Auf Entdeckungstour zu den Großsteingräbern
Mit unserem heutigen Ziel, das zwar etwas abseits großer touristischer Routen liegt, haben wir uns ein einsames Naturerlebnis abseits der Massen ausgesucht. Doch erst einmal müssen wir von Göhren entlang der Bernsteinpromenade nach Baabe radeln.
Der idyllisch gelegene kleine Naturhafen, abseits des Baaber Ortskern mit der kleinen Fähre nach Moritzburg ist unser erstes Ziel. Mit einem Klingelzeichen machen wir auf uns aufmerksam. Diese Fähre verkehrt auf der wohl kürzesten Fährverbindung Deutschlands. 49 Meter beträgt die Distanz, doch wir haben damit ca. 8 Kilometer Fahrradweg gespart.
Als Fähre reicht dem Fährmann ein Ruderboot, angetrieben durch nichts als pure Muskelkraft. Diesen ungewöhnlichen, etwas anderen Fährbetrieb gibt es bereits seit 1891. Bei schönem Wetter in den Sommermonaten rudert er manchmal täglich bis zu 100 Mal zwischen den beiden Anlegern hin und her. Bis zu 15 Personen finden Platz auf seinem Kahn und zusätzlich werden noch die Fahrräder der Fahrgäste an das andere Ufer der Having mitgenommen. Dieses einzigartige Fahrvergnügen gehört auf jede To-do-Liste in dieser Region.
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Nachdem wir den kleinen Ort Moritzburg verlassen haben, führen die Fahrradwege durch das Selliner Hügelland nach Seedorf. Das klingt nach Sport und manchmal ist es das auch. Doch diesmal haben wir Glück, das Hinweisschild zeigt 15 % Gefälle. Mit unseren neuen Bremsen kein Problem. Die Selliner Ortsteile haben sich einen Platz am Wasser gesichert und so liegt Seedorf an der Lanckener Bek. Unter den Dörfern im Selliner Hügelland ist Seedorf wohl das Berühmteste. Hier wohnten viele Kapitäne und schon seit 1861 wurden seetaugliche Schiffe hier gebaut. Mit einem kleinen Hafen, einer Fischräucherei und verschiedenen Gaststätten ist es ein beschaulicher Ort.
Nach einer kleinen Pause am Hafen und den Besuch der Fischräucherei geht es gut gestärkt weiter nach Lancken-Garnitz zu den Großsteingräbern. In kaum einer anderen Region Deutschlands sind die Gräber der Frühgeschichte landschaftlich so prägend wie auf Rügen.
Nur gut einen Kilometer vor Lancken-Garnitz können gleich sieben gut erhaltene Großsteingräber aus der jüngeren Steinzeit besichtigt werden. Wir stellen unsere Fahrräder ab und starten zu einem kleinen Feld-, Wald- und Wiesenspaziergang, um uns diese Großsteingräber im Dreieck zwischen den Dörfern Lancken-Granitz, Dummertevitz und Burtevitz näher anzusehen.
Diese am besten erhaltene Megalith-Grabkonzentration wurde fast komplett archäologisch untersucht. Megalithgräber, auch Steingräber oder Hünenbetten genannt, sind die ältesten Grabbauten, die die Archäologen in Norddeutschland nachweisen konnten. Aus den Steingräbern konnten u.a. Keramikscherben, Bernsteinperlen, Äxte, Beile, Pfeilspitzen und Klingen und aus einigen Gräbern auch menschliche Knochen und Funde aus der Bronzezeit geborgen werden.
Zum Schluss unseres Rundgangs stehen wir vor einem noch sehr gut erhalten Grab bei einer Baumgruppe. Vor uns liegt ein Hünenbett, deren Kammer offen ist und glatte senkrechte Wände hat. Zwei der ehemals drei Decksteine sind noch in korrekter Lage und liegen auf.
Früher bezeichnete man diese Gruften fälschlicherweise als Hünengräber. Doch inzwischen weiß man: Der jungsteinzeitliche Mensch war im Durchschnitt wesentlich kleiner als der Mensch von heute. Dennoch schafften sie es, Felsen, größer als sie selbst, herbeizuholen und nur mit Menschenkraft aufeinanderzulegen.
Der Spaziergang durch die feld- und waldreiche Gegend hat sich gleich doppelt gelohnt, denn außer der schönen Landschaft haben wir mit den Großsteingräbern etwas wirklich Besonderes gesehen. Direkt neben diesem Grab steht eine Bank auf der genießen wir die Stille in der Natur und lassen die Faszination dieser Großgräberstätten aus der Jungsteinzeit auf uns wirken.
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Nach einer Pause setzen wir unsere Fahrradtour fort und fahren in den Ort Lancken-Granitz. Wahrscheinlich verirren sich nur wenige Besucher in den Kern dieses Ortes, der an der Deutschen Alleenstraße liegt.
Wir wollen jedoch die St. Andreaskirche besichtigen. Die auf einem Hügel stehende, gotische rote Backsteinkirche stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Türen und Fenster des Gebäudes sind als Spitzbogen gestaltet. Das älteste Ausstattungsstück ist ein an einem Bogenpfeiler befindliches Kruzifix.
Aus dem Jahre 1598 stammt die aus Holz gefertigte achteckige Kanzel mit einem sternförmigen Schalldeckel.
Der aus dem Barock stammende Taufengel wurde vor kurzem restauriert, genau wie die 1909 in Stettin angefertigte Orgel.
Nach einer Runde durch den Ort fahren wir die Deutsche Alleenstraße nach Altensien entlang. Immer wieder aufs Neue faszinieren uns diese wunderbaren Baumalleen. Rügen ist nicht nur die Insel der endlos langen, feinen Sandstrände, ein weiteres Symbol der Insel sind ihre herrlichen Alleen mit alten Bäumen, die im Sommer teilweise ein dichtes, grünes Dach bilden.
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Unter diesem grünen Blätterdach radeln wir bis zur Windmühle in Altensien. Ausführlich wurde die Mühle bereits bei unserer letzten Fahrradtour besichtigt, doch ein kleiner Stopp musste sein. Schön anzusehen ist diese, nach historischem Vorbild wieder aufgebaute Bockwindmühle, immer wieder.
Auf unserem letzten Stück des Heimwegs radeln wir wieder am Selliner See entlang bis nach Baabe und über die Bernsteinpromenade nach Göhren zurück. An der Promenade beenden wir diese interessante Fahrradtour mit Eis und Sahne auf frischgebackenen Waffeln.
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