Mit dem Linienschiff nach Lindau und mit dem Fahrrad zurück
Wenn man schon am Bodensee ist, dann sollte man auch mal aufs Schiff, um die ganze Schönheit vom Wasser aus zu erleben und zu genießen. Und so stehen wir heute Morgen mit unseren Fahrrädern auf dem 100 m langen Anlegesteg und warten auf das Linienschiff, welches uns samt Fahrräder bis nach Lindau mitnehmen soll.
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Die Landebrücke wurde 1874 erstellt und 1999 nach einem Sturm mit Hochwasser neu erbaut. Zahlreiche Bänke laden neben dem Kassenhäuschen für den Ticketverkauf zum Verweilen ein. Die Linienschifffahrt der „weißen Flotte“ bietet von Ostern bis Mitte Oktober mit ihren regelmäßigen Fahrten die Möglichkeit, die Schönheit des Bodensees vom Wasser aus zu erkunden oder aber die vielen Sehenswürdigkeiten bequem über den Seeweg zu erreichen.
Auf dem Sonnendeck der „weißen Flotte“ genießen wir diese wohltuende Panoramafahrt und lassen uns an einigen Stellen so richtig den Wind ins Gesicht blasen. Der Alltag bleibt am Ufer zurück, plötzlich kommt die Lust am Schauen auf.
Bei unserem Logenplatz in der ersten Reihe geht immer wieder der Blick über die Reling und so sehen in jedem Hafen attraktive Ausflugsziele, die wir uns auf unserer Rückfahrt auf dem Bodensee-Radweg wieder einmal näher ansehen werden. Wir schippern entlang des Ufers. Anmutig wirken fast alle Orte vom Wasser aus und alle haben einen schönen Hafen oder interessante Anlegestege.
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Die markante Einfahrt zum Anleger von Friedrichshafen ist der Molenturm auf dem Ende der westlichen Mole. Dieser Aussichtsturm markiert die Hafeneinfahrt. Der Turm wurde von der Stadt Friedrichshafen im Zuge der Sanierung und Neugestaltung der alten Hafenmolen errichtet und am 24. September 2000 eingeweiht. Der Hafen selbst liegt direkt an der Uferpromenade.
Manche Orte kommen nur vom Schiff aus so richtig zur Geltung. Das auf einer Landzunge im maurischen Stil erbaute Schloss Montfort ist das Wahrzeichen Langenargens und bildet zusammen mit der Barockkirche St. Martin ein schönes Fotomotiv.
Die Schiffe der „weißen Flotte“ verbinden auf ihren Fahrten die schönsten Ausflugsziele am Bodensee. Der weit in den See hinein ragende Landungssteg in Kressbronn lädt zum Aussteigen und Entdecken decken, genau wie der nächste Halt in Nonnenhorn. Wir wollen diese jedoch auf unserer Rückfahrt mit dem Fahrrad besuchen.
Immer wieder einen faszinierenden Anblick bietet die in den Bodensee ragende Halbinsel Wasserburg mit seinen bis zu drei Meter hohen Mauern rund um die Schlossanlage sowie die kath. Kirche St. Georg. Kaum eine Kirche am Bodensee ist von der Seeseite so weithin sichtbar wie diese Kirche mit ihrem Zwiebelturm. Sie hat daher auch den Beinamen „Seekirche“ oder „Kirche am See“.
Das Renaissance-Schloss, welches einst dem Grafen von Montfort gehörte ist seit 1812 in Privatbesitz. Heute ist es ein wunderschönes Schlosshotel und zu jeder Jahreszeit ein beliebtes Ausflugsziel.
Viel zu schnell sind gut 3 Stunden vergangen und wir haben den ersten Blick auf Lindau. Die mittelalterliche Altstadt befindet sich auf einer Insel, mitten im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz. Der Ort ist bei Einheimischen und Gästen gleichermaßen beliebt. So haben wir bereits 2012 mit einer Reisegruppe diesen Ort besucht und eine ausführliche und interessante Stadtführung erhalten.
Unsere Fahrt endet nach einer wunderschönen Einfahrt in den Hafen von Lindau. Begrenzt wird die Einfahrt durch den neuen Leuchtturm von 1856 und dem Bayrischen Löwen auf der gegenüberliegenden Seite. Es ist wohl die bekannteste Sehenswürdigkeit und das Wahrzeichen der Stadt.
Der Neue Leuchtturm in der Hafeneinfahrt ist 36 Meter hoch und misst einen Sockelumfang von 24 Metern. Er ist eines der wenigen Bauwerke seiner Art, die eine Uhr in der Fassade haben. Die sechs Meter hohe Löwen-Statue aus Kelheimer Sandstein hat seinen Blick in Richtung Bregenzer Ufer gerichtet. Auf dem Sockel des Löwen ist das Jahr der Fertigstellung mit 1856 angegeben.
Gleich, nachdem wir mit unseren Rädern das Schiff verlassen haben, merken wir, dass Lindau, und vor allem der Hafen, auch heute wieder zu einem der viel besuchten Ferienorte hier am See gehört. Dazu kommt noch, dass dieser Hafen der An- und Abfahrtsort für die Kursschiffe über den gesamten Bodensee ist.
Ein weiteres Fotomotiv bietet der 20 Meter hohe Mangturm. Der quadratische Steinbau aus dem 12. Jahrhundert befindet sich direkt an der Seepromenade von Lindau. Er wurde ursprünglich als Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung errichtet und war früher nur über eine Zugbrücke erreichbar.
Mit dem Bau des Neuen Leuchtturms verlor er seine Funktion als Signal- und Beobachtungsposten. 91 Stufen führen unter sein markantes spitzes Ziegeldach, wo im Sommer Märchenstunden für Erwachsene stattfinden.
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Bevor wir uns auf unsere Rückfahrt begeben, machen wir noch einen Rundgang an der Seepromenade und lassen bei einem Rundumblick diese Atmosphäre auf uns wirken, denn ob wir noch ein viertes Mal in diese Stadt kommen werden, wer kann es wissen.
Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist der Diebsturm. Um 1350 erbaut wurde er lange Zeit als Gefängnis genutzt. Er bot auf seinen vier Etagen mit einem Durchmesser von acht Metern naturgemäß wenig Komfort.
Er ist 35 m hoch und hat in seiner vierten Etage „4 Schwalbennester“, so werden die verspielten Erker mit dem bunt eingedeckten Dach genannt. Es waren Aussichtsfenster für den Turmwächter die in alle 4 Himmelsrichtungen weisen. Es ist ein Bauwerk wie aus einem Märchen, mit seinen Turmfenstern und dem bunten Dach.
Ein letzter Blick über den Bootshafen hinüber nach Lindau mit seinen zwei Kirchturmspitzen, der ev. Kirche St. Stephan und das kath. Münster Unserer Lieben Frau, dann geht es hinaus aus der Stadt.
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In Lindau Bad Schachen steht die dreigeschossige Leonhardskapelle. Sie wurde um 1480 aus rauen Bruchsteinen errichtet.
Mit Einzug der Reformation in Lindau 1528 wurde das Gotteshaus profaniert – das heißt, aus dem ehemaligen Gotteshaus wurde ein ganz gewöhnliches Gebäude.
Damit sollte die katholische Heiligenverehrung eingedämmt werden. Um 1900 erhielt der einsame Turm einen neuen Anbau und diente dann fast 90 Jahre lang, bis 1988, als Feuerwehrhaus.
Seit 1995 kümmert sich ein Förderverein um die kleine Kapelle, die sich noch immer in Besitz der Evangelischen Gemeinde befindet.
Gerade einmal 5 Kilometer sind wir geradelt und haben nun den romantischen Ort Wasserburg auf dem Landweg erreicht. Die Kirche mit Zwiebelturm, Staffelgiebel des gelben Pfarrhauses und das Schloss bilden ein bezauberndes Ensemble am Bodensee. Lange war Wasserburg eine nur über eine Zugbrücke zugängliche Insel. Erst 1720 wurde der Ort zur Halbinsel, nachdem der trennende Wassergraben zwischen Insel und Festland zugeschüttet wurde.
Direkt an der Promenade steht eine lebensgroße Holzskulptur von Stefan Gruber.
Ernst und würdevoll steht er auf einem großen Baumstumpf und schaut sich Schloss und Kirche an.
Die Palette von Grubers zeitgenössischen Holzskulpturen reicht von kein, mal lebens- und mal überlebensgroß.
Der Malerwinkel ist auf jeden Fall noch einen Zwischenstopp wert, bevor wir uns dem Besuch der weiteren Bodenseeorte widmen. Denn schöner als jede Postkarte wirkt das Bodensee-Idyll vom „sogenannten Malerwinkel“ aus. Von hier hat man freie Sicht über die Nonnenhorner Bucht auf die historischen Bauten von Wasserburg.
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Umrahmt von Weinreben und Obstbäumen liegt am nördlichen Bodenseeufer der Luftkurort Nonnenhorn. Bei unserem Stadtbummel kommen wir an der St. Christophorus-Kirche vorbei. Sie wurde im Jahr 1961 von Bischof Freundorfer geweiht und ist seit dieser Zeit eine eigenständige Pfarrei. Ein jahrhundertealter Traum ging in Erfüllung.
Bei unserer Rundfahrt treffen wir plötzlich auf ein seltsames aber sehenswertes Holz-Volk. Seit 2018 beleben die tollen lebensgroßen Holzfiguren das Zentrum von Nonnenhorn.
Auf dem Nonnenhorner Stachus stehen die Winzerin, die Frau des Torkelmeisters und der Schoffsanbinder. Zwei andere Skulpturen stehen am Rande des Geschehens und weitere sollen sich bald noch hinzugesellen.
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Bei unserer weiteren Fahrt machen wir einen reizvollen Abstecher auf dem Jakobus-Pilgerweg und stehen vor der spätgotischen Kapelle St. Jakobus aus dem 13. Jahrhundert. Die Kapelle wie auch der Kapellenplatz stehen unter Denkmalschutz. Ein gigantischer Mammutbaum wirft seinen Schatten auf Platz und Kapelle.
Der alte Weinbauern- und Fischerort am Bodensee-Ufer hat mit dem kleinen hofartigen Platz vor der spätgotischen Alten Kapelle St. Jakob seinen historischen Ortsmittelpunkt in eindrucksvoller Weise bewahrt. Den Rechteckplatz fassen neben der barocken Kapelle drei zweigeschossige Gebäude ein, deren Portale die Entstehungszeiten 1795, 1803 und 1833 ausweisen. Es handelt sich um eine alteingesessene Weinhandlung und 2 Gaststätten, die in ihrer Außengastronomie romantische Plätze unter dem gigantischen Mammutbaum mit Blick auf die kleine Kapelle anbieten.
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In Kressbronn machen wir eine Pause im Café Seegarten. Es liegt direkt am Landungssteg mit bester Aussicht. Hier sitzt man fantastisch und Kaffee und Kuchen waren auch sehr lecker. Die Parkanlage am Landungssteg ist seit Mai 2009 umfangreich umgebaut und neugestaltet. Zusammen mit dem Café Seegarten und dem Kiosk an der Schiffsanlegestelle bildet diese Anlage ein touristisches Herzstück direkt am See.
Gut gestärkt treten wir nach einer Pause wieder auf dem viel benutzten Bodenseerundweg in die Pedalen, der hier eingebettet in Obstgärten liegt. Hier hat Graf Hugo von Montfort 1659 eine kleine Kapelle erbauen lassen.
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In der Gründungsurkunde führte er den Bau auf göttliche Eingebung zurück. Er habe überlegt, was er, nun schon im höheren Alter, für seinen eigenen geistlichen Trost und das Seelenheil der anderen Menschen tun könnte. Noch heute ist die Kapelle, abgesehen von der südöstlich angebauten Sakristei im Jahre 1871, in ihrer ursprünglichen Form erhalten. Es ist ein Saalbau mit dreiseitigem Chorabschluss und mit einem Türmchen, dessen Uhr alle Viertelstunden und vollen Stunden schlägt. Eine ganz besondere Attraktion kreuzt nun unseren Weg. Die historische Kabelhängebrücke über den Fluss Argen verbindet die beiden Gemeinden Kressbronn und Langenargen.
Vor 125 Jahren wurde sie anstelle ihrer durch Hochwasser zerstörten Vorgängerin erbaut und ist damit die älteste Kabelhängebrücke Deutschlands. Die Konstruktion ist als technische Meisterleistung in der Brückenbaukunst seit jeher anerkannt und fasziniert noch heute in ihrer technischen wie optischen Wirkung.
Sie ist den Erbauern so gut gelungen, dass sie bei der Weltausstellung 1900 in Paris groß gefeiert wurde.
Die Kabelhängebrücke hat einen Spann von 72 Metern zwischen den Pylonen. Die vier je zwölf Meter hohen, hohlen Pfeiler (Pylone) dienen zur Abstützung der beiden 135 Meter langen Stahlseile, die das Gewicht der Fahrbahn tragen. Viele Brückenbauer bezeichnen die Hängebrücke als "Königin der Brücken". Das liegt vor allem an der interessanten Konstruktion sowie auch das elegante Aussehen.
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Besonders zu schaffen machte der Brücke in den sechziger Jahren der starke Verkehr. Aber erst 1977 kam die Entlastung durch ein neues Bauwerk. Die Spannbetonbrücke wurde 1978 dem Verkehr übergeben, sodass die älteste Kabelhängebrücke Deutschlands jetzt exklusiv Radfahrern und Fußgängern vorbehalten bleibt. Keiner denkt mehr daran, das als Kulturdenkmal geschützte Bauwerk abzureißen. Im Sommer 2010 wurde die Brücke letztmals umfangreich instand gesetzt.
Weiter fahren wir am Rande des Eriskircher Rieds entlang. Der Bodenseeradweg führt uns direkt an der Riedkapelle entlang.
1947 erbaut von Bürgern aus Eriskirch als Dank für den überstandenen Krieg und die Heimkehr der überlebenden Soldaten.
Sie war ein Ort um Fürbitte für die in Gefangenschaft und vom Krieg gezeichneten zu halten.
Heute danken die Besucher an diesem Ort für die herrliche Natur und bitten für den Frieden in unserer Welt. Die Riedkapelle wurde 2021 renoviert.
Von hier sind es nur noch ein paar Kilometer und wir haben Friedrichshafen erreicht. Ab hier geht es nun leider fast nur noch an der Straße entlang, bis wir wieder nach Immenstaad abbiegen. Dieser familienfreundliche Urlaubsort liegt zentral am nördlichen Bodenseeufer zwischen Friedrichshafen und Hagnau.
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Rund 4 Kilometer sind es nun noch, bis wir im Uferpark von Hagnau ankommen. Dieser gepflegte Park direkt am Bodensee gelegen, lädt uns immer wieder zum Verweilen ein. So gönnen wir uns auch an diesem Abend noch etwas Leckeres zu essen und zu trinken, versorgt über den Minigolfplatz. Die Abendstunden hier sind einmalig schön und super chillig.
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