Fahrradtour zum Schloss Salem
Unsere heutige Fahrradtour führt uns nach Salem, einer idyllischen Gemeinde im Bodenseekreis. Das Kloster und Schloss Salem zählen zu den schönsten Kulturdenkmälern am Bodensee. Es ist für uns heute ein Ausflug in längst vergangene Zeiten.
Von unserer Ferienwohnung auf dem Höhenweg fahren wir hinunter zum Bodensee-Radweg in Richtung Meersburg. Da der Höhenweg durch ein kleines Tal geht und mit dem Rad, bedingt durch Treppenstufen, nicht befahrbar ist, müssen wir dieses kleine Tal umfahren, um auf dem Weg weiter radeln zu können.
Der Höhenweg führt zwischen den Weinreben hindurch, vorbei am Weingut Aufricht und an einer etwas anderen Besenwirtschaft, dem Weinprobierstand „Fräulein Seegucker“ von Sophia Aufricht.
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Ein großer Ausbau ist nicht möglich, da sich das Weingut in einem Landschaftsschutzgebiet befindet. Eine Besenwirtschaft ist grundsätzlich mit dem Ausschank selbst erzeugter Weine verbunden und die Speisekarte wechselt, denn sie ist dem saisonalen Angebot angepasst. Bis zu 40 Plätze dürfen es nur sein und die Bewirtung ist auf vier Monate im Jahr begrenzt. Es ist eine absolut gelungene Interpretation einer Besenwirtschaft mitten in den Weinbergen, die heute Morgen jedoch noch geschlossen ist.
Unsere Tour führt uns herrlich idyllisch durch die verschiedenen Weinberge, bis hinauf auf eine Anhöhe zum Kreuz und Ehrendenkmal Lerchenberg. Hier oben befindet sich eine Kriegsgräberstätte für 69 Deutsche Soldaten des Ersten Weltkriegs.
Nun radeln wir durch das beschauliche Hinterland des Bodensees, das bis zum Ort Stetten mit Rebstöcken bepflanzt ist. In diesem kleinen Dorf mit rund 1000 Einwohnern steht die Kirche St. Peter und Paul. Die katholische Kirche entstand in ihrer heutigen Gestalt im Jahr 1696. Der schlichte Kirchenbau enthält zwei spätgotische Flügelaltäre, zwei Kreuzigungsgruppen, einen Kreuzweg und ein großes barockes Madonnenbild.
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In Baitenhausen, einem Stadtteil von Meersburg liegt in fast 500 m Höhe, oberhalb des Dorfkerns die römisch-katholische Wallfahrtskirche Maria zu Berge Karmel. Allein schon ihr Standort macht die Kirche zu etwas Besonderem. Die Kirche hat der Fürstbischof Marquard Rudolf von Rodt zum Dank für seine Errettung aus Seenot gestiftet. An ihn erinnern noch sein Wappen und die Jahreszahl 1702 über der Eingangstür zur Kirche.
Unsere Fahrradtour führt uns weiter durch Schiggendorf, einem kleinen, ruhigen Dorf mit Blick ins Salemer Tal. Auf dem kleinen Ortsplatz steht ein mit Efeu umrankter Gedenkstein, der an die Gefallenen der letzten Kriege erinnert.
Der nächste Ort den wir durchradeln ist Grasbeuren. Er ist der südlichste gelegene Teilort der Gemeinde Salem. Wegen seiner schönen Lage an einem Südhang der Seefelder Aach wird der Ort gerne als Wohnort gewählt. Im Jahre 1760 wurde in Grasbeuren die erste Kapelle gebaut.
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Die jetzige Kapelle stammt aus dem Jahre 1928 und wurde seither mehrfach renoviert. Dabei ist die ursprüngliche Ausstattung bis auf wenige Reste verlorengegangen. So beherbergt die Kapelle in ihrem hölzernen Dachreiter zwei Grüninger Glocken aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Die Statue des Kirchenpatrons St. Georg ist eine Stiftung der Dorfgemeinschaft Grasbeuren und wurde 1998 geweiht.
Ganz in der Nähe erinnert ein Gedächnisstein an die verstorbenen Grasbeurer, in den zwei Weltkriegen.
Unterhalb der Kapelle steht der 1983 von Bernd Tölzel entworfene Dorfbrunnen. Eine Skulptur sitzt am Brunnenrand und will sich an dem Wasserstrahl erfrischen. Am Brunnenrand erinnert eine kleine Tafel an den 2000 verstorbenen Graphiker und dankt gleichzeitig allen, die bei der Ausführung des Brunnens behilflich waren.
Kurz vor unserem Tagesziel radeln wir an einer großen Schafherde vorbei. Ein idyllisches Bild bieten die weidenden Schafe auf der weiten Fläche. Die freundlichen Tiere, die die Wiesenflächen kurzhalten, sind zudem ein sympathischer Hingucker.
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Mit Kloster und Schloss Salem haben wir kurze Zeit später eines der bedeutendsten und schönsten Kulturdenkmäler der Bodenseeregion erreicht. Wir stellen unsere Fahrräder ab und besichtigen nun eine der mächtigsten Reichsabteien Süddeutschland. Malerisch gelegen hat das um 1134 gegründete Zisterzienserkloster ein außergewöhnliches Kulturdenkmal geschaffen.
Gleich nach Eintritt in die Schlossanlage empfängt uns ein prächtiger Garten. Angelegt nach Vorbildern barocker Formengärten mit geschnittenen Hecken, symmetrisch angelegten Wegen und Blumenparterres sowie zwei Labyrinthen. Zu Klosterzeiten befand sich hier der Kräuter- und Gemüsegarten.
Das Kloster und spätere Schloss Salem begeistert bis heute durch seine traumhafte Lage und seine beeindruckende Größe und Schönheit. Es war ein Kloster des Zisterzienserordens und eine der wohlhabendsten und bedeutendsten Abteien des Bodenseeraums. Die weitläufige barocke Klosteranlage ging 1802 durch Säkularisation in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Seither trägt die Anlage den Namen „Schloss Salem“ und dient bis heute als Wohnsitz der markgräflichen Familie. 1920 gründeten Prinz Max von Baden und Kurt Hahn das weltweit renommierte Internat „Schule Schloss Salem“. Die Schule ist mit fast 600 Schüler und Schülerinnen das größte und bekannteste deutsche Internatsgymnasium.
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Kern der Anlage ist der imposante barocke Komplex des heute bestehenden Prälatur- und Konventgebäudes. Die Prälatur, die Residenz des Abtes, beherbergte die Repräsentations- und Wohnräume der Salemer Äbte. Im Inneren ist es wie ein Schloss eingerichtet. Kein Wunder, dass die Markgrafen und Großherzöge von Baden hier nach der Säkularisation gerne Quartier bezogen. Viele der Räumlichkeiten besitzen eine prachtvolle Ausstattung mit Stuck, Gemälden und Kunstgegenständen aus der Zeit des Barock, Rokoko und des Klassizismus. Das neue Klostermuseum im Erdgeschoss der Prälatur präsentiert „Meisterwerke der Reichsabtei“. Sie tragen in besonderer Weise zur touristischen Attraktivität des Klosters bei. Die Präsentation des Salemer Marienaltars von Bernhard Strigel an seinem ursprünglichen Standort ist ein absolutes Highlight. Er entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts für die Marienkapelle des Klosters. Es handelt sich um einen sogenannten Wandel- oder Flügelaltar, der an Werktagen geschlossen war, aber an Sonn- und Feiertagen geöffnet wurde. Alle Bildelemente zeigen Szenen aus dem Leben von Maria, der Ordensheiligen der Zisterzienser. Der Schrein ist als farbig bemaltes und vergoldetes Holzrelief gearbeitet. So bildet er einen Farbkontrast zu der von Rot und Blau dominierten Malerei auf den Flügeln. Auf dem Sockel des Altaraufsatzes, der sogenannten Predella, ist die Grabtragung Marias durch die Apostel dargestellt.
Faszinierend ist auch der Skulpturenzyklus von Joseph Anton Feuchtmayer. Die originalen Figuren des Barockkünstlers nehmen in der gezeigten Sammlung eine herausragende Stellung ein. Ursprünglich für den Marstall (Pferdestall) gab der Abt Konstantin Miller acht farbig gefasste Skulpturen in Auftrag. Es wird vermutet, dass die Figuren bestimmte Herrschertugenden verkörperten.
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Heute sind noch 6 männliche Gestalten und eine Frauenfigur erhalten. Sie zeichnen sich durch eine ausdruckstarke Mimik und raumgreifende Bewegungsmotive aus. Eine Entwurfsskizze lässt vermuten, dass die weibliche Gestalt die alttestamentarische Judith darstellt. Desweiteren erhält man einen Überblick über die Entwicklung der Zisterzienserabtei von der Gründung im frühen 12. Jahrhundert bis zur Schließung 1802. Ein wichtiges Thema war dabei auch die Feuerbekämpfung. Einige Feuerspritzen der Barockzeit sind zu besichtigen.
Nun stehen wir vor dem Salemer Münster. Ganz im Sinne der Regeln des Zisterzienserordens ist das Münster (erbaut um 1300) außen streng und schlicht, Schmuckelemente sind nur die kunstvoll gestalteten Maßwerksfenster und Harfengiebel. Einzigartig ist hingegen der Innenraum.
Wenn man das Salemer Münster betritt, findet man sich in einer anderen Welt wieder. Alabaster, helle Farben und Gold bestimmen den Eindruck der Klosterkirche. Der Hauptaltar im Zentrum der Vierung bildet den Mittelpunkt des Salemer Münsters.
Er ist eingebettet in die Kulisse zahlreicher weiterer monumentaler Altäre (27 Altäre) und Skulpturengruppen aus Alabaster. Vergoldete Details unterstreichen das edle Ambiente. Vier Standbilder an den Pfeilern erinnern an Äbte, Stifter und Ordensgründer. Um den Gesamteindruck abzurunden, wurde der Innenraum des Münsters in hellen Grautönen gestrichen, die mit der Alabaster-Ausstattung harmonieren. Die in Weiß und Gold gehaltene Ausstattung strahlt eine makellose Schönheit aus und wir sind fasziniert von dieser Pracht der Klosterkirche, in der 300 Mönche und Laienbrüder Platz fanden.
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Das Innere des Münsters stammt aus den Umbauten des 18. Jahrhunderts. Auch die damalige Orgel war Teil der neuen Innengestaltung. Sie wurde durch eine gewaltige vierteilige Orgelanlage ersetzt, die Joseph Riepp zwischen 1766 und 1774 auf drei Emporen sowie im Chor erbaute. Es war die größte Orgelanlage, die in der Barockzeit in einer Kirche gebaut wurde. Sie waren alle aufeinander abgestimmt, sodass sie zusammen gespielt werden konnten. Von dieser gigantischen Orgelanlage ist heute nur noch die große Dreifaltigkeitsorgel über der Westempore erhalten. Sie ist ein besonderes Schmuckstück, das immer wieder Organisten aus der ganzen Welt in ihren Bann zieht.
Nach solch einer Pracht spazieren wir nun durch das Arenal der weitläufigen Klosteranlage und setzen uns neben einen altertümlichen Hofbrunnen unter alten Bäumen.
Wasser war eine notwendige Voraussetzung für eine Klostergründung. Sie suchten sich daher vornehmlich waldreiche Gegenden mit Wasserläufen als Standorte ihrer Abteien.
Auf Salem verfügte man über eine ausgeklügelte Wasserversorgung durch die Salemer Aach. Den künstlichen Kanal, der von der Salemer Aach gespeist wurde, führt noch heute unter dem Klostergelände durch und speiste die damalige Pferdetränke.
Nach einer Pause gehen wir weiter auf Entdeckungsreise und kommen vorbei an eine Reihe stattlichen Wirtschaftsgebäuden. Das „Obere Tor“, erbaut 1778/79 schließt die Anlage nach Westen hin ab und war früher einer der Eingänge des Klosters. Es ist ein breiter Bau mit einer Durchfahrt. Über dieser war ein Giebelaufbau. An der Front waren Pilaster angebracht. Heute ist in dem Gebäude die Buchhaltung untergebracht.
Die mächtige Reichsabtei hat unzählige Gebäude und so stehen wir gleich neben dem Oberen Tor vor der Glasbläserei, dessen Tore jedoch heute geschlossen waren. Hier kann man nicht nur die Glasprodukte bewundern, sondern auch kaufen. Gleichzeitig kann man miterleben, wie die Gläser geformt und geblasen werden.
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Ein geöffnetes und besonders interessantes Gebäude ist das Feuerwehrmuseum. Max Markgraf von Baden gründete 1976 dieses Feuerwehrmuseum, um der großartigen Leistung der Zisterzienser Rechnung zu tragen. Spätestens seit dem verheerenden Brand im Jahr 1697, bei dem die mittelalterliche Abtei fast vollständig zerstört wurde, war Brandschutz ein großes Anliegen der Salemer Mönche. Sie beschäftigten sich intensiv mit vorbeugendem Brandschutz und Mitteln zur Feuerbekämpfung.
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Während die originalen Löschwagen der Zisterzienser am historischen Ort, in der Prälatur zu bestaunen sind, befindet sich das Feuerwehrmuseum in einem Landwirtschaftsgebäude vis-à-vis des Sennhofs.
Die im Feuerwehrmuseum ausgestellten historischen Klosterspritzen stellen neben den Kunstschätzen eine besondere Attraktion des Klosterareals dar. Vier Jahrhunderte Löschtechnik werden anhand von Spritzen, Modellen und Geräten dargestellt. So z.B. eine Handdruckspritze von 1767.
An der Front des Wasserkastens ist zu lesen: „Der Brunst beweis ich meine Kunst und kann mit meinem Regen den Zorn der Flammen legen“.
Neben den Handruck- und Motorspritzen, stehen im 2. Obergeschoss auch unzählige Material- und Schlauchwagen sowie die damaligen Uniformen der Feuerwehr zur Ansicht. Das Museum bietet einen Überblick über die breite Palette von Brandschutzmaßnahmen bis in die heutige Zeit. Das Feuerwehrmuseum Salem hat inzwischen rund 2000 Objekte und zählt zu den bedeutendsten seiner Art in Deutschland.
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Kaffeeduft zog durch das Gebäude und zeigte uns den Weg zum Museumscafé im Erdgeschoss, wo wir uns neben den historischen Feuerspritzen eine kleine Auszeit mit Kaffee und leckeren Kuchen gönnen. Es gibt hier viel zu sehen und so setzen wir nach einer entspannten Pause unsere Besichtigung fort.
Ein weiterer klassizistischer Bau, zwischen Südfassade des Schlosses und dem Sennhof gelegen ist das Schulgebäude der „Schule Schloss Salem“. Bereits zu Klosterzeiten wurde in dem Gebäude eine öffentliche Schule eingerichtet.
Auf dem riesigen Gelände gibt es auch viel zu laufen. Vieles ist in den stattlichen Nebengebäuden zu sehen, die zum Teil noch aus dem 16. Jahrhundert stammen. Eine historische Schmiede mit Inventar ist im Oberen Langbau zu besichtigen.
Hier schauen wir uns Werkzeuge und die typische Ausstattung einer Schmiedewerkstatt vergangener Zeit an. Die schönste Art, Eisen eine Form zu geben, ist das Schmieden. Wie es uns in der Klosterschmiede vor Augen geführt wird, gehört das Schmieden zu den ältesten und wichtigsten handwerklichen Tätigkeiten der Kulturgeschichte.
Die Mönche waren dazu angehalten, ihren Lebensunterhalt mit „eigener Hände Arbeit“ zu verdienen. Zu den Tätigkeiten gehörte auch die Metallverarbeitung. In den Räumen finden wir alles, was damals ein Schmied benötigte. Die Schmiede waren Alleskönner, die von Werkzeugen bis zu den Ackergeräten alle benötigten Metallgegenstände herstellten und auch für den Hufbeschlag zuständig waren.
Von der Schmiede aus gelangte man direkt in die angrenzenden Gefängnisräume. Das Kloster Salem verfügte zeitweise über die Blutgerichtsbarkeit im Salemer Tal, was ein Gefängnis erforderte. – Heute befindet sich im „Alten Gefängnis“ eine gemütliche Weinstube. Ferner befindet sich ein großer Weinkeller in dem Gebäude, der heute vom Weingut Markgraf von Baden genutzt wird, sowie ein Weinladen mit der Möglichkeit zum Probieren.
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Die weiteren Gebäude beherbergen eine Anzahl selbständiger Betriebe. Hier wird handwerkliche Tradition gepflegt, werden Dinge gefertigt, die schön, qualitativ hochwertig und vor allem einzigartig sind. 37 Mieter sind registriert, von denen das Elite-Internat wohl der prominenteste ist.
Die Besichtigung der Klosteranlage war sehr informativ und kurzweilig und so setzen wir unsere Weiterfahrt viel später als geplant fort. Zu den bekanntesten Zielen von Salem gehört neben dem Schloss auch der Besuch des Affenbergs. Dass es eines der beliebtesten Ausflugsziele am Bodensee ist, merken wir sofort beim Betreten des 200 Jahre alten Mendishauser Hofs. Wir suchen uns einen Abstellplatz zwischen all den Fahrrädern und werden dabei von den Störchen mit lautem Klappern vom Dachfirst begrüßt.
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Zwischen den alten Gemäuern befindet sich unter ausladenden Kastanienbäumen die Selbstbedienungs-Schänke mit großem malerischen Biergarten.
Welch ein Betrieb herrscht hier, entgegen der entspannten Atmosphäre auf Schloss Salem. Schlagestehen in der Schänke sowie an der Kasse zum Affenberg.
Da brauchen wir nicht lange überlegen, uns ist es zu voll und außerdem bleibt uns auch zu wenig Zeit, um sich alles in Ruhe anzusehen.
Wir kommen in der letzten Woche unseres Urlaubs noch einmal wieder, wenn in einigen Bundesländern die Sommerferien beendet sind.
Trotzdem lassen wir unsere Blicke über die Dächer der umliegenden Gebäude schweifen, denn hier lebt die größte, freifliegende Storchenkolonie Süddeutschlands. Rund 50 Storchenpaare brüten auf den umliegenden Dächern. Welch eine Idylle. Die Jungtiere machen erste Schlagbewegungen mit den Flügeln und gieren nach Nahrung, wenn ein Elterntier angeflogen kommt. Ein ausgewachsener Weißstorch ist über einen Meter groß, hat eine Flügelspannweite von ca. zwei Metern und ist mit seinem weiß-schwarzem Gefieder und dem roten, langen Schnabel unverwechselbar.
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Ganz schön prominent ist „Storchenopa Peter“. Er ist mit seinen 37 Jahren ungefähr doppelt so alt, wie Störche im Allgemeinen werden. Sein Alter lässt sich der Senior-Storch aber nicht anmerken. Er stolziert durch den Biergarten und posiert immer wieder gerne für ein Foto. Seit der Ansiedlung der Storchenkolonie am Affenberg in Salem ist der betagte Storch dort heimisch. Wahrscheinlich ist der so gar nicht menschenscheue Peter sogar der aktuell älteste Storch Deutschlands.
Alt-Storch Peter stammt noch aus der Anfangszeit der Station (gegründet 1978). Damals wurden die Störche teilweise von den Menschen gefüttert und aufgezogen, um ihr Überlegen zu sichern. Deshalb hat sich der betagte Peter so sehr an Menschen gewöhnt und begrüßt die Besucherinnen und Besucher gerne auch mal im Biergarten des Parkeingangs.
Den langen Flug zum Überwintern im Süden nimmt er aufgrund seines Alters aber nicht mehr auf sich. Seinen „Ruhesitz“ hat der Senior-Storch nun im Kassenbereich des Salemer Affenbergs bezogen. Dort genießt er, wenn er nicht herumspaziert, die Aufmerksamkeit der Besucher.
Durch die Gründung der Storchenstation im Jahr 1978 und die aktive Wiederansiedlung des Weißstorchs in der Region, ist der Storchenbestand in Baden-Württemberg auf mehr als 1500 Brutpaare angestiegen. Allein Storch Peter hat in seinem langen Leben 60 Jungstörche aufgezogen und hat damit auch seinen Anteil an der Wiederansiedlung der Weißstörche in Baden-Württemberg beigetragen. Nach unserer kurzen abwechslungsreichen Stippvisite ist uns klar, dieser Ort lädt zum Wiederkommen ein.
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Für heute geht es jetzt wieder zurück zu unserer Ferienwohnung. Wie bei der Hinfahrt kommen wir auch jetzt wieder an einem der zahlreichen Weiher vorbei, die von den Zisterziensermönchen des Klosters Salem zur Fischzucht angelegt wurden. Die Landschaft um das Kloster mit seinen Hügeln und Senken bot dafür ideale Bedingungen. Nach wie vor dienen ein Teil der Weiher weiterhin der Fischzucht, gleichzeitig sind sie aber auch wertvoller Lebensraum für zahlreiche Wasservögel und seltene Pflanzen.
Der charmante Ort Deisendorf liegt zwischen Salem und Überlingen. Es liegt inmitten einer hügeligen Moränenlandschaft mit Natur und Landschaftsschutzgebieten und ist Mittelpunkt eines großen Wanderwegenetzes. Idyllisch gelegen, umgeben von drei Linden aus dem Dreikaiserjahr 1888, steht die sagenumwobene Siechenkapelle.
Zu dieser kleinen Feldkapelle wallfahrten früher Leute, die mit Eitergeschwüren behaftet waren. Die Hilfesuchenden stellten dabei einen Reisigbesen in der Kapelle auf. Damit wollte man symbolisch das Abstreifen, das Wegfegen der Krankheit darstellen. Dieser Brauch blieb in Deisendorf noch bis Ende der 50er Jahre erhalten.
Auf und Ab radeln wir durch hügelige Landschaft, Weinberg an Weinberg, bis die ersten Villen und Gästehäuser das nahe Hagnau ankündigen.
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