28.06.2024 Hoorn / Niederlande Ankunft: 08.00 - 11.30 Uhr Liegeplatz: Stadthaven - Temperatur: 19 Grad, sonnig, lebhafter Wind
Heute Morgen hat die MS Antonia Pole Position in Hoorn, anders lässt sich unser Liegeplatz hier nicht beschreiben. Wir sehen bereits vom Schiff aus das Wahrzeichen von Hoorn, den Hooftoren. Dieses wunderschöne Bauwerk wurde 1532 aus Kalkstein und Ziegeln erbaut und ist eine der letzten noch erhaltenen Verteidigungsanlagen in Hoorn. Seit 1968 wird der Turm als Gastronomiebetrieb genutzt.
Aufgrund der kurzen Liegezeit haben wir für heute Morgen einen Stadtrundgang mit Führung gebucht und bekommen somit gezielt die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gezeigt.
Bereits um 9.00 Uhr stehen wir mit einer Gruppe im Stadthafen und erhalten die ersten Informationen über die Stadtgeschichte. Hoorn erhielt 1357 die Stadtrechte und entwickelte sich rasch zu einer wichtigen Hafenstadt. Hunderte Schiffe fuhren von hier über die Weltmeere und kehrten reich beladen mit verschiedenen Handelswaren heim. Gewürze wie Pfeffer, Muskatnuss, Nelken und Muskatblüte wurden mit hohem Gewinn verkauft. Noch heute zeugen zahlreiche Bauwerke, darunter stattliche Herrschaftshäuser vom einstigen Glanz und Wohlstand der Stadt.
So wurde das Oostereiland eine künstliche Insel, zwischen 1662 und 1668 erbaut, um den Hafen der Stadt zu erweitern. Bald nach der Entstehung der Insel wurden dort Häuser und Lagerhäuser errichtet. Ferner befanden sich hier Gebäude der Admiralität mit eigener Werft und Hafen.
Im Jahr 1814 wurde der Komplex zu einem Militärgefängnis umfunktioniert. Heute sind die gesamte Insel und die Kaimauern städtische Denkmäler.
Sehenswert ist der ehemalige Gefängniskomplex, der im Jahr 2012 gründlich renoviert wurde. Mit unserem Stadtführer besichtigen wir den stimmungsvollen Innenhof und bekommen Informationen über die Nutzung der einzelnen Gebäude. Es beherbergt heute das Museum des zwanzigsten Jahrhundert, ein Filmtheater, Büros, Wohnungen, eine Brasserie und ein Hotel.
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Wir gehen entlang des Binnenhafens und bleiben vor dem Monument „Bagage voor het Leven“ stehen. Es ist ein besonders bemerkenswertes Denkmal, denn es erinnert an die gefallenen und zurückgekehrten Soldaten, die an verschiedenen Militäreinsätzen für die Niederlande teilgenommen haben. Das Denkmal besteht aus acht Bänken, auf denen sich jeweils ein Koffer, eine Reisetasche oder ein Seesack befinden, die das "Gepäck fürs Leben" symbolisieren, das diese Soldaten mit sich führen. Die Bänke vertreten unter anderem Missionen in Korea, im ehemaligen Jugoslawien, im Libanon, in Afghanistan, im Irak, in Niederländisch-Ostindien und in Niederländisch-Neuguinea.
Bereits im 16. Jahrhundert war Hoorn eine der wichtigsten Hafenstädte an der Zuidersee, die vom Seehandel profitiert hat. Noch heute zeugen zahlreiche stattliche spitzgiebelige Kaufmannshäuser in der Nähe des malerischen Hafens, vom einstigen Glanz und Wohlstand der Stadt.
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Unser Stadtführer nimmt uns mit über die Engeltjesbrug – Engelchenbrücke. Die Brücke ist eine Zugbrücke und fast vollständig aus Holz gefertigt. Sie befindet sich zwischen dem Korenmarkt und der Bierkade. Ein Spaziergang über die Engeltjesbrug bietet einen schönen Blick auf die historischen Gebäude und die malerische Umgebung. Wir gehen entlang der Bierkade und unser Stadtführer bleibt vor dem Haus Nr. 10 stehen. Das Haus wurde Ende des 17. Jahrhundert erbaut und gehört laut Wikipedia zu den 5 ältesten Häusern in Horn. Die Holzfassade mit geschnitzten Konsolen ist bis auf die Glasanordnung fast original. Die Stabteilung stammt aus dem 18. Jahrhundert. Das hölzerne Fallrohr der Ostseitenwand verläuft vor der Vorderfassade, unter dem Fenster, bis zur Westwand. Das Gebäude wurde am 16. November 1965 in das Denkmalregister eingetragen und somit als Nationaldenkmal geschützt. Der erste Stock des Hauses ist in drei separate Räume aufgeteilt: Vorderzimmer, mittleres Zimmer mit Kamin, Küche und Treppe.
Ein weiteres Gebäude in der Bierkade ist das ehemalige Käselager „De Zon“ – „die Sonne“ Erbaut wurde das Gebäude in den Jahren 1873/74. Es ersetzte ein altes und kleineres Käselager gleichen Namens.
Das Gebäude hat drei Stockwerke unter einem Mansardendach. Den Giebel ziert eine Tafel mit dem Bild einer Sonne. Das Gebäude wurde 1993/94 restauriert und in ein Bürogebäude umgewandelt.
Bei unserem Stadtgang kommen wir nun zum zentralen Platz von Hoorn, dem Roode Steen, der im Volksmund noch immer Käsemarkt genannt wird. Seinen Namen Roode Steen (roter Stein) kommt von einem Stein, auf dem früher Exekutionen stattfanden und der sich dabei rot vom Blut der Hingerichteten färbte. Der Originalstein befindet sich im Westfries Museum. Heute ist der Platz mit seinen Denkmälern und geschichtsträchtigen Gebäuden ein zentraler Ort für Veranstaltungen und mit den zahlreichen Cafés und Restaurant ein Touristenmagnet.
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Der Gebäudekomplex, in dem das Westfries Museum untergebracht ist, liegt ebenfalls an der Roode Steen. Das Statencollege ist ein Gebäude aus dem 17. Jahrhundert in dem sich seit 1880 das Museum befindet, zunächst nur auf der Rückseite, später auch auf der Vorderseite Das Gebäude besitzt eine wunderschöne Fassade mit farbigen Wappenschildern und verzierten Gesimsen. Die monumentale Unterkunft verleiht dem Museum einen besonderen Charakter.
1994 wurde das Museum um ein angrenzendes städtisches Denkmal, dem Gebäude Roode Steen 16 erweitert. Die Gebäude sind miteinander verbunden und der Haupteingang des Museums befindet sich hinter einem schmiedeeisernen Tor zwischen den beiden Fassaden. Bis Mitte 2025 wird sich das Westfries Museum um ein weiteres denkmalgeschütztes Gebäude vergrößern. Das Gebäude wird dann Teil des öffentlich zugänglichen Gastronomiebereichs des neuen Museums.
Das Gebäude „De Waag“ wurde 1609 errichtet und war der Mittelpunkt des Käsemarkts, der ab der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhundert hier wöchentlich stattfand.
Dort wurden die verkauften Käsechargen gewogen, aber auch seine andere Ware konnte jeder unter Aufsicht wiegen lassen.
In der Blütezeit des Hoorner Käsemarktes wurden hier jährlich bis zu 3 Millionen Kilogramm Käse gehandelt, damit war der Käse die wichtigste Handelsware. Doch durch die verschiedenen Käsereien in den umliegenden Dörfern fand der Markt im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts ein Ende.
Seit 2007 bis zur Corona Krise fand hier wöchentlich ein touristischer Käsemarkt statt und der Käse wurde wie früher in De Waag gewogen. Heute ist der Platz vor “De Waag“ für die Gastronomie freigegeben.
Mitten auf dem Platz Roode Steen steht die Figur des Jan Peterszoon Coen. Die Statue ist seit ihrer Enthüllung im Jahr 1893 ein umstrittenes Denkmal. Für die einen ist er ein Nationalheld, für die anderen ein besonders skrupelloser und gewalttätiger Kolonialbeamter des 17. Jahrhunderts. Denn er war Generalgouverneur der Niederländischen Ostindien-Kompanie und für die harte Politik im damaligen Ostindien verantwortlich. Er schreckte nicht vor Gewalt zurück, ließ Widersacher aus dem Weg räumen oder Inselbewohner, die sich auf das Handelsmonopol der Niederländer nicht einlassen wollten, ermorden. Die Statue trägt auch den Spitznamen „Schlächter von Banda“. Der Stadtrat seiner Heimatstadt Hoorn hat nach langen Diskussionen eine Texttafel an seinem Standbild anbringen lassen: "Gerühmt als tatkräftige und visionäre Führungsfigur, aber ebenso wegen seines gewaltsamen Auftretens kritisiert".
Mit unserem Stadtführer gehen wir nun über die Grote Noord. Hier steht die Koepelkerk – Kuppelkirche. Sie ist eine dreischiffige kreuzförmige Basilika mit Emporen und einer Kuppel über der Vierung. Die Kirche wurde 1882 gebaut und ist zwischen älteren Häusern am Grote Noord eingeklemmt. Bemerkenswert ist die Fassade, die diagonal zum Rest der Kirche steht. Sie ist dem Heiligen Franz von Assisi und Cyriakus geweiht.
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Es ist ein schönes Gebäude, sowohl von außen als auch von innen. Die Kuppel und die Buntglasfenster sind prächtig. Haben wir gerade noch vor dem Denkmal von J.P. Coen gestanden, erfahren wir nun, dass er in dieser Kirche am 8. Januar 1587 getauft wurde. Nur ein paar Schritte weiter und wir stehen vor der Grote Kerk. Sie steht auf dem Kerkplein, der um die Kirche herum verläuft. Mit ihrem 60 Meter hohen Turm prägt sie das Stadtbild von Hoorn.
Wir stehen zwar vor dem Gebäude einer Kirche, doch innen wurde sie zum Hotel „Heavens“ mit einem Restaurant und Bar umgebaut und ist seit Juli 2022 geöffnet. Was für eine schöne Lösung. So übernachten die Gäste unter dem Schieferdach des Nationaldenkmals Grote Kerk, in einem der 43 luxuriösen Zimmer und entdecken dazu die göttlichen Genüsse im Restaurant „The Saint food & wine“.
Gegenüber steht eines der ältesten erhaltenen Krankenhausgebäude Europas, in dem sich heute das St. John´s Hospital Museum befindet. Das Spital wurde bereits 1346 gegründet und diente bis 1840 als Krankensaal. Das Gebäude trägt eine der ältesten und am besten erhaltenen Renaissancefassaden der Niederlande. In dem Treppengiebel sind eindrucksvolle Figuren aus weißem Naturstein zu sehen. Seit ca. 1996 befindet sich im Erdgeschoss die Künstlervereinigung Hoorn und Umgebung und der Hauptsaal wird als Ausstellungsraum genutzt. In dem Gebäude befindet sich die weltberühmte Memling Sammlung, -Niederländischer Maler, geb. 1435 - und andere faszinierende antike Kunst.
Wir gehen durch eine kleine Gasse und sehen auf die historische Oosterkerk. Sie ist heute ein aktives Kulturzentrum, in dem alle Arten von Aktivitäten stattfinden. Von der Kammermusik bis zum Orgelkonzert. Von der Tagung bis zu Empfängen, von der Hochzeit bis zur Trauerfeier. Sie bietet Platz für alle.
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Viel zu schnell vergeht die Zeit und wir sehen wieder den Hoofdtoren – Hafenkontrollturm - vor uns, eine der letzten noch erhaltenen Verteidigungsanlagen. Der Turm ist nach dem nahe gelegenen Steg Houten Hoffd benannt, der 1464 erbaut wurde. Seine weiß-gelbe Natursteinfassade an der Seeseite macht ihn von weither sichtbar.
Der gewählte Ort am südlichsten Zipfel des Hoorner Hafens, hätte aus strategischen Gesichtspunkten auch nicht besser gewählt werden können. Das Stadtwappen mit Einhorn ziert die Natursteinfassade und an der Seitenwand des Turms ist das farbige Wappen Westfrieslands angebracht. Der Turm befindet sich mitten in einem Hafenviertel. Doch wenn man durch die Stadt spaziert, begegnet man überall Segelbooten, als ob die ganze Stadt ein Hafen ist.
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Auf der Hafenmauer hocken „Die Schiffsjungen der Bontekoe“. Sie hauchen der alten Seefahrtstradition des Ortes Leben ein. Die drei: Rolf, Padde und Hajo heuerten als Schiffsjungen auf der „Nieuw-Hoorn an, einem Schiff, das für die Niederländische Ostindien-Kompanie nach Java fuhr. Kapitän Bontekoes Schiffsjungen ist ein Jugendbuch des niederländischen Schriftstellers Johan Fabricius, das zuerst 1924 erschien. Er wurde inspiriert durch das Schiffsjournal von Kapitän Willem Bontekoe. Im Jahr 2007 wurde das Buch unter der Regie von Steven de Jong verfilmt.
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Das malerische Hafengebiet mit seinen wunderschönen alten historischen Gebäuden ist ein Kleinod an der Veermanskade. Direkt gegenüber dem Hoofdtoren steht das „Schippershuis – das kleine Café am Hafen“, ein stimmungsvolles echt holländisches Restaurant. „Dort in diesem kleinen Café am Hafen, dort sind die Menschen gleichberechtigt und friedlich“, singt Pater Abraham. Jeder kennt das Lied, aber nicht jeder weiß, dass der Text vom „Café het Schippershuis“ im Hafen von Hoorn handelt. 1974 schrieb Pierre Kartner dieses Lied in und über dieses Café. Leider ist er am 8. Nov. 2022 verstorben.
Bevor wir wieder zurück auf die MS Antonia gehen bekommen wir von unserem Stadtführer noch eine interessante Information: Das südamerikanische Kap Hoorn wurde von dem aus Hoorn stammenden Entdeckungsreisenden Willem Cornelisz Schouten 1616 nach seiner Heimatstadt benannt.
Pünktlich um 11.30 Uhr wird die Gangway wieder eingeholt und unsere Reise geht weiter in Richtung Medemblik. Während des Mittagessens bekamen wir von unserem Kapitän die Durchsage, dass es aufgrund des Winds auf dem IJsselmeer etwas unruhig wird.
An meinem Fensterplatz schlug das Wasser immer wieder an die Fensterscheibe, denn durch die geringe Tiefe des Ijsselmeeres zwischen vier und fünf Metern bauen sich schnell kurze, steile Wellen auf. Doch schon eine halbe Stunde später gleitet das Schiff wieder langsam und ruhig über das Ijsselmeer.
Kurz nach dem Mittagessen erhielten wir von unserem Reiseleiter Peter Schultze über Lautsprecher die Mitteilung, dass wir an der Bataviawerft in Lelystadt vorbeifahren. Hier liegt die Batavia, ein Nachbau des Segelschiffs der Niederländischen Ostindien-Kompanie. Es lief 1629 auf seiner ersten Reise vor Australien auf ein Riff und sank.
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Dieser Nachbau wurde von 1985 bis 1995 auf der Werft gefertigt. Im 17. Jahrhundert wurden im Schiffbau noch keine Zeichnungen verwendet und wegen der kurzen Lebensdauer des Schiffes sind zudem nur wenige Abbildungen vorhanden. So wurden die Details des Nachbaus mit Hilfe archäologischer Forschungsergebnisse und nach historischen Beschreibungen ähnlicher Schiffe dieser Zeit ergänzt. Beim Nachbau des Schiffes, an dem viele Auszubildende beteiligt waren, wurden aufgrund der praktischen Umsetzung neue Erkenntnisse in verschiedenen alten Handwerkstechniken gewonnen.
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Um 16.00 Uhr gab es heute eine besondere Einladung zu einem süßen Schlemmerbufett. Mit viel Liebe wurde das Kuchen- und Tortenparadies und die kleinen leckeren Häppchen hergestellt und auf dem Kuchenbufett dekoriert. Es bot eine Auswahl an Tortenstücken sowie kleinen Köstlichkeiten, einfach alles was das süße Herz begeht und so war für jedes Schleckermaul die richtige Kleinigkeit dabei. All das sah nicht nur süß aus, sondern schmeckte auch ganz fantastisch und das freundliche Personal schenkte auch immer wieder Kaffe oder Tee nach.
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