Fahrt ins Anagagebirge
Für die meisten Urlauber ist Teneriffa sicherlich eine gewöhnliche Ferieninsel, wo man am besten der kalten Jahreszeit Zuhause entfliehen kann. Wer aber Lust auf etwas Besonderes hat, der sollte sich auf jeden Fall einmal ein Auto mieten und einige Ausflugsfahrten unternehmen, so Z. B. ins Anagagebirge. Dieses unglaublich schroffe aber auf seine eigene Art faszinierend schöne Gebirge bedeckt den gesamten nordöstlichen Teil von Teneriffa. Das imposante Gebirgsmassiv erhebt sich vom glasklaren Meer bis in etwa 1000 Meter Höhe. In der Regel, so haben auch wir es erlebt, sind etliche Teile des Anaga-Gebirges von Nebel und Wolken eingeschlossen. Im Norden des Gebirges gibt es sogar einige kleine Ortschaften, die man unbedingt besuchen sollte. Ganz besonders zu empfehlen sind hier die Orte Taganana, etwas weiter der beeindruckende Ort Benjo oder das faszinierende Höhlendorf Chinamada. Wichtig ist allerdings, dass man sich für die Erkundung all dieser "Geheimnisse" des Anaga-Gebirges, wirklich viel Zeit nehmen sollte.
Unsere Fahrt ins Anagagebirge begann schon morgens um 8.00 Uhr. Von Playa de las Americas aus, ging es mit dem Auto auf der Autopista del Sur (TF-1) in Richtung Santa Cruz de Tenerife. Am besten verlässt man diese Autostraße an der Abfahrt Nr. 2 in Santa Cruz, ausgeschildert mit „Puerto“. Von hieraus geht es dann durch ganz Santa Cruz immer am Meer und den ausgedehnten Hafenanlagen entlang in Richtung San Andres und Playa de las Teresitas.
Der kleine Fischerort San Andres ist das eigentliche Tor zum wildromantischen Anagagebirge. Von Santa Cruz kommend zweigt gleich am Ortsanfang die Straße nach Taganana, ins Anagagebirge, ab. Vorher sollte man sich aber unbedingt den Teresitas Strand ansehen. Playa de las Teresitas ist für viele Urlauber der beliebteste Strand im Norden von Teneriffa.
Der 1970 mit Saharasand aufgeschüttete Strand ist der größte künstlich angelegte Sandstrand der Welt. Mit seinem flach auslaufendem Ufer ist er auch sehr gut für Kinder geeignet. Der Strand ist etwa 1,5 km lang und von Imbissbuden, Toiletten, Duschen, Liegestühle und Sonnenschirme, die man sich leihen kann, ist für einen erlebnisreichen Strandtag alles vorhanden.
Wir haben uns hier aber nur kurz aufgehalten, denn das eigentliche Ziel war ja das Anagagebirge mit seinen kleinen Ortschaften und den vielen wunderbaren Aussichtspunkten.
Von San Andres aus ging es dann in vielen Kurven (genau das richtige für jeden Autofan) am südlichen Talhang entlang hinauf in die Berge. Beginnend mit Sukkulenten und Kakteen am Straßenrand wird die Vegetation aber immer fruchtbarer.
Wenn die Möglichkeit es zulässt, was bei den vielen Kurven selten ist, sollte man unbedingt einmal anhalten und einen Blick zurück in das Tal werfen und den teils verwirrenden Straßenverlauf verfolgen und bewundern.
Auf dem Gebirgskamm angekommen biegt man dann rechts ab. Nach einer kurzen Tunneldurchfahrt findet man einen Parkplatz, von dem man einen herrlichen Blick über die steile Felsenküste des nördlichen Anagagebirges hat. Ebenfalls bietet dieser Parkplatz einen wunderbaren Blick auf Taganana, den Ort, den wir vor zwei Jahren schon bei einem Busausflug besucht hatten.
Inmitten von Weinhängen erstreckt sich das Dorf über mehrere Hügel bis hinunter ans Meer.
Am Ortseingang befindet sich das Restaurant „Xiomara“, wo wir vor zwei Jahren haltgemacht hatten, ohne den eigentlichen Ort zu sehen. Das haben wir aber diesmal nachgeholt, denn Taganana lädt förmlich zu einer Besichtigung ein. Das Auto lässt man aber besser hier am Restaurant stehen denn die Gassen im Ort sind sehr verwinkelt und meist nicht viel breiter als das eigene Auto.
Taganana wurde dank der Einwohner von Fuerteventura und Lanzarote im Jahr 1505 gegründet.
Während zu früheren Jahren hauptsächlich Zuckerrohr angebaut wurde, so ist der wichtigste Wirtschaftszweig heute der Weinanbau, wozu auch die Herstellung des vorzüglichen Maulbeerweines gehört.
Am besten genießt man das besondere Flair Tagananas, wenn man die kleinen, gepflegten Straßen und Gassen entlang geht und das eine oder andere Lokal betritt, in denen man hervorragend den guten Wein und die Küche kosten kann.
Weiter geht es nun, immer Richtung Nordküste, bis man den Ort Roque de las Bodegas erreicht. Ein Aussichtsweg, der in schroffen Fels geschlagen wurde und direkt ins Meer führt, bietet hier einen ungewöhnlichen Blick auf die wunderbar abwechslungsreiche Küste.
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Von hieraus hat man wohl den besten Blick auf die vorgelagerten Roques de Anaga, kleine Felsinselchen an der Nordostspitze Anagas. Gerade diese Formationen geben dieser Küste ihren besonderen Charme.
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Einige Kilometer weiter am Meer entlang erreicht man Benijo, einer über steilen Felsklippen gelegenen Siedlung. Hier in Benijo hat man als Autofahrer den nordöstlichsten Punkt der Insel erreicht und von hier gibt es nur noch Wanderwege in die unberührte Natur es Anagagebirges.
Besuchen sollte man eventuell die Bar „El Fronton“ in Benijo, denn von ihrer Terrasse aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Nordostspitze Teneriffas mit den vorgelagerten Felsen Roques de Anaga.
Tief unten liegt auch der dunkelsandige Strand „Playa de Benijo“. Die Strände hier an der Nordküste sind zwar wunderschön und locken vorwiegend Wellenreiter an, aber wegen der lebensgefährlichen Strömungen zum Baden nicht geeignet.
Von hieraus geht es wieder über Taganana und die steile Serpentinenstraße hinauf auf den Grat des Anagagebirges. Die Panoramastraße, Richtung La Laguna, führt oftmals direkt auf dem Gebirgskamm entlang und man kann die tiefen Schluchten links und rechts nur erahnen, denn die Straße wird meist von hohen Lorbeer- und Ginsterhecken eingefasst.
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Kurz vor dem Taborno, der mit 1024 Metern höchsten Erhebung des Anagagebirges führt eine Abzweigung in Richtung Taborno/Las Carboneras. Von Las Carboneras geht dann eine schmale, kurvenreiche Straße ins etwa zwei Kilometer entfernte Höhlendorf Chinamada, das man unbedingt besuchen sollte. Angeblich leben heute noch 15 Einwohner in den modernisierten Wohnhöhlen des Dorfes. Nachdem wir den fantastischen Wald auf unserem Weg ins Dorf Chinamada hinter uns gelassen hatten, wurde die Landschaft immer offener und wir hatten einen wunderbaren Blick auf den prächtigen, 706 Meter hohen Roque de Taborno.
Bei der kleinen Dorfkirche an der „Plaza San Ramon Chinamada“, endet die Straße. Hier befindet sich auch ein kleines Restaurant, das nicht umsonst den Namen "La Cueva" bekam, denn das Restaurant ist ebenfalls einer Höhle gleich in den Berg gehauen.
Die Häuser sind in alter Zeit in das Gebirge geschlagen worden und die Dächer und Fassade schauen ca. einen halben Meter an der Felswand hervor. Die Wohnräume selbst befinden sich direkt im Felsen. Die Ureinwohner Teneriffas, die Guanches, lebten hier in einer steinzeitlichen Kultur, bis die Spanier diese Insel um ca. 1402 eroberten.
Trotz einiger Satellitenschüsseln und Sonnenkollektoren, ist Chinamada so gut wie unverändert geblieben. Um in den Hängen die teilweise versteckten Höhlenwohnungen zu entdecken oder aber die herrlichen Aussichten zu genießen, lohnt sich ein Spaziergang ins Gelände.
Ein schmaler Weg, beginnend rechts neben der Kirche am Plaza San Ramon, führt zu abgelegenen Höhlenwohnungen und zu einer Kuppe, vor der sich die tiefe Schlucht des Barranco del Rio auftut. Immer wieder kann man hier eine interessante Vegetation auf trockenem Felsgrund bewundern.
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Hier gedeihen vor allem verschiedene Kakteen wie Opuntien und Wolfsmilchgewächse und die sehr schön angelegten Terrassenfelder zeugen vom Geschick der Dorfbewohner. Nach ca. 2 Stunden ging es dann wieder zurück zur Panoramastraße. Wer nun noch einen schönen Ausblick auf dem nördlichen Teil des Anagagebirges und der Inselhauptstadt Santa Cruz genießen möchte, sollte sich nicht den Blick vom Mirador Pico del Ingles entgehen lassen.
Da wir diesen Aussichtspunkt aber schon vor zwei Jahren besucht hatten, zog es uns zum wenige Kilometer entfernten Mirador Cruz del Carmen.
Dieser Aussichtspunkt, bei der am Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Wallfahrtskapelle Cruz del Carmen, gehört zu den meist besuchtesten im Anagagebirge.
Dass sich hier ein Stopp lohnt, zeigt der wunderbare Blick vom 920 m hoch gelegenen „Mirador Cruz del Carmen auf „La Laguna“ und dem im Hintergrund mit Wolken umhangenen Teide. Diese ständig wechselnde Kulisse von Sonnenschein und unheimlich wirkenden Wolken passt großartig zu der fantastischen Landschaft hier im Anagagebirge. Für uns ist dieser Tagesausflug an und für sich hier zu Ende. Von hieraus geht es nun durch den Mercedeswald in Richtung La Laguna und der Autobahn. In aller Ruhe genießen wir aber noch die riesigen Ginster- Lorbeer- und Erikasträucher, die beidseitig die Straße säumen und wie einen grünen Tunnel wirken lassen.
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