Valle Verzasca - 01.06.09
Smaragdgrün schimmert uns die Farbe des Lago di Vogorn entgegen, auf dessen Sperrmauer wir gerade stehen und ebenso leuchtet auch das Wasser der Verzasca, die diesen Stausee speist. Echte Fans des berühmtesten britischen Agenten 007 kennen diese Sperrmauer, auf der wir uns zurzeit befinden.
Da rennt ein Mann, der seinen Martini lieber gerührt, und nicht geschüttelt trinkt, über einen riesigen Staudamm, wirft plötzlich ein Seil über die Mauer und stürzt sich kopfüber ins Tal. „Goldeneye”, so hieß der James Bond Film und “Goldeneye”, so heißt auch der erste Sprung von der Verzasca-Staumauer der vom Stuntman des James-Bond Darsteller Pierce Brosnan durchgeführt wurde. Seitdem ist Bungee-Jumping von dieser 220 m hohen Mauer ein Anziehungspunkt für viele Extremsportler aus ganz Europa geworden. Außerdem war dieser Sprung der Beginn einer neuen Touristeninvasion in dieses Tal.
Heute stehen wir auf dieser Mauer und bei dem Gedanken, dass sich hier Menschen an einem Gummiseil in die Tiefe stürzen, lässt unser Herz erkennbar schneller als gewöhnlich schlagen.
Die Talstrasse von Gordola hat uns über einige steil ansteigende Kehren zu dieser Staumauer geführt und von hier aus ging es anschließend weiter am östlichen Ufer des Lago di Vogorno entlang in Richtung Vogorno.
Das Dorf Vogorno war früher Hauptort der Talschaft. Drei Fraktionen - Pregossa, S. Bartolomeo und Berzona - bilden die Gemeinde, die man am Ende der steilen Bergstrecke durch einen Tunnel erreicht. Sehenswert ist hier die Kirche S. Bartolomeo aus dem 13. Jahrhundert. Sie ist die Mutterkirche des Tales. Im 17. Jh. wurde sie grundlegend verändert und von der ursprünglichen Ausstattung blieben nur wenige Freskenreste übrig. Sehr hübsch ist der Blick auf die Kirche mit dem Campanile und auf die grauen Steinplattendächer der Häuser.
Wenn man ein paar Meter den Hang hinaufwandert, hat man eine wunderschöne Sicht auf die andere Talseite, wo sich das malerische Dorf Corippo an den steilen Berghang schmiegt. Corippo ist das markanteste Dorf im Verzascatal, welches seinen Charakter völlig unberührt bewahrt hat. Das Dorf wurde zum Denkmal von nationaler Bedeutung erklärt und steht unter Heimatschutz.
Im Jahre 2005 ist Corippo mit nur noch 17 ständigen Einwohnern die kleinste Gemeinde der Schweiz. Den Mittelpunkt des von schmalen Gassen durchzogenen Dorfes bildet die kleine Piazza mit Casa Comunale und Kirche S. Maria del Carmine, die im 17. Jh. umgestaltet wurde und einen neuen Chor erhielt. Der schmale, das Dorf überragende Campanile steht frei neben dem Gotteshaus. Es empfiehlt sich, nach Corippo zu Fuß zu gehen, da es im Ort so gut wie keine Parkplätze gibt.
Von nun an verläuft das Tal in Richtung Norden ziemlich geradlinig und es geht nur noch mäßig bergan. Neben uns bahnt sich malerisch die Verzasca mit ihrem eiskalten und türkisfarben dahinschäumenden Wasser durch den harten Gneis. Doch nicht nur die intensive Farbe macht den Zauber der Verzasca aus, sondern auch die Eleganz der von dem fließenden Wasser überspülten und geformten Steine.
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Runde und lang gezogene farbig gemaserte Bänke glitzern im kristallklaren Wasser und bilden rund geschliffene Wannen im harten Gestein, die gern als kühlende Badeplätze genutzt werden. Man braucht dem Flussbett nicht weit zu folgen, um von der Natur geformte Badewannen und «Whirlpools» zu finden. Leider hat die Landflucht bewirkt, dass zahlreiche Häuser im Verzasca-Tal verfallen. In den Dörfern leben oft nur noch die Alten. Im Sommer ergießt sich eine Lawine von Ausflüglern und Urlaubsgästen in das Verzasca-Tal. Heute ist das Tal vor allem ein Tagesausflugsziel, denn Gasthäuser und Übernachtungsmöglichkeiten sind nur beschränkt vorhanden.
Ein Beispiel für den Massentourismus in der Urlaubszeit ist der Ort Lavertezzo, wenige Kilometer hinter Corippo. Hier muss man schon sehr früh auf den Beinen sein, um überhaupt noch einen Parkplatz in der Nähe de Ortes zu erwischen. Lavertezzo, der einstige Gerichtsort der Landvögte, besticht durch den reizvollen alten Ortskern und der Pfarrkirche S. Maria degli Angeli aus dem 15. Jh. Im 18. Jh. wurde die Kirche, zu der man über eine breite Treppe hinaufsteigt, barockisiert. Die Innenausstattung stammt aus dem 18./19. Jh.
Die größte Sehenswürdigkeit von Lavertezzo ist jedoch die etwas weiter flussaufwärts gelegene Ponte dei Salti. Die zweibogige Natursteinbrücke, deren Mittelpfeiler auf einem mächtigen Gneisfelsen im Bett der Verzasca ruht, stammt nicht aus römischer Zeit, sondern aus dem Mittelalter.
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1906 wurde sie vom Hochwasser zerstört und wieder aufgebaut. Nur eine niedrige Steinbrüstung begrenzt die Brücke, von der man einen grandiosen Blick in das wilde Bett der Verzasca mit ihren bizarren Felsskulpturen bis hinüber zur Silhouette der Kirche hat. Das Wasser des Flüsschens schimmert hier in einem besonders intensiven Tiefblau oder Smaragdgrün. Wie überdimensionierte Edelsteine leuchten die Gneisblöcke im lichtdurchfluteten Wasser. Die rundgeschliffenen Felsformationen, die aus dem Wasser ragen, verführen zum Rasten, zum Sonnenbaden und sehr Mutige stürzen sich von den Felsen ins kalte Wasser der Verzasca.
Im Sommer zieht es Mengen von Ausflüglern an diese idyllische Stelle, was wie schon gesagt, zu erheblichen Verkehrs- und Parkproblemen führen kann.
Von Lavertezzo führt die Straße weiter talaufwärts und wechselt dann bei Ganne über die Verzasca und erreicht kurze Zeit später Brione, den Hauptort in 756 m Höhe.
Von nun an weitet sich das Verzasca-Tal trogförmig und mit zunehmender Höhe gewinnen Laub- und Nadelwälder die Oberhand. Bald schon tauchen auch die malerischen Orte Gerra und Frasco, das vorletzte Dorf im Verzasca-Tal, auf. Gerra und Frasco sind schöne Beispiele typischer Bergdörfer mit den gedrungenen Granitsteinhäusern, den umlaufenden Holzbalkonen, Außentreppen und frommen Fresken an den Hausmauern.
Besonders Sehenswert in Frasco ist die Pfarrkirche San Bernardo mit ihren Friedhof. Außerdem ist Frasco der ideale Ausgangspunkt für herrliche Spaziergänge und Wanderungen in unberührter Natur.
Von der Kirche aus führt z. B. ein ca. 1-stündiger Spaziergang über die Hängebrücke, weiter entlang der Verzasca durch die Wolfsfalle zu dem Wasserfall des Elra-Wildbaches, der schäumend aus großer Höhe herunter stürzt.
Sonogno ist das hinterste Dorf und einer der reizvollsten Orte des Verzasca-Tales am Zusammenfluss der Bäche aus dem Val Redòrta und dem Val Vegornèss. Umgeben von den eindrucksvollen Gipfeln des Monte Zucchero, der Corona di Redorta sowie dem Pizzo Barone. In der Gemeinde, die Anfang des 15. Jh. erstmalig urkundlich erwähnt wurde, leben heute noch 100 Einwohner und der malerische Ortskern zieht im Sommer zahlreiche Touristen an. Leider werden viele alte Verzascahäuser (Rustici) in Ferienhäuser umgebaut, doch dieses schafft Arbeitsplätze, erhöht die Tourismuseinnahmen und sorgt dafür, dass das charakteristisches Ortsbild mit den alten Häusern und Gassen erhalten bleibt
Die Kirche Madonna di Loreto in Sonogno, die 1854 erbaut wurde, befindet sich an der Stelle eines älteren religiösen Bauwerks aus dem 15. Jahrhundert. Der Glockenturm wurde 1782 errichtet. Im Inneren der Kirche befinden sich Gemälde des einheimischen Malers Cherubino Patà und in der Nähe der Kirche befindet sich ein altes Dorfbackhaus, das heute noch in Betrieb ist.
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23. Mai 2009 - Fahrt zum Lago Maggiore 24. Mai 2009 - Maccagno 25. Mai 2009 - Laveno 26. Mai 2009 - Brissogo Inseln und Cannobio 27. Mai 2009 - Luino 28. Mai 2009 - Locarno 29. Mai 2009 - Lago d`Elio 31. Mai 2009 - Ascona 01. Juni 2009 - Valle Verzasca 03. Juni 2009 - Maggia-Tal 04. Juni 2009 - Kloster Santa Catarina del Sasso, Isola Bella und Stresa 07. Juni 2009 - Lugano - Luganer See 08. Juni 2009 - Fahrt ins Blaue. Intra und Villa Toranto 10. Juni 2009 - Centovalli 11. Juni 2009 - Isola Madre - Isola Superiore 13. Juni 2009 - Heimreise
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