Samstag, 20.07.2019 - Schloss Sanssouci
Heute Morgen fahren wir mit dem Bus Linie 695 von der Haltestelle „Landtag“ zum Schloss Sanssouci. Es ist eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam. Direkt vor der historischen Mühle verlassen wir den Bus.
Höchst eindrucksvoll steht die 1993 wieder in Betrieb genommene Gallerieholländer-Windmühle des berühmten Müllers von Sanssouci vor uns, in der mit Windkraft auch heute noch Getreide gemahlen wird. Neben der Mühlentechnik auf den oberen Böden befinden sich im Mühlenturm Ausstellungen zur Geschichte der Historischen Mühle. Bereits im Jahr 1738 wurde am Standort der heutigen Windmühle eine Bockwindmühle zur Verarbeitung von Getreide in Betrieb genommen. 7 Jahre später, 1745 ließ Friedrich der Große unweit der Mühle sein Sommerschloss errichten, welches wir nun besichtigen wollen.
Bereits 4 Jahre nach der Thronbesteigung suchte er einen Rückzugsort. Das Schloss Sanssouci (ohne Sorge) war sein Lieblingsort und wichtiges Refugium in schwierigen Zeiten. Unter Friedrich Wilhelm IV. wurde das Schloss 1841/42 durch Umbau und Verlängerung der zwei Seitenflügel erweitert.
Das Schloss wird von 2 grünen Gitterpavillons eingerahmt. Den Durchgang der kunstvoll gearbeiteten Gitterlaube schmückt ein goldglänzendes Sonnensymbol.
Der Südhang bot ideale Voraussetzungen für den Obstanbau und so ließ er ihn in einen terrassierten Weinberg umgestalten. Die kleine, saure Traube von Sanssouci heißt Reseda. Die wildwüchsige Traube ist für die Kelterung allerdings nicht geeignet. Das helle Gelb der Schlossfassade mit den großen Fenstern leuchtet aus all dem Grün hervor.
Eine repräsentative Freitreppe führt vom Schloss in den großen Garten und Landschaftspark, der auch als Friderizianischer Garten bezeichnet wird. Nicht nur das Schloss, sondern auch der 300 Hektar große Park mit der prächtigen Fontäne im Zentrum ist sehr sehenswert und weltberühmt.
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Die Große Fontäne unterhalb des Schlosses ist umsäumt von Marmorstatuen, die Friedrich der Große 1750 zum Teil von Ludwig XV. geschenkt bekam. Das sogenannte „Französische Rondell“ ließ Friedrich der Große von seinen eigenen Bildhauern vervollständigen. So stehen rund um den Brunnen die acht olympischen Gottheiten Venus, Merkur, Apollo, Diana, Juno, Jupiter, Mars und Minerva mit den vier Elementen, Wasser, Feuer, Erde und Luft.
Wir zweigen vom Brunnen in die Hauptallee ab. Hier stehen vor den dunklen Baumgruppen vier Brunnenwände. Geschmückt sind sie mit zwei Vasen und einer überdimensionalen Badewanne. Jede dieser Brunnenwände hat eine Musenstatue – Urania, Klio, Polyhymnia und Euterpe.
Im Park gibt es fast an jeder Ecke, jeder Kreuzung eine Statue oder auch ein Rondel.
Wir gehen weiter die Hauptallee entlang und haben vom Götterrondel einen schönen Blick auf die historische Mühle. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zum sizilianischen Garten, in dem wir als Nächstes einen Abstecher machen.
Es ist ein barocker Heckengarten mit Wasserspielen, Skulpturen und kunstvoll verziertem Mauerwerk. Seinen Namen erhielt er aufgrund der südländischen Gewächse und den Nachbildungen antiker Skulpturen.
Bei unserem Rundgang stellen wir fest, das Italien auch schon für Friedrich der Große ein Sehnsuchtsland war und er ließ Inspirationen in diesem Garten mit einfließen. Entstanden ist der Garten ab 1856 in mehreren Etappen.
Im Garten befindet sich auch ein Pergolen-Umlauf. Im 18. Jahrhundert war es nicht schicklich, die Haut durch Sonnenstrahlen bräunen zu lassen. Auch uns kommt dieser Umlauf aufgrund der Hitze sehr gelegen, denn er bietet uns für kurze Zeit einen angenehmen Schatten.
Nicht nur in diesem Garten auch beim Bau der Orangerie ließ er sich von Italien inspirieren. Denn auch rund um das Schlossgebäude, das auch als Neue Orangerie bezeichnet wird, sorgen viele Brunnen, Arkaden und Skulpturen für ein südländisches Flair.
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Der Bau entstand zwischen den Jahren 1851 und 1864 und umfasst ehemalige königliche Appartements und Wohnungen für die Bediensteten. Die beiden seitlichen Pflanzenhallen dienen auch heute noch als Winterquartier für die exotischen Kübelpflanzen der Parkanlage. Die vielen Treppen hinauf zur Terrasse verkneifen wir uns heute bei der Hitze. Wir gehen lieber wieder zurück zur Hauptallee und haben vor uns das Neue Palais, unser nächstes Ziel.
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Der Spaziergang vom Schloss Sanssouci zum Neuen Palais zeigt uns, wie riesig der gesamte Park ist. Es ist die letzte und umfangreichste Schlossanlage Friedrich des Großen. Das riesige Palais ließ Friedrich II. nach dem Siebenjährigen Krieg als ein Symbol preußischer Macht errichten und er selbst nannte das Bauwerk „Une Fanforonade – eine Prahlerei“! Es war das teuerste Schloss in jener Zeit. Im Inneren hat das fürstliche Gästeschloss über 200 Zimmer und Kabinette, dazu Festsäle und ein kleines Rokokotheater im linken Seitenflügel. Im Erdgeschoss ließ sich Friedrich II. auch eine eigene Wohnung einrichten, doch diente das Schloss in erster Linie fürstlichen Gästen als Unterkunft.
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Das 230 m lange Gebäude wird in der Mitte von einer Kuppel gekrönt, auf deren Laterne drei Grazien die Preußenkrone tragen. Die imposanten Barockbauten aus dem 8. Jahrhundert beherbergen den Universitätskomplex I. Sie liegen direkt hinter dem Palais und sind mit den Häusern 9 und 11 das Wahrzeichen der Universität Potsdam. Diese Räume wurden früher als Wirtschaftskammern und Unterkünfte für Bedienstete genutzt.
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Im Schatten des geschichtsträchtigen Palais gönnen wir uns bei der Hitze eine Pause, bevor wir uns weitere Sehenswürdigkeiten in diesem weitläufigen Park widmen. Die steigenden Temperaturen während unseres Rundgangs haben zur Folge, dass wir liebend gern einen schattigen Weg suchen, um nur nicht die voll in der Sonne liegende Hauptallee entlang zu müssen. Die Hitze in der Mittagszeit ist enorm und solch hohe Temperaturen hat es seit den Wetteraufzeichnungen noch nicht gegeben. So führt uns der Weg südlich der Hauptallee vorbei am Freundschaftstempel. Es ist ein kleiner Rundtempel im westlichen Teil des Parks Sanssouci nahe dem Neuen Palais.
Der preußische König Friedrich II. ließ in zum Andenken an seine 1758 verstorbene Lieblingsschwester, die Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, errichten.
An der Vorderseite zieren den Tempel acht paarweise angeordnete korinthische Säulen. 1772/73 wurde vor der Rückwand des Tempels eine Marmorstatue aufgestellt, die die sitzende Wilhelmine mit Buch und Schoßhund zeigt.
Über eine Brücke am Sello-, Ecke Ökonomieweg setzten wir unseren Spaziergang in Richtung Chinesisches Haus fort. Auf einen Besuch des Schlosses Charlottenhof und den Römischen Bädern verzichten wir, denn sie gehörten ursprünglich nicht zum Park Sanssouci dazu. Er war einst ein selbständiger Teil. Doch die gemeinsame Grenze, der Ökonomieweg, wurde schnell überwunden und beide Teile in ein Gesamtkunstwerk zusammengeführt.
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1750 wurde dem Lustgarten ein waldiges Jagdrevier im Westen angegliedert und in einen romantischen Landschaftsgarten umgestaltet. Golden schimmert das Chinesische Haus zwischen den Bäumen hervor. In diesem Tempelchen, auch als Chinesisches Teehaus bekannt, ließ Friedrich der Große seine ostasiatische Porzellansammlung unterbringen.
Unter dem Dach liegen in sechs Dreiergruppen vergoldete chinesische Sandsteinfiguren – Tee trinkend -. Dazwischen stehen zwölf Musikanten und Musikantinnen, die zusammen mit ihrem Kapellmeister die unterschiedlichsten Instrumente spielen. Der fette Mandarin mit Sonnenschirm auf dem Dach rundet das Ensemble ab.
Wir gehen vorbei am Kuhtor und der Meierei, die 1933 zu Wohnzwecken umbaut wurde und bis in die 1990er Jahre bewohnt war. Danach stand die Meierei am Kuhtor für zwei Jahrzehnte leer und verfiel.
Als Kulisse des Kiosk-Cafés „Eden“ war sie im Sommer extrem beliebt. Jetzt soll sie für rund 2,5 Millionen Euro bis 2023 saniert werden.
Unter einem Sonnendach aus hohen alten Bäumen machen wir wieder eine kleine Pause. Es ist eine Blickachse direkt hinüber zum Schloss mit seinen Weinbergterrassen.
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Nachdem auch der letzte Schluck unserer Wasserflaschen aufgebraucht ist, gehen wir durch ein kleines Tor in den Marlygarten, die letzte Etappe unserer Parkbesichtigung.
Es ist ein kleiner Gartenbereich und wurde 1715 im Auftrag von Friedrich Wilhelm I. als Küchengarten angelegt. Nachdem für die Schlossküche kein Kohl und keine Rüben mehr angebaut wurden, gestaltete der Gartenkünstler Peter Joseph Lenné vor rund 150 Jahren einen besonders schönen Parkbereich.
Wir gehen über den Hauptweg des Gartens. Er ist die zentrale Mittelachse und gibt den Blick frei auf eine in einer Senke angelegte Wiesenfläche mit sanften Erhebungen an deren Seiten. Der zentrale Punkt des Marlygartens ist das Blumenbeet auf dem sogenannten Florahügel. Hier steht die Florastatue. Eine Marmorstatue, die der Bildhauer Emil Wolff um 1850 schuf. Der Florahügel soll der Lieblingsplatz von Königin Elisabeth gewesen sein.
Da alle Wege in diesem Garten sanft geschwunden sind und auf die Friedenskirche ausgerichtet sind, stehen wir kurze Zeit später im Innenhof der Kirche. Mit dem kleinen Atrium ist der Kirchenvorhof von einer Säulenhalle umgeben und mit einem Brunnen und einer Christusstatue in der Mitte geschmückt. Aufgrund einer Hochzeit verzichteten wir auf die Besichtigung des Kircheninnenraumes und verließen Kirche und Park am Luisenplatz.
Die Parks, Schlösser und Gärten von Sanssouci stehen nicht ohne Grund unter UNESCO-Weltkulturerbe. Sie sind zu jeder Jahreszeit, auch bei tropischer Hitze, schön und sehr interessant.
Unter großen Sonnenschirmen des CHI KENG, nur wenige Schritte vom Park Sanssouci, laden wir mit kühlen Getränken und einer Frühlingsrolle unsere Akkus wieder auf, bevor wir durch die Fußgängerzone zurück zum Hotel gehen. Fußlahm genießen wir am Abend nur noch auf der Außenterrasse des Hotel Mercure ein leckeres Abendessen und lassen den schönen, aber heißen Tag, mit einem Glas Rotwein ausklingen.
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