|
23. Juni 2022 - Auf dem Weg nach Koblenz
Heute können wir wieder etwas länger schlafen, da die NickoSpirit auf dem Weg nach Koblenz ist und erst heute Nachmittag dort eintrifft. Ein Blick aus unserem abgesenkten Panoramafenster, dem sogenannten Juliet Balkon, der einen ausgezeichneten Ausblick über die malerische Flusslandschaft bietet, zeigt uns, dass unser Schiff wieder ganz gemächlich am Postkartenstädtchen Cochem vorbei fährt.
Wir schauen hinüber zur Moselpromenade, wo die Ausflugsschiffe noch auf Gäste warten sowie der Stadtkulisse mit der Martinskirche und wo gleich darauf am blauen Himmel, die mächtige Kulisse der majestätischen Reichsburg von Cochem erscheint.
 |
 Leider fährt die NickoSpirit auch heute Morgen an diesem bekannten Ort nur vorbei, doch wir sind so begeistert von diesem zwischen den Weinbergen gelegenen Ort, das wir ihn sicherlich einmal privat besuchen werden.
Für uns geht es nun zum gemütlichen Frühstück und anschließenden Glas Sekt, mit dem wir auf unseren 50. Hochzeitstag anstoßen.
Ganz entspannt können wir danach den Morgen auf dem Sonnendeck genießen.
Gehört doch die Mosel mit ihren zahlreichen malerischen Flussschleifen, rebenbewachsenen Schieferhängen und romantischen Winzerdörfern zu den abwechslungsreichsten und schönsten Flusstälern Europas.
Gemütlich im Liegestuhl lassen wir das Panorama an uns vorbeiziehen, stehen jedoch an der Reling, als wir an Karden vorbeifahren, den der Blick auf Karden mit der Stiftskirche St. Castor, die wir erst vor ein paar Tagen besichtigt haben, ist noch ein Foto wert.
 |
Eine halbe Stunde später fährt unser Kapitän die NickoSpirit in die Müdener Schleuse. Auf ihrem Weg von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein fließt die Mosel 278 km auf vielen Kurven und Schleifen durch Eifel und Hunsrück und hat dabei ein Gefälle von 676 Höhenmetern zu überwinden.
Dieses starke Gefälle machte eine Regulierung durch Schleusen notwendig. Die Schleuse Müden wurde mit einem Wasserkraftwerk, einem Walzenwehr und einer 122,5 x 12 m großen Schleuse gebaut.
Bis zum Mittag ziehen noch einige kleine Weinorte, wie z.B. Hatzenport und direkt gegenüber auf der anderen Seite der Mosel die Gemeinde Burgen an uns vorbei.
 |
Der kleine Moselort Hatzenport mit seinen rund 700 Einwohnern liegt inmitten der Terrassenmosel. Vom Wasser aus fällt der Blick auf die spätgotische St. Johannes-Kirche, die im 13. Jahrhundert errichtet wurde und auf einer Anhöhe über dem Friedhof steht. Um die Kirche herum erstreckt sich der Hatzenporter Kräutergarten.
Die Burg Bischofstein liegt als Spornburg am westlichen Ufer der Mosel, zwischen Moselkern und Hatzenport. Von 1941-1946 diente die Burg Bischofstein als Genesungsheim für Soldaten. Die Burg steht heute unter Denkmalschutz. 1954 erwarb das Fichte-Gynmasium Krefeld die Burg und hat damit ein eigenes Schullandheim mit insgesamt 38 Betten, zwei Lehrerzimmer sowie diverse Aufenthalts-, Speise- und Unterrichtsräume.
 |
Burg Bischofstein besitzt wie jede mittelalterliche Burg auch eine Burgkapelle. Die Pauluskapelle liegt auf halber Höhe zur Burg Bischofstein und ist um 1200 entstanden. Im Mittelalter war sie ein bekannter Wallfahrtsort, denn man erhoffte sich Heilung von Kinderkrankheiten und Fallsucht. Eine Bürgervereinigung restaurierte die Kapelle letztmals 1970.
Burgen ist ein uraltes Weindorf und liegt gegenüber der Burg Bischofstein und bekannt für seinen Mosel-Burgenblick. Rund 700 Einwohner leben in den historischen, mittelalterlichen Straßen und Gässchen. Der Ort liegt an der Mündung des Baybaches, dessen Tal ein Wanderparadies darstellt.
Wie schnell so ein angenehmer Vormittag vergeht, merken wir, als wir auf unsere Uhr schauen. Für unser Mittagessen haben wir heute noch einmal einen Tisch in Mario`s Grill reserviert. Mit geöffneter Glasfront und Blick aufs Heckwasser können wir wieder die vom Küchenteam frisch zubereiteten Köstlichkeiten genießen.
 |
Während des Mittagessens geht es wieder einmal in eine der 10 Schleusen zwischen Koblenz und Trier, die die Schiffe zu Tal oder zu Berg befördern. In der Staustufe in Lehmen (etwa 20 km vor Koblenz) überwinden wir einen Höhnunterschied von 7,20 Metern. Nach der Talschleusung nimmt unser Kapitän wieder Fahrt auf, was wir vom Heck aus durch gut sichtbare Wellen erkennen können.
Es war wieder ein außergewöhnlich warmer und sonnenscheinreicher Tag, den wir so in den letzten 50 Jahren noch nicht erlebt haben.
Anstatt zurück aufs Sonnendeck, nahmen wir unsere Getränke mit und setzten uns auf die Außenterrasse von Mario´s Grill.
8 gemütliche Spitzplätze rund um das Heck bieten teils schattige Plätzchen und man ist dazu noch ganz nah am Wasser.
Die Sonne glitzert auf dem Wasser, die grünen Weinberge und die Wolken werfen Schatten auf die Oberfläche. Ein interessantes Lichtspiel mit Ausblick auf die Orte und Weinlagen, Urlauberherz was willst du mehr.
Etwa 15 Kilometer von Koblenz entfernt, unserem heutigen Tagesziel, fährt die NickoSpirit an Dieblich vorbei, einem Wein- und Obstanbauort. Auf dem Dieblicher Berg befinden sich Apfel-, Süßkirschen- und Pflaumenplantagen.
Dieblich befindet sich in unmittelbarer Nähe der Moseltalbrücke. Eindrucksvoll schwingt sich die Autobahnbrücke der A 61 in gut 136 Meter und einer Gesamtlänge von 935 m über das Moseltal. Gleichzeitig verbindet sie den Hunsrück mit der Eifel. Laut Internet befinden sich direkt an der Moselbrücke beidseitig Raststätten mit jeweils einem Aussichtspunkt auf die Brücke und das Moseltal.
 |
Nun gehen wir wieder aufs Sonnendeck, denn wir kommen der Balduinbrücke oder auch „Alte Moselbrücke“, immer näher. Die älteste erhaltene steinerne Bogenbrücke der Stadt wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Sie ist die letzte Brücke über die Mosel vor deren Mündung in den Rhein am Deutschen Eck und verbindet die Koblenzer Altstadt mit dem nördlich davon liegenden Stadtteil Lützel.
Mit ihren 14 wuchtigen Bögen und den mächtigen Toren bot die Brücke einen imposanten Eindruck bis zu ihrer Zerstörung im März 1945. 1975 wurde der Wiederaufbau der Balduinbrücke fertiggestellt. Dabei wurden zugunsten der Moselschifffahrt drei Bogen entfernt und mit einem 96 m langen Betonbalken überbrückt. Seit 2002 ist die Balduinbrücke Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, außerdem ein geschütztes Kulturgut.
 |
Nach Durchfahrt der Brücke sehen wir Koblenz und die Festung Ehrenbreitenstein vor uns liegen und legen mit 2 Stunden Verspätung unterhalb der Alten Burg an. Sie bildet den Abschluss der östlichen Kernstadt und ist entlang der Moselfront stadtbildprägend.
 Es ist bereits 18 Uhr, als wir an Land gehen. Wir steigen die Treppen hinauf zum Burghaus, das von der ehemaligen Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert erhalten geblieben ist. Es wurde in den Jahren 1960 bis 1962 komplett restauriert und dort ist heute das Stadtarchiv untergebracht.
Wir bummeln durch die Stadt, die wir schon mehrmals besucht haben, zuletzt 2017 mit der MS Switzerland und stehen wieder einmal vor der „Fesche-Hennerich-Skulptur“.
Er lebte in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Koblenz und war immer zu Streichen aufgelegt. Dass er den Kunden schon mal die Absätze an den Schuhspitzen anbrachte, gehörte in die Kategorie der harmlosen Späße.
Seine größte Aktion ist wie folgt überliefert: Nach seiner Militärzeit marschierte Resche Hennerich mit einer Trommel durch die Gassen von Koblenz und trommelte einen Militärmarsch, der das Zeichen für alle Soldaten war, sich schnellstens am Sammelplatz zu treffen und dort Aufstellung zu nehmen.
Das Trommeln war so laut, dass es auch niemand überhören konnte. So ließen hunderte Männer ihre Arbeit liegen und eilten zum vereinbarten Aufmarschplatz. Das Ergebnis dieser Aktion waren 6 Wochen Haft für den Schuster Hennerich Resche.
 |
In Sichtweite des Resche Hennerich schuf der Bildhauer Fritz Berlin eine weitere schöne Plastik. „Marktfrau und Schutzmann“ heißt diese Alltagsszene aus der Zeit, als ein Polizist noch Pickelhauben trug und Schutzmann hieß. In Koblenzer Quellen heißt es zu der Marktfrau, dass es sich hier um „dat Blemersch Klär“, also Blumen Kläre, handeln soll, die vom Blumenverkauf lebte und das Geld oftmals für Alkohol ausgab. Blemersch Klär war die Großmutter vom “Resche Hennerisch“. Landete ihr Enkel wegen seiner Streiche schon mal in den städtischen Knast, so war „dat Blemersch Klär“ des Öfteren zur Ausnüchterung in der Zelle!
 Bei unserem Spaziergang durch die Gassen von Koblenz treffen wir auch auf Figuren aus den Geschichten von Wilhelm Busch. Max und Moritz bunte Bubenstreiche zum Amüsement und zur Erbauung schmücken eine Hauswand in der Koblenzer Altstadt.
Unser Weg führt uns nun zum Rheinufer. Hier befindet sich die Talstation der Seilbahn, die auch als Rheinseilbahn bekannt ist. Sie verbindet die Rheinanlagen mit dem Plateau der Festung Ehrenbreitstein.
Bei der Fahrt in einer der 16 Panoramakabinen über den Rhein bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt Koblenz, auf das Deutsche Eck, am Zusammenfluss von Rhein und Mosel sowie in das Mittelrheintal. Diese Fahrt haben wir bereits 2011 beim Besuch der Bundesgartenschau unternommen.
Ehrenbreitstein ist die zweitgrößte erhaltene Festung Europas und beherbergt verschiedene Museen, u.a. das Landesmuseum Koblenz und wechselnde Ausstellungen. Auf dem gesamten Plateau gibt es schöne Grünanlagen.
Unser Spaziergang führt uns nun am Kurfürstlichen Schloss entlang. Seit der BUGA 2011 erstrahlen der Schlossvorplatz mit großzügigen Rasenflächen sowie der Hauptweg zum Schloss mit unzähligen Kübelpflanzen. Erzbischof und Kurfürst Clemens Wenzeslaus ließ das Kurfürstliche Schloss 1777-1786 errichten. Später residierte hier für einige Jahre der preußische Kronprinz und spätere Kaiser Wilhelm I. als preußischer Militärgouverneur. Bei den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage 1944 bis auf die Außenmauern zerstört, jedoch in den Jahren 1950/51 wieder aufgebaut.
 |
Zur Bundesgartenschau 2011 wurde der Mittelteil des Schlosses restauriert. Heute wird die ehemalige Residenz als Bürogebäude für verschiedene Bundesbehörden genutzt und der Mittelteil des Schlosses bietet exklusive Räumlichkeiten für festliche Bankette, Tagungen und Familienfeiern.
 Hier treffen wir erstmals auf die von den beiden Künstlerinnen Christel und Laura Lechner gestalteten Alltagsmenschen, die im Maximilianpark, in unserer Heimatstadt, schon mehrmals ausgestellt wurden.
Unter dem Motto „wie Du und Ich“ besuchen die Alltagsmenschen erstmalig die Stadt, in der Rhein und Mosel zusammenfließen.
Vor dem Koblenzer Schloss treffen wir auf einen „Alltagsmensch“ der seine beiden Hunde ausführt.
Das Kurfürstliche Schloss in Koblenz ist eine wunderschöne Anlage am Rheinufer mit einem ausgedehnten, gepflegten Schlossgarten.
Sehenswert ist der zur BUGA entworfene und rekonstruierte gepflegte und blühende Terrassen-Schlossgarten am Rheinufer auch heute noch.
Er begeistert uns mit seinen intensiv gepflegten Rosen- und prächtigen Staudenflächen.
 Zu den gärtnerischen Höhepunkten gehören verblüffende Pflanzenkombinationen. Der Schlossgarten zeigt noch heute eine Vielfalt auf engstem Raum. Er ist frei zugänglich, doch wird der Zugang von der Rheinpromenade am Abend geschlossen.
Hier treffen wir auch wieder auf einige Lechner-Skulpturen, die an 12 unterschiedlichen Standorten aufgestellt sind. Im Koblenzer Schlosspark luden die Alltagsmenschen die Besucher zu einer Polonaise ein, die entsprechenden Lücken waren von der Künstlerin mit eingeplant.
Nachdem wir die Blütenpracht genossen haben und uns an den deutschlandweit bekannten Alltagsmenschen erfreut haben, zieht es uns aber zum Weindorf, wo unter Bäumen im Innenhof ein Tisch auf uns wartet.
 |
Das Weindorf Koblenz ist ein dörflich gestalteter Gastronomiebetrieb und wurde 1925 zur „Reichsausstellung Deutscher Wein“ gebaut. Für die Ausstellung hatte man vier unterschiedliche Gebäude errichtet, die typischen Winzerhäusern aus den deutschen Weinbauregionen nachempfunden waren. 
Das ursprünglich nur für die Dauer der Ausstellung errichtete Weindorf war schon bald so beliebt, dass es dauerhaft als Touristenattraktion erhalten wurde, zumal es für die Sommermonate einen idyllischen Innenhof anbietet.
Von einem Ausstellungsgelände ist das Weindorf zur Attraktion für Touristen geworden und steht ganz im Zeichen der Gastronomie, denn in den Weinhäusern kann man stilvoll speisen. 
Aufgrund der dauerhaften Hitze in den letzten Tagen fühlten wir uns im Innenhof unter den großen Bäumen heute Abend aber sehr wohl. Zwar haben wir uns kein 5-Gang-Menü wie auf der NickoSpirit bestellt, uns reichten heute 2 Gänge und dazu ein leckerer Riesling, serviert in alten Weinrömern. Das am Rhein gelegene Restaurant bot uns heute Abend eine behagliche und stimmungsvolle Weindorfatmosphäre.
Die Abenddämmerung lag schon über dem Rhein als wir auf der Rheinpromenade, vorbei am Deutschen Eck mit dem Kaiser Wilhelm Denkmal, zurück zum Schiff gehen, wo Mario´s Grill verlassen und dezent in der Nachtbeleuchtung erstrahlte.
 |
nach oben
zurück zu Reiseberichte - Übersicht
|
