Granada
Die Fahrt nach Granada ist heute der Höhepunkt unserer Andalusienreise, allein schon wegen der Alhambra, die wie ein Märchen aus „1001 Nacht“ vor der Kulisse der Sierra Nevada thront. Als die Mauren Sevilla und Córdoba verloren, zogen die begabtesten Kunsthandwerker nach Granada, der letzten großen Stadt Andalusiens in muslimischer Hand. Sie und ihre Nachkommen schufen die Alhambra, eine Ansammlung mehrerer traumhaft schöner Paläste mit wunderschönen Gärten, oberhalb von Granada.
Um 8.30 Uhr starten wir von unserem Hotel zu diesem Tagesausflug. Unsere Busfahrt geht auf der Küstenstraße entlang, von der man schöne Ausblicke genießen kann. So fahren wir vorbei an Torromolinos, dem wahrscheinlich bekanntesten und größten Urlaubsort an der Costa del Sol.
Von unserem Bus sehen wir direkt auf die Stierkampfarena. Diese hat jedoch keine historische Geschichte, sondern wurde vor einigen Jahren für die Touristen erbaut und bietet regelmäßig Stierkämpfe an.
Hinter Málaga geht es dann ins Landesinnere Richtung Granada. Es ist eine sehr schöne Strecke und wir genießen die Landschaft Andalusiens, dominiert durch Olivenhaine und Weinberge, die sich bis zum Horizont erstreckten.
Unser Reisebus bringt uns fast genau bis zur Kasse der Alhambra. Hier hält sich der Andrang in Grenzen, denn fast alle haben vorgebuchte Eintrittskarten, genau wie unsere Reisegruppe. Jede der Eintrittskarten ist personenbezogen ausgestellt und wurde uns von unserem ortsansässigen Guide Manuell überreicht, der auch die fachkundige Führung übernahm.
Mit ihm gehen wir auf einem schattigen Pfad entlang der Außenmauern zum Puerta de la Justicia. Wir betreten die Alhambra durch das Gerechtigkeitstor. Auf einem weiteren Steinbogentor ist die Fertigstellung 1348 beziffert. Darüber befindet sich eine Nische mit einer Statue der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind.
Nachdem wir die beiden Tore durchschritten haben, können wir einen ersten Blick auf die Alcazaba werfen. Dieser wuchtige Teil bildet zusammen mit den "Roten Türmen" den ältesten Teil der Alhambra und wurde im 9. Jahrhundert zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Diese Burganlage war namensgebend für die gesamte Anlage und hier sind noch die unscheinbaren Ruinen der Medina zu sehen. Einst eine Stadt mit Moscheen, Bädern, Wohnhäusern für Handwerker und Stallgehilfen, Geschäften und eigener Verwaltung. Sie dienste zur Versorgung der gesamten Anlage.
Das auffälligste Gebäude ist der 27 m hohe Wachturm „Torre de la Vela“, welcher am Rande der Bürgerstadt aufragt und leicht am Flaggenschmuck zu erkennen ist. Ferner hängt seit 1840 eine Glocke an seiner Westseite. Wir gehen auf eine Aussichtsplattform – Caballerizas - und lassen den Wachturm sowie den Waffenturm „Torre de las Armas“ hinter uns.
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Von hier bietet sich eine einmalige Sicht auf die unter uns liegende Stadt Granada. Nun gehen wir mit unserem Guide zum Garten der Ardaves – Garten des Wehrgangs. Es sind Gärten an der Festungsmauer mit einer Brunnenanlage.
Direkt gegenüber steht der Palast Kaiser Karls V. Der Grund für den Bau dieses Renaissance-Schlosses war der Wunsch, alle modernen Errungenschaften der damaligen Zeit in einem Haus für den Kaiser und seine Familie zu vereinen.
Kaiser Karl V. gab dieses Schloss 1527 in Auftrag, aber es wurde nie ganz vollendet. Es ist ein in Spanien wohl einzigartiger Palast, außen quadratisch (die Außenmauern sind 63 m lang und 17 m hoch) mit einem runden Innenhof und vielen Säulen, die die darüber liegende Ebene tragen. Als königliche Residenz wurde der Palast nie genutzt, doch seit 1958 sind dort das Museum der Schönen Künste sowie das Alhambra-Museum untergebracht.
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Zwischen dem Palast Karls V. liegt die Plaza de los Aljibes. Der Name dieses Platzes stammt von einer Zisterne die 1494 die Grafen von Tendilla bauten. Von diesem ausgedehnten Platz bekommt man noch einmal einen Gesamtüberblick auf die Burganlage Alcazaba aus dem 9. Jahrhundert.
Wir gehen vom Palast Karls V. bergauf und passieren die 1617 fertiggestellte Kirche Santa Maria de la Alhambra. Sie befindet sich im mittleren Teil der Alhambra und ist hauptsächlich schlicht und weiß getüncht. Wie viele christliche Tempel wurde auch die Kirche Santa Maria de la Alhambra auf einer alten Moschee errichtet. In diesem Fall auf der "Königlichen Moschee" der Alhambra.
Gleich hinter der Kirche befinden sich die sorgfältig restaurierten arabischen Bäder der früheren Moschee.
In den ersten Jahren der christlichen Herrschaft entstand gegenüber der Medina ein Franziskanerkloster, durch dessen Gärten wir nun lustwandeln.
Seit 1944 befindet sich in dem Kloster das Hotel Parador de Granada. Untergebracht in den Mauern der weltberühmten Maurenfestung Alhambra, zählt es zu den schönsten Unterkünften Spaniens.
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Unser Guide führt uns durch die wunderbar gepflegten Gartenanlagen mit mediterranen Pflanzen. Die Araber haben das Wasser von den Gebirgsausläufern so geschickt genutzt, um Blumenrabatte, Obst- und Gemüsegärten zu bewässern und gleichzeitig die unzähligen Brunnen und Springbrunnen zu versorgen.
Hat sich die Natur in den letzten Wochen in schönster Weise entfaltet, hier in der Alhambra können wir sie in ihrer vollen Farbenpracht genießen.
Ein faszinierender Zypressenweg führt uns zum Torre del Agua. Der Wasserturm liegt östlich der Befestigungsanlagen.
Seinen Namen erhielt er, da er neben dem Aquädukt steht, welches das Wasser des Darro-Flusses zur Alhambra führte, um die gesamte Bevölkerung mit Wasser zu versorgen. Von diesem, wie auch vom Torre del cabo de la Carrera sind nur noch Überreste erhalten.
Wir folgen unserem Guide durch das weitläufige Areal der Gartenanlage der Alhambra und kommen am Freilufttheater vorbei, wo das jährliche Internationale Musik- und Tanzfestival von Granada stattfindet.
Der Ursprung dieser Festspiele liegt in den seit 1883 im Palast Karls V. veranstalteten Sinfoniekonzerten.
Von hier geht es in die Gärten der Generalife und das bedeutet so viel wie „Gärten des Architekten“. Diese sind an den Hängen des Carro del Sol gelegen.
Die arabischen Gärten sind als Vergnügen für alle fünf Sinne gestaltet: Farben, Licht und Schatten für den Sehsinn, aromatische Pflanzen oder das süße Parfum der Blumen für den Geruchssinn, für den Hörsinn das Rauschen des Wassers, für den Tastsinn die unterschiedlichsten Beschaffenheiten und der Geschmack der Früchte für den Geschmackssinn. Somit umgibt den ganzen Garten eine sinnliche Atmosphäre und die Gärten spiegeln die Sehnsucht nach dem Paradies wider.
Nun kommen wir in den Palacio de Generalife. Der Palast wurde Mitte des 13. Jahrhunderts gebaut und die maurischen Könige nutzten die Anlage am östlichen Hang oberhalb der Alhambra als Sommersitz. Das Gebäude spiegelt die traditionelle Struktur eines arabischen Landhauses mit Innenhöfen und Aussichtspunkten wider. Der Palast ist weder reich verziert, noch ist er eine besondere architektonische Leistung. Im Gegensatz zur Alhambra sind die Gebäude einfach und schlicht gehalten.
Die Generalife wurde zu einem Erholungsort, an dem sich die Könige Granadas vom öffentlichen Palastleben zurückziehen konnten. Heute besteht der Generalife aus zwei Gebäudeanlagen, die durch den Hof des Bewässerungskanals – Patio de la Acuquia – verbunden sind.
Der Innenhof ist längs durch einen Kanal geteilt, der das Bewässerungswasser der Alhambra führt. Er speist mehrere kleine Springbrunnen und geht an seinen Enden in zwei Steinbecken über. Im restlichen Hof wachsen unterschiedliche Pflanzenarten, die je nach Jahreszeit variierten. Die Wirkung dieser faszinierenden Gestaltung entsteht durch die rauschenden Wasserspiele, dem üppigen Blütenspiel und den kunstvoll geschnittenen Hecken. Auf einer Seite des Innenhofes steht eine dicke Mauer mit achtzehn erhöhten Spitzbögen.
Diese Bögen geben den Zugang zu einer Galerie frei, von der man einen schönen Blick auf die tiefer gelegenen Teile der Alhambra genießt. Über den Hof der Zypressen – Patio del Ciprés –, dessen Mitte ein kleines achteckiges Becken schmückt, kommen wir zu den höher gelegenen Gärten.
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Von hier oben bietet sich zum Abschluss unserer Führung noch ein Blick auf die Gebäudeteile der Generalife, dem Hof mit Bewässerungskanal, der Außenmauer und Teile der Alhambra mit der im Tal liegenden Stadt Granada.
Nach 2 ½ Stunden bringt uns unser Guide Manuell wieder zurück zu unserem Treffpunkt am Kassenhäuschen. Hier haben wir noch etwas Zeit um uns an der Blütenpracht der Judasbäume zu begeistern. Zwischen März und Mai zeigen sie ihre Blüten in rosa, rot oder weiß noch vor dem Laubaustrieb. Erst danach entwickelt sich das rundliche, sattgrüne Laub. Ferner blüht der Baum nicht nur am jungen Holz, sondern auch aus älteren Ästen und sogar direkt aus dem Stamm.
Bei dieser Betrachtung ist in der Zwischenzeit auch unser Bus eingetroffen, der uns in das alte ehemalige maurische Viertel Albayzin, auf der anderen Seite der Schlucht des Rio Darro bringt.
Dieses Stadtviertel liegt auf einem der drei Bergrücken, auf denen die Stadt Granada gebaut wurde. Es ist das zivile Gegenstück zur Alhambra. Unser Begleiter Luis führt uns zum Mirador de San Nicolas, vorbei an den weißen Häusern mit ihren üppig geschmückten Balkonen. Rund um diesen Aussichtplatz laden zahlreiche Cafés und Bars zu einer Pause ein, denn der Vorplatz der gleichnamigen Kirche ist ein beliebter Treffpunkt. Hier entstehen wohl die meisten Fotografien von der Alhambra.
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In einem Pulk von Menschen genießen auch wir das traumhafte Panorama, bevor es weiter durch das Viertel Albayzin geht. Der Ort ist ein Labyrinth und Gewirr von vielen schmalen und oft steilen Gassen, an denen überwiegend weiß getünchte Häuser stehen. Schnellen Schrittes geht unser Begleiter mit uns durch diese Gassen.
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Kleine Geschäfte säumen die schmalen Holpersteingassen. Seidentücher, marokkanische Keramik, Wasserpfeifen u. v. m. wird in den kleinen Boutiquen angeboten. Man fühlt sich fast wie in einem orientalischen Basar. Leider bleibt uns keine Zeit für einen kleinen Stop und wir mussten uns schon sehr auf den teilweise steilen Weg konzentrieren, denn in solch einem Tempo sind wir schon lange nicht mehr einen Berg herunter gelaufen.
Im Domviertel angekommen, erhielten wir gerade einmal 40 Minuten Zeit für die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Zum Glück war die Cateral Santa Mariade la Enarnación gleich in der Nähe. Sie ist eine der wichtigsten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Stadt, Sitz des Erzbischofs von Granada und eine der größten Kathedralen der Welt. Der Bau der Kathedrale sollte ein Wahrzeichen des Sieges der Christen über die Mauren sein und wurde auf den Resten einer Moschee errichtet.
1561 wurde die Kathedrale geweiht, doch erst im Jahr 1704 fanden die Bauarbeiten ihren Abschluss. Sie besticht durch ihre beeindruckenden Fassaden, doch das volle Ausmaß dieser Kathedrale – 115 Meter lang und 67 Meter breit - kann man kaum erfassen, denn man kann nirgend mehr als ein paar Schritte zurücktreten.
Aufgrund der Ostervorbereitungen waren auf dem Portalvorplatz bereits Tribünen aufgebaut und der Zugang abgesperrt.
Neben der Kathedrale befindet sich die Königliche Grabkapelle – Capilla Real -. Königin Isabella I. von Kastilien und König Ferdinand II. von Aragón ließen diese Grabstätte bauen und ihre aus hochwertigem Carrara-Marmor hergestellten Prunkgräber sind zu besichtigen, ferner wurden hier Angehörige des spanischen Könighauses beigesetzt.
Wir umrunden die Kathedrale und stehen auf dem Platz der Romanilla. Hier steht das „Denkmal des Wasserers“. Es huldigt den Beruf des Wassermanns in Granada.
Die naturgroße Bronze Skulptur trägt in der linken Hand ein Glas, mit dem er Wasser in den Straßen anbietet. Begleitet wird er von einem Esel, der auf beiden Seiten Wasserballons geladen hat.
Bei unserem Schnelldurchgang kamen wir zufällig zur Plaza de la Universidad. Auf dem Universitätsplatz befinden sich die Juristische Fakultät und das Konservatorium für Musik sowie die Kirche San Justo und das Pfarrhaus. Die Stiftskirche des Heiligen Justus wurde im 16. Jh. an der Stelle einer Moschee erbaut und war bis 1835 mit dem Kloster La Encarnación verbunden. Sein Haupteingang ist mit Marmorreliefs geschmückt, die Szenen aus der Geschichte von Rom darstellen.
Nun gehen wir weiter zur Plaza Nueva, dem ältesten Platz Granadas. Er ist sehr zentral gelegen und daher touristisch sehr überlaufen. Gebaut wurde er um mehr Platz zu schaffen und den Fluss Rio Darro zu bedecken. Dieser strömt gegenwärtig unter dem Platz durch. Zahlreiche Cafés und Bars sowie ein wunderbarer Blick auf die historischen Gebäude der Stadt prägen hier das Bild. Auf einer Seite des Platzes steht die Königliche Kanzlei, bzw. Real Chancillería. Dieses imposante Gebäude wurde 1530 von Philipp II im Renaissancestil gebaut. Von der Königlichen Kanzlei aus wurden verschiedene Gerichte in Andalusien und Südspanien verwaltet. Im Gebäude befindet sich heute der Oberste Gerichtshof.
An der Ostseite geht der Platz in den Plaza de Santa Ana über. An diesem Platz steht die Kirche Iglesia de Santa Ana (offiziell Iglesia de San Gil y Santa Ana) aus dem Jahr 1537. Diese Kirche wurde auf der alten Moschee Al-Jama Almanzora gebaut und in ihrem Minarette, wurde später ein Glockenturm untergebracht.
Hoch über der Piaza Nueva thront die Alhambra. Gut sichtbar ist der Torre de la Vela mit seinen Flaggen und dem Glockenturm, der sowohl Granada als auch die Alhambra beherrscht.
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Vorbei an dem Springbrunnen auf der Plaza Nueva geht es nun mit unserer Reisegruppe zurück zum Bus. Auf unserem Rückweg kommen wir an der Plaza de Isabel La Católica vorbei.
Hier steht eine großartige Skulptur, dem ein Brunnen und eine Begrünung hinzugefügt wurden.
Es handelt sich um ein Werk, das 1892 als "Gedenkstätte" für das IV. Jubiläum der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus konzipiert wurde.
Das Denkmal zeigt Kolumbus im nahe gelegenen Ort Santa Fe, wo die Königin Isabel Kolumbus die Erlaubnis erteilt, seine Reise nach Indien zu machen und er unbeabsichtigt das neue amerikanische Land entdeckt.
Das Denkmal wurde von einem berühmten Bildhauer aus Valencia erstellt.
Auf der Rückfahrt zu unserem Hotel passieren wir in Gedanken noch einmal die beeindruckenden Sehenswürdigkeiten von Granada – die Faszination des Alhambra-Palastkomplexes und seine traumhaften Gärten, das alte ehemalige maurische Viertel Albayzin und das Zentrum rund um die Piaza Nueva. Auch am Abend werden mit den Mitreisenden in der Hotelbar bei einem Glas Wein noch einmal die Tageserinnerungen ausgetauscht.
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