Rastatt
Wir sind hellwach, nur die Sonne ist noch nicht aufgestanden, als wir mit unserem Auto in Richtung Baden-Württemberg fahren. Wir sind so früh unterwegs, denn für 12.00 Uhr haben wir uns im Kundencenter von Mercedes in Rastatt für eine Werksbesichtigung angemeldet. Bereits 1886 erfanden Karl Benz und Gottlieb Daimler das Automobil, das seit 1902 unter dem Namen Mercedes erfolgreich unterwegs ist.
Seit 1992 ist Rastatt Standort eines PKW-Werks von Mercedes Benz. Hier werden die Modelle der A- und B- sowie die GLA-Klasse gefertigt.
Das Werk Rastatt ist eines der modernsten Automobilwerke Europas mit sehr hohem Automatisierungsgrad und neuesten Fertigungstechniken.
Tag täglich werden im Werk Rastatt rund 1.000 bestellte Fahrzeuge, nach den jeweiligen Kundenwünschen, produziert – davon sind die wenigsten identisch – denn unter tausenden unterschiedlichen Einzelteilen kann der Kunde wählen.
Wir haben bei der zweistündigen Werksbesichtigung hinter die Kulissen einer hochmodernen Automobilfabrik geschaut und viel über die Fertigung des Mercedes erfahren und auch die „Hochzeit“ von Fahrwerk und Karosserie miterlebt.
Nach der Werksführung geht es vorbei an der von hohen Kastanien umpflanzten Heilig Kreuz Kirche, zu unserem Hotel Astra.
Das 1993 eröffnete Hotel liegt ruhig, jedoch nur etwa 10 Minuten vom Altstadtzentrum entfernt und bietet alles, was wir für unseren Kurzaufenthalt benötigen.
Von hier aus wollen wir uns Rastatt und die umliegenden Orte in den kommenden Tagen ansehen.
Die Kreisstadt Rastatt mit knapp 50.000 Einwohnern ist nicht nur Standort eines PKW-Werkes von Mercedes Benz, sondern wurde bereits im 18. Jahrhundert zur barocken Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Baden ausgebaut und ist die älteste Barockresidenz am Oberrhein.
Wir beginnen unsere Stadtbesichtigung am Marktplatz. Eingerahmt wird dieser Platz von Rathaus und der Stadtkirche St. Alexander.
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Das Rathaus, ein markantes Barockgebäude wurde 1716 erbaut und 1750 erweitert. Es ist ein dreigeschossiges Bauwerk mit ursprünglich offenen Arkaden im Erdgeschoss, unter denen bei schlechter Witterung früher Markt gehalten werden konnte. Noch heute ist in dem gut erhaltenen und historischen Gebäude ein Teil des Rathauses untergebracht.
Vor dem Rathaus steht der Alexiusbrunnen, der an die Erdbeben 1723 und 1728 erinnert. Hierbei wurden Teile der Stadt und des Schlosses zerstört.
Der Brunnen wurde um 1734-39 als Denkmal geplant und errichtet und dem heiligen Alexius von Edessa, dem Schutzheiligen gegen Erdbeben, Blitz und Unwetter, geweiht.
Früher diente der Brunnen für die Bevölkerung als Lieferant des über hölzerne Rohre vom Eichelberg herbeigeführtem Wasser.
Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Marktplatzes befindet sich die katholische Stadtkirche St. Alexander.
Sie besitzt eine prachtvolle Fassade aus rotem Sandstein, die mit vier großen freistehenden Heiligenfiguren geschmückt ist. Sie stehen als Beschützer vor Gewitter, Pest, Überschwemmung und Feuer. Im Inneren zeigt sich die Kirche in einer farbigen Mischung von Weiß, Schwarz und Gold und der Innenraum ist reich an barockem Figurenschmuck. Sehenswert sind die Altäre mit ihren Malereien, die Heiligenfiguren und die puttengeschmückte Kanzel.
Der Johannes-Nepomuk-Brunnen steht vor der Stadtkirche. Der heilige Nepomuk gilt als Schutzpatron der Beichtgeheimnisse, aber auch der Brücken, Schiffer und Flößer.
Der Brunnen war ursprünglich ein Pump- oder Tiefbrunnen, der einst zur Wasserversorgung diente. 1893 wurde der Brunnen grundlegend restauriert und das kunstvolle schmiedeeiserne Gitter angebracht.
Eines der schönsten Barockschlösser Deutschlands liegt mitten in der Stadt, auf einer kleinen Anhöhe und prägt das Stadtzentrum. Es ist die älteste und am besten erhaltene Barockresidenz in Baden-Württemberg. Das Schloss wurde genau auf der Achse zwischen dem markgräflichen Schloss Ettlingen und dem Fort Louis im Elsass erbaut. Als Vorbild diente das Schloss des französischen "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. in Versailles. So entstand ein dreiflügeliger Schlossbau mit Garten.
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Hoch oben auf dem Dach leuchtet die goldene Figur des Jupiters, im Volksmund der „Goldene Mann“ genannt. Sie symbolisiert den Erbauer des Schlosses: Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der von 1677 bis 1707 regierte. Als erster der Fürsten am Oberrhein hatte er im Jahr 1700 entschieden, statt seines schon begonnenen Jagdschlosses eine moderne barocke Residenz zu bauen. Bereits der reichhaltig mit großen Skulpturen ausgestatte Ehrenhof, über den man den Schlosskomplex betritt, bildet einen ganz besonderen Blickfang. Im Inneren befinden sich Prunkräume, das "Wehrgeschichtliche Museum" und das Freiheitsmuseum.
Wir bummeln weiter über die Herrengasse und gehen links durch das Museumstor in den Schlossgarten. Dieses Tor entstand bereits um 1705 und trennte den Schlosspark von der bürgerlichen Stadt. Hinter dem Tor steht seit 1984 die Brunnenplastik „Hommage an Picasso“ von dem Bildhauer Jürgen Goertz.
Der frei zugängige Park, der sich auf der Nordseite des Schlosses befindet, stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde mehrfach verändert. Ab 1832 diente der Garten als Nutzgarten und 1843 sogar als Exerzierplatz. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand auf der Fläche ein "Volksgarten". Es folgten ständige Umbaumaßnahmen. 1988 entstand der Garten in seiner heutigen Form, dabei wurden Elemente des Barockgartens mit Resten der ursprünglichen Alleen und des Volksgartens wieder berücksichtigt.
Er ist modern, aber mit strengen barocken Gestaltungsideen. Viele Hecken und Lauben, Blumen- und Rosenrabatte sowie ein Springbrunnen schmücken diesen Garten. Die äußere Begrenzung des Parks bilden Kastanienbäume wie schon vor 300 Jahren. Viele bedeutende historische Baudenkmäler sorgen für ein besonderes Ambiente in der Innenstadt.
Bei unserem weiteren Spaziergang kommen wir in einen Park, in dem wir den Wasserturm, die Pagodenburg und die Maria-Einsiedeln-Gnadenkapelle finden. Dahinter fließt die romantische Murg.
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Der rund 47 m hohe Wasserturm wurde 1901 erbaut, um den gestiegenen Wasserbedarf der Stadt und ihrer Bürger zu erfüllen. Der Wasserbehälter befindet sich in 22 m Höhe und hat ein Fassungsvermögen von 670 Kubikmetern. Der Turm wurde 1970 restauriert, und weil der Wasserdruck aufgrund der Turmhöhe nicht mehr ausreichend war, wurden im Jahr 1990 Druckerhöhungspumpen eingebaut.
Bereits 1953 wurde rund um den Turm ein Cafe und Restaurant gebaut, welches 1984 erweitert wurde.
In unmittelbarer Nähe steht der von Markgräfin Franziska Sibylla Augusta im Jahre 1722 errichtete Pavillon. Vorbild der Pagodenburg war ein ähnliches Bauwerk im Park des Nymphenburger Schlosses in München. Das Bauwerk besitzt Walmdächer mit vergoldeten Bekrönungen. Genutzt wurde der Pavillon als Teehaus der markgräflichen Familie und als Spielhaus für die Kinder des Hofes. Heute ist das 2-geschossige Schlösschen ein Ausstellungsort für heimische Künstler.
Für den Bau der Maria-Einsiedeln-Gnadenkapelle diente das Vorbild der Gnadenkapelle des Wallfahrtsortes Einsiedeln in der Schweiz.
Da die Markgräfin Franziska Sibylla Augusta mehrere Wallfahrten dorthin unternommen hatte, ließ sie 1715 eine Nachbildung errichten, die sie der Stadt Rastatt stiftete.
Die Kapelle hat eine reich verzierte Außenfassade. Über der Tür halten zwei Putten das markgräfliche Wappen.
Unterhalb des Parks, der mit einer Hecke mit großen Skulpturen abgegrenzt ist, liegt das moderne, 1990 in Betrieb genommene Veranstaltungs- und Tagungszentrum Badner Halle, welches an diesem Wochenende sein 25jähriges Bestehen feierte.
Wir setzen unseren Spaziergang entlang der Murg fort, die bis 2012 noch ein eintöniges Bild bot. Heute kann sich der Unterlauf der Murg in vielen Bereichen wieder naturnah entwickeln. Kiesbände, Buchten und Flachufer bieten vielen Tier- und Pflanzenarten neue Lebensräume mitten in der Stadt.
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Unterhaltung bot am Samstagabend das 2. Gugge Hock auf dem Marktplatz. Die “Notehopser“ aus Rastatt und Gastorchester boten ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm mit Guggemusik und Showeinlagen und ließen den Marktplatz in blau gelb erstrahlen.
Der Begriff „Guggenmusik“ ist erstmals bei der Basler Fasnacht von 1906 belegt und man versteht darunter Blasmusik, die meist im alemannischen Raum in der Fasnacht gespielt wird.
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