28.06.2024 Medemblik / Niederlande Ankunft: 16.45 Uhr - Abfahrt: 7.00 Uhr am 29. Juni 2023
Kurz nachdem wir uns durch das leckere Kuchenbufett geschlemmt hatten, legte die MS Antonia in Medemblik an, sodass wir die uns zugenommenen Kalorien gleich wieder ablaufen konnten.
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Vom Schiffsanleger gehen wir über den Deich, direkt hinein ins kleine Städtchen.
An der linken Seite steht das alte Rathaus aus dem Jahr 1939, in dem sich heute das Archäologische Museum von Medemblik befindet. Es besitzt eine beeindruckende Sammlung, die zur Geschichte von Medemblik gehört. Für einen Museumsbesuch haben wir zu spät angelegt, aber auch das Gebäude selbst ist schon sehr sehenswert.
Zu den auffälligen Details zählt der große Treppengiebel, dass ihm das Aussehen eines Grachtenhauses aus dem 17. Jahrhundert gibt.
In Richtung Anlegestelle liegt ein beeindruckender Eingangsbereich, mit Treppen auf beiden Seiten, deren Sockel zwei segelnde Handelsschiffe zieren, dahinter eine breite Flügeltür. Auf der Vorderseite ist ein drei Meter hoher Löwe auf dem Giebel abgebildet sowie das Wappen von Medemblik an der Vorderfassade. Das Gebäude wurde nicht nur auf einer Anhöhe platziert, sondern gleichzeitig auch am Kopf der Nieuwstraat, das dem Gebäude ein imposantes Aussehen verleiht.
Wir gehen die Nieuwstraat entlang und links und rechts der Allee stehen die kleinen schmucken holländischen Häuser. In einigen Häusern sind kleine Ladengeschäfte, deren Fensterauslagen wir uns ansehen, und bekommen gleich körbeweise Tulpen zu Gesicht.
Ein bunter Strauß aus Tulpen ist ein echter Hingucker. Diese langlebigen und pflegeleichten Blumen sind aus Holz. Ein Arrangement der bunten unvergänglichen holländischen Holztulpen ist eine Geschenkidee aber auch eine Ergänzung der eigenen Dekoration.
Zwischen den Häusern, auf der Hauptstraße von Medemblik, erinnert ein blumengeschmückter kleiner Platz mit einem Backstein-Monument an die Garnison in den Jahren 1939-1940 und ihre Gefallenen. Ein Kriegerdenkmal ist in der heutigen Zeit keineswegs ein Thema von gestern. Der Betrachter sollte über die negativen Folgen des Krieges nachdenken und wie wichtig es ist die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Auf der Nieuwstraat 26 steht ein Koggenhuis aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert, das von dem wohlhabenden Albert Pietersz Hauwert in Auftrag gegeben wurde. Unter einem Eckblock in Form eines Löwen ist die Jahreszahl 1613 eingraviert. Das Wappen des Handwerks "De Vier Noorder Koggen" verweist auf Hauwerts hochwertige Funktion als Deichwächter von 1610 bis zu seinem Tod im Jahr 1625 der ehemaligen Deichgrafschaft im Norden Westfrieslands. Während des gesamten 17. Jahrhunderts blieb das Anwesen im Besitz der angesehenen Familie Hauwert, und auch sein Sohn Adriaan Albertsz Hauwert lebte hier. 1639 wurde er Bürgermeister von Medemblik. Derzeit wird das Haus als Bed & Breakfast genutzt.
Die Nieuwstraat war nicht immer die malerische und lebendige Einkaufsstraße, die sie heute ist. Früher war die Nieuwstraat der eigentliche Kanalring von Medemblik, noch bevor die holländischen Grachtenhäuser entlang des Wasserlaufs gebaut wurden. Erst um 1840 wurde der Kanal zugeschüttet und die Nieuwstraat wurde so breit wie heute, mit vielen Straßencafés und kleinen Souvenirgeschäften.
Unser Spaziergang durch die malerische Straße der Altstadt führt uns vorbei am historischen Hotel-Restaurant Het Wapen, kurz vor der Brücke, die den Oosterhaven und den Westerhaven trennt. Der Name des Restaurants ist eine Anspielung auf das jahrhundertalte Stadtwappen der westfriesischen Stadt, das aus einem gekrönten Schild mit zwei goldenen Löwen auf beiden Seiten besteht.
Vom IJsselmeer aus gelangt man über den Oosterhaven nach Medemblik, mit einem schönen Blick auf eine malerische westfriesische Skyline. Dieser Yachthafen bietet ruhige und hübsche Liegeplätze mitten im Herzen der Stadt. Er ist einer der historischen Häfen in Medemblik.
Der Oosterhaven, der um 1589-1599 ausgegraben wurde, war lange Zeit das wirtschaftliche Zentrum von Medemblik. Durch die Fertigstellung des Nordholland-Kanals verlor er seine Bedeutung. Heute wird der Hafen, einer von 4 Häfen, als Yachthafen und Wassersportzentrum genutzt.
Jedes Jahr am dritten Montag im September veranstaltet Medemblik eine besondere Veranstaltung für Jung und Alt.
Das Medemblik-Trabrennen findet auf der ältesten Kurzbahn der Niederlande statt, nämlich auf der Nieuwstraat. Die Länge der Strecke beträgt 82 Meter und ist aus mehreren Gründen etwas Besonderes: Sie ist mit Fahnen und Lampen geschmückt, am Anfang befindet sich ein mit Blumen geschmückter Triumphbogen.
Eine Skulptur am Hoogesteeg macht auf dieses Ereignis aufmerksam.
Nachdem wir die Brücke über den Hafen überquert haben, landen wir auf einer Insel und gehen weiter auf einer Straße, die entlang der Südseite der Insel verläuft. Hier stehen wir bald vor den Nummern 10, 11 und 12. Diese drei Gebäude bilden zusammen das „Schiefe Haus“ von Medemblik. Die Fassaden im Renaissance-Stil mit Stufengiebeln aus dem 17. Jahrhundert sind bewusst leicht nach vorne geneigt gebaut, genau wie viele Grachtenhäuser in Amsterdam.
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Unser Spaziergang führt uns nun entlang des Westhafens. Auch dieser liegt nahe dem Zentrum der Altstadt. Kapitäne können hier nach einer schönen Tour auf dem Meer anlegen. Mit vier Yachthäfen und einem Regattazentrum ist Medemblik ein Paradies für Segler und Freizeitskipper. Umgeben von alten Gebäuden ist er ein gut gelegener Hafen mit direktem Zugang zum Hinterland.
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Auf der gegenüberliegenden Seite des Westhafens liegt das heutige Landswerf-Gebäude. 1811 plante Napoleon Medemblik in einen Kriegshafen zu verwandeln, aber das wurde nie verwirklicht. Doch wurden auf der Westinsel Kais, Rampen und ein Marinehof gebaut, der später zu einem Ausbildungsinstitut für die Marine wurde. Das Ausbildungsinstitut für die Marine blieb bis 1850 in dieser Stadt. Heute wird das Gebäude als Jugendwohngebäude genutzt.
Ein Deichhaus für wohlhabende Kaufleute steht auf der Nordseite des Westerhaven 29, an der Ecke zur Torenstraat.
Es stammt wahrscheinlich aus dem 17. Jahrhundert und wird erstmals 1724 erwähnt, als Ewoudt Krijgsman dafür Steuern zahlte, vermutlich als ansässiger Bewohner. In der Seitenfassade befindet sich ein sogenanntes Oeil-de-Bouf-Fenster (Rundfenster), das für die damalige Bauzeit üblich war. Restauriert wurde es im Jahr 1985.
Ein kleines aber feines B &B Hotel schließt sich dem Deichhaus am Westerhaven 30 an. Es ist in einem der schönen alten Grachtenhäuser untergebracht, deren Treppengiebel uns immer wieder faszinieren.
Wir biegen ab in die verwinkelten Gassen mit schiefen Bachsteinhäusern und kleinen Wasserstraßen, in denen urige hölzerne Bötchen ihre Runden drehen. Auch dieses Dörfchen ist von einem Netz aus winzigen Kanälen durchzogen, die von einer Vielzahl von kleinen Brücken überquert werden. Das Haus 32 in der Achterom ist eines der historischen Backsteinbauten, welches in der Nationaldenkmal-Liste eingetragen ist.
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Begeistert schlendern wir entlang der Gracht auf der Achterom. Die meisten der aus unserer Sicht kleinen und kleinsten Wohnhäuser sind idyllisch-heimelig und der Hausgarten beschränkt sich manchmal auf eine Stockrose an der Hauswand, einem oder mehrere Blumentöpfe am Straßenrand und einer kleinen Sitzbank.
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Während wir so entlang der kleinen Gracht mit seinen niedlichen Häusern entlang gehen, sehen wir in der Ferne bereits den 70 Meter hohen Kirchturm der Bonifatiuskirche zwischen den Häusern hervorragen. Der Turm ist älter als die Kirche, obwohl er an die Kirche angebaut ist. Der Glockenturm hat eine durchbrochene Bekrönung mit einer Laterne.
Während unseres Spaziergangs kommen wir in der Ridderstraat auch an der zweiten Kirche in Mededmblik, der katholischen St. Martinskirche, vorbei. Die große dreischiffige Kirche wurde in den Jahren 1902/03 erbaut und 1904 geweiht.
Was man so alles findet, wenn man durch fremde Gassen und auch mal in kleine Innenhöfe schaut, haben wir heute erfahren. Die Lourdesgrotte befindet sich im ehemaligen Garten der Schwestern der Nächstenliebe am Westerdijk.
Bis Mitte der 1980er Jahre war dies ein geschlossener Bereich, der nur von den Schwestern und den Bewohnern des "Alten- und Frauenheims" genutzt wurde. Es gab nur eine Brücke vom Garten zum Friedhof. Die Grotte wurde vermutlich um 1938 erbaut. Der Aufbau besteht aus kleinen Felsbrocken. Der obere Teil der Höhle ist verputzt. In der Nische steht eine Statue der Jungfrau Maria und eine knieende Bernadette steht vor der Grotte.
Nach dem Wegzug der Schwestern wurde dieses Gelände in den 1980er Jahren von der Gemeinde Medemblik gekauft und öffentlich zugängig. Danach wurde die Statue der Jungfrau Maria mehrmals zerstört. Heute steht dort wieder eine Marienstautue – leider jetzt hinter Plexiglas – aber so bleibt sie wenigstens heile. Die Grotte wird regelmäßig mit Blumen geschmückt und aufgeräumt. Dies geschieht nach einer Heilung, für die ihr Mann gebetet und versprochen hatte: "Wenn meine Frau geheilt ist, werden wir uns weiter um die Grotte kümmern“.
Unser Rundweg führt uns nun an der achteckigen Getreidemühle De Herder vorbei. Sie ist eine Stelzenmühle mit Zuckerrohrdach. Die Getreidemühle ist eine Holländermühle, die mit zwei verbundenen Schleifsteinen ausgestattet ist. Die ursprüngliche Mühle wurde 1947 abgerissen. Ende der 1980er Jahre wurde beschlossen, die alte Mühle unter Verwendung von Elementen anderer historischer Mühlen in der Umgebung wieder aufzubauen. Der „Herder“ (Schäfer) steht nun stolz da und markiert die nördliche Grenze von Medemblik.
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Haben wir den hohen Turm der Bonifatiuskirche bereits aus der Ferne gesehen, stehen wir nun vor dem großen Kirchenbau. Diese Kirche wurde 1404 errichtet, nachdem ein Vorgängerbau der Kirche kurz zuvor abbrannte. Die Kirchenruine wurde für den Bau der neuen Kirche verwendet. In der Kirche befindet sich eine Sanduhr, die anzeigte, wie lange die Predigt dauern durfte. Bis 1998 gab es in Medemblik kein Glockenspiel in einem Turm. Das damals geschaffene Glockenspiel hängt oben in der Laterne und besteht aus 14 Glocken. Es handelt sich um eine sogenannte Alarmglocke, ein computergesteuerter Glockenschlag, der den Stundenschlag ankündigt.
Im Turm hängen neben dem Glockenspiel von 1998 drei sehr alte schwer bewegliche Glocken.
Fast schon auf dem Rückweg zum Schiff sehen wir das Tor des ehemaligen reformierten Waisenhauses in der Torenstraat vor uns. Es liegt im Schatten der Bonifatiuskirche. Das Tor stammt aus dem Jahr 1785 und besticht vor allem durch seine Fassade mit dem Stadtwappen aus Sandstein und einer Darstellung von vier lebensgroßen Waisenkindern. Zwei von ihnen stammen aus der Stadt Medemblik, da die goldenen Streifen auf ihrer Kleidung auf das Stadtwappen verweisen, die anderen beiden Waisenkinder stammen von außerhalb der Stadt.
Der Innenhof hinter dem Torbogen des ehemaligen Waisenhauses ist ein wunderschöner, blühender Garten, der eine Vielzahl an Blumen und Pflanzen zeigt.
Besonders die Rosenblüte jetzt im Frühling ist eine Augenweide, die zum Verweilen und Entspannen einlädt.
Zur Burg Radboud, die noch aus dem 13. Jahrhundert stammt, schaffen wir es nicht mehr, denn es wurde Zeit zum Abendessen auf der MS Antonia.
Die anschließend angebotene Disco von unserem Reiseleiter Peter Schultze am Abend war ein Volltreffer für alle, die daran teilgenommen haben. Aufgrund meines erst vor einigen Wochen operierten Hüftgelenks konnten wir leider nur als Zuschauer an diesen stimmungsvollen Stunden teilnehmen.
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