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ecke2bc12                                Reise nach „Беларусь“ / Belarus

Lieber Besucher dieser Webseite, dieser Reisebericht ist etwas umfangreich geworden. Die vielfältigen und teilweise überwältigenden Reiseeindrücke haben es einfach nicht zugelassen, diesen Bericht zu kürzen. Sollte er ihnen zulang sein, dann schauen sie vielleicht später noch einmal vorbei, außerdem habe ich den Bericht absichtlich in vier Abschnitte aufgeteilt. Schon jetzt aber vielen Dank für ihr Interesse an Weißrussland und an das Kinderheim „Nadeshda“.

Manfred Wanierke

Mittwoch, 19. September 2007
Anreise mit Bus und Flugzeug nach Weißrussland

Donnerstag, 20. September 2007
Besichtigung des Kinderzentrum und Fahrt ins Dorf Komarowo im Rayon Mjadel Gebiet Minsk

Freitag, 21. September 2007
Heute ging es nach Minsk und anschließend besuchten wir weißrussische Kleingärtner

Samstag, 22. und Sonntag 23. September 2007
 Besichtigung des Freilichtmuseums für Architektur und Haushalt, Treffen mit Kindergruppen,
Geburtstagsfeier, 13 Jahre Nadeshda und Heimreise

1. Tag
Reise nach „Беларусь“ / Belarus

Nadeshdareise Gruppenfoto

Einige Bekannte begegnen mir mit einem fast schon bedauernden Blick, als sie erfahren, dass ich in ein Land fahre, in das eigentlich keiner fährt. Ein weißer Fleck auf der weltweiten Karte des Tourismus, nur bekannt durch die Katastrophe des „Zweiten Weltkrieges“ und des „Reaktorunglücks von Tschernobyl“. Aber gerade diese Katastrophe von Tschernobyl führt mich, besser gesagt, die Vorstandsmitglieder des Bezirksverbandes Hamm/Kreis Unna der Kleingärtner, Rolf König, Peter Schulz und Manfred Wanierke gemeinsam mit ihren Ehefrauen und 19 anderen Gartenfreunden des Landesverbandes Westfalen und Lippe der Kleingärtner, in dieses Land.

Ziel war auch in diesem Jahr wieder das Kinderzentrum Nadeshda (auf deutsch: Hoffnung), wo wir mit unseren „Weißrussischen Freunden“ gemeinsam den 13. Jahrestag des Kinderzentrums feiern wollen. Dieses Kinderzentrum wird schon seit einigen Jahren vom Landesverband sowie von einigen Bezirks- und Stadtverbänden mit Geld- und Sachspenden unterstützt. Das Zentrum ist eine ganzjährige Rehabilitations- und Erholungseinrichtung für Kinder und Jugendliche, die unter den Folgen der Reaktorkatastrophe im Atomkraftwerk Tschernobyl leiden.

Ausgangspunkt unserer gemeinsamen Reise war die Landesschule in Lünen, wo uns schon der Geschäftsführer des Landesverbandes Werner Heidemann erwartete. Reisepässe, Visum und Flugtickets wurden verteilt und dann ging es im elegant und gut gepolsterten Reisebus von Lünen über die Autobahn zum Flugplatz nach Frankfurt am Main. In dem Zeitraum, als Getränke angeboten und die Toiletten erklärt werden, habe ich Zeit und Muße, unsere Reisegruppe zum ersten Mal genauer in Augenschein zu nehmen. Um mich herum sitzen Gartenfreunde, an denen mir ihre Fröhlichkeit auffällt. Geht diese Reise wirklich in ein Land, das oft so hoffnungslos dargestellt wird? Einige meiner Mitreisenden scheinen sich außerdem schon lange zu kennen, stimmt, ich selbst fahre ja nun auch schon zum dritten Mal nach „Nadeshda“. Während der Busfahrt wird mir auch klar, dass für viele meiner Mitreisenden dieses Kinderzentrum schon so etwas wie ein zweites Zuhause geworden ist und das sie nicht als Touristen unterwegs sind, sonder als Freunde, die kranken Kindern helfen möchten.

Wir sind nun gemeinsam auf eine fünftägige Bildungsreise und wie unser Programmheft verspricht, wird der Höhepunkt der Reise die Begegnung mit Kindern und der 13. Geburtstag des Kinderzentrums sein.
Pünktlich um 15.00 Uhr hoben wir dann mit einer Boeing 737-500 der Belarussian Airlines bei fast wolkenfreiem Himmel ab. Unter uns, wie schon vor zwei Jahren, schön zu sehen das Frankfurter Kreuz und die Autobahn A3. So ging es nun in Richtung Minsk, wo wir gegen 18.00 Uhr, nach russischer Zeit, landeten. Nachdem wir diverse Schranken durchquert und die weißrussische Passkontrolle und Einreise hinter uns gebracht hatten, erwartete uns, unter der Leitung von Wjatscheslaw Makuschinsky (Direktor des Kinderzentrums), und der Dolmetscherin Elena, eine große Delegation weißrussischer Freunde. Hier Umarmen, dort ein Küsschen, der Empfang war wieder überwältigend.

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Anschließend ging es dann mit einem etwas überalterten Bus, ich glaube die Federung müsste mal erneuert werden, zunächst auf der P80, dann auf der P58 in Richtung Wilejka-See. Während der ca. 2-stündigen Fahrt durchqueren wir kleine und stille Dörfer, wir genießen die vorbeiziehende endlose Kulisse von Wald und Flur, die sich in den frühen Abendstunden wie ein farbenfrohes Bilderbuch darstellt.

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 2. Tag
Besichtigung des Kinderzentrums und Fahrt ins Dorf Komarowo im Rayon Mjadel Gebiet Minsk

Nach dem Frühstück informierte uns Wjatscheslaw Makuschinsky (Direktor des Kinderzentrums) über die Tätigkeit und Entwicklung des Kinderzentrums „Nadeshda“. Nadeshda heißt auf deutsch „Hoffnung“ und das Wort „Hoffnung“ hat in diesem Zentrum Form angenommen.

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Die Liste der Helfer und Organisationen ist lang. Ganz am Anfang stand eine politische Pilgerfahrt des "Christlichen Friedensdienstes" nach Minsk. Im Rahmen dieser Versöhnungsarbeit wurde die Tschernobylkatastrophe zu einem zentralen Thema. 1993 reiste dann eine Delegation der westfälischen Männerarbeit nach Weißrussland, um dort eine alte Erholungsstätte der Universität Minsk aufzukaufen. Hervorzuheben ist an dieser Stelle der ehemalige Geschäftsführer der Männerarbeit der evangelischen Kirche von Westfalen und damalige Vorsitzende des Bezirksverbandes Hamm-Kreis Unna der Kleingärtner e. V., Wolfgang Menzel. Nadeshdareise 07-7aUnter der Leitung von Wolfgang Menzel waren dann auch bereits im September 1993 Kleingärtner aus Schwerte, Bergkamen, Unna und Hamm die Ersten, die in Zusammenarbeit mit dem Sozialdienst "Evangelischer Männer" der evangelischen Kirche von Westfalen als Aufbauhelfer, als Handwerker vor Ort, den Grundstein für das Kindererholungszentrum „Nadeshda“, etwa 70 km nordwestlich von Minsk legten.
Der Landesverband Westfalen und Lippe und der Bezirksverband Hamm / Kreis Unna der Kleingärtner. unterstützen das Kinderzentrum seitdem ideell und materiell. Inzwischen hat sich zwischen den Mitarbeitern des Kinderzentrums, dessen Familien und vielen anderen belarussischen Bürgern eine Partnerschaft gebildet, sodass man sich gegenseitig einmal im Jahr besucht.

Alexander Ruchlja, einer der Gründer des Kinderzentrums berichtete anschließend über die Bedeutung der Datschenwirtschaft für die Ernährungs-, gesundheits- und sozialkulturelle Situation der Großstadtbevölkerung in Belarus. Da wir ja alle selbst Kleingärtner sind, war es für uns natürlich interessant, die Unterschiede der Deutschen und belarussischen Kleingartenbewegung kennenzulernen.
Laut Statistik gibt es zurzeit 1.265.000 private Grundstücke, davon sind 762.000 Datschenbesitzer. Das sind rund 15 % der gesamten Ackerfläche in Weißrussland. Gemeinsame Merkmale zwischen Kleingärtner und Datschenbesitzer gab es bis zum Jahr 1999. Bis dahin konnten Datschenbesitzer, so wie auch in Deutschland, das Grundstück nur pachten, jedoch ab 1999 können sie diese Grundstücke auch kaufen. Datschen und Gemüsegärten dienen auch heute noch als Schutz vor Armut in Belarus und bleiben weiterhin eine ernsthafte soziale Absicherung. 24 % der Lebensunterhaltung wird danach durch eigenen Anbau von Gemüse, Beeren und Obst auf den eigenen Datschen oder Privatgärten finanziert. Teilweise wird das Angebaute auch auf den Märkten in den Großstädten wie Minsk und Brest, verkauft. Nach den Angaben des Ministeriums für Landwirtschaft wurde im vergangenen Jahr auf den Datschen und in den Privatgärten ca. 40% des gesamten Milchvolumens, etwa 20 % Fleisch, 90 % Kartoffeln, 80 % Gemüse und Obst produziert. Das ist schon ein erheblicher Beitrag den die Gartenbesitzer leisten und deswegen spielen die Datschen auch heute noch für die Ernährung der Besitzer eine große Rolle. Durften die Grundstücke während der Sowjetzeit nur 400 qm groß sein, so können sie heute bis zu 1.500 qm groß sein. So war auch die Größe des Gartenhauses damals auf 6m x 6m begrenzt, ab 1999 gibt es keine Baubeschränkung mehr.
Nadeshdareise 07-6Ein anschließender Rundgang durch das geräumige Gelände des Kinderzentrums zeigt uns dann, dass in den liebevoll ausgestatteten Spielplätzen und Sportstätten jetzt die Kinder allgegenwärtig sind. Hier wird geschaukelt, dort wird gerutscht, überall sieht man Kinder, die hier mit der gesamten Schulklasse aufgenommen, betreut, gesund ernährt, ärztlich betreut und für ihr weiteres Leben vorbereitet werden. Jeden Tag, den sie hier verbringen, dient ihrer Erholung und verbessert ihre Überlebenschancen in einer verstrahlten Umwelt. Die Kinder kommen aus den stark kontaminierten Regionen der Gebiete Gomel’ und Magilev. Nach dem Aufenthalt in Nadeshda ist das Immunsystem der Kinder nachweislich deutlich gestärkt.
Damit das Kinderzentrum, das in einer unbelasteten Zone am Wilejka-See liegt, von der schwierigen Versorgungslage in Weißrussland abgesichert ist, werden auf einer angepachteten Fläche selbst landwirtschaftliche Produkte wie Kartoffeln, Rote Bete, Weißkohl, Heilkräuter usw. angebaut. Außerdem werden in drei jeweils 200 qm großen Gewächshäusern Tomaten und Gurken angebaut sowie Gemüsepflanzen vorgezogen.
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Beim weiteren Rundgang durch das Kinderzentrum kommen wir dann auch an den Ort, der zum Andenken an Wolfgang Menzel errichtet wurde. Wolfgang Menzel war einer der Initiatoren des Kinderzentrums.
Im Dezember 2005 verstarb er plötzlich und unerwartet auf dem Weg nach Nadeshda. Wolfgang Menzel hat uns allen vorgelebt, was Hilfe im alltäglichen Leben bedeutet. Sein besonderes Engagement galt den Kindern in Weißrussland, die unter den Folgen der Tschernobylkatastrophe leiden.

Deshalb wird Wolfgang Menzel auch nach seinem Tod von den Weißrussen wie einer von ihnen verehrt. Ihm zu Ehre wurde von den Spenden der vielen Trauergäste ein Fitness- und Gymnastikraum eingerichtet.

Am Nachmittag, um 14 Uhr, hieß es dann Abfahrt ins Innovationsprojekt Dorf Komarowo im Rayon Mjadel Gebiet Minsk. Hier wurden wir auch schon von dem Leiter des Dorfes, Edouard Vaitsiakhovich empfangen, der uns dann bei einem Rundgang das Projekt ausführlich erklärte.
Danach stellt die Republik von Belarus eine Region dar, die an historischen und kulturellen Denkmälern reich ist. Jedoch wird dieses unermessliche Potenzial aus den unterschiedlichsten Gründen nicht verwendet: politisch, ökonomisch, sozial. Leider sind die wertvollen Denkmäler des 18- und 19-Jahrhundert, sie gehörten alten belarussischen Familien, in einem schlechten Zustand.
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Dieser geschützte Bezirk hat außerdem die schönsten und saubersten Seen des Landes. Diese Gegend wäre für die Entwicklung des ökologischen Tourismus in hohem Grade vorteilhaft, was in Belarus aber nicht erkannt wird. Die Hochschulführung des Ortes versucht jetzt Partner zu finden, um die historischen Komplexe wieder herzustellen. Auf dem ökotouristischen Bauernhof „Podkostjolok“ endete dieser Tag dann mit einem folkloristischen Abend in echter Freude und Ausgelassenheit.

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