Fahrradtour Steinheim, Vinsebeck
Als begeisterte Radfahrer geht es nach einigen Besichtigungen mit neuem Schwung für uns heute wieder aufs Fahrrad. Für uns ist Radfahren schon lange die erste Wahl der Fortbewegung. Man kann an der frischen Luft von A nach B fahren, ist unabhängig, muss keinen Parkplatz suchen, kann den Kopf freifahren und bewegt sich dazu.
Von unserer Pension fahren wir entlang der Brunnenstraße in Richtung Cafe Schauinsland und durch den Länderwaldpark Silvaticum, an dem sich das Naturschutzgebiet Norderteich anschließt.
Bei unserer weiteren Fahrt treffen wir auf eine Gruppe von Rehen am Waldrand. Rehe gehören eigentlich zu den scheuen Waldbewohnern. Meistens bekommt man sie nur in der Dämmerung zu Gesicht. Auf dieser Rehwiese lagen sie entspannt im hochgewachsenen Gras. Ein Reh hob nur kurz den Kopf, als es uns kommen sah und ist nicht einmal geflüchtet. Es war ein schönes Erlebnis, die Rehe so entspannt und ganz ohne Scheu im Gras zu sehen.
Einige Kilometer weiter erreichen wir, kurz vor Steinheim, eins unserer geplanten Ziele für heute, die Emmer. Der kleine, rund 61 km lange Fluss lädt zu abwechslungsreichen Touren mit dem Fahrrad ein. Gerade das Teilstück zwischen Steinheim und dem Emmerthal, wo die Emmer in die Weser mündet, ist von besonderem Charme geprägt.
Wir befinden uns hier gerade auf der neu sanierten Holzbrücke über die Emmer, die eine beliebte Wegeverbindung zwischen Schorrberg und Weststadt von Steinheim ist. Sie fügt sich gut ins Landschaftsbild ein und wird vor allem von vielen Joggern und Spaziergängern genutzt, kann man im Westfalen-Blatt am 25. Juni 2021 lesen. Für uns ist sie natürlich ein beliebtes Fotomotiv. Kurze Zeit später stehen wir dann auch schon auf dem Marktplatz von Steinheim, er befindet sich direkt am Eingang zur Steinheimer Altstadt. Hier am 7,00 m breiten und 2,90 m hohen Kump, das Wahrzeichen von Steinheim, legen wir erst einmal eine Rast ein.
An diese Stelle stand das ehemalige Rathaus bis hier, 1855 der „Kump“ errichtet wurde, ein Springbrunnen, der das Zentrum der Stadt mit Trinkwasser und Löschwasser versorgen sollte. Heute ist der "Kump" der Mittelpunkt eines der schönsten Marktplätze in der Region.
Direkt neben uns, hier auf dem Marktplatz befindet sich die in der Mitte des 12. Jahrhunderts als kreuzschiffige Basilika errichtet Pfarrkirche St. Marien.
Als Nachfolgerin einer steinernen Saalkirche des 10. Jahrhunderts wurde die Kirche in mehreren Bauperioden zur Hallenkirche erweitert.
Zum hundertjährigen Bestehen der Kirche stiftete die Spar- und Darlehnskasse Steinheim 1983 das vor der Kirche stehende bronzene Denkmal des Stadtpatrons St. Rochus. Es zeigt den Pestheiligen, wie er sich helfend einem Kranken zuwendet.
Die unten zu lesende Inschrift lautet:
St. Rochus hilft einen Pestkranken Bildhauer: Hubert Löneke Stiftung der Spar und Darlehnskasse EG Steinheim Aus Anlass ihres 100jährigen Bestehens 1983 St. Rochus ist Patron der Stadt Steinheim Nach einem Gelübte im Jahre 1637 wurde Steinheim von der Pest befreit
Direkt neben der Kirche am Marktplatz 6 steht auch eins der schönsten Bürgerhäuser der Stadt mit dem im Jahre 1979 angefertigtem Glockenspiel.
An der Wand angebrachten Infotafel kann man lesen:
Im Jahre 1979 wurde dieses Glockenspiel von der Fa. Korfhage in Melle für das Wohnhaus des Zahnarztes Dr. Elmar Lohe angefertigt. Es hat 16 Glocken, diese wurden in der Gießerei Petit & Fritsen in Aarle-Rixtel in den Niederlanden gegossen. Im Jahre 2005 schenkte Dr. Lohe das seit 1981 nicht mehr genutzte Glockenspiel der Bürgerstiftung Steinheim. Der Heimatverein Steinheim hat in Zusammenarbeit mit der Stadt, den Stadtwerken und der Bürgerstiftung die Anlage vollständig überarbeitet und neu aufbauen lassen. An neuer Stelle soll es den Bürgern Freude bereiten und das Stadtzentrum beleben.
Bei unserer anschließenden Weiterfahrt kommen wir an der Buchhandlung Wedegärtner an der Marktstraße 23 vorbei.
Von Weiten sehen wir schon das „Lesendes Mädchen mit Buch“, eine Skulptur, die zum 100jährigen Bestehen der Buchhandlung aufgestellt wurde. Sie soll an die Gründung der Buchhandlung im November 1919 erinnern.
Im Westfalenblatt konnte man im November 2019 dazu lesen:
„So wie der Dom zu Köln gehört, ist in Steinheim der "Kump" nicht wegzudenken.
Das gilt aber auch für die Buchhandlung Wedegärtner mitten in der Fußgängerzone, die in diesem Jahr ihr 100jähriges Bestehen feiert.
Über südliche Ausfallstraßen gelangen wir nach kurzer Fahrt in die Niederungen des Heubachs. Der Heubach ist ein etwa 17 km langer, linker Nebenfluss der Emmer, an dem wir ja vor gut einer Stunde waren. Fluss ist ein wenig übertrieben, schließlich ist es ja nur der Heubach. Wasser ist ja das Leitmotiv vieler Radtouren und so führt uns dieser schön und idyllisch gelegene Radweg immer am Heubach entlang zu dem Gut Vorder-Eichholz. Hier auf dem landwirtschaftlichen Anwesen wird überwiegend Schweinemast betrieben und Biogas erzeugt.
Auf gut ausgebaute Feldwege, sattgrünen Wiesen und hohen Maisfeldern geht es immer weiter am Heubach entlang, in Richtung Vinsebeck. Kurze Zeit später stehen wir dann, am Eichholzer Weg, auf einer steinernen Zweibogenbrücke. Unter uns wieder der langsam sich dahin schlängelnde Heubach.
Nach kurzer Zeit erreichen wir dann auch den Ort Vinsebeck. Die Route führt uns direkt an der eindrucksvollen Fassade des Wasserschlosses Vinsebeck vorbei, welches auch heute noch Wohnsitz der Grafen Wolff-Metternich zur Gracht ist.
Das Wasserschloss Vinsebeck wurde in den Jahren 1717 bis 1720 für die Herren von der Lippe erbaut. Durch Vererbung gelangte 1765 das Wasserschloss an die Familie von Wolff-Metternich zur Gracht. Sie ist seitdem Eigentümer der eleganten Schlossanlage mit den dazugehörigen Gutsgebäuden.
Das Wasserschloss Vinsebeck, das auf einer quadratischen Insel steht und von einer 17 m breiten, wassergefüllten Gräfte umgeben ist, zählt heute zu den schönsten Schlössern Westfalens.
Nach über hundert Jahren nach Ende des Ersten Weltkrieges erinnern noch Tausende Denkmäler an die vielen Gefallenen.
Auch hier in Vinsebeck, direkt gegenüber vom Wasserschloss, in einem kleinen mit einer Mauer umgebenen Park steht auf einem Sockel ein großer Block aus behauenen Steinen.
Oben drauf befindet sich ein Kreuz und ein Soldat in halb liegender Stellung mit aufgerichtetem Oberkörper.
Auf beiden Seiten des Blockes ist eine Namenstafel mit den Gefallenen der Kriege 1914-18 und 1939-45 angebracht.
Bei unserer Weiterfahrt durch Vinsebeck kommen wir dann an die Kreuzung Steinheimer Straße / Hauptstraße zur Katholischen Kirche St. Johannes Baptist. Im Jahre 1605 wurde diese Kirche mit angebauter Begräbniskapelle erbaut, diese wurde aber 1850 zum Chor umgewandelt. Mit zwei großen Kreuzflügeln wurde der Kirchenbau dann 1668 erweitert. Der jetzige Kirchturm kam 1740 dazu.
Wir haben uns gegenüber der Kirche auf eine Bank niedergelassen und bestaunen dabei die schöne Holztafel und die Sitzgruppe, die im Jahr 2006 extra für das Jubiläum 975 Jahre Vinsebeck hergestellt und aufgestellt wurde.
Im Westfälischen Heimatbund Münster konnte ich nachlesen:
„Urkundlich erwähnt wurde Vinsebeck erstmals 1031, als Kaiser Konrad II. die „villa Vinesbiki“ an das Bistum Paderborn übereignete. Das Dorf am Rande der fruchtbaren Steinheimer Börde, angelehnt an die Vorberge der Egge, ist heute mit 1400 Einwohnern die größte Außenortschaft der Stadt Steinheim und durch das schöne Schloss der Familie Wolff-Metternich weithin bekannt.
Von Vinsebeck geht es nun weiter in westlicher Richtung und immer weiter am Heubach entlang. Eingebettet in die malerische Landschaft bietet dieser kleine Bach Idylle pur.
Die meisten von uns sehnen sich in den freien Wochen des Jahres nach Ruhe und Entschleunigung. Hier, abseits von Stress und Sorgen, kann man beim Radeln den Urlaub genießen.
Als Mühlenbach entspringt der Heubach im Eggegebirge und fließt bis kurz vor Vinsebeck, wo er sich mit dem Silberbach vereint. Ab dieser Stelle wird das Gewässer Heubach genannt und fließt rund 42 km, wo er bei Steinheim in die Emmer mündet.
Hier, wo sich der Mühlenbach mit dem Silberbach vereinigt, geht es für heute letztmalig über den Heubach in Richtung Leopaldstal. Auf dieser Tour beeindruckt uns immer wieder die Schönheit der Naturlandschaft, die uns immer wieder reizvolle Aussichten bietet. Eingebettet in die idyllische Landschaft begleiten uns bunte Blumen am Wegesrand, bis wir am Ortsausgang von Leopoldstal das Wegeschild sehen: „Zur Silbermühle“.
Erinnerungen werde da bei uns wach.
2002, als wir in Bad Meinberg zur Kur waren, haben wir uns diese Wassermühle mit Restaurant angesehen. (Siehe Bild) Damals waren wir von dem Anblick begeistert.
Also haben wir uns entschlossen, heute auch einen Abstecher zur Silbermühle zu machen.
Leider hat sich der Umweg für uns nicht gelohnt.
Alles war abgesperrt, kein freier Blick zu Silbermühle denn aus der ehemaligen Mühle ist ein Hotel geworden, welches nur den Gästen Zugang bietet.
Enttäuscht radeln wir nun weiter nach Horn-Bad Meinberg. Hier haben wir uns nochmals auf dem Marktplatz eine Pause gegönnt, bis es dann zurück nach Bad Meinberg ging.
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