25.06.2024 Middelburg / Holland Anleger und Liegezeit: Loskade 11.00 - 18.00 Uhr - Temperatur: 27 Grad, sonnig
Der Tag hat die Sonne schon angeworfen, denn ein vorwitziger Sonnenstrahl stahl sich durch die Vorhänge. Wer hat es sich nicht lange schon gewünscht. Nach einem gemütlichen Frühstück heißt es für uns: Herrlich, die Sonne scheint, es ist heute Morgen schon sehr warm, da kann das Motto nur heißen: “Ab aufs Außendeck”.
Unser Kreuzfahrtleiter Peter Schultze hatte auch auf unserem Tagesplan für heute den passenden Spruch ausgedruckt. „Das Leben genießen im Hier und Jetzt und Heute“. Wir stehen mit einigen anderen Mitreisenden auf Deck und sehen, wie sich die MS Antonia bereits um 9.00 Uhr langsam in Middelburg an den Anleger schiebt. In der Hauptstadt von Zeeland, auf der Halbinsel Walcheren, haben wir wieder einen Liegeplatz nah am Zentrum.
Bereits um 9.30 Uhr starten wir zu unserem Stadtspaziergang. Entlang des Walcheren-Kanals führt uns der Weg zur Stationsburg, eine Brückenverbindung, die den Kanal überquert und die Stationsstraat (auch blaue Brücke genannt) mit dem Kanaalweg verbindet. Der Steg ist eine Drehbrücke aus Metall mit einem Drehpfeiler in der Mitte. Die Brückenverbindung wurde 1871 nach dem Bau des Kanals eingeweiht. Aus dieser Zeit stammt auch der Bahnhof Middelburg.
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Die Schroebrug ist eine weitere Brückenverbindung über den Walcheren-Kanal. Die Faltbrücke wurde am 19. Dez. 1970 eröffnet. Die Durchfahrtshöhe beträgt 20 Meter. Der Betrieb erfolgt von der Schleuse Vlissingen.
Unser Spaziergang führt uns weiter über die Wallanlagen, von denen die Altstadt bis heute umgeben ist.
Wir kommen dabei an der historischen Windmühle De Hoop vorbei. Sie ist eine der ältesten Galeriemühlen in Middelburg und wurde 1735 erbaut.
Die Mühle verfügt innen über 7 Etagen und hat Flügel mit einem Durchmesser von 24,8 Metern und die umlaufende Galerie ist in einer Höhe von 13,7 Metern. Die Mühle ist nicht zu besichtigen.
Der Kloveniersdoelen ist ein Nationaldenkmal aus dem Jahr 1611, das im 17. und 18. Jahrhundert auch als Gasthaus diente. Wunderschön anzusehen ist die Kreation aus 36 Zierankern. Zwischen 1795 und 1956 wurde das Gebäude als Lazarett genutzt. Nach einer gründlichen Sanierung in den 1960er Jahren erfüllte das Gebäude verschiedene kulturelle Aufgaben. Ab dem 21. Juni 2013 hat das Gebäude wieder eine gastronomische und kulturelle Funktion in Form einer Kombination aus Café, Kino, Konferenzräume und Kinderbereich.
Middelburg ist sternförmig von Kanälen und Grachten umgeben. Unser Weg führt uns vom Kloveniersdoelen über die Brücke Langevielebinnen, auf der seit 1956 eine Skulpturengruppe von der Künstlerin Liesbeth Messer-Heijbroek steht.
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Nach Überquerung der Brücke stehen wir auf der schönen Einkaufsstraße Langeviele. Sie ist eine der wichtigsten Einkaufsstraßen in Middelburg und auf ihr stehen 46 denkmalgeschützte Häuser. In diesen historischen Gebäuden findet man alles von Kleidung über Accessoires bis hin zu den besten Souvenirs. Ferner gibt es in der Einkaufsstraße eine Reihe von netten Restaurants sowie gemütliche Cafés für ein Bier oder eine Tasse Kaffee. Es ist für jeden etwas dabei. Wir bummeln gemütlich durch die Einkaufsstraße und genießen die Atmosphäre.
Da die Innenstadt relativ übersichtlich ist, läuft man einfach durch die Fußgängerzone und kommt automatisch zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mächtig und reich an Verzierungen ist das alte Rathaus. Nicht zu übersehen wacht es über den zentralen Marktplatz. Die ältesten Teile des spätgotischen Stadhuis stammen von 1458.
Das Haus wurde bei der Bombardierung von 1940 fast völlig zerstört, danach jedoch im Originalstil wieder aufgebaut. Die größtenteils erhaltene Fassade von 1513 zieren die Figuren von 25 Gräfinnen und Grafen von Zeeland und Holland. Die Farben der Fensterläden (gelb, weiß und rot) beziehen sich auf die ursprüngliche Flagge von Middelburg. Der Turm des Rathauses wird von den Einheimischen auch liebevoll Malle Betje – verrückte Liesel – genannt, weil die Uhr immer etwas hinter der des Langen Jan zurückbleibt.
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Als Rathaus diente das Stadhuis bis 2004, dann zog die Gemeindeverwaltung in einen Neubau um. Das Stadhuis wurde Sitz der Roosevelt Academy und seit 2013 University College Roosevelt. Middelburg besitzt mit der Academy die kleinste Universität der Niederlande. Das spätgotische ehemalige Rathaus ist ein wunderschönes Gebäude und wurde im Juni 2007 sogar zum zweitschönsten Gebäude in den ganzen Niederlanden gekürt. Das historische Rathaus gehört nicht umsonst zu den meistfotografierten Gebäuden der Stadt.
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Vor dem repräsentativen ehemaligen Rathaus steht auf einem Sockel das Bronze-Modell des Stadhuis. Gleich zwei Stühle laden den Betrachter zum Verweilen ein, und er soll dabei tief ins Guckloch hineinsehen. Auf der Beschreibung des Kunstwerks steht, dass man so direkt ins „Abwassersystem der Stadt aus dem 8. Jahrhundert“ blicken kann. Das Objekt heißt „Fontein“ (Brunnen) und wurde vom Künstlerpaar Ilya und Emilia Kabakov entworfen. Es sorgt sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen für fröhliches Gelächter, wenn der Betrachter nassgespritzt wird. Gut, das ich nicht so neugierig war und mich auf dem Stuhl nur etwas ausgeruht habe.
Auf der Niewe Burg Straße erinnert ein Denkmal an den Bombenangriff vom 17. Mai 1940. An diesem Tag wurde ein großer Teil des historischen Stadtzentrums durch das Feuer der Kämpfe zerstört. Das Denkmal wurde von Sigurdur Gudmundsson entworfen und von Prinzessin Juliana am 17. Mai 1990 enthüllt.
Middelburg entdeckt man am besten zu Fuß und so spazieren wir über das Kopfsteinpflaster und schauen dabei in die verschiedensten Gassen, wo die Eigentümer auf dem schmalen Randstreifen ihres Grundstücks prachtvolle Blumenkübel platziert haben.
Im Herzen Middelburgs steht die 900 Jahre alte Abtei, geweiht der Jungfrau Maria (Onze-Lieve-Vrouwe Abdij) – Liebfrauenabtei.
Diese wurde im 12. Jahrhundert durch die Prämonstratenser aus der Abtei St. Michiel von Antwerpen gegründet und im 13. Jahrhundert zu einem großen Stiftskomplex mit zwei Kirchen ausgebaut.
Wir spazieren durch die Abtei, gehen durch den ruhigen Kreuzgang, der früher das Zentrum des geistlichen Lebens war und schauen in den Klostergarten.
Bei unserem Rundgang besichtigen wir auch die Nieuwe Kerk (auch bekannt als Niewe oder Sint Nicolaaskerk) in Middelburg. Sie ersetzte einen kleinen Vorgängerbau aus der Zeit um 1300. Sie ist eine zweischiffige Kirche, die nach dem Brand von 1558 erbaut wurde. Interessant ist vor allem ihre Orgel, die 1954 von der Firma Pels & Van Leeuwen aus Leiderdorp erbaut wurde.
Bei unserer Besichtigung schauen wir auch in die Koorkerk. An ihr schließt der weithin sichtbare Kirchturm „Lange Jan“ an. Kirche und Turm sind Teil der ehemaligen Abtei Middelburgs. Die Kirche wird so genannt, weil sie aus dem Chor der Abteikirche besteht und räumlich von der Nieuwe Kerk getrennt ist.
Hier befindet sich auch das Grab der Brüder Cornelis und Johan Evertsen. Cornelius wir ein Freibeuter und Admiral und sein Bruder niederländischer Vozeadmiral. Bis zur Reformation war es die Kirche der Mönche und die „Neue Kirche“ war den Gemeindemitgliedern vorbehalten.
Seit 1547 wird die Abtei nicht mehr kirchlich, sondern durch die Provinzverwaltung genutzt. Der Abteiturm „Lange Jan“ thront hoch über den Dächern der Stadt und ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten im Herzen Middelburgs. Der imposante 90 Meter hohe Turm der Abteikirche überragt alle anderen Bauten im historischen Zentrum um Längen. Er prägt neben den beiden Kirchen Koorkerk und Nieuwe Kerk das Stadtbild.
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Vier große Türme umgeben den Innenhof der Abtei. Seit 1972 beherbergt ein Teil des Komplexes das historische Zeeuws Museum, welches Einblicke in die Kultur und Geschichte der Region bietet, mit Altertums-, Trachten- und naturwissenschaftlichen Sammlungen -. 1986 wurde in einem anderen Teil das Rossevelt Study Center untergebracht – ein Forschungsinstitut, spezialisiert auf die Geschichte der USA.
Der Abteiplatz ist in den Sommermonaten ein beliebter Veranstaltungsplatz und Treffpunkt für Theater, Musik und besondere Erlebnisse. Im Zentrum des Abteiplatzes steht die Skulptur „die Enthüllung“ von Sjuul Joosen. Sie zeigt zwei Bronzegießer, die soeben eine gegossene Kanone aus der Form geholt haben und ihr Werk begutachten. Die Kreation ist eine Ode an die Schiffskanonengießerei, die früher in der Abtei untergebracht war.
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Am Fuße vom Langen Jan gehen wir durch Zufall in einen großen Innenhof und stehen in Jells Lunchcafe und Tuinterrasse. Es ist eine kleine grüne Oase, mitten in der Stadt. Die Sitzplätze befinden sich im malerischen Hof, in dem sehr viele verschiedene Kübelpflanzen stehen. Begeistert von dieser Atmosphäre war die Überlegung: Sollen wir hier einen kleinen Snack nehmen oder lieber wieder zurück zum Schiff gehen? Wir haben uns dann doch lieber für ein Mittagessen auf dem Schiff entschieden, verbunden mit einer längeren Pause. Ein leckeres Mittagessen, eine längere Pause und eine Tasse Kaffee mit Kuchenspezialitäten brachten uns wieder in Schwung und so ging es am Nachmittag an der bunt bepflanzten Kanalkante in Richtung Marina Middelburg.
Der Jachthafen der Stadt befindet sich hinter dem Middelburger Damm im historischen Zentrum und ist über den Kanal durch Walcheren zu erreichen. Eine stattliche Kanone, gestiftet durch die Firma Aannemingsbedrijf de Jong Waterbouw, sichert den Wasserweg.
Die Spijkerbrugtje ist wahrscheinlich die am häufigsten fotografierte Brücke von Middelburg. Sie befindet sich inmitten des historischen Stadtzentrums. Es handelt sich um eine reich verzierte Ziehbrücke, die seit Mitte des 19. Jahrhunderts existiert.
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Die alten weißen Räder auf der Brücke sehen in der Sonne wunderschön aus. Sie ist das Tor zu den schönsten Liegeplätzen im Yachthafen. Umringt von den historischen Gebäuden nehmen die Yachten die gleiche Route wie die Handelsschiffe im 17. Jahrhundert. Die Brücke gehört zu den Nationaldenkmälern (Rijksmonumenten) der Niederlande und passt perfekt in das idyllische Stadtbild. Auf dem Rouaansekaai erinnert ein Denkmal an den Bau des „Neuen Hafens“ von 1817. Es wurde anlässlich der Eröffnung des neuen Hafenkanals durch König Wilhelm I. errichtet. Der Kanal in Middelburg war ein großes Werk und wichtiger Meilenstein für die Stadt.
Aus den historischen Häusern erhebt sich die breite Kuppel der Oostkerk markant über der Stadt. Die wunderschöne barocke Kuppelkirche hat viele Seiten. Sie ist eine achteckige Kirche aus den Jahren 1664-1667 und wird von einer Kuppel mit Laterne abgeschlossen. Sie wurde als erste größere Kirche der Stadt nach der Reformation speziell für den reformierten Gottesdienst gebaut. Damit ist sie eines der wichtigsten Beispiele des frühen protestantischen Kirchenbaus in den Niederlanden.
Unser Rundgang führt uns weiter zum alten niederländischen Stadttor. Das Koepoort ist das einzige noch vorhandene Stadttor von ehemals acht Toren im gleichnamigen schmalen Sträßchen. Das Tor, das im 18. Jahrhundert erbaut wurde, war der Nachfolger mehrerer früherer Kuhgatter. Während die früheren Tore als Verteidigungsanlagen dienten, diente das neue Tor, das im Stil Ludwig XIV errichtet wurde, hauptsächlich als Ziertor.
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Durch den Molenwaterpark, Middelburgs einzigen echten Stadtpark, der direkt vor den Toren der historischen Stadtmauern liegt, gehen wir zurück in die Altstadt. Es ist ein Landschaftspark, mit einer grußzügigen Rasenfläche, Bäume, Blumen und Pflanzen. Für Abkühlung an diesem heißen Nachmittag sorgt der Teich mit dem Springbrunnen und einem Schilfgürtel, um den man herumsitzen kann. Das Plätschern des Wassers und die Kühle, die uns erreicht, erzeugt ein angenehmes Wohlgefühl bei dieser Wärme.
Über Kopfsteinpflaster bummeln wir nun durch verschiedene Gasse des Ortes und bewundern einen kleinen Vorgarten. Es ist ein Garten auf kleinstem Raum, mit einer Bank, einem Topfgarten und prächtiger Unterpflanzung. Das Ergebnis, ein wahrer Hingucker.
Doch auf der Liste der „am häufigsten fotografierten Gassen“ steht die Reigerstraat ganz oben. Um dieses einzigartige Bild noch zu verschönern, schmücken die Geschäftsinhaber diese kleine Straße jedes Jahr mit bunten Dekorationen in allen Farben. Nach den Regenschirmen, Blumen oder Laternen und den Weihnachtskugeln ist die Straße in diesem Jahr mit bunten Tüten geschmückt. Am Ende unserer Reise haben wir sicherlich noch lange eine bunte Tüte voll Erinnerungen von diesem malerischen Ort.
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An einem einzigartigen Ort, direkt am Eingang in die Reigerstraat treibt es auch das „Huis van Bloemen“ wunderbar bunt. Mit den verschiedensten Pflanzen vor der Tür erinnern die Floristen an eine sommerlich geschmückte Sonnenterrasse, irgendwo im Süden. Mit viel Herzblut arrangierten die Inhaber eine kleine Farbexplosion, die gute Laune bringt. Auf dem Weg zurück zum Schiff kommen wir noch an der Gasthuiskerk vorbei. Sie wurde ursprünglich als Kapelle des Hospitals St. Barbara 1493/94 erbaut. Nach der Reformation wurde sie von englischen Händlern für Gottesdienste genutzt. Seit 1936 ist die Kapelle Pfarrkirche der örtlichen Gemeinde.
Heute Abend steht nach einem Sektempfang in der Panorama-Lounge ein Galaabendessen auf dem Programm. Werden wir jeden Tag mit einem leckeren Essen verwöhnt, hat sich die Küche für heute Abend noch eine Steigerung ausgedacht. Viele Zutaten gehören zum Rezept einer guten Kreuzfahrt. Neben Schiffsausstattlung, toller Unterhaltung, schönem Wetter und der ausgesuchten Route gilt das Kulinarische als das Salz der Suppe. Wir meinen, leckeres Essen gehört einfach zum Urlaubsgenuss und macht eine wahre Traumreise erst aus.
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Während des Essens verlässt die MS Antonia den Liegeplatz in Middelburg. Über den Kanaal door Walcheren (Kanal durch Walcheren) fahren wir nach Vlissingen, wo wir für die Nacht festmachen. Wir genießen die „goldene Stunde“ auf dem Sonnendeck, die zahlreiche Lichtstimmungen und –farben bereithält und als sie ihre letzten wärmenden Strahlen schickt, ist Zeit für einen guten Tropfen unter freiem Himmel.
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