8. Juni 2010 - zweiter Tag in St. Petersburg
Der Wecker klingelt um 6.40 Uhr. Der erste Weg geht wieder auf den Balkon. Doch nichts ist mehr vom romantischen Abend geblieben. Der Himmel ist grau in grau und es regnet. Doch erst einmal geht es in den California Grill, einem kleinen ruhigen Raum, zum Frühaufsteher-Frühstück. Hier stehen die Tische alle an Fenstern und man hat beim Frühstück schon einen herrlichen Blick auf den Hafen und der neben uns liegenden Queen Victoria. Um 9.00 Uhr treffen wir uns für die für heute gebuchte Panoramafahrt durch St. Petersburg, um einen kleinen Eindruck von den interessantesten Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu bekommen. 1703 von Peter dem Großen als neue Hauptstadt gegründet, ist St. Petersburg eine Einheit aus Wasser, Gärten und verstreut stehenden Monumenten. Hauptsächlich auf Sumpfland gebaut, durchziehen die Stadt Wasserwege, Flüsse und Kanäle und es gibt mehr als 300 Brücken. Der Fluss Newa schlängelt sich durch St. Petersburg bis zur See, wobei er sich immer wieder in zahllose kleine Nebenflüsse aufgliedert. Auf dem Gebiet südlich des Flusses liegt die Innenstadt von St. Petersburg, in der sich die meisten Sehenswürdigkeiten, Museen, Geschäfte und Theater befinden. Reiseführer bezeichnen die Stadt als ein gigantisches Museum mit ihren Prunkbauten, Zwiebelturmkathedralen und Palästen. Die Fahrt zeigt uns jedoch erst einmal kilometerlange hohe Plattenbauten, die bei dem Regenwetter noch trostloser aussehen. Jedoch sah man schon bei den Neubauten die Bemühungen, sie nicht mehr so monoton aussehen zu lassen. Farbliche Gestaltungen, Türmchen und Rundbögen lockerten die Wohnsilos auf. Wir brauchten schon eine Ewigkeit bis zu den ersten Sehenswürdigkeiten, da wir von anderen Automassen im Straßenverkehr blockiert wurden und zu Fuß sicher schneller als unser Bus gewesen wären. Da es draußen jedoch stark regnete, konnten wir so in Ruhe die an uns vorbeiziehenden Sehenswürdigkeiten und die Autofahrer beobachten und stellten fest, „das in St. Petersburg kein Autofahrer blinkt, wenn er abbiegt“.
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Unser erster Fotostopp war an der Ostspitze der Wassili-Insel, die von den Petersburgern auch „Zünglein“ genannt wird. Hier teilt sich die Newa in die große und kleine Newa. Der Börsenplatz mit den malerischen dunkelroten Rostra-Säulen gehört zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten. Diese beiden Steinsäulen sind ca. 105 Meter hoch und das Licht diente als Hilfsmittel zur Navigation der Schiffe auf dem Fluss Newa. Sie waren eine Art Orientierungshilfe und sind somit den Leuchttürmen ähnlich. Heute leuchten die Säulen nur noch zu besonderen Anlässen in St. Petersburg.
Von dieser Ostspitze hat man einen wunderbaren Blick auf den Winterpalais mit den Türmen und Kuppeln der „Großen Seite“. Der Winterpalast wurde 1752-1962 erbaut und diente bis zur Oktoberrevolution 1917 als Hauptsitz des russischen Zaren. Heute befindet sich in diesem Palast die Eremitage, eine der größten Kunstsammlungen der Welt, mit fast 4 Millionen Exponaten.
Auf der anderen Seite der Newa liegt die Peter- und Paul-Festung. Sie ist gut an dem spitzen vergoldeten Turm der Kathedrale zu erkennen, der mit seinen 122 Metern seit 1703 das höchste Gebäude der Stadt ist.
Entlang dieser Festung ging unsere Fahrt zum Panzerkreuzer Aurora, der östlich der Peter- und Paul Festung in einem Arm der Newa liegt und dessen Schuss 1917 zur Erstürmung des Winterpalastes führte und damit die Oktoberrevolution auslöste.
Wir fuhren entlang der Fontanka zur Anitschkow-Brücke, eine von über 300 Brücken in St. Petersburg. Oberst Michail Anitschkow baute hier die erste Holz-Brücke über die Fontanka und gab damit einer der schönsten Brücken und dem anliegenden Palais seinen Namen. Wirklich berühmt wurde die Brücke erst 1850. Sie wurde durch einen Steinbau ersetzt und seitdem zieren sie vier bronzene Skulpturengruppen „die Rossebändiger“.
Über diese Brücke führt der knapp fünf Kilometer lange Newski Prospekt. Eigentlich gebaut, um die Baumaterialien zur Werft zu bringen entwickelte er sich schnell zur Hauptverkehrsstraße. Dieser Prachtboulevard ist die Kauf- und Flaniermeile von St. Petersburg, gesäumt von Kaufhäusern, Nobel-Hotels, Kinos, Restaurants und Palias. Schon zu Zarenzeiten gab es hier teure Damenmodegeschäfte, die wegen der hohen Preise „Tod der Ehemänner“ genannt wurde.
Wir haben uns nun auf der linken Seite des Newski der Kasaner Kathedrale und dem Gribojedow-Kanal genähert und rechts in einiger Entfernung sehen wir schon die farbenprächtigste aller Kirchen in St. Petersburg, die Auferstehungskirche. Zar Alexander III ließ sie 1883 an der Stelle erbauen, wo sein Vater zwei Jahre zuvor einem Attentat zum Opfer gefallen war. Sie wird deshalb auch „Erlöserkirche“ oder „Blutkirche“ genannt.
Obligatorisch ist auch ein Stopp an der Isaakskathedrale, die mit ihrer massiven goldenen Kuppel das Stadtbild prägt. 102 Meter hoch ist die riesige Kuppel, unter der es eine Aussichtsplattform gibt. Diese Kathedrale durfte nach der Oktoberrevolution nicht mehr für Gottesdienste genutzt werden, sondern fungierte als Museum. Seit 1990 werden an hohen Feiertagen wieder Gottesdienste zelebriert.
Zwischen Senatsplatz und Isaakplatz steht dieser drittgrößte Kuppelbau der Welt. Aufgrund des kalten und regnerischen Wetters hielt der Bus nur für kurze Zeit in der Mitte des Isaaksplatzes neben der Reiterskulptur Nikolaus I.
Wieder im Bus ging die Fahrt Richtung Senatsplatz, deren Platz der so genannte „Eherne Reiter“ schmückt. Katherina II ließ das wohl bekannteste Denkmal zu Ehren von Peter dem Großen 1782 errichten. Die ganze westliche Seite des Platzes nehmen die gelbweißen, durch einen Triumphbogen verbundenen Gebäude des Senats und des Heiligen Synods ein.
Von hier ging es wieder über die große Newa, wo wir vor 3 ½ Stunden unsere Panoramafahrt begonnen hatten. Ein letzter Blick auf die Akademie der Künste am Ufer der Newa, dem „Sphingen-Pier“. Die Gestaltung der dem Ufer zugewandten Seite des Gebäudes hat Zar Nikolaus I mit 3000 Jahre alten Sphingen und Greifen geschmückt, die er aus Agypten mitgebracht hatte. Passend zur Mittagszeit setzte uns unser Bus wieder im riesigen Hafenbereich ab, wo z.Z. aus der AIDAblu noch weitere 5 Schiffe lagen. Eine interessante Stadtrundfahrt, die leider durch die schlechten Witterungsbedingungen sehr gelitten hatte, war zu Ende und für uns auch „der Traum von St. Petersburg“.
Nachdem wir uns wieder trockene Kleidung angezogen hatten, ging es zum Mittagessen ins Bella Dona-Restaurant. Hier verwöhnten wir uns am delikaten Büfett.
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Den Nachmittag ließen wir geruhsam vergehen und schrieben in unserer Kabine die Urlaubsgrüße aus St. Petersburg, die wir dann nach dem Kaffeetrinken zur Rezeption brachten. Die fleißigen Helfer der AIDAblu frankieren die Karten im nächsten Hafen und geben sie auf den Postweg zum Empfänger. Es gibt immer noch etwas Neues zu entdecken, auf diesem großen Schiff. So waren wir mit Susanne und Rainer zusammen auf Deck 5 im Kids Club. Hier wollten sich die beiden einmal umsehen, da der Sohn mit Frau und Enkelkind in nächster Zeit auch eine Schiffsreise geplant hat.
Dieser geschlossene Kinderbereich bietet alles was ein Kinderherz bei Spiel, Spaß und Sport höher schlagen lässt. Selbst ein eigener Pool steht den kleinen Badefans zur Verfügung. Bei spezieller Kinder- und Jugend-Animation haben die Kinder viel Spaß, können sich austoben, haben Bewegung und erleben schöne Tage auf der Aidablu.
Unsere Erkundungstour führte uns wieder zu Deck 12, wo wir erstmal den blauen Tunnel – „Time-Tunnel“, den Zugang zur Anytime Bar fanden. Erst spät abends, wenn es an Bord etwas ruhiger wird, öffnet sich dieser Zugang zur Anytime Bar. Romatiker können im Außenbereich sogar unterm Sternenhimmel tanzen, was in diesen Breitengraden und zu dieser Jahreszeit sicherlich nur etwas für hartgesottene Romatiker sein wird.
Höher auf Deck 14 dem Freibereich/Sonnendeck lief auf der LED-Vidowand gerade AIDA-TV live, das bordeigene TV-Programm. Jeden Tag senden sie live um 18:00 Uhr aus dem gläsernen AIDA-Studio auf Deck 9. Viele Studiogäste und spannende Themen sorgen für gute Unterhaltung.
Auf dem Weg ins Markt-Restaurant um 20.00 Uhr spielte gerade die Erkennungsmelodie der Aida, das bedeutete, dass das Ablegemannöver begonnen hatte. Im Speisesaal bekamen wir wieder einen Tisch mit Blick auf das Meer und wir erlebten beim Essen eine faszinierende Ausfahrt aus dem Hafen von St. Petersburg. Den ganzen Tag hatte es geregnet, doch jetzt schien die Sonne voll auf die Häuser der Stadt. Sie leuchteten im strahlenden Sonnenschein.
Langsam schob sich das Schiff durch einen schmalen ausgebaggerten Kanal, der laut Durchsage des Kapitäns nur 3-4 Meter tief sein sollte. Eine halbe Stunde nach dem Auslaufen aus St. Petersburg passierte die AIDA wieder die Insel Kotlin mit der Festungsstadt Kornstadt. Jetzt bei Sonnenschein sahen die alten Molen und Festungsmauern sowie die Schiffswracks gar nicht mehr so trostlos aus. Am westlichen Ende der Insel verabschiedet uns der Tolbaaken-Leuchtturm.
Doswidanja St. Petersburg
Um 22.30 Uhr setzten wir uns im Theatrium und sahen uns die Show „Loriots heile Welt“ an. Als wir nach 23.00 Uhr in die Aida-Bar wollten, bekamen wir kein Bein an die Erde. Wir verzichteten auf unseren Schlummertrunk und entschlossen uns, an der Rezeption noch die Information über Helsinki zu holen, um mit dieser Information und der Bordzeitigung ins Bett zu gehen und uns auf unseren nächsten Landgang einzustimmen. Auf dem Weg nach Helsinki bekamen wir wieder eine der beiden Stunden zurück, die uns auf der Hinfahrt nach St. Petersburg geklaut wurden.
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