Sonntag, 21.07.2019 - Pfingstberg und Neuer Garten
Nach einer erholsamen Nacht und einem leckeren Frühstück starten wir unsere neue Exkursion. Der Pfingstberg mit dem Schloss Belvedere steht heute auf unserer To-Du-Liste. Die Buslinie 603 bringt uns erst einmal bis zur Haltestelle Höhenweg. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte und wir haben die Kuppe de Pfingstberges erreicht.
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Hier erhebt sich, idyllisch im Grünen, das historische Pfingstberg-Ensemble mit Schloss Belvedere, Pomenatempel und Lenne-Garten. Das Schloss wurde nicht vollendet, ist aber trotz allem ein imposanter preußischer Prachtbau. Im Auftrag von Friedrich Wilhelm IV wurde 1847 mit dem Bau begonnen. Das Aussichtsschloss sollte ein italienischer Traum werden und in Anlehnung an die Villa Medici wurden die 25 m hohen Doppelturmanlagen mit Bogengalerie und Aussichtsterrasse errichtet.
Ursprünglich als große Aussichtsschlossanlage mit Freitreppen und Wasserspielen geplant, wurde das Belvedere 1863 in wesentlich kleinerer Form fertiggestellt. Die dreibogige Pfeilerhalle am Eingang wurde erst später davor gesetzt. Seitlich liegende Kolonnaden umschließen den großen Innenhof mit Wasserbecken.
Von hier gehen wir über doppelläufige Freitreppen auf die Dachterrasse über dem Torbau und weiter zur westlichen und östlichen Kolonnade, die den Zugang zu den beiden Türmen bilden.
In diesen beiden Türmen ist jeweils ein aufwendig ausgestatteter Raum geschaffen worden.
Das Maurische Kabinett im Ostturm mit seinen bunten, glasierten und zum Teil vergoldeten Fliesen an den Wänden gehört zur beliebtesten Hochzeits-Location der Region.
Im Westturm führt vom Römischen Kabinett eine gusseiserne Wendeltreppe zur Ebene über dem Arkadengang und weiter auf die Aussichtsplattform auf dem Dach.
In über 100 Metern über dem Meeresspiegel, auf Potsdams höchstem Aussichtspunkt, genießen wir einen wunderschönen Rundblick. Zu DDR-Zeiten war der weite Blick bis in den Westteil von Berlin jedoch unerwünscht und der Pfingstberg verbotenes Terrain.
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Seit 1990 kümmerte sich der Förderverein Pfingstberg um den Wiederaufbau und Sanierung des Belvedere. Aufgrund großzügiger Spenden des Versandhauskönigs Werner Otto und der Hermann Reemtsma Stiftung kann diese gigantische Anlage seit Sommer 2005 wieder in seiner vollen Pracht bewundert werden und gehört bereits zum UNESCO-Welterbe.
Am Südhang des Pfingstberges – einem früheren Weinberg - steht der zierliche Pomonatempel, benannt nach der römischen Göttin der Früchte. Auch er wurde vom Förderverein in seiner alten Schönheit wieder hergerichtet.
1800 nach antiken Vorbildern von dem erst 19-jährigen Schinkel als Teepavillon errichtet, ist es der erste eigene Bau des jungen Architekten. Auf der Rückseite dieses kleinen quadratischen Pavillons führt eine hölzerne Wendeltreppe zu einer Dachterrasse, wo die früheren Besitzer ihren Tee und die schöne Aussicht genießen konnten. Auch heute wird der Pomonatempel von Ostern bis Oktober wieder genutzt. Im Innenraum finden wechselnde Kunstausstellungen statt und die Dachterrasse wird im Rahmen von „Kultur in der Natur“ für Märchenerzählungen genutzt.
Über einen schmalen Waldweg verlassen wir den Pfingstberg und unser Weg führt vorbei an der Villa Quandt. Sie ist nach der Kriegsrats-Witwe Ulrike Augusta von Quandt benannt. 2006/2007 generalsaniert beherbergt das Haus das Theodor-Fontane-Archiv und das Brandenburgische Literaturbüro.
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Ein schöner Spazierweg führt uns hinunter zum Neuen Garten, der zwischen dem Heiligem See und dem Jungfernsee, unterhalb des Pfingstberges, liegt. Die 102 Hektar große Parkanlage wurde 1787 in Auftrag von Friedrich Wilhelm II. nach dem Vorbild der Wörlitzer Anlagen angelegt. In diesem weitläufigen Park gibt es einige architektonische Schmuckstücke zu bestaunen.
Wir beginnen bei unserem Rundgang mit dem Schloss Cecilienhof. Das im englischen Cottagestil erbaute Schloss Cecilienhof gruppiert sich um fünf Innenhöfe, in dem 180 Räume untergebracht sind. Es war das modernste Schloss der Hohenzollern. Dazu gehören auch die 55 Schornsteine, von denen keiner dem anderen gleicht und jeder für sich ein Unikat ist.
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Der überaus repräsentative Ehrenhof im Herzen der Schlossanlage diente bis 1918 ausschließlich der Vorfahrt des Kronprinzenpaares und seinen herrschaftlichen Gästen. Er ist von den ehemaligen Wohnräumen des Kronprinzen Wilhelm und seiner Gemahlin Cecilie umgeben. Der markante rote Stern aus Geranien in der Mitte des Hofes wurde im Jahr 1945 anlässlich der Potsdamer Konferenz gepflanzt, die von der Sowjetunion ausgerichtet worden war. Hier trafen sich vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 Stalin, Truman, Churchill und berieten über die Zukunft Deutschlands und Europas. Die Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen wurde hier festgelegt. Heute ist Schloss Cecilienhof teilweise Hotel, teilweise Museumsschloss mit einer 2012 neu gestalteten Dauerausstellung und Gedenkstätte für die Potsdamer Konferenz im Sommer 1945. Das Haus ist nach langwieriger Restaurierung wieder ein prachtvolles Museumsschloss und durch den Neuen Garten führen schöne Spazierwege.
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Einer der Wege führt uns zur ägyptischen Pyramide, die als bauliche Hülle für einen Eiskeller diente. Ein früheres Kühlhaus für Eisblöcke aus dem See vermuteten wir hinter dieser Pyramide nicht. Die Pyramide gehört zum Marmorpalais und diente zur Kühlung des Wildfleisches, der Butter und verschiedenster Speisen während der Sommerhitze.
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Das Marmorpalais, Friedrich Wilhelms Sommerschloss, wurde 1787-93 errichtet und mit schlesischem Marmor verkleidet. Als später für den Anbau erneut Marmor benötigt wurde, kam zu dem edlen Marmor unverputzter Backstein. Das Marmorpalais diente nach dem Tod Friedrich Wilhelms II. immer wieder als Wohnschloss für Mitglieder des Hauses Hohenzollern. Zu DDR-Zeiten diente es als Armeemuseum. Nach einer umfassenden Restaurierung nach der Wende ist das Marmorpalais seit 2009 einschließlich der Seitenflügel und dem Ehrenhof wieder vollständig zugänglich. Vor dem Palais steht ein Obelisk. Die vier Medaillons stellen Männerköpfe in verschiedenen Lebensaltern dar. Diese sollen die vier Jahreszeiten symbolisieren.
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Wir umrunden das Palais und stellen fest, er liegt romantisch auf einer Terrassenanlage direkt am Seeufer. Von hier genießen wir einen weiten Blick über den Heiligen See bis zu den Villen am anderen Ufer. Durch diese wunderschöne Parkanlage geht unser Weg weiter zur Orangerie, in deren zwei Pflanzenhallen auch heute noch die exotischen Pflanzen des Neuen Gartens überwintern. Der Eingangsbereich und der dahinter liegende Saal wird im Sommer als Café genutzt.
In dem Mittelteil des lang gestreckten eingeschossigen Gebäudes mit den hohen Rundbogenfenstern befindet sich der reich dekorierte Konzertsaal. Er wird auch heute noch für Aufführungen genutzt. Vor der Orangerie befindet sich ein sehenswerter Staudengarten. Die enorme Blütenfülle der bunten Staudenbeete, kombiniert mit einjährigen Pflanzen und das mittig angelegte schattenspendende Rondell ist ein ansprechender Blickfang. Aufgrund der Hitze für uns ein schattiges Plätzchen für eine kurze Pause.
Das Holländische Etablissement erstreckt sich von der Orangerie bis zum Haupteingang. Das Kavaliershaus mit dem schmucken Vorbeet wurde zu Zeiten von König Friedrich Wilhelm II. „Damenhaus“ genannt.
Wie es hieß, präparierten sich in dem hübschen holländischen Haus die Favoritinnen der Nacht für ihren Auftritt beim König. Entlang einer Pyramideneichenalle reihen sich vier Kavaliershäuser, ein Pferdestall und eine Remise für die Kutschen. Holländisch sind sie wegen des roten Backsteins und der schön geschwungenen holländischen Giebel. Sie dienen heute vorwiegend Wohnzwecken und können nicht besichtigt werden.
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Auch ein Bummel durch einen unbeschreiblich schönen Park geht einmal zu Ende und so verlassen wir den Park am Neuen Garten. Zwei niedliche Portiershäuschen mit grünen Kupferdächern zieren diesen Eingang.
Über die Hebbelstraße gehen wir quer durch Potsdam zum Bassinplatz. Er liegt nördlich der Altstadt und ist der größte der drei barocken Stadtplätze Potsdams. Am östlichen Ende des Platzes befindet sich der zentrale sowjetische Ehrenfriedhof der Stadt Potsdam. Ein mit Blumenrabatten gesäumter Weg führt direkt auf das imposante Ehrenmal aus dem Jahr 1948 zu. Fast 400 gepflegte Gräber erinnern an die gefallenen Sowjetsoldaten der Schlacht um Berlin. Der sowjetische Ehrenfriedhof am Bassinplatz steht seit 1987 unter Denkmalschutz und wird als Kriegsgräberstätte dauerhaft erhalten. Über den Platz der Einheit gehen wir zurück zum Alten Markt. Das Alte Rathaus und das Knobelsdorffhaus mit Zwischenbau liegen noch wunderschön in der späten Nachmittagssonne und sind noch einmal ein Foto wert, bevor es nach einem langen Tag zurück ins Hotel geht.
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Nach dem Abendessen im El Puerto am Hafen, unterhalb des Mercure Hotels, gehen wir noch zum Anleger der MS Saxonia. Gerade von ihrer Reise zurückgekommen, genießen die Gäste einen letzten Abend an Bord, bevor es morgen früh Passagierwechsel gibt und wir ab Mittag an Bord gehen können.
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