Fahrt ins Maggia-Tal - 03.06.09
3. Juli 2009, der Himmel ist bewölkt und wir beschließen trotzdem, heute einen Tagesausflug ins Valle Maggia zu unternehmen. Das Maggiatal nördlich von Locarno ist wie keine andere Region typisch für die kontrastreiche Südschweiz. Das 56 km lange Tal, beginnend bei Ponte Brolla, wo das Centrovalli abzweigt, steigt steil nach Norden an, bis es sich bei Cevio wie eine Hand in die Nebentäler Val di Campo und Val di Bosco, Val Bavona, Val Lavizzara und Val Peccia verzweigt. Wir nehmen die Hauptstraße von Locarno Richtung Valle Maggia.
Den ersten Halt kann man schon im 5 km entfernten Ponte Brolla machen. Hier hat die Maggia eine tiefe Schlucht in den Fels gefressen und fließt friedlich durch diesen klaffenden Engpass.
Unser nächstes Ziel ist der Ort Maggia selbst. Inmitten großer Weinberge liegt dieser Ort, der von blumenübersäten Holzbalkonen verschönert wird, die leider von den neuen Wohnhäusern zugedeckt werden. Am schönsten ist der Ort Maggia am Piazza, dessen Brunnen geradezu beruhigend auf uns wirkt. In der Dorfmitte, ca. 5 Gehminuten vom Piazza entfernt befindet sich das Kirchlein Carmelo, wo sich die Bevölkerung zum täglichen Gebet trifft. Bei den Restaurierungsarbeiten im Jahr 1970 wurde das Kirchlein mit Bronze-Arbeiten des Künstlers Remo Rossi bereichert: Madonna mit Kind, Tabernakel und Ewiges Licht.
Etwas nordöstlich des Dorfes befindet sich auf einer kleinen Anhöhe die Pfarrkirche San Maurizio. Sie sollte man unbedingt auch besuchen. Zur Kirche führt eine imposante hundert Tritte zählende Treppe aus dem Jahr 1881. Von hieraus hat man dann einen wunderbaren Blick über das gesamte Dorf Maggia. Der heutige Bau stammt aus dem Beginn des 17. Jahrhunderts und enthält Mauerreste einer früheren Kirche. Man vermutet, dass es die erste Pfarrkirche des Maggiatales aus der Jahrhundertwende ist.
Anschließend geht es weiter durch das vorerst breite Maggiatal bis nach Riveo. Riesige Haufen von Felsbrocken türmen sich hier am Rand der Straße. Das kleine Dörfchen, etwa in der Mitte des Maggiatales zeigt uns, warum dem Maggiatal die Bezeichnung »Pietra viva«, „lebendiger Stein“, trägt, denn die Wunden in den senkrechten Steinwänden zeugen davon, wie die Menschen dem Berg den wertvollen Rohstoff Stein abtrotzen.
Steinbruchunternehmen gewinnen hier Gneis, den man an seiner schwarz-weiß-grauen Streifenstruktur erkennt.
Gneis heißt im Tessin beola oder bevola und lässt sich im Gegensatz zu Granit leicht in bis zu 3 cm dünne Platten spalten. Die Verarbeitung und Verwendung des Maggiagranites ist hier seit langer Zeit bekannt. Heute gibt es im Maggiatal noch 8 Granitsteinbrüche.
Nächster Stop ist in Bignasco, dort, wo sich das Valle Maggia aufteilt, in die Täler Val Bavona und Val Lavizzara. Hier in Bignasco, am Zusammenfluss der Maggia und der Bavona sind noch einige alte Bauten aus den früheren Jahrhunderten erhalten, wie die alte Steinbrücke und die Dorfkirche. Bis 1965 verkehrte noch die Maggiatalbahn ab Locarno, heute bringen Postautos die Talbesucher bis Bignasco. Wer weiter ins Val Bavona oder ins Val Lavizzara will, muss hier umsteigen.
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Weiter geht es in Richtung Peccia. Die Straße beginnt nun anzusteigen und man hat einen herrlichen Blick auf das kristallklare Wasser der Maggia. Ab dem hübschen Ort Prato Sornico wird´s gebirgig und steil. Bei Peccia lassen wir dann an einem Marmorbruch unser Auto stehen und eine kurze Wanderung führt uns zur Grotto Pozzasc.
Ein idyllischer Ort und im Sommer beliebt als Badeplatz. Dann geht es hier hoch her, und wer Ruhe sucht, ist dann oft fehl am Platz. Heute sitzen nur wenige Gäste an den Granittischen. Eidechsen huschen über die Trockenmauer und verschwinden anschließend hinter der Steintreppe. Man hört, wie das Wasser gurgelt und raunt, während einige Meter entfernt ein kleiner Wasserfall fröhlich vor sich hinplätschert. Inzwischen ist es 18.00 Uhr und bei einem kühlen Getränk, etwas Käse und Brot sitzen wir nun im urig gemütlichen Grotto Pozzasc direkt am Ufer des Flusses und lassen noch einmal in Gedanken den wunderbaren Sommertag an uns vorüberziehen.
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