Fahrradtour hinterm Deich
Heute geht es mit dem Rad ins Grüne, abseits vom großen Tourismusverkehr in einer fahrradfreundlichen Landschaft, den Urlaub und die Natur genießen.
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Wir starten von unserer Ferienwohnung in Richtung Duhner Heide. Eine andere Art des Reisens kommt uns mit der CUXLINER Dünenbahn auf der Promenade entgegen. Sie fährt zwischen Duhnen und Sahlenburg entlang der Heideflächen und des Nationalsparks Niedersächsisches Wattenmeer. Die Dünenbahn fährt seit September 2020 mit modernstem E-Antrieb, „aufgetankt“ durch Solarenergie.
Etwas später stehen wir unter der Aussichtsplattform Duhner Heide. Sie liegt direkt an der Küste, zwischen Heide und Wattenmeer.
Wir stellen unsere Fahrräder ab und klettern auf diesen sehr stabil gebauten Aussichtsturm. Von hier oben haben wir einen schönen Blick auf das Küstenheidegebiet sowie weit über die Nordsee nach Neuwerk – doch leider ohne Wasser.
Die Duhner Heide in der Nachbarschaft zum Wattenmeer ist ein schöner Bereich und als Ruhezone besonders geschützt. Ein etwa 2 km langer Rundweg durch die Heidelandschaft beginnt und endet an der Besucherplattform. Wir schieben unsere Räder ein Stück durch diese einmalige Landschaft.
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Weil es sich überwiegend um unbefestigte, meist sogar sandige und unebene Wegeabschnitte handelt, eignet sich der Pfad jedoch nur für Fußgänger. Daher stellen wir unsere Räder ab und gehen noch ein Stück zu Fuß weiter. Entlang des Rundweges informieren 12 Schautafeln über Besonderheiten dieser Landschaft. Da wir aber eine Radtour geplant haben, gehen wir wieder zurück zu unseren Fahrrädern und setzten unsere Tour entlang der Promenade fort.
Am Sahlenburger Strand radeln wir vorbei an der Einfahrt der Wattenkutscher. Von hier brechen die Wattwagen auf in Richtung Neuwerk und kommen im selben Ebbezeitraum auch wieder nach Sahlenburg zurück.
Nun radeln wir durch den Wernerwald ins Landesinnere. Der Wald ist etwa 315 Hektar groß und das einzige Waldgebiet Deutschlands, das sich unmittelbar an der Nordseeküste befindet. Der Wald wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Amtsverwalter C. A. Werner zum Schutz gegen Sturmfluten auf einem Heidegebiet angelegt.
Der ursprüngliche Name lautete Sahlenburger Revier. Im Volksmund hieß er jedoch bald „Wernerwald“, was heute die einzige übliche Benennung ist.
Unsere Fahrradtour führt uns weiter auf der Straße „Hohe Klint”. Den Straßennamen gibt es außer in Cuxhaven in keinem anderen Ort bzw. keiner anderen Stadt und ist somit einzigartig in Deutschland.
Etwas abseits der Straße liegt der Küstengolfclub Hohe Klint. Der Name verweist auf die unmittelbare Nähe zum Meer. Der 18-Loch-Golfclub liegt in einer imposanten Kulisse. Er bietet landschaftlich abwechslungsreiche Spielbahnen, auf grünem Rasen zwischen alten schattenspendenden Bäumen und blühenden Hortensien sowie Vogelgezwitscher inklusiv.
Nun geht es weiter durch das kleine Heidedorf Oxstedt-Altenwalde, das seit 1972 zu Cuxhaven gehört. Der Ort hat bis heute seinen ländlichen Charakter behalten und bietet große Wald- und Heidegebiete, die ideal für ausgedehnte Radtouren sind.
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Unser Weg führt uns durch den Ort und vorbei an der Feuerwehr. Hier bleiben wir vor einer Wandmalerei stehen. Das Atelier Bottocelli macht mit seiner Bildgestaltung auf das Spritzenhaus der Feuerwehr aufmerksam. Diese wirklich künstlerische Wandgestaltung wurde 2017 durch die „Bottocelli`s“ erstellt und von Andreas Auffenberg signiert.
Auf dem Weg nach Lüdingworth fahren wir durch Gudendorf, einem Ortsteil von Altenwalde. Der Ort ist in Besitz des „Urgeschichtlichen Grabes“, welches vor ca. 30 Jahren gefunden wurde.
Diese Steinsetzung wurde in 1,70 m Tiefe ausgegraben. Es ist etwa 3,85 Meter lang und etwa 1,20 m breit. Das gut erhaltene Grab enthielt 2 Tonbecher, 2 Steinbeile und 4 Pfeilspitzen aus der jüngeren Steinzeit (etwa 2.500 v. Chr.).
Aufgrund seiner Unauffälligkeit wurde dieser Grabtyp eher selten entdeckt und ausgegraben, und noch seltener sind solche Gräber erhalten geblieben. So hat die neolithische (Jungsteinzeit) Erdbestattung in Gudendorf einen beträchtlichen Seltenheitswert.
Bei unserer Weiterfahrt kommen wir am romantisch gelegenen Restaurant und Hofcafé „Zum alten Torhaus“ vorbei. Das urige Hofcafé mit dem gemütlichen Ambiente hatte es uns angetan. Das 1786 erbaute Torhaus lud uns zum Verweilen und Genießen von leckeren hausgemachten Kuchen, Torten und frischem Kaffee ein. Leider aber nicht bei unserem Besuch, denn wir waren 2 Stunden zu früh an diesem idyllisch gelegenen Hofcafé.
Etwas enttäuscht radeln wir weiter in Richtung Lüdingworth, einem Ortsteil von Cuxhaven. Der Name des langgestreckten Dorfes entstand aus einem Familiennamen und „Worth“ einer natürlichen Erhebung (Warften), auf denen die Höfe früher errichtet wurden. Noch heute ist die 4,90 Meter hohe Kirchwarft erkennbar, der wir natürlich einen Besuch abstatten wollen.
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Die Kirche St. Jacobi ist eine von drei Bauerndome im Hadelner Land. Sie liegt auf der großen Worth und ist die bekannteste und am prächtigsten ausgestattete der drei Kirchen neben Altenbruch und Otterndorf. Die St. Jacobi Kirche wurde um 1200 errichtet und im Jahre 1298 erstmals urkundlich erwähnt. Der Turm, in dem sich zwei Arrestzellen befinden, stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert.
Beim Eintreten fällt der erste Blick auf den Barockaltar, der auf einer gemauerten Mensa steht. Erbaut worden ist er 1655 von Jürgen Heytmann, was aus einer Inschrift im Sockel zu ersehen ist. Bemerkenswert sind die seitlich der Altarstufe aufgestellten Schranken, an denen das Abendmahl ausgeteilt wurde.
Die Holzbalkendecke wurde Ende des 16. Jahrhunderts eingezogen und ist in 16 Felder aufgeteilt. Die komplette Decke ist ausgemalt. Auf den Holzbalken sind Christus, die Propheten und die alttestamentlichen Könige sowie Bauernwappen dargestellt. Die dazwischen liegenden Flächen sind mit Blumen, Früchten, Ornamenten und Vögeln aufgefüllt.
Ein Blickfang ist die Kanzel mit Aufgang. Diese üppig gestaltete, mit einer breit um den Chorbogenpfeiler geführte Kanzel steht zwischen dem Kirchenschiff und Chor. Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Das Kircheninnere ist von ihrer Ausstattung her eine Sehenswürdigkeit die uns begeistert. So auch das Kastengestühl mit teilweise geschnitzten und hochgezogenen Wangen.
Die Wilde/Schnitger-Orgel ist Bestandteil der Westempore. Diese berühmte Orgel ist über 400 Jahre alt. Sie wurde ursprünglich 1598/99 mit ca. 20 Registern von Antonius Wilde aus Otterndorf erbaut. Mit der sich schnell entwickelnden Orgelkunst wurde schon 1682/83 von Arp Schnitger eine wesentliche Erweiterung vorgenommen, sodass die Orgel nun 35 Register besaß. 1981/82 wurde sie restauriert und 1998 mitteltönig eingestimmt. Der Besuch dieser alten St. Jacobi Kirche hat sich gelohnt. Die Größe des Kirchbaues und die zahlreichen, kunsthistorisch wertvollen Ausstattungstücke zeugen vom Reichtum der damaligen Bauernfamilien.
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Nach dieser Besichtigung schwingen wir uns wieder aufs Fahrrad und radeln in Richtung Altenbruch. Hier steht die St.-Nicolai-Kirche, die zweite der drei so genannten „Bauerndome“ der Gegend. Die Kirche ist nach dem Schutzpatron der Seeleute benannt. Auch diese aus dem 13. Jahrhundert stammende romanische Feldsteinkirche mit ihren Doppeltürmen steht auf einer flachen Landerhebung, sodass sie bei Überflutungen meistens im Trockenen blieb und den Bewohnern von Altenbruch eine Zuflucht bot. Ihre Doppeltürme dienten den Elbschiffen lange Zeit als Navigationshilfe. Die heutige Wiese um die Kirche war in früheren Zeiten der Friedhof. Die geborgenen Grabplatten werden in der Kirche vor der Verwitterung bewahrt und ausgestellt. Leide wurde diese Kirche erst am Nachmittag für Besucher geöffnet, sodass wir das reich ausgestattete Innere nicht besichtigen konnten. Gleich gegenüber der Kirche am Abschluss der Rasenkante steht das Pfarrhaus der St. Nicolai-Kirche. Fasziniert hat mich der einladende Eingang mit der beidseitigen historischen Flügeltür.
Altenbruch liegt ungefähr einen Kilometer vom Elbdeich entfernt und die Braake, die die Niederung bis Otterndorf entwässert, fließt durch Altenbruch.
An ihrer Mündung in die Elbe befinden sich ein kleiner Hafen und der restaurierte Leuchtturm – die Dicke Berta –, der früher als Richtfeuer diente.
Am 25. Nov. 1897 wurde der Altenbrucher Leuchtturm offiziell in Dienst genommen und sendete sein Leuchtfeuer bis 1983. Am 1. März 1983 erlosch die Lampe des alten Leuchtturms dann für immer und war damit der letzte täglich mit einem Wärter besetzte Leuchtturm im Zuständigkeitsbereich des Wasser- und Schifffahrtsamt Cuxhaven.
Der Leuchtturm hat eine Höhe vom Betonsockel bis zur Spitze von 15 Metern. In einer Höhe von 6,2 Metern ist der Außenrundgang zu erkennen. Der Turm besteht aus mehreren Geschossen, die über eine Wendeltreppe miteinander verbunden sind.
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Die 2. Etage diente als Wohnraum für den Leuchtturmwärter. Die 3. Etage ist das Herzstück des Leuchtturms, der sogenannte Lampenraum mit der 300/500 Watt-Glühlampe und Gürtellinse. In diesem Raum mit seinem unglaublichen Blick können sich Paare seit 2002 ganz offiziell in luftiger Höhe das „Ja-Wort“ geben. Einen besseren Ort die Stürme und Untiefen einer Ehe zu umschiffen gibt es bestimmt nicht. Zweimal in der Woche kann man den unter Denkmalschutz stehenden Museumsleuchtturm auch besichtigen und an einer Turmführung teilnehmen.
Von hier führt uns der Radweg durch den neuen Fischereihafen. Es ist die Fischmeile von Cuxhaven. Hier konnten wir endlich unsere Mittagspause einzulegen. Wir schieben unsere Fahrräder entlang der gastronomischen Flaniermeile. Da viele Restaurants durchgehend leckeren frischen Fisch anbieten, fällt die Wahl schwer.
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Wir haben uns für die kleine Fischkiste entschieden, die zuzgl. zum Restaurant auch Fischverkauf anbietet. Nach Durchsicht der Speisekarte viel die Wahl auf Matjes mit Hausfrauensauce und Bratkartoffeln. Wir haben dabei nichts falsch gemacht und es mundete uns vorzüglich. Gut gestärkt radeln wir danach in Richtung Alten Hafen und zur Alten Liebe. Inmitten der umliegenden weiten Felder ragt Cuxhavens alter Wasserturm aus dem platten Land heraus.
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1950/51 erbaut, diente er bis 1967 als Wasserturm. Danach lag er lange brach und wurde 2003 zu einem traumhaften aber ungewöhnlichen Feriendomizil umgebaut. Lt. den Fotos auf der Internetseite ist der Wasserturm mit viel Liebe zum Detail restauriert und eingerichtet worden.
Das Mehrzweckschiff Neuwerk ist in Cuxhaven, in der Nähe der Alten Liebe, stationiert. Das Schiff hat eine Länge von 80 Metern bei einer Breite von 18 Metern. Die Küstenwache Neuwerk ist für 16 Personen ausgelegt. Ihr Einsatzgebiet ist die Elbe und die deutsche Nordseeküste. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 15 Knoten.
Das Schiff ist für Notfalleinsätze, als Schlepper oder auch als Bojensetzer einsetzbar. Das Schiff ist mit einem Kran ausgerüstet, dieser ermöglicht es Gegenstände bis zu 22 Tonnen zu heben. Auch zur Brandbekämpfung wir die Neuwerk eingesetzt und ist dafür mit vier Löschkanonen ausgestattet. Zur Eigensicherung hat das Schiff eine Wassersprühanlage.
Von hier radeln wir Richtung Hafenbecken. Alte Schiffe im Hafen und große Schiffe auf der Elbe bietet die wohl beliebteste Aussichtsplattform Cuxhavens, die Alte Liebe. Sie ist tatsächlich alt, aber immer noch ein Anziehungspunkt. Das zweigeschossige Holz-Bauwerk wurde im Jahr 1733 als Schiffsanleger und Wellenbrecher erbaut. Noch heute legen von der Innenkante der Alten Liebe die Schiffe in Richtung der Inseln Neuwerk und Helgoland sowie zu Ausflugsfahrten ab.
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Die Alte Liebe ist eine Aussichtsplattform um die großen Pötte aus aller Welt zu bestaunen, die hier ganz nah vorbeifahren. Sie ist den ganzen Tag ein Besuchermagnet. Der Schiffansagedient informiert die Gäste über Größe und Herkunft der vorbeiziehenden Schiffe. Es ist ein Weltschifffahrtsweg, wo alle Schiffe, welche nach Hamburg fahren, hier an dieser Stelle vorbeifahren müssen. Wir ließen uns auf der Aussichtsplattform zwar den Wind um die Ohren wehen, doch kamen wir während unseres kurzen Aufenthaltes nicht in den Genuss eines vorbeifahrenden Schiffes.
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Auf dem Weg zurück zu unseren Fahrrädern haben wir im Hafengebiet einen schönen Blick auf den Cuxhavener Leuchtturm bei der Alten Liebe. Er ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Früher standen zunächst an der Cuxhavener Elbmündung nur große Baken – hohe hölzerne Gestelle – wie die heute noch bestehende Kugelbake in Cuxhaven-Döse. Da durch die Winterstürme die hölzernen Gestelle gelegentlich umstürzten, wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts massive Leuchttürme errichtet. Der aus Backstein errichtete Turm nahe der Alten Liebe wurde am 15. Nov. 1805 in Betrieb genommen und versah seinen Dienst bis 2001. Der Leuchtturm ist auf einem 25-Pfennig-Notgeldschein von 1921 abgebildet. Deutsche Notgeldscheine kamen zu Beginn des Ersten Weltkriegs in Umlauf, als es aufgrund des Metallbedarfes der Kriegsindustrie zu einem Mangel an Münzen kam.
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Das Minensucher-Denkmal steht auf dem Deich, bei der Alten Liebe. Das Ehrenmal dient als Mahnung zum Frieden, als Ehrenmal für die auf See gebliebenen Minensucher, gleich welcher Nationalität. In Cuxhaven waren von 1905 bis 1968 durchgehend, auch in den Jahren unmittelbar nach den beiden Weltkriegen, Minensucher stationiert. Das Minensucher-Denkmal wurde von Kapitänleutnant Erich Bodanowitz gebaut und anlässlich eines Minensucher-Treffens am 9. Juni 1935 eingeweiht. Auf dem 4,5 Meter hohen Ehrenmal wurde eine echte Seemine aus dem Ersten Weltkrieg platziert.
Die letzten rund 5 Kilometer unserer Radtour führen uns entlang der Küste, vorbei an der Kugelbake, dem Strand von Döse, bis zurück zu unserer Ferienwohnung in Duhnen. Strandurlaub ist schön, doch Radtouren machen Spaß, tun der Gesundheit gut und man entdeckt dabei die Umgebung der Urlaubsorte im selbstgewählten Tempo.
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