Eine Stippvisite in der “Goldenen Stadt” an der Moldau
Mit 42 Teilnehmern rollte die diesjährige Busreise unter der Leitung von Rolf König von Bergkamen über Hamm-Rhynern, Kassel, Eisenach, Chemnitz nach Prag. Schon während der Anreise wurde klar: Da hat sich wieder eine tolle Truppe gefunden. Beim Bus-Imbiss mit Brötchen, Kuchen, Wein und diversen Likören lernten sich die Prag-Reisenden aus den verschiedensten Kleingärtnervereinen rasch kennen. Die Fahrt durch Thüringen und Erzgebirge wurde dann auch zu zahlreichen Fachgesprächen genutzt. Angekommen in der tschechischen Hauptstadt reichte der Ankunftsabend nur noch zu einem gemütlichen Beisammensein. Am nächsten Tag folgte dann eine umfangreiche Stadtrundfahrt mit Führung durch die Alt- und Neustadt von Prag.
Vorab sei gesagt, man braucht schon mehrere Aufenthalte um diese pulsierende Stadt nur annähernd kennen zu lernen. Nicht umsonst wurde die gesamte Stadt Prag zum Weltkulturerbe ernannt. Auf jeden Fall sollte man das Meiste, so wie wir es gemacht haben, zu Fuß erlaufen.
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Unser erster Besuch in Prag begann mit einem Rundgang durch den Wallensteingarten. Von hier aus ging es zu der weltberühmten Karlsbrücke. Kaum ein Besucher versäumt es, über sie zu bummeln. Die Karlsbrücke (Karluv most) überspannt die Moldau. 1357 wurde der Grundstein zum Bau der Brücke gelegt, nach dem die Vorgängerbrücke, die Judithbrücke, einem Hochwasser zum Opfer gefallen war. Erbaut wurde die 520 Meter lange Brücke mit ihren schönen Skulpturen, von Peter Parler. Historische Bedeutung erlangte die Karlsbrücke 1393, als Wenzel IV den später Heiliggesprochenen Erzbischof Johannes von Nepomuk von der Brücke in die Moldau stürzen ließ. Heute gilt sie als das Touristenziel von Prag. Der ansehnliche Altstädter Brückenturm stammt aus dem Jahre 1391. Wie die Fassade des Brückenturms heute noch zeigt, war er nicht für Verteidigungszwecke geeignet, sondern mehr als symbolisches Bauwerk für die kaiserliche Macht gedacht. Die Plastiken des Turms zeigen Karl IV. und Wenzel IV. Die zehn Wappen stehen für diejenigen Länder, die Karl IV. als römischen Kaiser anerkannten. In der Altstadt angekommen, schnuppern wir in der Mittagszeit Cafehausatmosphäre. In einem kleinen und interessant gestalteten Raum, erfüllt von vielstimmigem Gemurmel lassen wir uns verwöhnen.
Bummelt man von der Karlsbrücke aus weiter durch die verwinkelt angelegten Gassen der Altstadt mit ihren vielen Boutiquen, Souvenirläden, Kneipen und Kirchen, kommt man zum Wenzelsplatz. Der Wenzelsplatz (Václavské Nám.) ist eigentlich kein Platz, sondern eine ca. 1 km lange Flaniermeile mit alten Hotels und Cafehäusern im Jugendstil. Der Platz endet am National-Museum. Wenzel war im 10. Jh. Herzog von Böhmen und ist der Nationalheilige der Tschechen. Ursprünglich fand auf dem Wenzelsplatz ein Pferdemarkt statt. Heute ist der Platz ein Treffpunkt, wo man seinen Kaffee trinkt und in Geschäftspassagen bummeln geht.
Wenn man sich vom unteren Teil des Wenzelsplatzes einfach dem Menschenstrom anschließt, kommt man zuerst an einem kleinen Obstmarkt vorbei und gelangt dann zum Altstädter Ring. Der Altstädter Ring (Staromestské Nam.) bildet den Mittelpunkt der Stadt. Sehenswert sind hier das Rathaus mit der astronomischen Uhr, die St. Niklas Kirche, und das Hus-Denkmal. Hus war ein Prediger und wurde 1415 in Konstanz wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Die St. Niklas Kirche wird häufig für Konzertaufführungen genutzt. Der reiche Fassadenschmuck stammt von Antonin Braun. Die an einigen Stellen beschädigten Fresken stammen von dem bayrischen Maler Kosmas Damian Assam (1686-1739), der Szenen aus dem Leben des hl. Nikolaus und des heiligen Benedikt darstellte. Am Altstädter Ring liegt auch das Kafkahaus. Kafka, ein weltberühmter Schriftsteller (Der Prozess), lebte (1883-1924) immer in Prag und viele Gebäude erinnern an ihn. Der Altstädter Ring ist heute ein beliebter Treffpunkt, denn hier bieten sich zahlreiche Möglichkeiten die für das leibliche Wohlergehen sorgen, vom einfachen Prager Würstchen bis zum fürstlichen Schlemmermahl - und das zu angemessenen Preisen -. Auch wir machten hier Rast um uns zu stärken. Ein plötzlicher und lang anhaltender Regen sorgte dann dafür, dass wir anschließend, etwas durchfeuchtet, den auf uns wartenden Bus erreichten.
Auch der nächste Tag sollte etwas feucht beginnen. Bei Nieselregen ging es per Bus zum Hradschin (Hradcan). Die größte bewohnte Burg der Welt ist seit dem 9. Jahrhundert, von einigen Unterbrechungen abgesehen, das politische Zentrum Prags und Böhmens. Der Hradschin war die Residenz der Kaiser Karl IV und Rudolf II. Auch heute residiert hier der Präsident der Tschechischen Republik. Im Hradschin gab es 1618 den berühmten Prager Fenstersturz, der dann den 30jährigen Krieg auslöste. Hier wurde auch Maria Theresia zu Kaiserin gekrönt.
Zum Hradschin gehören der gotische St. Veits-Dom, zahlreiche Residenz-Gebäude und eine große Parkanlage, von der man einen faszinierenden Blick auf die Altstadt hat. Großer Andrang herrschte bei der Besichtigung des St. Veits-Dom, eine gotischen Kirche mit zwei ca. 100 m hohen Türmen, schönen Fensterbildern und einem herrlichen Kirchenschiff (124 m lang und 34 m hoch). Baumeister war Peter Parler. Begonnen wurde der Bau im 14. Jahrhundert.
Bei dem anschließenden Besuch im „Goldenen Gässchen“, auch Goldmachergässchen genannt, herrschte großes Gedränge. Das Gässchen, das zwischen den beiden Geschütztürmen der alten Burgmauer liegt, die Karl IV. im 14 Jahrhundert mit Goldblech decken ließ. Ihr Leuchten soll man in der ganzen Stadt gesehen haben, die seitdem ihren stolzen Beinahmen trägt. Die malerische Gasse entwickelte sich zu einem Touristenmagneten. Einst lebten in den winzigen Häuschen die Burgschützen des Königs, später ließen sich hier auch viele arme Leute nieder. Die Gasse war teilweise nur einen Meter breit und die sanitären Verhältnisse waren erbärmlich. Auch Franz Kafka lebte hier einige Jahre und arbeitete an seinen Werken. Heute haben sich in den winzigen Häuschen Souvenirläden niedergelassen und profitieren von dem scheinbar nie enden wollenden Touristenstrom aus aller Welt.
Am Nachmittag hieß es dann „Leinen los“. Es ging an Bord eines modernen und komfortablen Schiff und wir konnten die architektonisch interessantesten und bekanntesten Sehenswürdigkeiten entlang des Moldauufers wie Karlsbrücke – Nationaltheater – und Prager Burg einmal vom Wasser bewundern.
Bei strahlendem Sonnenschein am folgenden Tag besuchten wir die Bierstadt Pilsen und besichtigten die weltbekannte Pilsener Urquell Brauerei und das Biermuseum. Das goldene Lagerbier erblickte hier in Pilsen 1842 das Licht der Welt. Viele hunderte Biere gibt es mit der Bezeichnung Pils und Pilsener, Pilsner Urquell ist hingegen das einzige weltweit bekannte Original. Als 1648 der 30jährige Krieg zu Ende ging, wurden in Pilsen noch 26 Brauereien gezählt, doch von Braukunst konnte damals keine Rede mehr sein. Seitdem König Wenzel II. 1295 -260 seiner Bürger- das Braurecht verliehen hatte, wurde hier das edle Getränk gebraut. Was aber jetzt die Brauereien verließ, war kaum noch zum Genuss geeignet. Erst als 1842 die neu erbaute Bürgerliche Brauerei ihren Betrieb aufnahm, konnten sich böhmische Biere den Markt zurückerobern. Bis heute wird dort noch das berühmte und gern getrunkene Pilsener Urquell gebraut. Wie das Pilsener Urquell heute hergestellt wird, konnten wir bei einer Führung durch die Urquell-Brauerei erleben.
Am Abend ging des mit der Metro vom Haltepunkt „Ceskomoravska“ nach „Mustek“ in die Altstadt von Prag. Hier bummelten wir durch die zauberhaften Gassen entlang der Moldau zur Karlsbrücke. Wenn dann das milde Abendlicht die Burg und Türme, Häuser und Skulpturen umfängt, macht Prag seinem Namen als „Goldene Stadt“ alle Ehre. Die Gruppe war begeistert von der einzigartigen Atmosphäre Prags. Die beleuchtete Stadt verzauberte alle.
Nach dem Frühstück am Samstag traten wir unsere Ausflugsfahrt nach Marienbad und Karlsbad an. Der weltberühmte Kurort Marienbad liegt in einem der schönsten Waldtäler Böhmens und bietet einen unglaublichen Reichtum an natürlichen Heilquellen. Hier haben sich schon viele bekannte Persönlichkeiten wie z.B. Chopan, Goethe oder aber auch König Edward bei einem Kuraufenthalt erholt. Im Kurbad angekommen begann unsere Stadtführung durch den berühmten Kurort. Die imposante Architektur des 19. Jahrhunderts prägt die meisten der stilgerecht restaurierten Gebäude und lässt die gute alte Zeit aufleben, in denen hier die Monarchen verkehrten.
In den letzten Jahren wurden viele architektonisch und historisch wertvolle Häuser als Denkmalobjekte erklärt: St.Vladimir orthodoxe Kirche mit unikatem Majolikaaltar, Haus "Zur goldenen Traube" (heutiges Stadtmuseum) aus dem Jahre 1818, Anglikanische Kirche (1879), Haus "Weißer Schwan" (heute Chopin), römisch-katholische Maria Himmelfahrt Kirche (1848), evangelische Kirche, Kolonnade mit dem Pavillon der Kreuzquelle, Kolonnade der Ferdinand Quellen, Zentralbadgebäude, Neubad und Gesellschaftshaus Casino (Josef Schaffer zwischen 1887-1910) und viele andere. Das Kurzentrum der Stadt ist als Denkmalschutzzone erklärt. Sehenswert ist auch die im 90 ha großen Park gelegene „Singende Fontäne“.
Am Nachmittag ging es dann weiter nach Karlsbad, dem größten und ältesten tschechischen Heilbad. Malerisch im Tal des Flusses Teplá gelegen, hat sich Karlsbad zum hochklassigen gesellschaftlichen Treffpunkt entwickelt. Das Bad ist durch Persönlichkeiten wie, Kemal Atatürk, Bismarck, Michail Gorbatschow, Brahms und Goethe bekannt geworden.
Um 1350 vom Böhmischen König und Römischen Kaiser Karl IV. gegründet, ist Karlsbad berühmter und größer als Marienbad. Der Sage nach war Kaiser Karl IV. in den Wäldern entlang des Flusses Teplá auf der Jagd. Bei der Verfolgung eines Wildes fiel einer seiner Hunde in ein tiefes Loch, voll mit warmem Quellwasser. Der eilig herbeigerufene Kaiser bemerkte gleich, wie kostbar das hier aus der Erde sprudelnde Wasser ist. Ohne zu zögern trank er selbst davon - und fast wie durch Zauberhand verschwanden schon nach wenigen Tagen seine Leiden. Hoch erfreut über den Fund der Quelle ordnete der Monarch an, dort eine Siedlung aufzubauen - und gründete Karlsbad. Wie schnell 6 Tage umgehen merkten wir am Sonntagmorgen, als es hieß – Koffer einladen – wir fahren wieder nach Hause. Ein letzter wehmütiger Blick zurück zur Karlsbrücke und der Burg und dann ging es auch schon auf die Autobahn Richtung Hamm und Bergkamen. Auch die 14. von Rolf König organisierte Reise der Bergkamener Interessengemeinschaft der Kleingärtner war ein voller Erfolg und sicherlich wird in den nächsten Monaten schon für die 15. Reise dieser Gruppe geplant.
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