1989 Urlaub auf der Insel Föhr
Urlaub an der See kam für uns viele Jahre nicht infrage. Einige Freunde entdecken den deutschen Norden Jahr für Jahr, darum wollen auch wir in diesem Jahr Gezeiten und Wattenmeer erkunden. Beim Pläneschmieden haben wir uns für die Insel Föhr entschieden und wollen mit dem Rad rund um die Insel radeln und Land und Leute kennenlernen.
In Dargebüll geht es mit unserem PKW auf die Autofähre der Wyker Dampfschiff-Reederei, um bequem und problemlos auf die Insel Föhr zu kommen. Es ist die letzte Station vor dem Urlaub auf der Insel Föhr. Während der Überfahrt schnuppern wir schon einmal Nordseeluft und genießen den weiten Blick übers Meer. Seit wir auf der Fähre sind, haben wir einfach mal für diesen Urlaub die innere Pausetaste gedrückt, denn die kurze Schiffsreise zu der nordfriesischen Insel ist schon ein Genuss für sich. Nur 11 km vom Festland entfernt liegt die Insel Föhr. Sie ist eines der ältesten deutschen Nordseebäder – 1819 gegründet.
Wir haben am Ortsrand der Inselhauptstadt Wyk eine Ferienwohnung für die nächsten 3 Wochen gemietet. Die kilometerlange Strandpromenade und das Ortszentrum waren von unserer Wohnung in wenigen Minuten fußläufig zu erreichen. Der Reiz von Wyk liegt in seiner Vielfältigkeit. Der Ort bietet einen Mix aus Strandpromenade, weißem Sandstrand mit seinen Fischbuden und einem Innenstadtbereich mit kleinen Boutiquen, Cafés und Restaurants.
Wunderschön ist das Flanieren entlang der Strandpromenade mit Blick aufs Meer. Viele Sitzgelegenheiten im Grünen laden an der Promenade zu Pausen ein, so richtig um die Seele baumeln zu lassen.
Der Föhrer Veranstaltungskalender ist vielfältig. Zu einem festen Bestandteil zählen die Kurkonzerte.
Entlang der Promenade und von diversen Sitzplätzen kann man die Musik am Meer bei einem Eis lauschen. Fast immer gibt es dabei noch lebhaften Schiffsverkehr zu beobachten. In Wyk befindet sich der einzige Hafen der Insel Föhr, die Mole und der Fähranleger sind das Tor zur Insel.
Neben dem Fähranleger von Wyk und dem Fährhafen liegt der Binnenhafen. Hier liegen die Krabbenfischer der Insel.
Nach Feierabend wird hier direkt am Kutter ein Teil des Fangs von den Kurgästen gleich tütenweise an der Reling aufgekauft.
Wer Krabben mag, isst sie am liebsten frisch und gleich nach dem Kauf gepult. Auch wir haben uns hier mehrmals unser Abendessen gekauft und waren am Ende des Urlaubs fast perfekt im Krabbenpulen.
Nur einige hundert Meter vom Meer gibt es einige schöne Gassen. Hier kann man über Kopfsteinpflaster bummeln und die hübschen Friesenhäuser, schmucke Fassaden und Giebel auf schmalen Wegen entdecken.
Doch auch das Sonnenbaden, verbunden mit süßem Nichtstun im Strandkorb, kam während des Urlaubs nicht zu kurz. Immer wieder zieht es uns aber ins Wasser, sei es zum Schwimmen bei Flut oder dann, wenn das Wasser sich zurückzieht, zu einer interessanten Wattwanderung. Die wechselnden Wasserstände machen es möglich und das einmal mitzuerleben, war schon interessant.
Ob gemütlich im Strandkorb sitzend oder bei einer Radtour durch die elf jahrhundertealten Friesendörfer, Föhr bietet abwechslungsreiche Urlaubstage und dabei gibt es viel zu entdecken. Zu den Highlights gehören auch die eindrucksvollen Windmühlen, die sich über die Insel verteilen oder die Insel-Kirchen mit ihren alten Friedhöfen.
Ein besonderes Erlebnis ist es mit dem Fahrrad durch die grüne Landschaft, auf Marsch- und Geestwegen, zu radeln. (Der Name Marsch stammt aus dem niederdeutschen Wort für Weideland, und der Name Geest leitet sich von dem friesischen Wort „güst“ ab, was soviel bedeutet wie unfruchtbar, karg).
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Auf diesen Wegen kann man dem städtischen Trubel entfliehen und die große Einsamkeit auf dem Deich mit seinem herrlichen freien Blick über Land und Meer genießen. Nur die Schafe leisten uns Gesellschaft und begleiten uns Radfahrer auf/am Deich.
Auch das rund 12 km lange Föhrer Südufer, zwischen Wyk und Utersum, ist eine Naturlandschaft, in der es noch viele unberührte Abschnitte gibt. Immerfort reißt das Meer hier Land vom Geestkern der Insel ab. Am Gotingkliff sind es durchschnittlich 50 cm im Jahr. Das Kliff erstreckt sich über eine Länge von 1,7 km und ist bis zu 9 Meter hoch. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick auf das Meer und dem traumhaften Strand.
Dem über 600 Jahre alten Nordseebad Utersum, im Südwesten der Insel Föhr gelegen, haben wir auch eine Fahrradtour gewidmet.
Das beschauliche kleine Dorf hatte es uns angetan und von seinem langen Sandstrand bot er uns den Blick auf die Schwesterninseln Amrum und Sylt.
Vom Hafen in Wyk hat man die Möglichkeit die Nachbarinseln oder einige Halligen per Schiff zu erreichen.
Wir haben uns für einen Ausflug auf die Hallig Hooge entschieden. Sie wird auch die Königin der Halligen genannt.
Das Ausflugsschiff „MS „Klaar Kiming“ bringt uns in 65 Minuten in eine eigenartige Welt, wie sie ähnlich nur noch an wenigen Punkten Europas zu finden ist.
Am Anleger von Hooge mieten wir uns Fahrräder, um die sechs Quadratkilometer große Hallig abseits der Touristenroute zu erkunden.
Sie ist eigentlich schon eine kleine Insel, auf der - lt. Volkszählung von 1987 - 134 Personen in 52 Haushalten leben.
Ein 12 km langer, 1,20 Meter hoher Steindeich schützt das 700-ha-Land vor allzu häufigen, leichten Überflutungen, denn Hooge liegt nur knapp über dem Meeresspiegel.
Auf dem kleinen Eiland gibt es noch neun bestehende Warften -künstlich errichtete kleine Hügel, auf denen die Gehöfte oder Ansiedlungen stehen. Nur so kann man hier der Nordsee erfolgreich die Stirn bieten. Trotzdem heiß es mehrmals im Herbst und Winter “Land unter“, dann überflutet die Nordsee die Halligen, dass dann nur noch die Warften herausragen.
Mit einer Radfahrkarte wollen wir diese kleinen Häusergruppen auf den verschiedenen Warften erkunden. Mit Ausnahme der Volkertswarft und Mitteltritt liegen alle Hooger Warften an einem Wasser führenden Priel.
Wir radeln einmal quer über die Hallig und haben das Nass fast immer neben uns. Bald schon haben wir die schöne Kirchwarft erreicht und besuchen die St. Johannis Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Neben der Kirche, am Eingang des malerischen Hallig-Friedhofs, steht der Glockenturm mit einer zwischen 1841-1848 gegossenen Glocke.
Erbaut wurde der Glockenstuhl aus vier mächtigen, hier gestrandeten Eichenpfählen. Bei einer der schlimmsten Sturmfluten am 24.11.1981 wurde die Kirchwarft komplett überflutet.
Gemütlich fahren wir mit den Rädern über die Hallig, um das abseits vom Tagestourismus gelegene westliche Ende der Hallig ganz individuell zu erkunden. Wir sehen uns die Ipkenwarft und die dahinter liegenden Westerwarft an. Es sind Häusergruppen mit 2-3 Haushalten und insgesamt 10 Personen. An diesem Ende der Hallig verirrt sich kaum ein Tagesbesucher, denn ohne Rad ist es einfach zu weit weg. Zum Abschluss unserer Tour fahren wir zur Hanswarft, sie ist die Hauptwarft der Hallig. Hier essen wir uns noch ein Matjesbrötchen, bevor es wieder zurück aufs Schiff geht.
Auf der Rückfahrt nach Föhr lassen wir uns an Deck wieder die frische Meeresluft um die Nase streifen und genießen den Zwischenstopp an der Hallig Langeness. Sie ist mit einer Länge von 10 km die größte und längste Hallig Nordfrieslands. Sie hat 150 Einwohner, verteilt auf 1000 ha Land und 20 Warften.
Viel zu schnell vergehen die drei Wochen. Es waren schöne, sonnige Tage, ausgefüllt mit erfreulichen und interessanten Dingen und so geht es mit vielen Erlebnissen im Gepäck wieder zurück nach Hause.
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