Dienstag, 23.07.2019 - Flusstag Heute geht es bis zum Schiffshebewerk Niederfinow - Abfahrt 4.00 Uhr
Um 4.oo Uhr werden die Motoren angeschmissen und unser Schiff gleitet langsam aus dem Potsdamer Hafen. Das Mercure Hotel und die Nikolaikirche auf dem "Alten Markt" prägen die nächtliche Silhouette. Schnell sind sie jedoch aus unserem Blickwinkel entschwunden und nächtliche Dunkelheit umgibt uns. So legen wir uns wieder hin und träumen von der Flussromantik.
|
Wir beginnen den Tag um 8.00 Uhr erst einmal mit einem gemütlichen Frühstück, für das wir uns am Büfett bedienen. Mit einem Glas Sekt stoßen wir auf unsere dritte Flusskreuzfahrt an. Gut gestärkt können wir heute den Tag auf der Saxonia starten. Doch da ereilt uns bereits eine erste Hiobsbotschaft. Da die Schleuse in Spandau aufgrund einer Havarie vom 21. Mai 2019 nicht mehr befahrbar ist, müssen wir einen alternativen Umweg über die Schleuse Schönwalde fahren. Dieses bedeutete einen Umweg von 55 km und so konnten die in unserem Routenplaner angegebenen Termine sowie die Ein- und Ausstiege für die Stadtrundfahrt nicht mehr gehalten werden. Da die Schleuse bereits seit 2 Monaten geschlossen ist, waren wir schon sehr erstaunt darüber, diese Informationen von Phönix nicht bereits vor Antritt der Fahrt erhalten zu haben. Da wir keinen Ausflug gebucht hatten, berührte es uns erst einmal nicht besonders. Beim Stop in Brieselang – für die Ausflügler nach Berlin – setzten wir uns an Deck. Aufgrund einer Inspektion des Schiffes verzögerte sich die Weiterfahrt über eine Stunde.
|
Bei angenehmen Temperaturen und bereits herrlichen Sonnenschein heute Morgen ließen wir uns die Reiselust dadurch jedoch nicht vermiesen. Dies geschah jedoch bei der Weiterfahrt. Da auf dieser Strecke sehr niedrige Brücken waren, mussten wir leider das Sonnendeck verlassen und auf dem Oberdeck wurden Liegen, Tisch und Stühle zusammengeklappt und auf das Deck gelegt. Uns wurde jeglicher Zugang verwehrt, sodass wir uns bei strahlendem Sommerwetter nur in den Innenräumen aufhalten konnten. Zum Glück war die große Masse der Mitreisenden zur Berlinbesichtigung gestartet und so konnten wir mit den auf dem Schiff gebliebenen Reisenden wenigstens rechts und links des Zuganges zum Schiff stehen und uns die traumhafte Natur entlang des Havel-Kanals nicht nur durch die Glasscheibe ansehen.
|
Gegen Mittag erreichten wir die Schleuse Schönwalde im Havelkanal. Sie verbindet die Untere mit der Oberen Havel-Wasserstraße. Sie hat eine Kammerlänge von 82,20 Metern und eine Breite von 12 Metern. Die maximale Fallhöhe beträgt gerade einmal 2,25 Meter.
Bis Henningsdorf, wo wir bei einem kurzen Stop die Ausflugsgäste wieder an Bord nehmen, stehen wir in kleinen Gruppen im Zugang zum Schiff.
In der Hoffnung, dass sich die Situation nach dem Mittag ändern würde, geht es um 13.00 Uhr zum Mittagessen. Doch auch nach dem Essen ist der Zugang zum Sonnendeck immer noch nicht erlaubt.
So hatten wir uns unseren ersten Tag unserer Flussreise nicht vorgestellt, zumal in keinen der uns zugesandten Reiseunterlagen darüber etwas vermerkt war.
Stattdessen wurden wir um 15.30 Uhr von unserem Kreuzfahrtleiter in den Salon gebeten. Hier erhalten wir ohne Angabe von Gründen mitgeteilt, dass die Orte Zingst und Greifswald-Wieck auf dieser Fahrt entgegen dem im Katalog angegebenen Routenplan und unseren zugesandten Unterlagen nicht angelaufen werden und auch keine Ersatzziele angefahren werden. Ferner änderte sich damit die Reihenfolge der weiteren Zielorte und auch die Anlaufzeiten. Diese Hiobsbotschaft sorgte nicht nur bei uns, sondern auch vielen anderen Mitreisenden für Unmut.
|
Nach dem Kaffeetrinken wurde dann auf einmal doch ein kleiner Bereich auf dem Außendeck freigegen und Tische und Stühle wieder aufgestellt. Dieses Angebot wurde von sehr vielen Mitreisenden bis zum Abendessen um 18.30 Uhr genutzt, um die vorbeiziehende Landschaft zu beobachten.
Seit Henningsdorf fuhr die MS Saxonia durch den Oder-Havel-Kanal, der seit 1914 durch den Lehnitzsee führt.
Er ist ein schmaler See, der sich über 2,3 Kilometer erstreckt und von dem Kanal in voller Länge genutzt wird.
Natur auf ihre schönste Art und Weise erkunden und zwar mit dem Schiff, das machen wir nicht alleine. Ausflugsboote und private Motorboote begleiten uns auf unserer Fahrt.
Da aufgrund der weiterhin niedrigen Brücken das Sonnendach noch nicht wieder hochgefahren werden konnte, die Sonneneinstrahlung aber noch sehr stark war, kamen immer mehr Mitreisende auf die Idee, die von Phoenix zur Verfügung gestellten Regenschirme zu nutzen.
|
Aufgespannt und an den Rückenlehnen der Stühle befestigt boten sie einen optimalen Sonnenschutz, sorgten zusammen mit dem Fahrtwind für ein angenehmes Klima und setzten außerdem noch farbenfrohe Akzente.
|
Vom Sonnendeck beobachten wir nun die Einfahrt in die Schleuse Lehnitz, zu der wir von unserem Kreuzfahrtleiter Kees-Jan detailierte Informationen erhalten.
Diese Schleuse befindet sich bei km 28,6 der Havel-Oder-Wasserstraße und verbindet die unterschiedlichen Wasserspiegelhöhen. Fertiggestellt wurde die Lehnitz Schleuse II 1940. Sie ist 11,92 m breit und hat eine nutzbare Kammerlänge von 125 m. Der Schleusengang, der uns 5,65 Meter tiefer brachte, dauerte rund 15 Minuten und danach setzten wir unsere Fahrt unter niedrigen Brücken fort.
Nun hieß es bei jeder Durchfahrt unter den Brücken „bitte Sitzenbleiben“, was alle auch gerne befolgten, um nur ja nicht das Sonnendeck verlassen zu müssen.
So unterfahren wir z.B. die unter Denkmalschutz stehende Klinkerhafenbücke. Sie ist eine stählerne Fachwerkbrücke aus dem Jahre 1986. Die im Jahre 1959 eröffnete und 1999 stillgelegte Bahnstrecke Berlin-Karow-Fichtengrund diente vor allem dem Güterverkehr und militärischen Zwecken und war eine Entlastungsstrecke für den Bahnhof Oranienburg.
|
Manchmal dauerte es gerade einmal 15 Minuten und dann ging es erneut unter einer Brücke hindurch. Von der Autobrücke Grabowseestraße wurde uns herzlich zu gewunken. Die Passanten waren sicherlich auf dem Weg zum gleichnamigen See, den man über diese Brücke erreicht.
Das Restaurant „Alte Fähre“ am Oder-Havel-Kanal erinnerte uns daran, dass im Rumpf des Schiffes die Küchencrew schon fleißig unser Abendessen vorbereitete.
Bis dahin genießen wir aber noch jeden Kilometer und so sehen wir auch den Malzer Kanal, der nach Westen von unserer Fahrtroute abzweigt. Er gehört zu den Vorgängerwasserstraßen des Großschifffahrtsweg Berlin-Stettin und ist ungefähr drei Kilometer lang.
Bis wir hinunter zum Abendessen gehen, passieren wir noch mehrmals verschiedene niedrige Brücken. Auch nach dem Abendessen zieht es uns mit einem kühlen Getränk wieder aufs Außendeck. In kleinen Gruppen sitzen wir gemütlich unterhaltend zusammen und genießen die vorbeiziehende Natur und sind fasziniert von den ausgeklügelten Konstruktionen der unterschiedlichen Brücken, die die umgebende Landschaft ergänzen. Zum Abend sind alle Katzen grau – nicht aber die Brücken. Durch die Illumination der untergehenden Sonne werden einige zu einem Hingucker.
|
Viel zu schnell vergeht die Zeit, bis wir um 22.00 Uhr vor dem Schiffshebewerk Niederfinow festmachten, da es bereits geschlossen hatte. Laut unserem Rutenplan sollten wir hier schon längst durch sein. Doch nun ging es für uns erst am kommenden Morgen um 6.00 Uhr weiter. Trotzdem, dass das Schiff angelegt hatte, mussten wir leider das Außendeck auf Anweisung unseres Kapitäns aus Sicherheitsgründen verlassen. So gingen wir zurück auf unsere Kabine um am nächsten Morgen um 6.00 Uhr die Einfahrt in das älteste in Deutschland noch im Dienst befindende Schiffshebewerk mitzuerleben.
|