Mit dem Fahrrad nach Arrecife
Im Urlaub, wo man nicht nach einem Kalender lebt, sollte man nur tun, wozu man Lust und Laune hat. Da die Strandpromenade von Puerto del Carmen ca. 10 Kilometer lang ist, ist auch das Fahrrad fahren hier beliebt. Zumal die Höhenunterschiede vergleichsweise gering sind, artet das Radfahren nach Arrecife nicht in Stress aus. Entlang der Promenade von Puerto del Carmen findet man unzählige Fahrradvermieter, die uns je nach Modell zwischen 12 bis 20 Euro/Tag gern ein Fahrrad ausleihen. Zumal wir auch zu Hause E-Bikes fahren, haben wir uns auch hier für diese beliebten Fahrräder entschieden. Da die Räder für uns reserviert waren, konnten wir direkt nach dem Frühstück entspannt auf dieser wunderschönen Fahrradstrecke starten. Einschalten, aufsitzen und los geht´s.
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Wir fahren entlang der Avenida de las Playas, die mit Palmengrün und seinen grandiosen Stränden immer wieder eine Augenweide ist. Diese verkehrsberuhigte Promenade mit ausreichender Breite für Fußgänger und Radfahrer bringt uns sofort in Fahrradlaune und dazu noch die Sonnenstrahlen, die uns auf Gesicht fallen - ein Paradies für Zweiradfahrer -.
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Vorbei an der Touristik-Information, in der man Infos zum Ort und der Region bekommt, radeln wir zur Plaza de los Naciones, direkt neben dem Los Pocillos-Strand. Hier stellen wir unsere Fahrräder erstmals ab und sehen uns den Platz der Nationen etwas näher an. So genießen wir bereits den Weg zum Ziel. Es ist ein großer offener Platz des Künstlers D. Ildefonso Aguilar. Der Künstler ist seit seinem zweiten Lebensjahr auf Lanzarote beheimatet. Er ist Architekt, Fotograf, Maler und Komponist und gilt inoffiziell als geistiger Nachfolger des großen César Manrique. Der Platz bietet neben verschiedenen Skulpturen und kleinen Gärten Raum für Aktivitäten und Veranstaltungen.
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Ein kleiner Pavillon mit Blick auf den Strand lädt zum Verweilen ein. Nach unserem Besichtigungsstopp radeln wir um die schön geschwungene Bucht und kommen vorbei an der Skulptur des Künstlers Juan Pedro Lopez Salvador.
Die Schönheit der Natur bleibt nicht nur den Fahrradfahrern vorbehalten.
Ein Aussichtsturm an der Playa Matagorda bietet den Strandurlaubern einen weiten Blick über den 900 m langen Strand, der Promenade und weiteren Skulpturen.
Im Allgemeinen gilt der Atlantik an diesem Ostküstenabschnitt als recht ruhig, bietet schöne Strandtage und lädt zum Schwimmen ein.
Wir gehen jedoch nicht schwimmen, sondern radeln auf der wunderschönen Fahrradstrecke weiter an der Küste entlang und kommen zur Playa Lima.
Es ist ein eher schwach besuchter Strandabschnitt zwischen dem Flughafen und einer Villenkolonie. Allerdings kommen viele Besucher, um landende oder startende Flugzeuge zu beobachten. Auch wir setzten uns auf die niedrige Mauer an der Promenade und beobachten, wie der kleine Punkt am Himmel immer näher kommt. Der Flughafen liegt an der Küste und das Flugzeug fliegt direkt vom Meer zur Landebahn.
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Für Radfahrer werden immer mehr Wege erschlossen. So wurde die Promenade von Puerto del Carmen an der Playa de Guasimeta, über die Playa Honda bis nach Arrecife in den letzten Jahren erweitert. Die Playa de Guasimeta verläuft praktisch parallel zur Landepiste des Flughafens. Es ist ein weitläufiger, familienfreundlicher Sandstrand, der im Wasser nur langsam abfällt.
Es ist ein Strand, an dem vor allem Einheimische ins blaue Meer springen, daher ist er in der Woche oft menschenleer. Der Strand ist von Puerto del Carmen und von der Playa Honda aus zugänglich. Eine attraktive etwa zwei Kilometer lange Promenade erstreckt sich entlang des gesamten Ortes Playa Honda und führt direkt am Meer entlang – ohne Autoverkehr!
Wir radeln an den vielen kleinen Terrassencafés und Bars entlang und sehen bald schon das in den 1960er Jahren fertiggestellte Wahrzeichen von Arrecife am Horizont. Es ist das Fünf-Sterne-Grandhotel, ein Hochhaus, das nach einem Brand 20 Jahre lang eine Ruine war. Im Juli 2004 wurde es nach Wiederaufbau neu eröffnet. Das hochaufragende, nicht zu übersehende Gebäude ist das einzige Hochhaus der Insel.
Der Fahrradweg führt entlang der Playa del Reducto, an dem der Parque Temático liegt. Es ist eine Grünanlage mit schönen Sitzbänken und verschiedenen Kunstwerken. Wir machen einen kleinen Schwenker und stehen vor dem Cabildo Insular de Lanzarote, der Inselregierung. Arrecife ist seit 1852 die politische und wirtschaftliche Hauptstadt von Lanzarote und auch Verwaltungssitz der Regierung von Lanzarote. Der heutige Regierungssitz wurde 1997 bezogen. Das Vorgängergebäude aus dem Jahr 1929 befindet sich im Zentrum Arrecifes in der Fußgängerzone Calle Leon y Castillo.
Bei unserer Weiterfahrt kommen wir dem 17-stöckigen Grand Hotel von Arrecife immer näher. Vorbei am hellsandigen Stadtstrand Playa del Reducto und weiter an den Grünanlagen mit dem Pavillon der Touristeninformation radeln wir erst einmal zum Castillo de San Gabriel.
Schon zum dritten Mal stehen wir vor der imposanten Inselfestung, die 1574 auf einer winzigen Insel namens Islote de los Ingleses (kleine Insel der Engländer) erbaut wurde. Sie ist mit der Promenade über zwei Dämme verbunden. Die Burg wurde ursprünglich als hölzerne Festung erbaut. Sie hat jedoch Piratenüberfällen nicht standgehalten und ist im 16. Jahrhundert durch eine Festung aus Stein ersetzt worden. 1972 wurde die Festung zu einem nationalen historischen Denkmal ernannt und beherbergt heute ein historisches Museum, welches die Geschichte der Insel erzählt.
Über die Steinbrücke Puente de las Bolas – Kugelbrücke -, gehen wir zurück zur Promenade. Dieser 175 Meter lange Weg mit der Brücke ist einer der Verbindungswege zurück zum Festland. Zwischendurch bleiben wir jedoch noch einmal stehen, um das Panorama der Altstadt von Arrecife mit der Kirche „Iglesia de San Ginés de Clermont“ zu betrachten.
Zurück auf der Promenade ist gegenüber der Puente de las Bolas der Schriftzug „ARRECIFE“ platziert worden. Er fällt neben einem weiteren Kunstwerk sofort ins Auge und erinnert uns daran, dass die Stadt seit 1852 die politische und wirtschaftliche Hauptstadt von Lanzarote ist. Mit ca. 63.000 Einwohnern lebt fast die Hälfte aller Lanzaroteños in dieser Stadt. Der Name Arrecife leitet sich von "Riff" ab, was auf die Korallenbänke zurückzuführen ist, die an dieser Stelle der Küste vorgelagert sind.
Wir müssen mit unseren Rädern einen kleinen Bogen um diese Metallkonstruktion fahren und kommen kurze Zeit später zum Schmuckkästchen der Stadt, zur Lagune de San Ginés. Diese Meerwasserlagune liegt mitten im Herzen der Hauptstadt, deren Umgebung den ersten Siedlungskern der Fischer auf der Insel bildete.
Nach einem Projekt von César Manrique umgestaltet, ist die Lagune mit den kleinen bunten Fischerbooten ein wunderschönes Fotomotiv, das je nach Gezeitenlage mehr oder weniger Wasser enthält. Bei Flut füllt sich die Lagune komplett mit türkisfarbenem Wasser. Leider haben wir heute Mittag Ebbe und so liegen einige Fischerboote auf Grund. Von einer kleinen Brücke haben wir einen weiten Blick über die Lagune. Es ist ein idyllisches Fleckchen – vielleicht das schönste in Arrecife. Wegen dem Charco wurde Arrecife früher das Venedig des Atlantiks genannt.
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Rings um die Lagune verläuft eine breite, von blau-weißen Häusern gesäumte Promenade mit vielen kleinen Terrassenlokalen. Wir schieben unsere Fahrräder an dem schönen Fischerkatten vorbei und können, genau wie 2014, nicht widerstehen den Spaziergang für eine Einkehr zu unterbrechen. Nicht nur der Platz an der Lagune vor den blau-weißen Häusern gefällt uns, auch die Auswahl an Tapas kann sich sehen lassen. Bei einem Kaffee lassen wir uns einige davon munden und genießen auch heute wieder den wunderschönen Anblick auf die kleine Meereslagune mit seinen bunten Booten, die wie in einem kleinen Stadtsee wirken.
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Gut gestärkt und mit neuem Tatendrang setzten wir den Weg um die Lagune fort und stehen vor einem Walskelett. Es ist ein Brydewal, der in den Gewässern von Lanzarote verbreitet ist. Sie haben einen langen, stromlinienförmig gebauten Körper und werden mit 12 bis 15 Meter Länge nur halb so groß wie ihre Verwandten, die Blauwale.
Ein paar Meter weiter, auf der César Manrique Avenue steht eine Skulptur von der lanzarotischen Bildhauerin Evelina Martín unter dem Namen „La Parranda Los Buches“. Diese Bronzeskulptur mit den zwei Figuren ist ein sehr beliebtes kulturelles Relikt. „Die Buches“ sind eine der beliebtesten Marinegruppen Lanzarotes im traditionellen Hauptstadtkarneval. Die zwei Figuren sind in der traditionellen Tracht von Los Buches gekleidet, als die Matrosen auf die Insel zurückkehren. In den Händen tragen sie die traditionelle Blase oder das geschwollene Fischbuch.
Von der César Manrique Avenue fahren wir durch kleine verwinkelte Gassen zur Iglesia de San Ginés. Die dreischiffige, weiße Basilika mit ihrem quadratischen Turm und einer glänzenden weißen Kuppel steht an der kleinen, baumbestandenen Plaza de las Palmas.
Die Kirche entstand Ende des 16. Jahrhunderts und wurde ursprünglich als Klause erbaut. Sie gilt als älteste Kirche auf Lanzarote und ist dem Heiligen Genésius von Clermont geweiht. Er ist Arrecifes Schutzpatron. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde die Gemeindekirche erweitert. Der kleine stimmungsvolle Platz vor der Kirche lädt mit seinen Bänken unter schattigen Lorbeerbäumen viele Besucher zu einer Rast ein. Da wir jedoch nach unserer letzten Rast gerade erst wieder gestartet sind, setzen wir unsere Fahrt fort und kommen wieder zurück auf die Promenade, wo wir automatisch in den Parque Jose Ramizez Cerda oder auch Parque Minucipal „Stadtpark“ fahren.
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1999 wurde dieses Teilstück der Promenade, ein langgestreckter Platz mit Pflanzen und Steinen angelegt. Im nostalgischen Musikpavillon aus den 1950-er Jahren ist eine Touristeninformation untergebracht. Auf dem Platz war rege Betriebsamkeit, denn es wurden Vorbereitungen für das anstehende Karnevalsfest getroffen und Bier- und Essensstände sowie viele Sitzgruppen aufgestellt.
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Von dem noch nicht in Beschlag genommenen Bereich des Platzes hatten wir einen schönen Ausblick auf das Castillo de San Gabriel.
Etwas weiter gelangen wir zum einzigen Hochhaus der Insel. Die Silhouette des Luxus-Hotels ist zum Wahrzeichen Lanzarotes geworden.
Das nach einem Brand 2004 neu errichtete Gebäude ragt mit seiner modernen und glasverzierten Architektur in den Himmel.
Vor dem Hotel befindet sich der Park Islas Canarias. Dieser angegliederte Park wurde vor Jahren einmal totalsaniert und ist heute eine große, offene Fläche mit Holzstegen, die aufs Wasser führen. Doch so einiges hat schon bessere Zeiten gesehen und müsste dringend ausgebessert werden und viele Pflanzen sehnen sich nach einer Dusche.
Einige Skulpturen und bepflanzte Beete geben dem eher trist aussehenden Bereich wenigstens einen kleinen Farbtupfer.
Einen schönen Blick hat man jedoch auf den Naturstrand Playa El Reducto. Es ist der Stadtstrand von Arrecife. Der feinkörnige weiße Sandstrand hat eine Breite von rund 500 Metern und liegt zwischen dem Grand Hotel und dem Stadtpark Parque Temático. Eine Promenade mit den verschiedensten Geschäften und Restaurants geht an ihr entlang.
In Lanzarote die Ferien zu verbringen und nicht die Spuren des César Manrique zu kreuzen ist beinahe unmöglich. Er schuf etliche Skulpturen, sie schmücken die Inseln von Kreisverkehren. Ein Großteil von ihnen ist als Windspiel gestaltet. Eines dieser Windspiele steht an einem Kreisverkehr vor dem Grand Hotel und weckt die Aufmerksamkeit von Passanten. Unter dem Begriff „Windward“ - ein englischer Marinebegriff für die Windrichtung - wurde 1970 von ihm aus dem Eisenschrott alter Schiffe diese Skulptur gebaut.
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Entlang der Playa de Reducto kommen wir auch wieder am Parque Temático vorbei. Da wir noch genügend Zeit haben, schauen wir uns diese Parkanlage etwas näher an. Der Name Themengarten ist irreführend. Es ist eine ruhige Grünanlage am Ende der Stadt mit vielen Sitzbänken unter Bäumen sowie verschiedenen Kunstwerken.
Neben den immer wieder faszinierend blühenden Bougainvillen schauen wir uns auch einige schön gestaltete Kaktusgärten an, denen Sonne und Trockenheit wenig ausmachen.
Neben den Grünpflanzen stehen kostenlose Fitnessgeräte und in einem Skaterpark können Jugendliche ihr Können zeigen oder verbessern.
Wer nicht so sportlich ist, bzw. nicht so gut zu Fuß oder Fahrrad ist, für den gibt es in Arrecife auch eine Sightseeing-Tour mit dem Hop-on-Hop Zug. Er verbindet auf 2 Routen mit 16 Haltestellen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt miteinander.
Nachdem wir unsere Räder durch diese Grünanlage geschoben haben, treten wir nun wieder in die Pedalen. Am Ortsende von Arrecife beginnt wieder die breite Uferpromenade, auf der wir wieder zurück bis zur Einflugschneise des Flughafens fahren.
Da Arrecife auch den internationalen Flughafen von Lanzarote beherbergt, kann man hier die eintreffenden und abgehenden Flieger beobachten. Der beste Platz um die Flugzeuge zu beobachten ist direkt unten am Strand, an der sogenannten Playa de Guasimeta, denn sie verläuft praktisch parallel zur Landepiste des Flughafens.
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Die Flugzeuge kommen vom Meer, sodass sie hier bereits sehr tief fliegen, um den Landeanflug vorzubereiten. Wir stehen direkt unter der Einflugschneise, sodass die grandiosen Himmelsriesen nur einige hundert Meter über unseren Köpfen hinweg donnern. Es ist ziemlich spektakulär und ein spezielles Gefühl, dass zahlreiche Zuschauer mit uns teilen und es genau wie wir, mit der Kamera festhalten. Auf dem Airport starten und landen täglich hunderte Flugzeuge ab 7.00 Uhr morgens und um 0.00 Uhr ist Ruhe, denn der Airport liegt direkt an einem Wohngebiet, neben dem Dorf Playa Honda. Was für den einen störend ist, kann uns im Augenblick nur begeistern.
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Auch das Starten ist sehr eindrucksvoll. Wenn man die Flugzeuge von hier in die Luft steigen sieht, sieht es so aus, als würden sie fast die Dächer der umliegenden Häuser streifen. Auch von der besonders eindrucksvollen Perspektive hat man irgendwann genug gesehen, sodass wir wieder unsere Rückfahrt in Angriff nehmen. An der Playa Matagorda machen wir noch einen letzten Stop um ein buntes Windspiel zu fotografieren. „El Robalo“ hat Cesár Manrique sein modernes Kunstwerk genannt, welches mitten in einem Kreisverkehr am Ende der Promenade in Puerto del Carmen steht.
Von hier ist es nicht mehr weit bis zur Radstation, wo wir unsere Fahrräder wieder zurückgeben. Es war ein schöner Ausflug und es machte viel Spaß sich schneller und müheloser fortzubewegen als es die eigenen zwei Beine zulassen.
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