Bad Frankenhausen
Die Stadt mit dem schiefen Turm liegt am Südhang des Kyffhäusergebirges und war heute unser Ausflugsziel. Wir stellten unseren PKW am Anger, einem großen freien Platz ab und sahen gleich gegenüber das Büro des Verkehrsvereins, wo wir uns einen übersichtlichen Stadtplan besorgten, um die Sehenswürdigkeiten dieser Stadt kennen zu lernen.
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Die Touristinformation ist in einem der auffallendsten Gebäude am Anger untergebracht, nämlich in der ehemaligen Angerapotheke, die bereits 1493 erbaut wurde und unter Denkmalschutz steht. Gleich daneben steht der Thüringer Hof, der auch bereits im 16. Jahrhundert erstmals als Gasthof urkundlich erwähnt wurde.
Neben den Gebäuden führte ein schmaler Weg in den neu geschaffenen Kurpark. Riesig ist er nicht, aber schön angelegt. Herzstück auf der einen Seite des Parks ist der Musik-Pavillon. Hier könnte ich mir schon vorstellen, an einem sonnigen Sonntagnachmittag dem Kurorchester zu lauschen.
Wir gingen an einem schön bepflanzten Hang entlang und kamen zu einem Modell eines Siedehauses, im oberen Bereich des Kurparks. Im Zuge der 1000-Jahrfeier 1998 wurde dieses Model errichtet. Zu einer beliebten Tradition ist am Wochenende das Schausieden geworden.
Gleich daneben lädt eine Minigolfanlage zu Spiel und Spaß ein. Bei unserem Besuch war jedoch alles verschlossen. Wir gingen weiter zum Quellgrund, dass in einem Erdfall, nördlich der Innenstadt liegt. Von den hier einst 7 entsprungenen Quellen sprudeln heute noch 2 hochwertige wohltuende calcium-, fluorid-, sulfat- und magnesiumreiche Heil-Sole-Quellen. Eine ist die sogenannte Schüttschachtquelle. Sie ist in Beton gefasst und abgedeckelt. Die andere, die Elisabethquelle, besitzt eine kleine klassizistische Quellfassung. Es ist ein idyllisches Fleckchen, an dem sonntags, bei schönem Wetter, auch Kurkonzerte bei Kaffee und Kuchen stattfinden. Bei unserem Besuch war auch hier wieder alles verschlossen.
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Schon von weitem viel uns der schief stehende Turm der Oberkirche „Unserer lieben Frauen“ auf. Diese Kirche, 1382 erbaut, neigt sich seit Jahrhunderten langsam nach Nordosten, verursacht durch Gips- und Salzauslaugungen und damit Verwerfungen im Untergrund. Dieser schiefe Riese von Bad Frankenhausen kämpft seinen letzten Kampf. Fast 4,5 Meter ist er aus dem Lot, bei einer Höhe von 56 m. Beim weltberühmten Campanile von Pisa sind es lediglich 3,9 Meter. Somit ist dieser Kirchturm der schiefste Turm Deutschlands und der Abriss droht. Eine Initiative setzt sich nun für den Erhalt dieses Wahrzeichens ein, doch die Rettung kostet rund eine Million Euro, mehr als die Stadt aufbringen kann.
Am 7. Dezember 2011 konnte man im Westfälischen Anzeiger in Hamm lesen:
Das Aus für Deutschlands höchsten schiefen Kirchturm im thüringischen Bad Frankenhausen ist vorerst abgewendet. Der Stadtrat sprach sich am Montagabend, den 5. Dez. 2011, mit knapper Mehrheit dafür aus, den Turm für einen symbolischen Euro von der Kirche zu kaufen und bis 2014 auf eigene Kosten zu stabilisieren. Bürgermeister Matthias Strejc (SPD) kündigte bis Februar erste Sicherungsarbeiten an. Die Ursache der außergewöhnlichen Neigung sind Hohlräume im Baugrund. Der Beschluss beendet ein jahrelanges Tauziehen um den 56 Meter hohen Turm, der 4,60 Meter aus dem Lot und damit stärker geneigt ist als der weltberühmte Turm von Pisa.
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Unser Spaziergang führte uns weiter zur Kyffhäuser Therme, die inmitten der Kurstadt liegt. Unter Leitung des Frankenhäuser Arztes Dr. Manniske begann bereits 1818 der erste Kurbetrieb. Frankenhausen entwickelte sich mit den Jahren zu einem beliebten Kurort und bekam 1927 die Bezeichnung „Bad“ verliehen. Als Heilmittel wird eine Quelle mit 10%iger Sole angewendet. Diese Sole hilft bei Beschwerden der oberen Luftwege, der inneren Organe und bei Hauterkrankungen. Seine positiven Wirkungen werden in der Kyffhäuser Therme besonders für Inhalationen und Bäder genutzt. Die Badelandschaft verfügt über 5 verschiedene Soleinnen- und Außenbecken. Hier genießt man das Baden in 3 ½ prozentiger wohlig warmer Sole.
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Nur wenige Schritte von der Therme entfernt steht das Renaissance-Schloss Frankenhausen, das den südlichsten Teil der mittelalterlichen Stadt bildet. Es beherbergt das Regionalmuseum und bietet einen detaillierten Einblick in die Natur- und Kulturgeschichte der Kyffhäuserregion. In einer Abteilung wird die Knopfherstellung erläutert. Dieser Industriezweig gab zeitweilig rund 1.000 Menschen Arbeit und noch heute sollen 4 Unternehmen in diesem Bereich tätig sein.
Unser Spaziergang führte uns weiter zum Markt. Hier befanden und befinden sich noch heute ringsum zahlreiche Geschäfte sowie das Rathaus, das 1834 nach einem Brand wieder neu errichtet wurde.
Der mit Bänken und Blumen geschmückte Platz mit einem Springbrunnen in der Mitte lädt zum Verweilen ein.
Durch die Kräme gingen wir wieder zurück zum Anger. Hier herrschte gegenüber dem Vormittag in den umliegenden Straßencafes reger Betrieb und auch wir stärkten uns in einem der netten Außenlokale bevor unser Ausflug in Richtung Barbarossahöhle weiter ging.
Barbarossahöhle
Nur 6 km von Bad Frankenhausen entfernt, am südwestlichen Rand des Kyffhäuser Gebirges, direkt auf unserem Rückweg nach Sondershausen, liegt die größte touristisch erschlossene Anhydrit-Gips-Höhle Europas, - die sagenumwobene Barbarossahöhle -.
Sie ist eines der außergewöhnlichsten Naturdenkmäler Europas, denn eine weitere Anhydrithöhle gibt es weltweit nur noch im Ural. Zu jeder vollen Stunde findet eine Führung durch die unterirdische Welt statt. Wir traten ein in Barbarossas unterirdisches Reich voller Wunder und Geheimnisse und erlebten auf unserer rund 800 m langen Führung die faszinierende Kombination von Natur und Geschichte.
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Wir ließen uns verzaubern von riesigen Hohlräumen mit Spannweiten bis zu 42 m und sahen die zauberhafte „Neptunsgrotte“, den mächtigen „Tanzsaal“ und die beeindruckende „Lohgerberei“. Die große Besonderheit sind hier die von Decken und Wänden wachsenden skurril gebogenen über ein Meter langen Gipslappen, die an zum Trocknen aufgehängte Felle oder Häute erinnern.
Bei der Führung kamen wir auch an zahlreichen kristallklaren, blaugrün schimmernden Seen vorbei, in denen sich die Höhlenstruktur im künstlichen Licht spiegelte. Hier in der Höhle lebt auch noch der Mythos Barbarossa – der Glaube an den verzauberten Kaiser Friedrich I., der der Welt Frieden und Eintracht stiften wird, sobald keine Raben mehr um den Berg fliegen. Selbstverständlich dürfen auch Stuhl und Tisch des alten Kaiser Barbarossa im „Tanzsaal“ nicht fehlen und auch wir haben einmal auf seinem steinernen Thron platz genommen. Nach der einstündigen Führung kamen wir zu dem Entschluss, die Barbarossahöhle ist einzigartig und sagenhaft, schön und geheimnisvoll.
Bendeleben
Unsere Rückfahrt nach Sondershausen führte uns an dem kleinen idyllisch gelegenen Ort Bendeleben vorbei. Hier machte uns ein Prospekt auf den seit Herbst 2008 fertig gestellten Lustgarten und der barocken Orangerie aufmerksam. Sie liegt im nördlichen Teil des Lustgartens und ist 73,5 Meter lang. Das Gebäude besteht aus einem Festsaal und zwei seitlich, dem Mittelbau geradlinig angeschlossenen Treibhäusern.
Bei den beiden Gewächshäusern und dem sich darüber wölbenden hölzernem Sonnenfang handelt es sich um Bauwerke aus der frühesten Epoche der Gewächshauskultur. Der Geschichtsverein „Barockes Bendeleben“ bemüht sich diese, nach Expertenansicht wichtigste Barock-Orangerie Deutschlands, als bedeutendes Denkmal zu erhalten. Bei unserem Spaziergang durch den Lustgarten hatten wir auch einen Blick auf die weit über das Dorf ragende 1599 erbaute Kirche.
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