Vom Glück im Grünen
Das Sonntagsporträt: Manfred und Elke Wanierke genießen ihren Kleingarten
VON OPETRA VON DER LINDE
Die Sonne scheint. Der Himmel ist blau. Manfred Wanierke sitzt auf der Terrasse seines Schrebergartens im Schatten mächtiger Rhododendren und blickt sehr zufrieden auf seine kleine grüne Oase. Vor ihm stehen leckere Kekse und ein heißer Kaffee, den Ehefrau Elke gerade in der Laubenküche frisch aufgebrüht hat: Es ist erst zehn Uhr morgens, doch Wanierkes sind sich sicher: Heute ist einer von diesen Tagen, die man getrost schon vor dem Abend loben kann. Denn zu ihrem großen Glück brauchen die Rentner nicht mehr als ein paar warme Sonnenstrahlen - und ihren kleinen Garten mitten im Herzen Hamms. „Es ist einfach herrlich", schwärmt Elke Wanierke, „wir kommen her und genießen."
Die Wanierkes fühlen sich pudelwohl hier
Die Wanierkes fühlen sich pudelwohl hier, in der Kleingartenanlage „Ähsetal", wo die Gartenzäune nur kniehoch sind und die Lauben allesamt aussehen wie schlichte Lego-Häuschen in Einheitsrot. So ein Kleingarten ist eine wunderbare Beschäftigung, finden die beiden. Man trifft immer mal einen Nachbarn für ein kleines Schwätzchen am Gartenzaun, das ist schön und gehört einfach dazu.
Genauso wie die Fachsimpeleien mit Fremden, die gelegentlich an den Schrebergärten vorbeiflanieren: Von A wie Apfelbaumschnitt bis Z wie Zierkürbis reichen die Themen.
Sobald die Sonne scheint, fahren die Wanierkes raus in ihren Garten, manchmal schon direkt nach dem Frühstück. Denn vormittags, da sind sie sich einig, ist es dort am allerschönsten. Weil kaum Leute da sind und es besonders ruhig ist rundum.
Ein paar Frösche plätschern im Gartenteich und quaken ein fröhliches Morgenkonzert. Am Teichrand dümpelt ein abgesägter Baumstamm gemächlich vor sich hin - er dient als Sonnenbank für allerlei Wassergetier, das dort gerne eine Verschnaufpause einlegt.
|
Dann und wann krächzt eine vorbeifliegende Krähe. Ansonsten: Stille. „Man kann wirklich entspannen", sagt Elke Wanierke, „hier ist absolute Ruhe." Bisweilen brummt ein Rasenmäher durch das friedliche Idyll, aber das halten die beiden Frischluftfans für eine ganz gewöhnliche Gartenbegleitmelodie. Und, klar, es gibt Regeln, an die sie sich - wie alle anderen Kleingärtner auch - halten müssen. Zwischen Lauben und Gartenzwergen gilt das Bundeskleingartengesetz, daran lässt sich nun mal nicht rütteln. Ein Drittel ihres 360 Quadratmeter-Gartens ist seit je-her Nutzfläche, das ist so vorgeschrieben. Macht aber gar nichts, finden die passionierten Laubenpieper.
„Der Nutzgarten macht weniger Arbeit als die Zierflächen“ erklärt Manfred Wanierke. Besonders, seit sie das Einkochen dran gegeben haben und Erdbeeren, Erbsen und Co. einfach einfrieren oder direkt in der Laube zu einer schmackhaften Mahlzeit verarbeiten. „Man wird ruhiger", konstatiert Elke Wanierke, „die ganze Arbeit muss man nicht mehr haben. Lachend erinnert sie sich an trübe Winterabende, an denen sie mit ihrem Mann vor dem Fernseher eingemachte Birnen und Stachelbeeren aus dem Glas löffelte. „Es durfte ja nichts verkommen, da musste man sich dann opfern", sagt die 62 Jährige.
Wohnzimmer im Grünen
Wanierkes Wohnzimmer im Grünen ist mit den Jahren zu dem herangewachsen, was es heute ist. Begeistert von ihrem neu erworbenen Garten begannen die frisch gebackenen Gärtner mitten im Winter 1983, erste Pflanzen zu setzen. „Quatsch ist“ befanden wohlmeinende Ratgeber, „das wächst nicht an." Tat es aber doch - zum -, großen Erstaunen aller. „Wir hatten damals von Tuten und Blasen keine Ahnung", offenbart Manfred Wanierke schmunzelnd. Er hat nie einen Gartenplan gemacht, sondern sich inspirieren lassen - auf Reisen, in Parks, bei zahlreichen Fachschulungen. Oder von Spaziergängen an ungewöhnlichen Orten: „Auf Friedhöfen sieht man oft die schönsten Blumen."
Das meiste, was in Wanierkes Garten blüht, wächst und gedeiht, hat der 66-jährige Hobbygärtner selbst gezogen. „Außerdem kann mein Mann nie Nein sagen, wenn er Pflanzen angeboten kriegt", verrät Ehefrau Elke. „Wenn er eine Pflanze mitbringt, wird geguckt, wo noch ein Plätzchen frei ist." So verändert der Garten ständig sein Bild, kein Tag ist wie der andere. „Irgendwas blüht immer" - das fasziniert die Hobbygärtner stets aufs Neue.
|
Das üppig grünende Freiluftwohnzimmer in Schuss zu halten, kostet viel Zeit. Etliche Stunden ackert Manfred Wanierke vom Frühjahr bis in den Herbst unter freiem Himmel. „Man muss schon Spaß daran haben", betont er, „und Geduld braucht man auch." Doch die ganze Mühe lohnt sich„, das finden nicht nur Manfred und Elke Wanierke: Mehrfach wurde ihr Kleingarten mit Preisen ausgezeichnet und zuletzt 2007 bei einem bundesweiten Wettbewerb zum „Traumgarten" des Jahres gekürt. Die Homepage zum Garten von Manfred und Elke Wanierke mit tollen Fotos, nützlichen Tipps, Gedichten und Reiseberichten: www.manfred-wanierke.de
zurück
|