Warendorf
Viel zu schnell gehen 3 Wochen Anschluss-Heilbehandlung in der Klinik im Kurpark von Bad Rothenfelde zu Ende. Die Zeit war schön, was bleibt, ist die Erinnerung. Doch die Reha nach meiner Hüft-OP war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genesung. Der Koffer ist verpackt und ein letztes gemeinsames Frühstück, dann nimmt Manfred mich wieder mit nach Hause. Um jedoch nicht gleich am ersten Tag in den Alltagstrott zurückzukommen, haben wir uns vorgenommen, in Warendorf einen Stopp einzulegen und uns den bekannten, jedoch noch nie besuchten Ort bei einem Stadtbummel einmal anzusehen.
Die historische Altstadt Warendorfs ist für Fußgängerinnen und Fußgänger und Radfahrerinnen und Radfahrer reserviert, was das Durchfahren der Innenstadt mit dem Auto verhindert. Als Parkplatz hatten wir uns den kostenfreien Parkplatz am Lohwall ausgesucht und so konnten wir uns ganz ohne Zeitdruck den Ort ansehen.
Vom Parkplatz gehen wir über die Emsbrücke, durch verwinkelte Gassen und standen kurze Zeit später bereits auf dem historischen Marktplatz. Er bildet den Mittelpunkt im Stadtkern von Warendorf. Prächtige Bürgerhäuser und alte Fachwerkhäuser schmücken diesen Platz.
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Die Altstadt ist im Gegensatz zu anderen Städten sehr gut erhalten und so gesellen sich am zentralen Marktplatz Häuserfronten aus sechs Jahrhunderten. Sie zeigen dem Betrachter den damaligen Reichtum der alten westfälischen Hansestadt Warendorf. Die schönen Treppen- und Blendgiebel tragen auch heute noch zu einer einzigartigen Atmosphäre auf dem Historischen Marktplatz bei. Besonders sehenswert ist das historische Rathaus. Es geht in seinem Ursprung auf das Jahr 1404 zurück, denn er wurde nach dem verheerenden Stadtbrand von 1404 an alter Stelle wieder neu aufgebaut. Umbauten 1603 und 1869. Heute befindet sich im Erdgeschoss ein Sitzungssaal.
Im Obergeschoss befinden sich verschiedene Räume für Sonderausstellungen zur Kunst- und Kulturgeschichte. Das Dachgeschoss nutzt das Stadtmuseum für seine abwechslungsreiche Dauerausstellung zur Warendorfer Stadtgeschichte.
Sehenswert ist auch der Marienbrunnen. Ein nicht bekannter Bürger hat der Stadt um 1970 einen hohen Betrag gespendet, damit auf dem Marktplatz ein Brunnen zu Ehren der Gottesmutter errichtet würde.
1983 wurde der in Sendenhorst ansässige Bildhauer Bernhard Kleinhans mit der Verwirklichung beauftragt. Der Brunnen aus Bronzeguss steht südlich vom Rathaus, im Bereich vom Durchgang zum Kirchplatz. Er wurde am 29. Oktober 1983 eingeweiht. Der Brunnen besteht aus einer großen, im Durchmesser 3 m messenden Schale, in die sich aus 12 Rohren das Wasser ergießt. In der Mitte ragt eine 6 m hohe Säule mit einer Kreuzigungsgruppe in den Himmel. Der Rand ist als Fries mit Szenen aus dem Leben der Maria gestaltet.
Wir waren angenehm überrascht von dem wunderschön angelegten Marktplatz. Doch auch das schöne Wetter trug dazu bei, das die Bestuhlung der Marktgastronomie bereits draußen stand und einen schönen Anblick bot. Es ist immer einladend, wenn Menschen sich dort versammeln, um zu plaudern, zu essen oder einfach die Atmosphäre bei einer Tasse Kaffe zu genießen. Durch verschiedene Lokale ist die Außengastronomie sehr abwechslungsreich.
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Hoch überragt der Kirchturm von St. Laurentius den historischen Marktplatz Warendorfs. Schon seit Jahrhunderten bildet die Pfarrkirche St. Laurentius den Mittelpunkt der Stadt. Sie wurde als frühe Missionskirche um 785 für den ostmünsterländischen Raum gegründet. Die Pfarrei St. Laurentius ist eine der Urpfarreien des von Karl dem Großen geschaffenen Bistums Münster, dessen erster Bischof der hl. Liudger war. Die heutige Kirche wurde nach einem großen Stadtbrand, dem auch der Vorgängerbau zum Opfer gefallen war, zu Beginn des 15. Jahrhunderts als gotische Hallenkirche errichtet. 1913/14 erhielt die Kirche eine Turmgruppe und ein neues Hauptportal. Im Turm hängt ein fünfstimmiges Bronzegeläut. Die Glocken wurden 1947 von dem Glockengießer Albert Junker aus Brilon gegossen. Leider war die Kirchentür für einen Innenbesuch heute Morgen noch geschlossen.
In einer Nische an der Südseite der Pfarrkirche befindet sich auf einem massiven Altartisch eine barocke Sandsteinpieta aus der Zeit um 1650.
Das Andachtsbild zeigt die Gottesmutter Maria, die den toten Jesus in ihrem Schoß hält. Sie wird wegen der Tränen auf ihren Wangen auch "Maria die Tränenreiche" genannt.
Das Bild wird dem Kreis um den Bildhauer Wilhelm Spannagel aus Münster zugeordnet. Die später angebrachte Totenleuchte soll an die Verstorbenen erinnern, die bis 1812 um die Kirche herum bestattet wurden. Die fünf Bronzetafeln mit den Namen der Toten der beiden Weltkriege halten das Gedächtnis an sie wach.
Im Schatten der Laurentius Kirche steht seit mehreren Jahrhunderten das historische Brauhaus „Warintharpa“. Warintharpa ist der ursprüngliche Name der Stadt Warendorf. Wer Gast in diesem Gasthaus ist, der isst und trinkt nicht nur im gemütlichen Ambiente, sondern atmet zugleich Geschichte. So wie das Äußere des Gebäudes an längst vergangene Zeit erinnert, so haben auch die Innenräume ihre Geschichte. 120 Sitzplätze bietet das Brauhaus, weitere 70 Plätze im Biergarten, im Schatten der alten Linden, an der beeindruckenden Laurentiuskirche.
Wir setzen unseren morgendlichen Spaziergang durch die kleinen malerischen Gassen der Altstadt fort und gehen vorbei an denkmalgeschützten Häusern und kommen am Rande der Altstadt zum ehemaligen Franziskanerkloster. Dieses Kloster hatte über einen Zeitraum von ca. 350 Jahren einen wesentlichen Anteil am religiösen Leben der Stadt.
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In der Seelsorge unterstützten die Franziskaner die Warendorfer Pfarreien und hielten Gottesdienste in den Umlandgemeinden, Krankenhäusern, Altenheimen usw. bis zum Verkauf der Klosteranlage im Jahre 2008. Heute beherbergt das Kloster das westpreußische Landesmuseum, eine Nutzung, die es ermöglichte, die alten Zellenstrukturen weitgehend zu erhalten, sowie eine Tagespflege der Malteser.
Die ehemalige Klosterkirche ist nach wie vor für die Gläubigen geöffnet. Es wird dreimal wöchentlich eine Messe gelesen. Um die Weihnachtszeit lockt eine bemerkenswerte Krippe viele Besucher an. Gerne wir sie wegen ihrer guten Akustik auch für Konzerte genutzt.
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Nun setzten wir unseren Spaziergang auf dem 3,7 Kilometer langen Promenadenweg fort. Er umrundet die Warendorfer Altstadt und zeichnet den Verlauf der alten Stadtbefestigung nach. Ein Schild an einer Gartenmauer macht uns auf einen alten jüdischen Friedhof aufmerksam. Es ist ein Ort der Erinnerung an die nationalsozialistischen Gräueltaten. Der Friedhof wurde von 1772 bis 1823 belegt. Heute sind nur noch einige wenige Grabsteine zu erkennen, doch ein jüdischer Begräbnisplatz verlangt ewige Ruhe der Toten. Hier liegt u.a. der Fürstbischöfliche Landrabbiner Michael Meyer Breslau begraben, der 1789 verstarb und dessen Grabstein noch heute erhalten ist.
Von der mittelalterlichen Befestigungsanlage des 13. Jahrhunderts ist wie von den Festungsbauten mit Bastionen des 16./17. Jahrhunderts heute nicht mehr viel zu sehen. Das größte sichtbare Zeichen dieser wehrhaften Vergangenheit ist der Bentheimer Turm. Er ist der Einzige von ursprünglich fünf Türmen, der noch heute erhalten ist. Dieser große runde Turm diente der Bürgerwehr zur Selbstverteidigung. An den vergitterten Fensteröffnungen und an den Schießscharten kann man die Funktion des Turmes noch erkennen. Der Name des Turms geht vermutlich auf die Grafen von Bentheim Tecklenburg zurück, die einst für seine Verteidigung zuständig war.
Die wunderschöne grüne Promenade führte uns am Bentheimer Turm und an den hohen Mauern des Klostergartens vorbei. Es war ein Reisender zu Beginn des 19. Jahrhunderts, der die Anregung gab, warum es im Verlauf der geschleiften mittelalterlichen Stadtmauer keinen schönen Spazierweg gab. Die Bürger nahmen seine Anregung auf und legten Stück für Stücke diese grüne Promenade an, die heute die Stadt wie ein grüner Gürtel umschließt.
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Nachdem wir an eines der ehemaligen Stadttore von Warendorf vorbeigegangen sind, stehen wir kurze Zeit später vor einem Posthornbläser.
Die Verwendung von Posthörnern hat eine lange Geschichte. Die ersten Hörner aus Metall wurden im 15. Jahrhundert gefertigt. Postreiter und Postillone trugen seit dem 16. Jahrhundert solche Hörner bei sich, um Abfahrt und Ankunft der Post anzukündigen. Der Familie Taxis wurde im Jahr 1507 die alleinige Verwendung des Posthorns zugebilligt und so entwickelte es sich zu einem Markenzeichen der Post.
Die Promenade führt nun ein Stück an der verkehrsreichen Bundesstraße 64 entlang, doch biegen wir kurze Zeit später wieder in eine ruhige Seitenstraße ein und stehen vor der Christuskirche. Sie fällt kaum auf, denn sie ist umsäumt von einer kleinen Mauer mit einem Band aus Kirschlorbeer und umgeben von hohen Bäumen, aus denen lediglich die Kirchturmspitze herausragt. Der Backsteinbau wurde 1899 erbaut und im damals so genannten „mittelalterlichen Styl“ mit spitzbogigen Fenstern und Gewölbe errichtet. Ihren Namen erhielt die Kirche im Jahre 1949.
Wir gehen nur wenige Meter weiter und stehen vor dem Münstertor. Es ist ein schön gestalteter Stadteingang, der uns vermittelt, dass man in eine historische Altstadt kommt. Das Tor wird durch historische Torschreiberhäuser (von wo aus der Verkehr sowie die Ein- und Ausfuhr von Gütern kontrolliert werden konnte) und barocke Torpfeiler der ehemaligen Zisterzienserabtei Marienfeld geziert.
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Der Warendorfer Bürgermeister Schnösenberg bat 1823 die Königliche Regierung in Münster, seiner Stadt die barocke Toranlage zu überlassen. Er hatte die Absicht, damit die durch Abriss der Stadtbefestigung entstandene Lücke am Wilhelmsplatz zu schließen und eine Torsituation wieder herzustellen. So blicken wir noch heute noch auf das gut erhaltene Stadttor.
Warendorf ist als Mekka des Reitsports weit über seine Grenzen hinaus bekannt und "Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde" – ist in Warendorf zutreffend. Hier schlägt das Herz der deutschen Reiterei. Auf wenigen Quadratkilometern ballen sich hier die wichtigsten Institutionen rund ums Pferd. Dafür sorgen in erster Linie das Nordrhein-Westfälische Landesgestüt, das Deutsche Olympia-Komitee für Reiterei und die Deutsche Reiterliche Vereinigung mit ihren Großveranstaltungen wie Hengstparaden.
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Auch die Reiter, die es schon an die Spitze geschafft haben gehen hier ein und aus: Der mehrfache Olympiasieger, Weltmeister und Ehrenbürger der Stadt Hans Günter Winkler und der erfolgreiche Vielseitigkeitsreiter Frank Ostholt. Warendorf ist somit die Schaltzentrale für den Spitzensport der Reiter, was uns der Reiterbrunnen verdeutlichen will.
In Warendorf gibt es viel zu sehen und so blicken wir nun auf die Marienkirche. Die römisch-katholische Kirche St. Marien – auch „Neue Kirche“ genannt, ist die jüngere der beiden Altstadtkirchen. Die Kirche wurde vor über 100 Jahren, genau am 15.8.1912, geweiht. Sie sollte für eine damals wachsende Gemeinde die zu klein gewordene Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert ersetzen. Da zum Osten der Neubau durch ein städtisches Schulgebäude begrenzt wurde, richtete man den Altarraum zum Westen aus. Im Jahre 1958 wurde das Schulgebäude abgerissen und die Kirche zum Osten hin erweitert. Die Umlegung des Altarraumes und die ursprünglich geplante Doppelturmanlage wurden aus Kostengründen nicht realisiert. Im Rahmen der Erweiterung wurde die Apsis mit einer dunklen Klinkerwand verschlossen. Im Jahre 1986 wurde die Apsis bei einer erneuten Renovierung wieder freigelegt, wodurch die Glasfenster, welche den glorreichen Rosenkranz darstellen, wieder zur Geltung kamen.
Der markante und wuchtige Kirchturm neben der Kirche gehört zu einer älteren Marienkirche, die um 1200 erbaut wurde. Sie war mit ihrem Altarraum nach Osten, zur Stadt hin ausgerichtet. Die Umrisse des alten Baues sind durch Pflasterung in der Rasenfläche des Kirchplatzes kenntlich gemacht. Der Turm hat seinerzeit wahrscheinlich als Wehr- und Fluchtturm gedient. Im Jahr 1870 wurde der Turm auf 56 Meter erhöht und mit vier neugotischen Ecktürmchen versehen.
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In den Grünanlagen neben der Marienkirche steht ein 2,20 Meter hohes Marienbildnis aus Baumberger Sandstein. Wie geschaffen ist der Platz im grünen Rasen, umgeben von den alten Bäumen und dem Strauchwerk, mit Blick zur mächtigen Marienkirche mit ihrem separaten Glockenturm.
Zurück auf dem Marktplatz gönnen wir uns im Cafe Extrablatt, auf der großen und schön gelegenen Außenterrasse, mit Blick auf die prächtigen Bürgerhäuser, eine wohlverdiente Mittagspause. Auch heute habe ich wieder festgestellt, wie gut die Reha-Kur verlaufen ist und die 2 Gehhilfen haben es mir ermöglicht, diesen Stadtbummel sicher durchzuführen, während meine Hüft-OP langsam verheilt.
Gut gestärkt und erholt gehen wir nach dieser Mittagspause durch die Emsstraße zum früheren Emstor und steinernen Emsbrücke. 1773 wurde das mittelalterliche Emstor abgerissen. Mit den Steinen der alten Befestigung wurden in den 1790er Jahren neue Bogenbrücken über die Ems gebaut. Von den Fuhrleuten wurden Brückengelder erhoben, deren Tarife neben der Eingangstür des Torschreiberhauses angeschlagen waren. Nach Sprengung der Emsbrücke in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges entstand 1949/50 die heutige Steinbrücke.
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Von hier sind es noch ein paar Schritte bis zu unserem Auto, mit dem es nun wieder zurück nach Hause geht. Zu Hause werden die Reha-Kur und die gemeinsamen Wochenende sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben.
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