Fahrradtour von Duhnen nach Otterndorf
Unsere heutige Radtour führt vom Urlaubsort Duhnen entlang der Küste zur Kugelbake. Die Kugelbake steht an einem stark befahrenen Schifffahrtsweg in Cuxhaven-Döse und war ein wichtiger Orientierungspunkt für die Schifffahrt. Geographisch endet hier die Elbe und es beginnt die Nordsee. Die Elbmündung hat auf Höhe der Kugelbake eine Breite von etwa 18 Kilometern.
Wir lassen die Kugelbake links liegen und fahren weiter zum Jachthafen. Hier kann man eine idyllische innenstädtische Hafenatmosphäre genießen. Im Hintergrund sieht man die Ferienwohnungen „HafenBlick Marina“. Die Wohnanlage besteht aus Stadthäusern im Hollandstil, mit Blick auf den Jachthafen.
Von hier radeln wir weiter zum neuen Fischereihafen, er ist ein Hafenteil von Cuxhaven. Hier dreht sich fast alles um das gesündeste Lebensmittel der Welt – um Fisch. Frischer Fisch ist Trumpf, so lautet die Devise der traditionsreichen Geschäfte und Restaurants mitten im Fischereihafen. Ob preiswerter Teller mit Fisch aus der Pfanne, saisonale Spezialitäten oder eine delikate Fischsuppe, in den früheren Fischereihallen findet man die Gastronomie für jedermann, darum wird sie auch die Fischmeile von Cuxhaven genannt.
Ein Durchgang zwischen den früheren Fischereihallen bringt uns auf den Meinkenkai. Hier wurden bis zu den 1960er-Jahren die Fischdampfer und Kutter gelöscht. An der Rückseite der Fischhalle ist in den Sommermonaten eine kleine, sandige Oase mit einer Gastronomie am Kai erschaffen worden. Ab 12.00 Uhr kann sich bei einem eisgekühlten Getränk eine Auszeit gönnen, mit Blick auf die Fischkutter beim Fischmarkt.
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Schon von Weitem erkennen wir den 37 Meter hohen Turm der Hapag-Hallen, die damals zu den größten Reedereien der Welt gehörte. An seinen vier Seiten zeigen große Uhren die Zeit an. Die Hapag-Hallen erinnern an Tausende Amerika-Auswanderer, die hier ihren Weg über den Atlantik begonnen haben. Bevor die Passagiere in die Schiffe gelangten, wurden sie in den Hapag-Hallen abgefertigt. Die hervorragende Lage an der Elbmündung machte Cuxhaven schon in den 1890er Jahren zu einem wichtigen Drehkreuz des internationalen Passagierverkehrs.
Noch Anfang der 20. Jahrhunderts starteten Hunderttausende Auswanderer vom Amerikahafen in die „Neue Welt“. Heute gibt es in dem historischen und denkmalgeschützten Gebäudekomplex der Hapag-Hallen interessante Ausstellungen über die Auswanderung in die USA. Ferner wird der Steubenhöft, ein Pier des Amerika-Hafens, heute von Kreuzfahrt-, Fähr- und Seebäderschiffen genutzt.
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Bei unserem Bummel durch den Hafen sehen wir auch das Fischereischutzboot „Meerkatze“ im Cuxhavener Hafen liegen. Die Meerkatze ist ein Schutzboot der deutschen Küstenwache. Mit durchschnittlich 880 Seekontrollen im Jahr überwacht die Meerkatze den Fischfang und die Einhaltung der Fangquoten in den Fanggebieten der Küsten- und Hochseefischerei in der Nord- und Ostsee. Neben der Ausübung der polizeilichen Aufgaben wie Kontrolle der Logbücher, die Maschenweite der Netze und der Fangmengen leistet die 20-köpfige Besatzung u.a. auch technische und medizinische Hilfe.
Nach so vielen interessanten Sehenswürdigkeiten fahren wir nun weiter durch das Gewerbegebiet von Cuxhaven und vorbei an Deutschlands größtem Hersteller für Offshort-Wind-Turbinen, bis wir raus aus der Stadt sind und durch den Landschaftsparkt Altenbruch kommen.
Es ist eine künstlich geschaffene Wasserlandschaft und eine vom Gesetz geforderte Ausgleichfläche im Zuge der Hafenerweiterung. Den Altenbrucher Landschaftspark mit Bäumen, Sträuchern, einem See und zwei Vogelinseln kann man wunderbar von einem ca. 10 Meter hohen Aussichtsturm betrachten. Gleich zwei Plattformen in einer Höhe von sieben und neun Metern können über eine Treppe bestiegen werden. Die Lage zwischen Elbe, Hafen mit dem Leuchtturm „Dicke Berta“ und Ackerland machen den Reiz des Landschaftsparks aus.
Nun heißt es kräftig in die Pedalen treten, denn wir wollen hoch auf den Deich. Oben angekommen haben wir einen schönen Blick auf den kleinen Altenbrucher Hafen, einem Sielhafen im Vordeichgelände.
Von hier oben geht es mit Schwung den Deich wieder runter, zum Weg in Richtung Otterndorf. Das erste Stück des 1.200 Kilometer langen Elbe-Radweges ist einer der wohl schönsten Radwege im Cuxland, immer entlang der Elbe. Sie ist die Lebensader vieler Städte und auch Otterndorf ist ein Teil davon.
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Unterwegs treffen wir immer wieder auf grasende Deichschafe. Sie sind die Rasenmäher und Hüter der Deiche. Damit die „4-füßigen Deichmäher“ nicht ausbüxen können, sind die Deichweiden in regelmäßigen Abständen durch Zäune und Gatter abgetrennt. Das bedeutet für uns des Öfteren absteigen und Schafsgitter öffnen, Gatter schließen und weiter fahren. Doch die unzähligen Schafe auf dem Deich sind teils auch bereit zum Foto-Shooting. Schließlich weiden sie am Welt-Schifffahrtsweg, der Elbe. Neben den grasenden Schafen haben wir aber noch einen fantastischen Blick auf die Elbe mit ihrem intensiven Schiffsverkehr. Ja was gibt es Schöneres, als sich an einem sonnigen Tag auf das Fahrrad zu schwingen und zusammen die Gegend zu erkunden.
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Bald schon verlassen wir die Elbe, doch hinterm Deich geht’s gleich mit Wasser weiter. Der Radweg führt uns am Badesee Sommercamp Otterndorf vorbei. Der See liegt im Einzugsgebiet von Otterndorf, das rund 5 Kilometer vom See entfernt ist. Romantisch liegt das Zeltlager der Stadt Hannover direkt hinter dem Deich, umgeben von Seen, Meer, Wiesen, an einem campeigenen Badesee.
Ein weiterer kleiner Teich mit seiner naturbelassenen Uferzone fasziniert uns bei unserer Weiterfahrt. Wir finden eine Stelle zum Innehalten und ein einzigartiges verträumtes Landschaftsbild. An dieser grünen Ruhe-Oase lassen wir den Blick über die kleine Wasserfläche schweifen und genießen den Anblick der Enten, die keinen Grund zum Wegfliegen haben. Hier in der Natur fühlen sie sich „pudelwohl“.
Achtern Diek heißt „hinter dem Deich“ und genau dorthin radeln wir jetzt. Hier liegt der gleichnamige Campingplatz „See Achtern Diek“. Das Gelände liegt mittendrin in einem Wasser- und Landschaftspark. Gleich drei künstlich geschaffene Süßwasserseen laden zu unbegrenztem Badespaß ein, wenn ein erfrischendes Bad im Meer wegen der Gezeiten nicht möglich ist. Der Nordsee, der Südsee und der Neu-See sind untereinander verbunden und bilden somit eine große zusammenhängende Seenfläche, die mit Kanus, Ruder- und Tretbooten befahren werden darf.
Doch es gibt auch eine Sportart, die z.Z. von Jung und Alt auf den Verbindungsarmen betrieben wird: In Otterndorf kann man Stand Up-Paddeln unter dem Meeresspiegel betreiben. Ein guter Gleichgewichtssinn ist schon gefragt, um auf einem großen Surfbrett stehend zu paddeln, trotz allem, dass das Wasser sehr ruhig ist.
Angekommen am Otterndorfer Strand stellen wir unsere Fahrräder ab und gehen über den betonierten, stufenlosen Aufgang hinauf zur Deichkrone. Auf dem gepflasterten und gut begehbaren Weg kann man einen ca. 2 Kilometer langen Spaziergang auf der Deichkrone unternehmen. Uns genügte eine Bank auf dem Deich und der einmalig schöne Ausblick über den Grünstrand bis hinüber zur Elbemündung.
Nach einer Pause setzten wir unsere Radtour fort und kommen zum Restaurant und Cafe Deichkieker. Die Gaststätte liegt inmitten der größten Attraktionen des Nordseebades, dem Wasser- und Landschaftspark und dem Feriengebiet „See Achtern Diek“. Das Restaurant hatte leider geschlossen, so begnügen wir uns mit einem Blick hinüber zur Otterndorfer Schleuse.
Hier wurde der über 150 Jahre alte Vorgängerbau durch ein neue ersetzt und auf das aktuelle Küstenschutzniveau gebracht. Sie ist mit ihren drei Hauptfunktionen ein echtes Multifunktionsbauwerk. Neben der Sicherstellung des Küstenschutzes durch die beiden im Sturmflutfall geschlossenen großen Hubtore des Außen- und Mittelhauptes dient sie als Sielbauwerk zur Entwässerung des tiefliegenden Binnenlandes. Darüber hinaus können Boote bzw. Wasserfahrzeuge bis zu einer Länge von 33,50 m zwischen Hadelner Kanal und Elbe tideunabhängig geschleust werden.
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Wir radeln hinüber zu diesem Multifunktinsbauwerk und blicken hinunter zum Kanu-Anleger an der Medem. Der kleine, nur knapp 17 Kilometer lange Fluss Medem schlängelt sich ganz liebevoll durch Otterndorf. Er ist ein echtes kleines Naturparadies und das Zuhause für verschiedene Vogel- und Fischarten. Etwas weiter sehen wir an einem Aufgang zum Deich das Deichbaudenkmal. Es zeigt eine Gruppe beim Deichbau mit Karre und Zugseil. Diese 1996 aufgestellte Skulptur an der Elbemündung zeigt, was für eine Plackerei der Deichbau war. Früher haben die Küstenbewohner die Deiche selbst errichten und instand halten müssen, denn ohne Deiche war kein menschliches Leben an der deutschen Nordseeküste möglich. Die Deiche halten das Land bei Hochwasser trocken und schützen vor schweren Sturmfluten. Der Deichbau ist eine Arbeit, bei der früher wirklich jeder mithelfen musste. Im Mittelalter wurden hohe Strafen verhängt, wenn jemand seine Deichpflichten vernachlässigte. Heute wird der Deichbau von darauf spezialisierten Bauunternehmen errichtet, doch der alte Spruch passt auch heute noch: „Keen nicht will dieken, de mutt wieken- wer nicht will eindeichen, der muss weichen“.
Direkt gegenüber viel uns ein mit Reet eingedecktes Haus auf, das direkt am stufenlosen Aufgang zu Deich liegt. Im Internet habe ich gelesen, dass es ein für 4 Personen eingerichtetes Ferienhaus ist, auf einem 350 qm großen Grundstück. Idyllischer kann man am Elbdeich sicherlich nicht wohnen.
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Wir setzen uns jetzt aufs Rad und fahren die 3 Kilometer über befestigte Wege bis zum Stadtzentrum von Otterndorf. Es ist ein schöner kleiner Ort mit hübschen Backsteinhäusern. Im historischen Altstadtkern mit seiner sehenswerten Jahrhundert alten Architektur, den beschaulichen Winkeln und verträumten Gassen schieben wir unser Fahrrad.
In der gut erhaltenen Altstadt stehen viele Häuser aus dem 17./18. Jahrhundert und das Stadtbild wird durch aufwendig restaurierte Fachwerkhäuser und Gebäude mit barocker Fassade bestimmt.
Bei unserem Stadtbummel über Kopfsteinpflaster kommen wir auch zur Gaststätte „In de Grund“, wo wir eine Mittagspause einlegen. Es gab eine leckere Fischplatte in gemütlicher Atmosphäre auf der Terrasse. Sie ist etwas ganz Besonderes, denn sie befindet sich direkt über dem Fluss Medem. Unterhalb des alten Holzkrans werden von hier in den Sommermonaten auf zwei ehemaligen Hamburger Hafenbarkassen Fahrten auf dem Medem angeboten.
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Ganz viel Grün und Romantik bietet diese Fahrt auf dem kleinen, nur knapp 17 Kilometer langen Fluss. Da die Ufer nicht befestigt sind, darf die Barkasse nur mit 6 km/h gefahren werden. Diese Schleichfahrt dient der Schonung der Uferböschung und lässt viel Zeit für die Beobachtung der verschiedenen Uferränder und der Vegetationen. Leider passte der Zeitplan nicht in unser Konzept und so schauen wir uns lieber noch etwas in Otterndorf um.
Bei unserem Bummel durch Otterndorf treffen wir automatisch auf die Bronzeskulptur „De Utröper“ auf dem Kirchplatz. Er verlas Neuigkeiten und Entscheidungen der Stadtoberen, verkündete Bürgerversammlungen sowie Nachrichten des täglichen Geschehens.
Außerdem konnten die Otterndorfer Geschäftsleute den Utröper mieten, um ihre neuen Waren anzupreisen. Auch freudige private Ankündigungen wie Hochzeiten und Geburten hat er verlesen und ließ dabei gern die Glocke erschallen.
Unübersehbar streckt sich der Turm der St. Severi-Kirche in die Höhe, dem größten Gotteshaus der Region. Ihre Geschichte lässt sich bis in das 13. Jahrhundert verfolgen. Doch wurde der wuchtige Backsteinbau im Laufe der Jahrhunderte immer wieder verändert und erweitert. Das jetzige äußere Bild der Kirche entstand wohl 1739. Nur der Turm wurde erst zwischen 1804 und 1807 neu gebaut und 1876 mit dem Turmhelm ergänzt.
Hinter der St. Severi Kirche steht die alte Lateinschule. Es ist ein interessantes Fachwerkhaus, das um 1614 errichtet wurde. Das Haus vergrößert sich nach oben hin in den einzelnen Etagen. Da auf dem bebauten Grund und Boden Steuern bezahlt werden mussten, konnte man so die Nutzfläche vergrößern, ohne die Steuerbelastung zu ändern. Diese Schule war für viele Jahre die einzige Möglichkeit für die Landjugend und den Otterndorfer Bürgern, die es sich leisten konnten, eine allgemeine Bildung zu erwerben, um dann an den Universitäten zu studieren.
Die alte Lateinschule sowie die Eingangstür sind ein Top Fotomotiv und eines der schönsten Gebäude in der Altstadt von Otterndorf. Heute befinden sich in den Räumen das Kirchenbüro und Privatwohnungen.
Der bekannte Dichter und Übersetzer Johann Heinrich Voß war von 1778 bis 1782 Rektor an dieser Schule. Eine bronzene Büste vor der Kirche erinnert an ihn.
In der Nachbarschaft stehen liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser. Jedes der Häuser ist ein Kleinod und dankbares Fotomotiv.
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In einem der schönen Fachwerkhäuser in der Johann-Heinrich-Voß-Straße 8 lebten einst die Rektoren der Lateinschule, so auch Rektor Johann Heinrich Voß. (Die Straße wurde erst in neuerer Zeit nach ihm benannt). Heute beherbergt das Haus eine Ausstellung zum Leben und Werk des Dichters und Übersetzers sowie eine Buchhandlung mit weiteren wechselnden Ausstellungen.
Am späten Nachmittag verlassen wir den schönen kleinen Ort an der Elbe und fahren über Land nach Duhnen zurück. Es war eine schöne und interessante Fahrradtour: Mal mit dem Wind, mal gegen ihn. Mal mit Blick aufs Wattenmeer, mal umgeben von herrlichster Waldlandschaft. Mal begleitet von Möwenkreischen und mal sind die einzigen Weggefährten eben nur ein paar Schafe.
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