Naturpark Bandama
Ziel unserer dritten Autotour ist heute Morgen der Naturpark Bandama, etwa zehn Kilometer südlich der Stadt Las Palmas gelegen. Es ist ein geschützter Landschaftsraum mit dem Berggipfel Pico de Bandama und der Caldera de Bandama.
Die meisten Touristen, so auch wir, fahren die spiralförmig angelegte Straße immer um den Berg herum bis zur Spitze des 569 m hohen Vulkankegels Pico de Bandama hinauf.
Auf diesem Gipfel gibt es eine Aussichtsplattform, von der hatten wir bereits 2008 einen herrlichen Blick in den östlichen Teil der Insel und dem Krater. Darum hatten wir heute hier oben auch nicht mit dichten Wolken und Nieselregen gerechnet, doch je höher wir auf dieser Serpentinenstraße kamen je dichter wurde die Wolkendecke, sodass wir auf der Aussichtsplattform komplett in Wolken gehüllt waren. Zum Glück gab es noch eine weitere, tiefer gelegene Asphaltstraße, die direkt am Rande des Vulkankraters entlang führt. Von hier konnten wir gut in den fast 1000 Meter breiten und 200 m tiefen erloschenen Kessel sehen.
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Auf dem Grund kann man ein Farmhaus und die Konturen von terrassenförmig angelegten Feldern sehen, die beweisen, wie zahm der einst brodelnde Vulkan geworden ist. 2008 bewirtschaftete Senor Agustin noch einige Terrassenfelder, ob er es immer noch macht, konnten wir von hier oben leider nicht feststellen. Der Ab- und Aufstieg in den Kessel der Calderei zu den „Casas del Fondo“ – Häuser am Grund - ist sehr steil und aufgrund des lockeren Bodens sicherlich sehr anstrengend. Der gesamte Kraterboden ist grün und fruchtbar und mit Palmen, Orangen- und Feigenbäumchen bewachsen und auf den Hängen gedeihen Eukalyptusbäume und Agaven.
Botanischer Garten „Jardin Botanico Canaria“
Nicht weit vom Naturpark Bandamo, im Tal von Guiniguada bei Tafira Alta, liegt der Botanische Garten von Cran Canaria. Der 27 Hektar große Garten beherbergt unzählige Pflanzenarten, die im Laufe der Zeit so erweitert wurden, dass heute Pflanzensammlungen aus allen Herren Länder zu finden sind. Ein Viertel davon ist jedoch nur auf den Kanaren beheimatet und es gibt hier allein 100 Pflanzenarten, die auf keiner anderen Insel wachsen. Sie werden in diesem Park gehegt, gepflegt und man versucht die einheimische Flora zu bewahren und zu erforschen.
Gegründet wurde dieses kleine Paradies 1952 vom schwedisch-spanischen Botaniker Erik Ragnar Svensson, der in als ersten Direktor 1959 eröffnete. Dieser hatte ursprünglich den Einfall, einen Garten mit ausschließlich auf den Kanarischen Inseln beheimateten Pflanzen anzulegen. Heute besitzt Gran Canaria eine auf der Welt einzigartig gesetzlich geschützte Flora. Es gibt einen oberen und einen unteren Eingang. In Tafira Alta, dem vornehmen Villenvorort von Las Palmas, befindet sich der obere der beiden Eingänge. Über steile Felswege und vielen Treppen steigt man beschwerlich den Hang hinab und wenn oben der Leihwagen steht, muss man ihn auch wieder hinaufklettern. Daher betreten die meisten Besucher, so auch wir, den Jardin Botánico vom unteren Eingang. Von hier geht man auch direkt in das Herz des Parks und für Pflanzenfreunde gibt es einiges zu bestaunen. Der Botanische Garten besteht aus mehreren Teilbereichen und besonderen Highlights.
Gleich am unteren Eingang auf der rechten Seite finden wir den Garten der Inseln. Sieben Beete, mit mehreren Felsen, die in der Rasenfläche angelegt sind, stehen für die sieben kanarischen Inseln und wurden mit jeweils von ihrer Insel typischen Arten bepflanzt.
Die Kakteen- und Sukkulentensammlung des weitläufigen Parks, von denen einige sicherlich schon 60 Jahre hier gedeihen, ist gigantisch.
Hier stehen die verschiedensten Kakteenarten aus Afrika, Süd- und Nordamerika, mit einer Höhe, bei der wir uns doch sehr klein vorkamen. Die Kakteen sowie die Sukkulenten, zu denen auch die Aloe gehört, benötigen beide trockene Standorte. An die zweitausend Fettpflanzenarten sind in diesem Teilbereich des Botanischen Gartens zu finden, das sind ganze 20 Prozent der auf unserer Erde existierenden Arten.
Immer wieder fasziniert von dieser Pflanzenpracht stehen wir tief beeindruckt vor einem riesigen „Ficus socotrano Maraceae“, eine Feigenbaumart mit seinen zahlreichen Luftwurzeln. Dieser Baum hat durch seine Ausmaße und der breiten Kronenform einen großen Eindruck auf uns gemacht.
Durch diese Artenvielfalt des Parks führen zahlreiche schmale Wege und man geht an vielen romantischen aus Stein errichteten Sitzgelegenheiten vorbei. Diese laden zum Verweilen ein, um diese schöne Pflanzen- und Blütenpracht so richtig zu genießen.
Dabei entdecken wir z.B. die „Rote Frangipani (Plumeria rubra)“. Diese rispenförmige Blüte wächst auf einem bis zu 25 m hohen Baum und setzt blutrote Akzente.
Wunderschön anzusehen ist auch die Plaza Vernado Navarro. Der Name erinnert gleichzeitig an den Erbauer. Gleich am Eingang des Platzes steht eine Zeder von Madeira, die bereits in der Wildnis ausgestorben ist. Die Mitte des Platzes zieren spektakuläre Drachenbäume umpflanzt von Dickblattgewächsen, die dicht bis wenig verzweigt oder eintriebig sind. Manche wachsen als Halbsträucher oder polsterbildene, fast stammlose Rosettenpflanzen.
Da der Park teils am Steilhang des Barranco de Guiniguada liegt und über natürliche Felsenhöhlen und Wasserfälle verfügt, bot sich die Anlage kleiner Teiche an. Auf gepflasterten Wegen gehen wir durch dieses Paradies, vorbei an unterschiedlichen Teichen, verschiedenen Wasserläufen und sehenswerten Wasserfällen.
Von weitem hören wir schon das Quark-Konzert unzähliger Frösche, die zwischen und auf den Blättern im Seerosenteich sitzen. Ein idyllisches Plätzchen für eine kurze Pause. Da der Park terrassenförmig angelegt ist, findet sich für jeden Gartenbereich eine natürliche Umgebung. Und so bummeln wir einmal durch Kiefernwald, an anderer Stelle durch den immergrünen Lorbeerwald, bleiben stehen vor einer fossilen Pinie, die laut unserem Reiseführer mehr als 3.000 Jahre alt sein soll und bestaunen einmal die mächtigen und hohen Bäume oder stehen an anderer Stelle vor einer unsagbaren Blütenpracht.
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Wir, als wahre Naturliebhaber, sind hier voll auf unsere Kosten gekommen und man benötigt schon einige Stunden, um diesen Park zu erkunden. Zum Schluss waren wir uns nicht sicher, ob wir nicht etwas Wichtiges verpasst hatten, da uns das Erklettern des Steilhangs etwas zu anstrengend war. Verwundert hat uns, dass dieser traumhafte Park in ganz wenigen Reiseführern erwähnt wird und daher, sicherlich nicht nur bei unserem Besuch, sehr wenig Besucher hatte. Eine Ausflugsbeschreibung auf unserer AIDA-Kanarenfahrt 2010 machte uns damals auf diesen wunderschönen Garten aufmerksam, dessen Besuch sogar kostenlos ist.
Telde
Unser Tagesausflug führt uns am Nachmittag noch nach Telde. Die Gemeinde Telde betritt praktisch jeder Besucher der Insel, ohne es zu wissen, denn gemeinsam mit der Gemeinde Ingenio teilt sich Telde den Flughafen Ganda. Telde ist nach Las Palmas die zeitgrößte Stadt der Insel und liegt auf einer Höhe von 130 m. Ihre Geschichte begann bereits 1483, nach der Eroberung Gran Canarias durch die Spanier. Hier hatten die Missionare aus Mallorca eine Kolonie gegründet. Sehenswert ist die malerische Altstadt, bestehend aus den beiden Stadtteilen San Juan und San Francisco. Diese beiden Stadtteile sind fast vollständig von Neubauten verschont geblieben. Sie zeigen Teldes ruhmreiche Vergangenheit und ihr Bausubstand geht bis ins 16. Jahrhundert zurück. San Juan war das Viertel der geistlichen und weltlichen Macht.
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Einen Rundgang durch die Altstadt beginnen wir, genau wie im Reiseführer vorgeschlagen, an der Plaza San Juan. Auf diesem Platz steht die wichtigste Sehenswürdigkeit Teldes, die um 1500 erbaute Iglesia de San Juan Bautista. Die Türme diese Kirche kamen jedoch erst sehr viel später, bei einer Restaurierung 1832, hinzu. Im Inneren befindet sich das wertvollste Kunstwerk der Insel: Ein vergoldeter Altar im gotisch-flämischen Stil. Mexikanische Indios haben die lebensgroße Christusfigur, der „Santisimo Cristo de Telde“ aus dem Mark von Maiskolben (Maispaste) gefertigt, die heute von unschätzbarem historisch-künstlerischen Wert ist. Schade, dass das Innere der Kirche bei unserem Besuch nicht zugängig war.
Alte indische Feigenbäume spenden Schatten auf dem Kirchplatz und Bänke laden uns zum Verweilen ein.
Der Kirchplatz, an dem sich auch heute noch das Verwaltungszentrum der Gemeinde befindet, sowie die abzweigenden Gassen sind Fußgängerzone.
Wir erforschen die umliegenden Straßen und Gassen des Altstadtkerns mit den ältesten Gebäuden der Gemeinde, den typisch kanarischen Häusern – weiße Häuser mit grünen oder braunen Fenster- und Türrahmen -.
Wie von selbst kommen wir zum Parque San Juan, auf den die Bewohner von Telde zu Recht stolz sind. Mitten in der großen Stadt liegt der Park wie eine grüne Insel.
In dem 135.000 qm großen Stadtpark findet man eine Vielfalt an Pflanzenarten.
Unzählige Skulpturen, zwischen Rasenflächen und Teichen, dienen als Blickfang.
Stimmungsvoll angelegte Beete mit einer üppigen Blumenpracht vermitteln einen Eindruck von der Pflanzkunst der Gärtner. Neben den kanarischen Pflanzen, verschiedene Arten von Bäumen, unzählige Kakteen und die bunten Blüten anderer Gewächse steht dominant der Glockenturm, den man besteigen kann.
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Es ist ein schön angelegter öffentlicher Park mit vielen Wegen und Pflanzflächen, verschiedenen Sportanlagen sowie einem kleinen Zoo. Die zahlreichen landschaftlichen Kontraste sowie eine abwechslungsreiche Pflanzenwelt im Landesinneren machten auch diese Autotour zu einer schönen Entdeckungsreise.
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