24.06.2022 - Koblenz und Andernach
Da die NickoSpirit heute Nacht in Koblenz geblieben und Landgangende erst um 12.15 Uhr ist, genießen wir nach dem Frühstück bei recht angenehmen Temperaturen noch einmal einen Spaziergang an den Rheinpromenaden von Koblenz.
Die Basilika St. Kastor, auch kath. Kastorkirche genannt, steht hinter dem Deutschen Eck, an der Landspitze zwischen Rhein und Mosel. Ihr heutiges Erscheinungsbild entstand im 12. und im 19. Jahrhundert und ist damit das älteste erhaltene Kirchenbauwerk der Stadt. Mit den hohen Türmen und der hellen Steinfassade sieht die Kirche von außen fast schon wie ein kleines Schloss aus.
Die Stiftskirche war Schauplatz bedeutender historischer Ereignisse. Das Stift St. Kastor war Treffpunkt und Schlichtungsort der Kaiser und Könige sowie deren Nachfahren. Aufgrund der geschichtlichen Daten, ihrer kulturellen und religiösen Bedeutung wurde die Kirche im Jahre 1991 von Papst Johannes Paul II. in den Rang einer Basilika minor erhoben.
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Die Kirche ist von einer sehr hübschen Gartenanlage, dem Blumenhof, umgeben, der sich um die Basilika St. Kastar herum ausbreitet. Es ist ein von Hecken umfriedeter, stiller Ort. Da die Bereiche gegliedert, und seit der BUGA 2011 neu gestaltet wurden, gehen wir nun in den Blütengarten. Er soll mit seinen beiden Wasserfontänenfeldern und den bunten Pflanzflächen Lebensfreude ausdrücken. Hier treffen wir auch wieder auf die Alltagsmenschen, die uns beim Betrachten ein Schmunzeln hervorlocken. Der Hof des Deutschherrenhauses / Ludwig Museums mit der ehemaligen Kapelle ist der Ort, an dem Kunst und Skulpturen präsentiert werden.
Das Museum nutzt neben seinen Ausstellungsräumen auf vier Etagen auch den angrenzenden Garten, der sich als Ausstellungsfläche für markante dreidimensionale Arbeiten anbietet. Auch hier gibt es jede Menge zu entdecken.
Zwei Skulpturen aus Cortenstahl zeigen Alltagsgegenstände in Übergröße. Hierbei handelt es sich zum einen um die durch Grace Kelly bekannt gewordene Handtasche „Kelly Bag“. Daneben steht versetzt ein Chanel-No. 5-Flacon mit der Stanzung „Change“.
Der Koblenzer Daumen steht vor dem Deutschherren- oder Deutschordenshaus. Es war die erste Niederlassung des Deutschen Ordens im Rheinland.
Seit 1992 befindet sich in dem Haus das Ludwig-Museum mit zeitgenössischer, vorwiegend französischer Kunst.
Der Bronze-Daumen steht seit 1993 im Museumshof und ist eine Schenkung des Ludwig-Forums. Einzelne Besucher und auch ganze Gruppen lassen sich regelmäßig vor der Bronzeplastik ablichten.
Der Koblenzer Daumen wurde Anfang der 1970er Jahre gegossen. Dieser Version folgten noch mehrere Auflagen in verschiedenen Größen. Ein zwölf Meter hohes Exemplar wurde für das Pariser Büroviertel La Défense geschaffen.
Von hier geht es eigentlich zum Deutschen Eck. Dieses war momentan leider kaum zugängig. Alles war mit Zelten, Bänken, Absperrungen usw. zugestellt und verbarrikadiert, wie auch schon am vergangenen Samstag, bei unserer Vorbeifahrt.
Man hatte kaum die Möglichkeit bis zur Spitze vorzukommen oder ein Bild vom Kaiser Wilhelm Denkmal zu machen. Da wir schon öfters am Deutschen Eck standen, verzichteten wir heute und gingen zurück zum Schiff.
Pünktlich zum Ablegen hatte auch das Restaurant geöffnet. Durch die großzügigen Panorama-Scheiben genießen wir wieder einmal nicht nur die kulinarische Seite, sondern auch die an uns vorbeiziehende Landschaft.
Bei einem leckeren Mittagessen und einem Glas Wein haben wir wenigstens vom Schiff einen guten Blick hinüber zum Deutschen Eck. Diese aufgeschüttete Landzunge erhielt seinen Namen nicht aus geografischen Gründen, sondern aus historischen: Denn hier ließen sich im 13. Jahrhundert die Ritter des Deutschen Ordens nieder.
Das Eck ist aber auch wegen der dort aufgestellten Statue so beliebt. Die Statue wurde von Kaiser Wilhelm II. zu Ehren seines Großvaters und Vorgängers, ebenfalls Wilhelm I., aufgestellt, der nach drei Kriegen die Einigung Deutschlands hergestellt hatte.
Kurz nach dem Mittagessen legt die NickoSpirit schon in Andernach an, wo wir nach einer Mittagspause erneut an Land gehen. Zwar haben wir 2017 mit der MS Switzerland hier schon einmal angelegt, doch durch einen Ausflug zur Burg Eltz haben wir damals von dem Ort nichts gesehen. Andernach ist eine der ältesten Städte Deutschland und so bummeln wir heute Nachmittag durch die historische Altstadt, denn eine über 2000 Jahre alte Stadt hat unzählige kulturelle Schätze und Höhepunkte zu bieten und so entdecken wir dabei auch das Projekt der „Essbaren Stadt“.
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Gleich neben unserem Schiff steht eines der Sehenswürdigkeiten der Stadt, nämlich das Bollwerk Andernach. Es diente früher als Zollstation der kurkölnischen Landesherren. Von dem Bollwerk wurde der Schiffsverkehr auf dem Rhein bewacht. Am Mittelrhein gab es zwischen Bingen und Koblenz gleich 60 Zollstationen. Wer seine Rohstoffe und Waren auf dem Rhein transportierte, musste unterwegs so einiges zahlen, denn ein Entrinnen des Wegezolls gab es nicht. Heute dient das Bollwerk als Ehrenmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege und bietet einen schönen Blick auf den Schiffsanleger mit der NickoSpirit.
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Von hier starten wir unsere Entdeckungstour. Nur wenige Meter vom Bollwerk entfernt stehen wir vor der Hospitalkirche. Die spätbarocke Anlage wurde von 1737-1739 erbaut und ist die ehemalige Kapelle des Annunziatenklosters. Heute gehört die Kapelle zum Krankenhaus und zum Seniorenzentrum Marienstift. Sie wird sowohl für Gottesdienste der Stiftungseinrichtungen und der Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt als auch für Eheschließungen genutzt.
Wir gehen den Hindenburgwall weiter entlang und vor uns steht die Ruine der kurkölnischen Burg, welche wir durch das Koblenzer Tor, auch „Burgpforte“ genannt, betreten. Sie wurde um 1200 erbaut, doch wurde sie 1689 im Pfälzer Erbfolgekrieg durch die Franzosen zerstört.
Die ursprüngliche Wasserburg war einst die südlichste Festung der Kölner Erzbischöfe und verstärkte die Verteidigungskraft der Stadt. Heute gilt die Ruine zu den besterhaltenen Anlagen einer mittelalterlichen Stadtburg am Mittelrhein, von der das Obergeschoss des Wohnturms heute als romantisches Trauzimmer genutzt wird.
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Vor der Ruine befindet sich der wunderschöne Schlossgarten mit vielen bekannten Pflanzen, dem sich das Konzept der „essbaren Stadt“ anschließt. Unter diesem Slogan wachsen im Schatten der Burgmauern Gemüse, Obst und Kräuter, das von den etwa 25.000 Einwohnern und Besuchern gepflegt, geerntet und damit verwertet werden kann – alles kostenfrei. Angefangen hat alles bereits 2010 mit diversen Tomatensorten, gefolgt sind Bohnen und Zwiebeln. Inzwischen gibt es ein umfangreiches Angebot an verschiedenen Obstbäumen, darunter Misteln, Pfirsiche sowie Salate, Zucchini, Beeren, Kräuter und einiges mehr. Obst und Gemüsebeete ziehen sich rund um die Burg und an der historischen Stadtmauer entlang.
Wir bummeln durch die Altstadtgassen und stehen vor dem Stadtmuseum, das seit 1936 in diesem Haus untergebracht ist. Das Gebäude wurde zwischen 1594 und 1600 als Stadtpalais des kurkölnischen Oberamtmannes Georg von der Leyen errichtet. Von außen fallen besonders die aufwendige und detailgetreue Architektur und die künstlerische Gestaltung des Portalvorbaus ins Auge.
Vor einem Kruzifix in der alten Stadtmauer bleiben wir stehen. Das Läufkreuz aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts stand ursprünglich auf dem Elendenfriedhof des städt. Hospitals und gehört heute zu den Kulturdenkmälern der Stadt.
Bei dem Elendenfriedhof handelte es sich nicht nur um den Friedhof der Armen, das Wort „Elend“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „der Andere“. Der Begriff bezog sich daher auf Pilger.
Nicht selten verunglückten diese tödlich oder starben an Krankheiten. Der überlebensgroße und realistisch gestaltete Korpus stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
In der Fußgängerzone, an der Stadtmauer, steht seit 1988 der Funken-Narrenbrunnen. Er erinnert an die 1893 gegründete und älteste Andernacher Karnevalsgesellschaft, die „Blauen Funken“ und ist ein Geschenk der Karnevalsgesellschaft zum 2000-jährigen Jubiläum Andernachs. Er verspritzt zur Überraschung vieler, vor allen Dingen ortsfremder Passanten, im 15-Sekundentakt einen Wasserstrahl. Die Andernacher waren begeistert und hatten auch gleich einen Namen für den in Stein gehauenen Funken, nämlich „de Binse Leo“, der den alten Andernachern wegen seiner Art des Spuckens noch in bester Erinnerung war. Also Vorsicht bei der Besichtigung, dass man nicht mit seinem Wasserstrahl überrascht wird.
Ein paar Minuten später stehen wir vor dem historischen Rathaus, das in den Jahren 1561 bis 1574 erbaut wurde. Am Bau sowie an der künstlerischen Ausstattung des Gebäudes wirkten mehrere Künstler mit. Im Jahre 1937 erfolgte eine komplette Sanierung des Gebäudes. Mit seinem geschweiften Balkon auf der Mitte des Obergeschosses ist es ein sehr schönes, historisches Gebäude, in dem heute Ratssäle und die Stadtbücherei untergebracht sind. Unter dem heutigen Sitzungssaal befindet sich eine mittelalterliche Mikwe, ein jüdisches Kultbad, was bei einer Stadtführung besichtigt werden kann.
Bei unserem Rundgang stehen wir nun auf dem Andernacher Marktplatz. Hier steht in zentraler Lage seit 1994 das Denkmal für zwei Bäckerjungen. Sie sitzen hoch auf der Stadtmauer und halten Ausschau. Das Denkmal erinnert an die Sage der Bäckerjungen Fränzje und Döres, die die Stadt Andernach vor einem feindlichen Angriff gerettet haben. Sie warfen Bienenkörbe von der Stadtmauer, sodass Tausende von Bienen die Angreifer vertrieben. Die Bäckerjungen wurden damals zu Helden der Stadt erklärt, so sagt es die Legende.
Nach so viel Sightseeing gönnen wir uns im ruhigen Außenbereich am Rande des Marktplatzes unter einem Dach von Sonnenschirmen eine Pause mit einem Eiscafé. Wir haben unsere Getränke gerade vor uns stehen, zieht ein Gewitter auf und Platzregen setzt ein. Aufgrund der großen Sonnenschirme konnten wir im Freien den Regen erleben und hören, wie er auf den Schirm prasselt, ohne dass wir nass werden. Nach diesem Gewitterguss waren die Wege jedoch zu feucht, sodass wir für heute unsere Stadtbesichtigung abbrachen. Morgen ist auch noch ein Tag, zumal die NickoSpirit erst morgen Mittag weiterfährt.
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