Rundfahrt durch das Tenogebirge
Für den heutigen Tagesausflug haben wir uns eine Rundfahrt durch das Tenogebirge ausgedacht. Wie am Tag vorher, ging es auch heute wieder frühmorgens um 8.00 Uhr von Playa de las Americas in Richtung Autopista del Sur (TF-1) los. Nur kurz ist in dieser Richtung die Autobahn und schon geht es weiter über die Landstraße C-822 nach Guía de Isora, nach Chio und über Tamaimo nach Santiago del Teide, unser erstes Ausflugsziel.
Santiago del Teide ist für heute der eigentliche Ausgangspunkt unserer Rundfahrt. Hier werden wir am späten Nachmittag auch wieder ankommen und dann geht es auf dem gleichen Weg, wie wir gekommen sind, zurück nach Playa de las Americas.
Auf einer Hochebene, ca. 900 Metern über dem Meer liegt der Ort Santiago del Teide mit seinen etwa 5500 Einwohnern. Schon von Weitem, wenn man in den Ort kommt, sieht man die schneeweißen Kuppeln der Dorfkirche „San Fernando“.
Sonst gibt es hier im Ort nicht sehr viel zu sehen, doch als Ausgangspunkt für einen herrlichen Autoausflug ist der Ort jedoch von einer gewissen Bedeutung.
Zwei Straßen führen von hier durch das prächtige Teno-Massiv nach Norden. Eine führt nach Buenavista del Norte über Masca und die andere nach Icod de los Vinos über den Erjos-Paß ab. Über den Erjos-Paß werden wir dann am Nachmittag hier wieder ankommen. Jetzt folgen wir aber erst einmal die TF 436 in Richtung Masca. In einem Reisebericht hatte ich gelesen, dass man nach Masca am frühen Morgen oder am späten Nachmittag kommen soll, denn dann treten sich die Touristen nicht auf die Füße.
Bei meiner Planung für diesen Ausflug habe ich aber auch an die Busfahrt gedacht, die wir vor zwei Jahren hierher gemacht hatten.
Ganze Kolonnen von Tagesausflügler quälten sich damals die schmale Bergstraße hinunter nach Masca. Heute hatten wir Glück, nur ein Auto mit drei Wanderern begleitete uns von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt.
Ruhe bewahren heißt es, wenn ihnen auf dieser engen Straße ein Auto oder gar ein Bus entgegen kommt, gegebenenfalls hilft nur, zur nächsten Ausweichstelle zurückzufahren.
Schon aus einiger Entfernung erkennt man den kleinen Ort und ist von der herrlichen Lage an den Hängen des Tenogebirges begeistert. Einen Besuch des malerischen Bergdorfes sollte man sich nicht entgehen lassen.
Dieser Ort mit seinen aus dem bräunlichen Fels des Tenogebirges erbauten Häusern, die verteilt an den Hängen stehen, ist ein wahres Erlebnis.
Steile Gassen führen bis zum Einstieg in den Barranco de Masca hinab. Bis in die 1960er Jahre war Masca, das etwa 600 Meter über dem Meer liegt, vom Tourismus abgeschieden und nur über Maultierpfade zu erreichen. Mit dem Bau einer richtigen Straße hat sich das aber grundlegend verändert.
Heute bringt der Tourismus jährlich rund eine Million Besucher in den Ort. Gab es 1986 nur eine Bar für die Einheimischen und nur ein Restaurant für Touristen, so zählt man heute schon 11 gastronomische Betriebe, die tagsüber meistens überfüllt sind.
Masca ist aber auch Ausgangspunkt für viele, aber nicht ganz einfache Wanderungen. Für Freunde ursprünglicher Natur führt z. B. eine anspruchsvolle mehrstündige Wanderung durch die Masca-Schlucht bis zum Meer hinunter. Hierfür sollte man aber einen extra Ausflug planen.
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Von hier aus geht es dann stetig bergauf ins Tenogebirge. Dieses Gebirgsmassiv ist bis zu 1000 Meter hoch. Eine weitere Pause sollte man aber unbedingt am Aussichtspunkt Cruz de Gilda einlegen. Von hieraus hat man nochmals einen beeindruckenden Blick auf, in einem Vulkankrater gelegene und aus mehreren Ortsteilen bestehende Masca.
Deutlich kann man von hier oben sehen, dass überall, wo es möglich war, Terrassenfelder angelegt wurden. Wer will, kann es aber auch so wie wir machen, und sich bei einer Tasse Chapuchino Masca von oben ansehen. Kurz vor dem Aussichtspunkt befindet sich ein Restaurant, von dessen Terrasse man ebenfalls einen schönen Ausblick zurück nach Masca hat.
Von hieraus ging es dann durch den Ort El Palmar, durch das Valle El Palmar, vorbei an einigen kleineren Siedlungen bis nach Buenavista del Norte. Hier kann man eventuell einen weiteren Abstecher, wie es in den meisten Reiseführern steht, zum etwa 11 km westlich gelegenen Punta de Teno machen. Um keine Zeit zu verlieren, zogen wir es aber vor bis nach Garachico durchzufahren und das sollte sich später auch lohnen.
Wenn man so wie wir von Buenavista del Norte über Los Silos kommt, sieht man schon von weiten den auf einer halbrunden Lavazunge direkt am Meer gelegenen Ort Garachico. Seinen Namen hat Garachico von dem Wahrzeichen des Dorfes, einem Felsen, der unmittelbar vor dem Ort im Wasser liegt. Er bedeutet „Kleine Insel“ und leitet sich aus dem Guanchenwort „Igara“ für Insel und dem spanischen "chico" (klein) ab.
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Die Stadt hat etwa 6000 Einwohner und das Stadtbild mit den weißen Häusern und den roten Ziegeldächern ist einfach idyllisch. Die Küstenstraße führt direkt nach Garachico hinein, und wenn man dann auch noch soviel Glück hat wie wir, findet man direkt am ehemaligen Hafen, noch einen Parkplatz.
Im Ort angelangt, sollte man sich dann mit einem Stadtplan, den man am Informationsstand des Parkplatzes erhält, bewaffnen und über die schmalen kopfsteingepflasterten Gassen einen Spaziergang unternehmen. Ende des 15. Jahrhunderts wurde Garachico von italienischen Kaufleuten gegründet und es entwickelte sich zu einer blühenden Hafenstadt. Im Jahr 1706 wurden Teile der Stadt und das Hafenbecken durch den Ausbruch des Vulkans Montaña de Trebejo von glühenden Lavamassen verschüttet. Viele der schönen Kirchen und Stadtpaläste wurden jedoch glücklicherweise vom Lavastrom verschont und präsentieren sich noch heute in voller Pracht.
Garachico ist eigentlich ein Sammelsurium von historischen Gebäuden, mit Zeugnissen unendlichen Gottesglaubens und praktischen Lebens und macht jeden interessierten Besucher zu einem Entdecker.
Im Zentrum von Garachico befindet sich z. B. die Plaza de Libertad. Der Platz ist wie in allen kanarischen Orten mit einer wunderschönen Parkanlage versehen.
Unter den Schatten spendenden Bäumen lässt es sich auch sehr gut verweilen und bei einem langen Spaziergang kann man hier wunderbar eine Rast einlegen. Am späten Nachmittag oder am Abend treffen sich hier die Einheimischen zum Plausch und tauschen eventuelle Neuigkeiten aus.
Innerhalb des Platzes befindet sich ein 1912 errichteter Musikpavillon, dessen unterer Teil heute als Kiosk dient. Das Herzstück des Platzes ist eine Statue des venezolanischen Nationalhelden Simon Bolivar, dessen Großmutter nach der Katastrophe von 1706 in die „Neue Welt“ (Venezuela) ausgewandert war. Venezuela hatte damals zahlreiche Einwanderer aus Garachico aufgenommen. Die Statue ist ein Werk des Bildhauers Juan Jaén Díaz, das 1970 eingeweiht wurde. 1980 wurde Garachico wegen des künstlerischen und historischen Wiederaufbaus von König Juan Carlos mit einer Goldmedaille gewürdigt.
Um diesen zentralen Platz herum gruppieren sich viele Sehenswürdigkeiten wie die Pfarrkirche “Iglesia de Santa Ana“ aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Die Kirche wurde nach 1520 errichtet. Das ursprüngliche Gebäude wurde bei dem Vulkanausbruch im Jahr 1706 teilweise zerstört. Erhalten blieben lediglich die Fundamente und die Außenmauer.
Der Wiederaufbau erfolgte dann zwischen 1714 und 1721, wobei die Bögen und Pfeiler der Kirche in einem ausgewogenen und harmonischen Renaissance-Stil errichtet wurden. Das Hauptportal stammt offenbar aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Ebenfalls am Plaza de Libertad befindet sich die Kirche Nuestra Sonora de los Angeles. Diese Kirche gehört zum ehemaligen Franziskaner-Kloster, dem ersten Kloster von Garachico (gegründet 1524). Das Gotteshaus grenzt an den Kloster-Kreuzgang.
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Der Glockenturm, 1611 erbaut, wurde bei dem Vulkanausbruch 1706 gerettet, das restliche Gebäude wurde zerstörte und später wieder aufgebaut. Nicht weit vom Plaza de Libertad befindet sich in einer wunderbaren Parkanlage, die man unbedingt besuchen sollte, das Puerta de Tierra (Das Tor zum Land – 16.J.).
Das ehemalige Tor war der Ein- und Ausgang für die Waren, die im Hafen von Garachico ausgeladen und verladen wurden.
Das historische Zeugnis der vergangenen wirtschaftlichen Blüte der Stadt teilt seine Umgebung mit einem anderen, bedeutenden Beispiel der Insel-Wirtschaft: Die Weinpresse (17. Jh.) vom Gehöft San Juan Degollado erinnert an die Bedeutung des Weinanbaus.
Nach einer ausgiebigen Rast auf der Plaza de Libertad ging es für uns weiter durch die Esteban de Ponte, vorbei am KLOSTER VON LAS CONCEPCIONISTAS – FRANCISCANAS. Dieses Kloster ist San Pedro Apóstol und San Cristóbal geweiht. Der Vorläufer des heutigen Baus, aus dem Jahre 1643, wurde beim Vulkanausbruch von 1706 und eines Brandes drei Jahre darauf ganz zerstört. 1749 wurde dank der Bestrebungen des Bischofs Guillén das Kloster wiederaufgebaut.
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Eine besondere Sehenswürdigkeit ist das 1601 gegründete, ehemalige Dominikaner-Kloster San Sebastian. Heute: KLOSTER VON SANTO DOMINGO DE GUZMAN. Durch seine besondere Lage, es steht auf einer Anhöhe, wurde es von den Lavaströmen 1706 verschont. In der heutigen Zeit bildet es eines der besten Zeugnisse der religiösen Insel-Architektur. An der herrlichen Fassade prangen stolz die Balkone im traditionell portugiesischen Stil. Heutzutage beherbergt die Klosterkirche das städtische Konzerthaus und das Museum für zeitgenössische Kunst, außerdem befindet sich in diesem Gebäude ein Hospital sowie eine Seniorenresidenz.
Links vom Kloster geht es über ein paar Stufen zur Straße San Roque. Überquert man diese, so kommt man zur Kapelle San Roque. Dieses kleine Gotteshaus wurde anfangs des 17. Jahrhunderts von der anwohnenden Bevölkerung wegen der Pest errichtet, die zwischen 1601 und 1606 in der Stadt wüstete. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Kapelle wieder aufgebaut und dann neuerdings 1812 restauriert und erweitert. Diese heilige Stätte ist für das religiöse Leben in Garachico besonders bedeutend. Sie beherbergt die Figur des heiligen Patrons, San Roque. Das Kunstwerk wird von den Fachleuten in den andalusischen Barock des 17. Jahrhunderts eingestuft.
Von hieraus geht es wieder, immer die Straße San Roque folgend, vorbei am Denkmal „AN DIE WEINAUSSCHÜTTUNG“, „NATÜRLICHE SCHWIMMBÄDERREI CALETO“ und der „FESTUNG SAN MIGUEL“ zurück zum alten Hafen, wo unser Auto steht.
Der Bildhauer Luis Montull aus Gran Canaria hat das Kunstwerk „AN DIE WEINAUSSCHÜTTUNG“ aus weißem Carrara-Marmor geschaffen. Es erinnert an den Aufstand der einheimischen Weinbauern gegen das englische Monopol auf der kanarischen Weinproduktion. Der Kampf endete 1666 mit der Meuterei der Weinlagerarbeiter im Hafen von Garachico.
Die „FESTUNG SAN MIGUEL“, eine kleine robuste Burg wurde auf einen königlichen Erlass des Philipp II vom 25. Juli 1575 gebaut, um den wichtigen Hafen von Garachico vor Piraten zu schützen. Das Bollwerk wurde durch den Brand 1697 stark beschädigt und später wieder aufgebaut. Bis 1876 war die Festung der Sitz der Artillerieabteilung der städtischen Bürgerwehr. In der steinernen Fassade stechen über dem Eingang die Wappen der spanischen Krone, der Insel Teneriffa und der adligen Familie hervor, die mit der Festungsgeschichte verbunden sind. 1999 wurde der Bau zum Kulturgut von besonderem Wert erklärt und als Monument eingestuft.
Gleich unterhalb der Festung haben die Lavamassen die “Natürlichen Schwimmbäder Caleto” geformt, die mit Treppchen und Pfaden zugänglich gemacht wurden. Sie sind die touristische Hauptattraktion der Stadt und des Hafens.
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So ergibt sich heute in Garachico eine schöne und ungewöhnliche Badelandschaft zwischen den Lavamassen, die einst die Zukunft der aufstrebenden Hafenstadt zerstörten. Gleich daneben befindet sich ein Café sowie die städtische Sportanlage mit einem großen künstlichen Meeresschwimmbecken und anderen Sport- und Freizeiteinrichtungen.
Fazit dieser Stadtbesichtigung: Garachico muss man unbedingt gesehen haben. Gut das wir uns unterwegs nicht zulange aufgehalten haben. So hatten wir genügend Zeit um uns in aller Ruhe die vielen Sehenswürdigkeiten, ohne dass wir alles gesehen haben, anzuschauen. Garachico wir kommen wieder.
Für uns ging es nun, entlang der TF-421, eine serpentinenreiche Straße hoch nach El Tanque. Von El Tanque wollen wir dann zurück zu unserem Ausgangspunkt Santiago del Teide fahren.
Unser Reiseführer empfiehlt aber, in El Tanque sich erst links in Richtung San Juan del Reparo zu halten.
Einige Hundert Meter entfernten kommt man zum Aussichtspunkt „Mirador de Garachico“. Hier sollte man nochmals anhalten und einen Blick zurück nach Garachico werfen.
Der Blick hinunter auf den Ort und den vorgelagerten Felsen Roque de Garachico ist einfach überwältigend. Mit einem Teleobjektiv und einer ruhigen Hand kann man fantastische Aufnahmen machen.
Immer der TF-82 folgend ging es nun über Cruz Grande, durch Ruigomez und über den 1117 Meter hohen Pass Puerto de Erjos hinunter nach Santiago del Teide. Links und rechts der Straße erstreckt sich überall rotbraunes bis dunkelbraunes Lavagestein, wo sich teils üppige Vegetation angesiedelt hat. Von Puerto de Erjos hat man dann, fast am Ende unserer heutigen Ausflugstour, einen wunderbaren Ausblick (falls das Wetter mitspielt, so wie bei uns) zum Teide.
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Besonders interessant ist der Panoramablick über Valle de Arriba mit seinem Weinanbau bis hinüber zum Teidemassiv. Kurz vor Ortseingang von Santiago del Teide lohnt sich ein Abstecher nach Valle de Arriba, sagt unser Reiseführer: Also biegen vorher nochmals links ab und finden bald schon, inmitten eines fruchtbaren Tals, die wunderschöne kleine Kirche Santiago Apóstol.
Sie ist leuchtend weiß und ihre Kanten und Pforten wurden mit schwarzem Lavastein dekoriert. Zwei Glocken auf ihrem Dach läuten die Gläubigen zum Gottesdienst. Das kleine Dorf Valle de Arriba hat etwa 300 Einwohner und ist umgeben von Weinbergen. Der Weinanbau findet hier durch das günstige Mikroklima hervorragende Voraussetzungen. Spät am Tag, es wird schon langsam dunkel, geht es nun wieder über die Landstraße C-822 von Santiago del Teide, über Tamaimo, Chio und Guía de Isora, in Richtung Playa de las Americas wo wir uns für heute ein Glas Rotwein verdient hatten.
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