Inselhopping - Ein Tag auf der Nachbarinsel La Gomera
Vom Balkon unseres Hotels können wir täglich die Insel La Gomera zum Greifen nahe vor uns liegen sehen. Bei unserem dritten Aufenthalt wollten wir diese Insel nicht immer nur von weitem sehen, sondern sie einmal näher kennen lernen, darum buchten wir bei unserem Reiseveranstalter eine VIP-Bustours nach La Gomera.
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Der VIP-Bus, ein besonders komfortabeler Bus, mit bequemen Sitzen und großer Beinfreiheit, Panoramafenster und Getränkeservice, holte uns vor unserem Hotel ab und brachte uns nach Los Christianos, wo schon im Hafen Puerto Colón das weltgrößte 3-Kufenboot, der Trimaran der Fred Olsen Reederei, zum Einschiffen bereit lag.
Unser Reisebus verschwand im Bauch des Schiffes und unsere Reiseleiterin brachte uns in die VIP-Louge des Schiffes, wo uns ein zweites Frühstück und Getränke gereicht wurden. Der Bordservice, die Rundumverglasung und die elegante Sitzlandschaft machten die 40-minütige Überfahrt zu einem Genuss.
Da in der Meerenge zwischen Teneriffa und La Gomera große Pilot- und Grindwalfamilien und auch Delfine einen idealen Lebensraum gefunden haben und wir sie auch schon bei unseren letzten Aufenthalten vom Segelboot aus gesehen hatten, konzentrierten wir uns wieder intensiv auf die Wasseroberfläche und so sahen wir auch heute wieder Delfine, die unseren Trimaran begleiteten. Rasch ging die Fahrt seinem Ende zu und je näher wir der Vulkaninsel La Gomera kamen, sie ist die zweitkleinste Insel der Kanaren, so beeindruckender ist seine Schönheit.
Wir sahen eine zerklüftete und gebirgige schroff ins Meer ragende Felseninsel. Flache Küstenabschnitte gibt es kaum und nicht selten fallen hohe Cliffs senkrecht ins Meer ab. Fred Olsen bringt alles auf diese Insel, am meisten jedoch Tagestouristen, die im Hafen der Inselhauptstadt San Sebastian an Land gehen.
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Dem Passagieraufkommen nach ist dieser kleine Hafen der drittwichtigste Spaniens. Von hier führen 2 gut ausgebaute Hauptstraßen (nach Norden und Süden) ins Landesinnere. Sämtliche Straßen der Insel sind mit Hilfe der EU ausgebaut und erleichtern somit den Touristen die Sehenswürdigkeiten der Insel zu erschließen. Mit unserem Bus ging es dann auf zahlreichen Kehren und einigen Tunneln durch zauberhafte Landschaften hinauf ins Bergland. La Gomera ist eine kleine Insel mit 378 Quadratkilometern und kaum 20 km Länge von Norden bis Süden, jedoch mit insgesamt 53 tiefen Tälern und schwindelerregenden Schluchten und hier und da nur ein paar kleine Plateaus.
Da immer wieder Schluchten umfahren werden müssen, können die Entfernungen sehr lang werden.
Doch uns störte das nicht, den vom Bus aus boten sich immer wieder atemberaubende Blicke in die wild zerklüfteten Täler des Gebirgsmassivs, die bis hinab zum Atlantik reichen.
Unser Bus schlängelte sich auf dem Gebirgsrücken weiter in Richtung Inselmitte. Hier machten wir unseren ersten Fotostop, direkt neben dem an der Straße gelegenen 1050 m hohen Vulkanschlot Roque de Agando.
Auf der anderen Straßenseite ragen die bezarren Spitzen des Roque de Ojila und des Roque de la Zarcita in den Himmel.
Bei jedem dieser Felsen handelt es sich um ehemals im Kamin eines Vulkans erstarrtes Magma, dessen umhüllendes bröckelndes Gestein im Laufe der Jahrmillionen abgetragen wurde, erklärte uns unsere Reiseleiterin.
Weiter ging unsere Busfahrt hinauf in die zentrale Gipfelregion der Insel. Hier erstreckt sich über eine Fläche von 3.984 ha der Nationalpark Garajonay. 1986 nahm die UNESCO den einzigen Urwald Europas, den Nationalpark von Gomera, in die Liste der schützenswerten Landschaften auf. Hier regnen sich die Passatwolken ab, so dass in einem immerwährend feuchten Klima eine vielfältige Pflanzenwelt entstehen konnte, die wahre Urwälder wachsen ließ. Eine märchenhaft schöne Region, in der die Baumheide bis zu zehn Meter hoch wächst. Auch Wachholder und ein Restbestand der subtropischen Loorbeerwälder, deren Bäume bis zu 30 Meter hoch werden können, lassen sich bis in Urzeiten zurückverfolgen und wachsen hier.
Von der Höhenstraße aus führte uns ein kleiner Spaziergang durch den beeindruckenden Urwald. Hier schlug uns kühler und feuchter Dunst entgegen und von mächtigen, üppig mit Flechten und Moosen bewachsenen Bäumen, die wie lange Haare in den alten Bäumen hängen sowie von meterhohen Farnen umgeben, fühlte man sich in eine Märchenwelt versetzt.
Der Weg führte uns auf die wunderschöne Lichtung La Laguna Grande. Hier gibt es ein Restaurant, einen weitläufigen Kinderspielplatz sowie schön angelegte Grillplätze mit Holzbacköfen. Laguna ist vor allem am Wochenende ein beliebtes Ziel bei vielen Einheimischen mit ihren Familien - auch zum Feiern. Nur in Vollmondnächten trifft man keinen Gomero: Man erzählt sich, dass dann die Hexen dort oben tanzen und immer wieder unheimliche Sachen passieren.
Bei unserer weiteren Fahrt zum Mirador de Igualero erfuhren wir näheres über die Pfeifsprache El Silbo. Mit dieser Pfeifsprache haben die Einwohner von La Gomera eine weltweit einzigartige Sprache entwickelt, mit der sie die zahlreichen tiefen Schluchten und Berge von Gomera, zu Zeiten, in denen es noch keine Straßen und Telefone gab, über eine Entfernung von bis zu drei Kilometern überbrücken konnten.
Da nur noch wenige Inselbewohner diese traditionelle Pfeifsprache beherrschten, wurde sie 1999 als Pflichtfach in den Grundschulen eingeführt. Auf diese Weise soll das Fortbestehen von El Silbo gesichert werden. Am 30.09.2009 erklärte die Unesco die Sprache Silbo Gomero sogar zum Unesco Weltkulturerbe der Menschheit und es wurde mit einer Bronzestatue dieser einzigartigen Pfeifsprache und anderen Pfeifsprachen der Welt ein Denkmal gesetzt.
Doch nicht nur die Bronzestatue auf dem Mirador de Igualero war sehenswert, sondern man hatte von hier auch eine schöne Aussicht auf den Tafelberg La Fortaleza und der Schlucht Barranco de Erque. Diese ist sowohl, was seine Länge, als auch, was seine Tiefe betrifft, die größte Schlucht der Insel.
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In seinem oberen Teil bildet er einen Kessel, in dem die beiden abgelegendsten Weilen von Vallehermosa liegen Erques und Erquito. Vallehermoso ist auch das Zentrum des Palmenhonigs. Miel de Palma, eine honigsüße Köstlichkeit, gewinnt man aus dem Lebenssaft des Palmenbaumes. Damit die Flüssigkeit ablaufen kann, werden die am höchsten wachsenden Wedel abgeschlagen und der Stamm eingeritzt. Über Nacht fließt süßer Saft durch ein Bambusrohr in einen Auffangbehälter. 8 bis 10 Liter gibt eine Palme pro Nacht ab. Nach ca. 2 Monaten versiegt sie. Danach gibt man ihr mindestens 5 Jahre Zeit, um erneut eine Krone aufzubauen und neuen Saft zu produzieren. Der gewonnene Palmensaft wird noch am Erntetag drei Stunden auf kleiner Flamme zu einem Sirup gekocht, gefiltert und als Palmenhonig zum Verkauf angeboten. Für 1 1/2 Liter Palmenhonig braucht man ca. 10 Liter Saft. Der dunkelrote Palmenhonig ist nicht so süß wie unser Bienenhonig. Neben dem Süßen von Speisen wir er auch bei Halsschmerzen oder Entzündungen im Mund- und Rachenbereich genutzt.
Für unsere Mittagspause ging es zurück in den Süden der Insel La Gomera und zwar in die Nähe des kleinen Fischerortes Playa de Santiago. Es ist der sonnensicherste Ort auf La Gomera und er wurde vor 150 Jahren gegründet. Hafen und Land gehören der Familie Olsen, die hoch über der Playa ein Gartenhotel gebaut haben, das in seiner Gartenarchitektur seinesgleichen in der Welt sucht.
Über 500 zum Teil einheimische Pflanzen und Bäume sind um die kleinen Appartements gepflanzt. Unterhalb des Hotels Jardin Tecina, befindet sich der Strandclub (Laurel) mit dem Grillrestaurant „Pool“. Hier war unter einem herrlichen Sonnensegel der Tisch für unsere Reisegruppe gedeckt. Bei einem leckeren Viergang-Menue mit Wein und anschließendem Kaffee wurde intensiv an den Tischen über unseren heutigen Ausflug diskutiert und alle waren sich einig, La Gomera hat eine wildzerklüftete Landschaft die viele Naturschönheiten bietet.
Auf dem Weg zurück nach San Sebastian gab es nochmals einen letzten Fotostop. Von hier hatte man einen herrlichen Blick auf unseren Ausgangspunkt am Morgen und jetzigem Ziel. Bevor es wieder zurück nach Teneriffa ging, hatten wir noch etwas Zeit, um durch die Altstadt der Inselhaupt- und Hafenstadt zu bummeln.
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Trotzdem das der Hafen von San Sebastian, mit seinem regen Schiffsverkehr und dem großen Yachthafen, das Eingangstor für die gesamte Insel ist, ist von Hektik und großstädtischem Chaos trotz der vielen Tagestouristen, nichts zu spüren. Eine breite Promenade führt vom Hafen direkt zur Plaza de Las Americas, dem zentralen Platz der Stadt. Einige Cafés, Bars und Kiokse säumen den beliebten Treffpunkt am Meer, große Bäume spenden Schatten.
Rechte Hand fällt ein schön restauriertes, dreistöckiges Gebäude mit Holzbalkonen, Bogengang und Uhrturm ins Auge. Es ist das ehemalige Rathaus (Ayuntamiento) der Stadt und beherbergt heute noch einen Teil der Gemeindeverwaltung.
Von der Plaza de las Americas zweigt die geschäftige Hauptstraße im Zentrum ab. Entlang der Calle Real liegen die meisten Sehenswürdigkeiten der knapp 7000 Einwohner zählenden Stadt.
Bei unserem Bummel machte der Ort auf uns einen gemütlichen Eindruck. Beeindruckt haben uns die kleine bunten Häuser, enge Gassen mit ihren Lichthöfen. Bedingt durch die Enge im Tal ist ein Haus über das andere gebaut.
Zunächst kommt man am kleinen, mit Indischen Lorbeerbäumen beschatteten Plaza de la Costitución vorbei, wo zweimal die Woche Markt abgehalten wird. Direkt dahinter ist das ehemalige Zollhaus, Pozo de La Aguada, zu sehen. Es ist eines der ältesten Gebäude der Stadt. San Sebastian und dieses Zollhaus haben Geschichte geschrieben, um die sie jede andere Hafenstadt Spaniens beneiden dürfte. Am 12. August 1492 betrat Christoph Columbus, mit 87 Männern die Insel, um Wasser und Lebensmittel an Bord zu nehmen und um notwendige Reparaturen an seinem Schiff durchzuführen. Im Innenhof des Zollhauses befindet sich jener Brunnen, aus dem Christoph Columbus 1492, vor seiner Amerika-Reise, seine Wasservorräte aufgefüllt haben soll. Leider war der Zugang aufgrund eines spanischen Feiertags für Touristen geschlossen.
Vorbei an vielen bunt getünchten Fassaden steht leicht zurückversetzt an der Plaza Mayor die Pfarrkirche Nuestra Señora de la Asunción (Maria Himmelfahrtskirche).
In dieser Kirche, die 1490 nur eine kleine Kapelle war, verrichtete Christopf Columbus fromm seine Gebete. Er bat um den Segen für den langen unbekannten Seeweg.
Heute ist das Gotteshaus dreischiffig und verfügt über zwei Seitenportale und ein Mittelportal aus rotem Stein und über dem Spitzbogen befindet sich ein Glockengiebel.
Sehenswert sind auch ein spätbarocker Hochaltar sowie eine Christusabbildung und die mit kanarischem Teakholz getäfelten Decken in den Seitenschiffen. Wenige Schritte weiter auf der Calle Real stehen wir vor dem Museum Casa de Colón, das Columbus-Haus. Das Museum beherbergt eine bedeutende archäologische Sammlung Nordperuanischer Stücke, die Mehrzahl aus dem 8. bis 16. Jahrhundert. Ein modernes Denkmal vor dem Haus erinnert noch heute an Christoph Columbus und an seine drei Aufenthalte hier auf dieser Insel.
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Viel Betrieb herrschte jetzt am Fähr- und Yachthafen, denn viele Tagesausflügler, mit Bus oder PKW sammelten sich an der breiten Mole und warteten auf das eintreffende Fährschiff der Fred Olsen Flotte. Helle Yachten und bunte Boote schaukeln in der Abendsonne. Es lohnte sich, eine Weile die Atmosphäre des Hafens zu genießen, und am liebsten hätten wir die Rückfahrt nach hinten verlegt, doch unser Bus war schon von der Fähre geschluckt und es ging wieder zurück nach Teneriffa. Wir haben bei unserem eintägigen Aufenthalt nur einen kleinen Einblick von der wunderschönen Insel mit der abwechslungsreichen Natur zwischen Bergen, schwarzen Sandstränden und verwunschenen Wäldern bekommen und das lässt den Entschluss aufkeimen, sicherlich noch einmal auf diese Insel zurückzukehren.
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