir das herrliche Wetter und die Umgebung. Von hier aus konnten wir auch schon den mächtigen Geschützturm „Kiek in de Kök – Guck in die Küche“ – erkennen. Er wurde so genannt, weil die Wachleute aus den Schießscharten den Nachbarn angeblich in dieselbe schauen konnten. Gut erholt setzten wir unseren Weg Richtung Rathausplatz fort. Auf diesem Platz dominiert das Rathaus, das bereits 1322 entstand, aber sein späteres Aussehen erst 1402, nach einem Umbau, erhielt. Auffällig ist der schlanke sechseckige Turm. Gegenüber befindet sich die vermutlich älteste Apotheke Europas, sie wurde 1422 gegründet. Wir bummelten die „Piek – lange Straße“ Richtung Hafen zurück. Zahlreiche historische Gebäude säumen die Straße, so z.B. das Schwarzhäupter-Haus, das einer Gilde lediger Kaufleute gehörte. Hier fanden auf der Straße und in den verkehrsfreien Gassen die Altstadttage mit mittelalterlichem Markt statt. In wunderschönen alten Trachten wurden hier verschiedene Waren angeboten.
|
Als wir das Denkmal der Estonia, den in der Mitte gebrochenen Bogen, der sich über die viel befahrene Ranamäe tee spannt, erreichten, hatte sich der Himmel verdunkelt und es vielen die ersten Regentropfen. Im Spurt ging es nun zurück zum Schiff. Rundum zufrieden mit dem ersten Landgang trafen wir uns zu einer Tasse Kaffee kurz nach 16.00 Uhr im Bella Donna. Am späten Nachmittag beobachten wir von unserem Balkon das Ablegen der MS Queen Victoria, die genau wie wir, Richtung St. Petersburg fuhr. Danach machten wir es uns mit Susanne und Rainer in der AIDA-Lounge gemütlich, um von hier das Ablegen zu beobachten und einen letzten Blick auf die schöne Altstadt von Tallinn mit ihren zahlreichen Türmen zu werfen.
|
Nun ging es wie jeden Abend in den Fotoshop und die neuesten Bilder vom Landgang zu bewundern und von da aus wieder ins Theatrium, um uns die Informationen über Helsinki anzuhören. Nach diesem Vortrag wechselten wir nur kurz auf bessere Plätze und erlebten die besten Songs aus großen Filmklassikern, vorgetragen vom AIDAblu Show-Ensemble. Pünktlich um 20.00 Uhr trafen wir uns alle wieder an einem der runden Tische mit Meerblick im Markt Restaurant, wo wir von unserem zuständigen Kellner Rolando namentlich und mit Handschlag begrüßt wurden.
|
Nach dem Essen bummelten wir noch von Deck zu Deck und genossen das rege Bordleben. Sahen uns noch den California Grill, die Sushi Bar und das East Restaurant an und da uns ein weiterer Stundenklau in dieser Nacht bevor stand, gingen wir alle in die Kabine. Morgenfrüh sind wir in St. Petersburg und da heißt es früh aufstehen, denn wir treffen uns für unseren ersten Ausflug bereits um 8.00 Uhr in der Aida-Bar. Wir legten noch unsere Ausflugstickets, Reisepässe und unsere ausgefüllten und unterschriebenen Landgangkarten zurecht, denn nur mit dieser Karte konnten wir in der Gruppe das Schiff verlassen. Bei einem letzten Gang auf dem Balkon stellten wir fest, dass der Himmel immer noch weint, doch bis St. Petersburg sind es ja noch 180 Seemeilen (333 km).
nach oben
zurück zu Reiseberichte - Übersicht
|