1. Tag - Xanten
Warum in die Ferne schweifen, wenn der Niederrhein so nahe liegt. Nach nur 2 Stunden Fahrzeit haben wir unsere gebuchte Ferienwohnung auf dem Steenbrukshof bereits erreicht. Sie liegt in dem kleinen und beschaulichen 1700 Einwohner-Dorf Birten, nur wenige Kilometer südlich von Xanten.
Der Hof ist ein Generationshof, dessen Ursprünge ca. bis ins Jahr 1682 zurück reichen. Seit 1856 ist er nachweislich im Besitz der Familie Boßmann. Eine kleine Kapelle an der Straße gegenüber dem Steenbrukshof wurde im Jahre 1804 erbaut und gehört zum Hof. Liebevoll restauriert erstrahlt sie heute in neuem Glanz.
Der landwirtschaftliche Betrieb auf dem Steenbrukshof wurde im Jahre 1978 eingestellt. Seit 2013 bietet die Besitzerin den Urlaubern 2 modern und komfortabel ausgestattete Ferienwohnungen und Fremdenzimmer an. Gleich an der Einfahrt auf den Hof steht ein großes Herz, welches die Gäste herzlich willkommen heißt.
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Auf dem Parkplatz des Hauses werden wir freundlich von der Vermieterin Barbara Boßmann in Empfang genommen, die uns sogleich unser Feriendomizil für eine Woche zeigt. Über einen separaten Eingang gelangen wir in die im Erdgeschoss liegende helle, modern ausgestattete, barrierefreie 50 qm große Wohnung mit Terrasse, die keine Wünsche offen lässt.
Ein wunderschöner Rosenstrauß schmückt den gemütlichen Wohnraum, dem sich eine vollausgestattete Küche anschließt, die uns sämtliche Küchenarbeiten erleichtert.
Ein Erdbeerkuchen wurde uns zur Begrüßung gereicht, denn haben wir, nachdem wir uns häuslich eingerichtet hatten, auf der schönen Sonnenterrase direkt vor unserem Wohnraum bei einer Tasse Kaffee verzerrt.
Von diesem sonnigen Außenplatz haben wir einen herrlichen Blick auf die idyllische Niederrheinlandschaft.
Eine traumhafte Ruhe umgibt uns, nur unterbrochen von dem Balzruf eines Fasans, der in diesen Tagen über Wiesen und Felder erschallt. Entspannt und gestärkt starteten wir mit unseren Fahrrädern zu einer ersten Erkundungsfahrt in den mittelalterlichen Stadtkern von Xanten. Es ist ein kleines charmantes Städtchen am Niederrhein, das gern von Radfahrern angesteuert wird.
Bekannt ist sie aber auch als die Römer-, Dom- und Siegfriedstadt. 2.000 Jahre alte Geschichte prägen Stadtbild und Umgebung.
Frau Boßmann zeigte uns dazu noch den kürzesten und schönen Radweg der uns erst durch den Ort Birten und dann durch Feld und Wald auf die mäßig ansteigende Erhebung des Fürstenbergs brachte. Die flache, nur von einigen sanften Hügelketten durchzogene Landschaft fordert keine sportlichen Höchstleistungen von uns, zumal das Fahrrad ganz alleine vom sanft abfallenden Hügel des Fürstenberg bis hinunter zum Fußgängerbereich der Stadt lief.
Nach nur 4 km stehen wir nun im alten Stadtkern von Xanten.
Zuerst gehen wir zur Tourist Information, die sich direkt am Mitteltor am nördlichen Ende der Fußgängerzone, Kurfürstenstr. 9 befindet. Dort erhalten wir einen Stadtplan und nähere Informationen über unseren Ferienort.
An der alten Stadtmauer, gleich hinter der Haltestelle des Nibelungen-Express am Mitteltor, das früher die Stadt teilte, stellen wir unsere Fahrräder ab, um Xanten zu Fuß zu erkunden.
Auf dem großen Marktplatz mit seinen unzähligen Restaurants gönnen wir uns einen Rundumblick. Die vorhandenen Tische und Stühle laden uns ein, draußen ein Eis zu schlecken und damit auch langsam in Urlaubsstimmung zu gelangen.
Über unseren Eisbecher sehen wir auf das weiß getünchte Rathaus der Stadt. Das Baujahr dieses Hauses wird mit 1877 beziffert. Das Gebäude wurde schon mindestens auf sechs verschiedene Arten genutzt. Seit den 60er Jahren dient es nun als Rathaus und beherbergt die komplette Stadtverwaltung.
Der Altbau präsentiert sich weiterhin in seiner ursprünglichen Form, während dahinter ein komplett neuer Anbau erstellt wurde. Von hier aus werden die politischen und bürokratischen Geschicke Xantens gelenkt.
Beim Eis essen haben wir die Stadtinformation studiert und starten nun diesen staatlich anerkannter Erholungs- und Luftkurort zu erkunden. Kern des Stadtzentrums bildet die katholische Pfarr- und ehemalige Stiftskirche St. Viktor direkt am Marktplatz. Sie wird wegen ihrer Bedeutung und Größe auch als Xantener Dom bezeichnet, obwohl sie nie eine Bischofskirche war. Diese Kirche ist wichtigstes Wahrzeichen der Stadt und nimmt in der Reihe bedeutender Kirchen des Mittelalters im Rheinland eine besondere, wenn nicht einmalige Stellung ein.
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Als größte Kirche zwischen Köln und dem Meer wird er, anders als der Kölner Dom, noch im späten Mittelalter in seiner heutigen Form fertiggestellt. Ihre beiden Türme von 72 und 74 Metern prägen das Stadtbild von Xanten und überragen die niederrheinische Ebene. Der Dom ist der religiöse und kulturelle Mittelpunkt der Stadt. Das Innere der fünfschiffigen Basilika bietet eine reiche und kostbare Ausstattung und ist ein wahrer Hort von Kunstschätzen. Aufgrund der langen Bauperioden, von 1263-1544, ist auch die Sammlung auf 17 bedeutenden restaurierten Altären, Skulpturen, Chorstühle, Wandteppiche und Glasmalereien gewachsen. Der Hochaltar, als bedeutendstes Heiligtum des Domschatzes, enthält die Gebeine des heiligen Viktor in einem edelsteinbesetzten Schrein, welcher heute zu den ältesten erhaltenen Schreinen im Rheinland zählt.
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Im vierten Jahrhundert ließ der römische Kaiser Julian der Legende nach Christen verfolgen und töten, darunter auch den römischen Soldaten Viktor und seine Gefolgsleute. Seitdem reisen Christen zu der Stelle, wo sein Grab gewesen sein soll, um des Märtyrers zu gedenken.
Unter dem Chor des Doms wurde 1933 ein auf das 4. Jahrhundert datiertes Doppelgrab entdeckt und schließlich eine Krypta angelegt, welche 1936 durch den Bischof von Münster, Clemens August Graf von Galen, geweiht wurde. 1966 wurde die Krypta unter dem Dom erweitert und es entstand eine Mahn- und Sühnestätte für die Opfer des Nationalsozialismus. Hier ruhen neben Urnen mit Asche aus den Konzentrationslagern Auschwitz, Bergen-Belsen und Dachau die sterblichen Überreste des seligen Karl Leisner, von Heinz Bello und Gerhard Storm – alle drei Märtyrer, die für ihren Glauben gestorben sind. Darüber hinaus befindet sich seit 2006 auch eine Reliquie des seligen Kardinals Clemens August Graf von Galen in der Krypta unter der Altarinsel.
Nach der Besichtigung gehen wir durch eine Seitentür hinaus in den Kreuzgang, der sich direkt nördlich an den Dom anschließt. Dieser Wandelgang führt um einen Innenhof herum. Er war nie Teil eines Klosters, sondern gehörte schon immer zu Sankt Viktor, dem Xantener Dom.
Dieser Kreuzgang übt einen besonderen Reiz auf uns aus, denn er ist ein Ort der Stille. Damals schritten die Stiftsherren durch den Kreuzgang zu ihrem Chorgebet oder zu feierlichen Prozessionen. Dabei begegneten sie ihren Vorgängern. Gedenktafeln erinnern noch heute an die Verstorbenen. Über zwanzig sind erhalten. Sie wurden von renommierten Künstlern geschaffen und zeigen religiöse Szenen.
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Wir verlassen die Kirche durch das reich verzierte Südportal. Neben dem Portal steht der von Gerhard Berendonck gestiftete „Kalvarienberg“ oder auch Stationsberg genannt. Hier wird die Hinrichtungsstätte Jesu Christi, mit den drei Kreuzen dargestellt, die auf der Grabplatte des Stifters stehen.
Wir gehen weiter zur evangelischen Kirche, die im Schatten des Doms natürlich eher klein wirkt. Trotzdem ist sie seit 355 Jahren einer der optischen Fixpunkte der Xantener Innenstadt. Mit ihrer freundlichen weißen Fassade, den romanischen Rundfenstern und dem achteckigen Glockenturm fällt sie den Besuchern von Xanten sofort ins Auge.
Nun gehen wir entlang der Klever Straße in Richtung „Inneres Klever Tor“. Kurz vor dem Tor treffen wir auf die Skulpturengruppe „Frauen an der Wasserpumpe“.
Eine der wichtigsten Aufgaben der mittelalterlichen Stadt war die Versorgung ihrer Einwohner mit Trink- und Brauchwasser. Den Haushalten standen oft verschiedene Grundwasserbrunnen in den einzelnen Stadtteilen zur Verfügung. Hier trafen sich vor allem Frauen, denn das Wassertragen war Arbeit von Frauen und Dienstboten. Dabei wurden dann natürlich auch die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht. Das innere Tor, welches sich am Ende der Straße befindet, besteht aus einem einzelnen quadratischen Turm, in dem heute 3 Ferienwohnungen angeboten werden.
Früher war das Tor ein Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Das Klever Tor besteht aus zwei Toren, die mit einer Brücke verbunden sind. Früher führte diese Brücke über einen ringförmig um die Xantener Innenstadt angelegten Stadtgraben, der heute als Stadtpark genutzt wird. Das äußere Tor wird durch zwei Rundtürme, den sogenannten „Eulentürmen“ und einen Mauerbogen gebildet.
Bei unserem Spaziergang in den Grünanlagen, entlang der alten Stadtmauer, kamen wir auch an der Kriemhildmühle vorbei. Erbaut wurde sie als Teil der Xantener Stadtbefestigung in Form eines Wachturms zum Ende des 14. Jahrhunderts.
Das Gebäude war früher erst Nachtwächterturm, dann Gefängnis, bis die Xantener es letztendlich wirtschaftlich nutzten und den Turm zu einer Mühle umbauten, die heute noch täglich betrieben wird. Ein Müller zeigt bereitwillig wie aus Getreide Mehl hergestellt wird und in der angebauten Backstube stellen Bäcker unterschiedliche Sorten Brot und Kuchen her. Auch wir haben uns für unsere Selbstverpflegung am Morgen ein Brot mitgenommen und es hat uns sehr gemundet.
Nach so vielen interessanten Eindrücken geht es am späten Nachmittag wieder zurück zu unserer Ferienwohnung. Als der kleine Hunger am Abend kam, fahren wir dann noch einmal mit dem Auto in die Stadt. Bei einem leckeren Essen und einem Glas Wein genießen wir die letzten Stunden unseres ersten Urlaubstages.
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