Bayrischer Wald – Neuschönau 1989/1990
Die Gemeinde Neuschönau, ein staatlich anerkannter Erholungsort, der in einer Höhe zwischen 700 und 1000 Metern liegt, war 1989 und 1990 unser Winterurlaubsziel. Schneeluft schnuppern war bei beiden Urlauben angesagt, denn der Winter versprüht seinen ganz besonderen Charme und die Welt ist etwas stiller.
Neben uns die tief verschneiten Baumwipfel, über einem der strahlend blauen Himmel und vor einem Nichts als grenzenloses Schneevergnügen – das ist Winterurlaub.
Für sportliche Herausforderungen und Abwechslung sorgte das Loipennetz rund um Neuschönau.
Doch auch die Nachbarorte des Bayr. Waldes bieten eine breite Auswahl an Loipen in verschiedenen Längen, Schwierigkeitsgraden und Höhenlagen und sorgten daher für jede Menge Freude am Skilanglauf. Rundloipen, regionale und überregionale Loipen bieten uns täglich neue Abwechslung.
Am ersten Urlaubstag tun wir uns noch etwas schwer, wenn wir erstmals im Winter wieder auf den schmalen Langlaufbrettern stehen. Wir fangen mit Loipen in ebenem Gelände an und genießen das stille Dahingleiten, um uns dann allmählich an schwierigere Streckenprofile heranzuwagen. So werden wir nach einigen Tagen wieder sicher in der Spur, auch wenn die Abfahrten auf Langlaufski nun mal schwierig sind. Jeden Tag ging es auf eine andere Loipe, denn im Bayr. Wald gibt es eine Menge herrlicher Langlaufloipen die erholsame Stille und herrliche Landschaften bieten.
Wir gleiten durch unberührten Schnee, der silbern im Sonnenlicht funkelt und es kann durchaus passieren, dass uns stundenlang keine Menschenseele begegnet. Durch das romantische Reschbachtal schlängeln sich gleich drei klassische Loipen. Sie bieten Langlauf-Spaß für Anfänger und Profis. Umgeben von herrlicher Natur kann man hier in einem idyllischen Schneeparadies Runden zwischen 5 bis 20 km drehen. Die Schutzhütte Oberes Reschbachtal, sie ist eine von vielen kleinen Hütten, die Schutz vor Unwetter und starkem Schneefall bieten. Sie bot auch uns wetterfesten Schutz für eine kleine Verschnaufpause.
Bei unseren Winterwanderungen auf Skiern ist auch eine Berghütte ein lohnendes Ziel. Die Zitzels Hütte am schönen Elmberg, außerhalb von Grafenau, bot uns in beiden Urlauben eine urige und gemütliche Einkehr. Das Gefühl ist herrlich, wenn man nach einer Skitour mit ein oder zwei Grogs wieder richtig auftaut oder man genießt einen Kaffee oder Tee, gern auch mal mit „Schuss“, weil es wetterfest macht. Der alte Holzofen sorgte für eine besonders angenehme Atmosphäre, denn er verbreitete wohlige Wärme. Neben dem herzlichen Service überzeugte auch noch eine schmackhafte Brotzeit, sodass wir nach jedem Besuch wieder mit Schwung hinunter nach Neuschönau fuhren.
Wenn Frost und Schnee die Landschaft verzaubern, fühlt man sich wie in einem Märchen und was passt da am Besten, als romantisch, mit 2 PS und Glockengeläut durch die weißblaue Winterlandschaft zu fahren.
Dick eingemummelt erleben wir die Schönheit des Bayrischen Waldes aus einer ganz anderen Perspektive und ein Stamperl Likör sorgte für die innere Wärme.
Schön ist es auch in der Winterstille zu Fuß unterwegs zu sein! Der Schnee knirscht unter den Füßen, die Wege sind geräumt und präpariert, sodass man kilometerweit laufen kann. Rund um Neuschönau gibt es viele schöne Wanderungen mit schönen Aussichten, die u.a. durch Wald oder am Waldrand vorbei führen. Ein besonders schöner Winterweg führte uns direkt vom Lusenparkplatz durch eine zauberhafte Fels- und Waldlandschaft hinauf zum Lusenschutzhaus auf eine Höhe von 1343 Meter, unterhalb des Lusengipfels. Auch wenn das Lokal leider geschlossen war, hatte sich der Aufstieg gelohnt.
Ein weiterer kalter Wintertag, das Thermometer zeigt weit unter null Grad, doch eingemummelt in dicke Winterjacken kann uns ein Spaziergang im Tierfreigelände des bayr. Nationalparks nichts anhaben. Eingebettet in eine vielgestaltige Waldlandschaft, wurden im Nationalpark Bayerischer Wald zwischen den Ortschaften Neuschönau und Altschönau Großgehege und Volieren errichtet und zum Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Lusen zusammengefasst.
Vom Parkplatz des Nationalparkzentrums starten wir auf naturnahen Gehwegen zu unserem sieben Kilometer langen Rundweg. Alle paar Schritte bleiben wir stehen, fasziniert von dieser Winteridylle. Wisente, Wölfe, Fuchs, Bären und viele andere Wildtiere haben hier im Tier-Freigelände ihre Heimat gefunden.
Leider ist es in diesem großen naturnahen Wald im Winter nicht so einfach die freilebenden Tiere zu beobachten, da sie in großräumigen, naturnahen Gehegen untergebracht sind – also beinahe wie in der freien Wildbahn. Wir müssen oft schon lange suchen und genau hinsehen, um sie in ihren Rückzugsmöglichkeiten zu sichten.
Ein Besuch im Museumsdorf Bayr. Wald bei Tittling ist auch im Winter sehr interessant und über den Zugang des Drehkreuzes möglich. Sind auch die Häuser im Winter geschlossen, kann man trotzdem einen Spaziergang durch das Museumsdorf machen. Es ist ein Spaziergang in die Vergangenheit, denn es zeigt die historischen Bauformen im Bayr. Wald aus dem 15. bis 19. Jahrhundert. Das Museum wurde 1974 mit der Restaurierung der 500 Jahre alten Rothaumühle gegründet und zeigt heute bereits 50 bäuerliche Anwesen aus dem gesamten Bayr. Wald. Zu sehen sind Bauernhäuser, Tagelöhnerhäuser, ein Sägewerk, mehrere Mühlen und die älteste Dorfschule Deutschlands.
In den Höhenlagen des bayr. Waldes wohnt zurzeit der Winter, doch in der Dreiflüssestadt Passau begrüßte uns bei unserem Ausflug ein nasskalter grauer Wintertag. Während der Himmel in einem konstanten Grauton getaucht ist, bummeln wir durch die Altstadt. Passau liegt auf einer schmalen Halbinsel am Zusammenfluss von Inn und Donau. Aus der Altstadtkulisse ragt imposant der Dom St. Stephan heraus. Er steht 15 Meter über der Donau auf einer kleinen Anhöhe. Es ist eine von 1668 wiedererbaute barocke Bischofskirche.
Zu beiden Flussufern fallen die Gassen teilweise in steilen Treppen ab und bringen uns zur Donaupromenade. Im Sommer liegen hier so einige Kreuzfahrt- und Ausflugsschiffe, heute liegt alles im Winterschlaf. Gegenüber der Donau thront 105 Meter über dem Tal auf dem St. Georgsberg die Veste Oberhaus. Es ist eine der größten und mächtigsten Burganlagen Europas. Während des Mittelalters wurde die Burg nur fünf Mal von Feinden bedroht, aber nie erobert. Von der Ilzseite führt eine befahrbare Straße zur Burg hinauf. Die Sonnenstrahlen haben heute nur wenig Kraft und das Tageslicht schwindet früh und so bietet eine warme Stube und ein heißer Kakao einen besonderen Genuss zum Abschluss unseres Ausflugs.
Von unseren Reisen bringen wir immer wieder eine Vielzahl neuer Eindrücke mit. Ferner ist es interessant, was die Einheimischen konsumieren. Der Bärwurz ist der Klassiker im Bayr. Wald. Der beliebte Schnaps wird aus der gleichnamigen Wurzel hergestellt und ist der Inbegriff für Bayr. Tradition.
Wieder zu Hause, soll uns die schönste Zeit des Jahres nach lange in Erinnerung bleiben, darum fahren wir am Ende unseres Urlaubs zur Bärwurzerei Hieke nach Zwiesel.
Hier wird seit 1949 nach einer überlieferten alten Familienrezeptur der echte Hieke Bärwurz – Bayernwaldwurzelschnaps - hergestellt. Bevor wir die Probierstube betreten, schauen wir uns die wunderschön gestaltete Fassade des Gebäudes an.
Im Innenraum werden uns verschiedene alkoholische Bayerwald-Spezialitäten kostenlos zur Probe angeboten und über dem Ausschank stand in großen Lettern
„hast du noch Geld in der Tasche, dann kauf dir hier ‘ne Bärwurzflasche“, denn auch zu Hause „bei Morgentau und Abendschimmer Hieke`s Bärwurz der schmeckt immer“.
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