Das "Obere Mittelrheintal" ist als Urlaubsgebiet, durch Wein, Burgen und die Loreley, weltweit bekannt. Es erstreckt sich über ca. 70 km von Rüdesheim/Bingen bis Koblenz. Dieses wohl schönste Fleckchen am Rhein gehört seit 2002 mit seinen imposanten Weinbergen und der großartigen Kulturlandschaft zum UNESCO-Welterbe. Hier ändert das Rheintal seine Weitläufigkeit. Der Rhein fließt nun durch das enge Tal des Rheinischen Schiefergebirges.
Die Hänge werden steiler und beidseitig des Rheins stehen zahlreiche Burgen und Schlösser zwischen Berg und Tal, die bei den Besuchern aus der ganzen Welt einen starken Eindruck hinterlassen, so auch bei uns. Es entwickelten sich bedeutende Orte entlang des Rheins, von denen wir einige bei unserem Kurzurlaub besuchten. Unsere erste Station war die Stadt Bingen, die auch “das Tor zum Mittelrhein“ genannt wird. Dieser Ort und auch die Rheinpromenade erhielten durch die Landesgartenschau 2008 ein neues Gesicht. Aus einer alten Hafenbrache, die damals total verwildert war, wurde eine beeindruckende Parklandschaft, die sich sehen lassen kann.
Bei einem ersten Bummel durch Bingen standen wir schon kurze Zeit später am Fuß der Burg Klopp. Durch den Burggraben, eine gepflegte Grünanlage, gelangten wir nach kurzer Zeit über schön angelegte Treppen in den Burghof. Heute beherbergt die Burg keine Raubritter mehr, sondern die Stadtverwaltung von Bingen hat hier oben ihren Sitz. Von Burg Klopp aus hat man einen herrlichen Ausblick auf die Stadt, die Nahemündung mit dem Binger Wahrzeichen, dem Mäuseturm und der Drususbrücke, die ihren Namen dem römischen Feldherren Drusus verdankt, der die erste hölzerne Brücke in Bingen über die Nahe baute. Die Drususbrücke ist heute eine der ältesten Steinbrücken Deutschlands. Ferner hat man von hier einen schönen Blick auf die Ruine Ehrenfels am Tor zum romantischen Rhein sowie auf die Rebhänge des gegenüberliegenden Rheingaus. Wir bummeln weiter durch den Ort und überqueren die Eisenbahnschienen und stehen nach ein paar Metern am Rhein. Hier beobachten wir das rege Schiffstreiben auf Europas verkehrsreichstem Wasserweg und das „Hin und Her“ an den Eingangstoren der Landesgartenschau.
Bevor wir uns die Landesgartenschau, entlang der Rheinpromenade, ansehen wollten, interessierte uns erst einmal die abwechslungsreiche Landschaft rund um Bingen. Unser Weg führte uns oberhalb der Stadt Bingen auf den lang gestreckten Höhenrücken des Rochusberges. Hier führen 8 wunderbare Rundwege sowie ein Kunst- und Weinwanderweg, ein Weinlehrpfad und ein Naturlehrpfad durch Feld, Wald und Weinberge und bieten immer wieder herrliche Blicke ins Tal.
Ein weiterer Tag unseres Aufenthalts in Bingen führte uns mit Schiff, Sesselbahn und Seilbahn rund um den Niederwald. Am frühen Morgen ging es mit der Bingen-Rüdesheimer-Schiffahrtsgesellschaft von Bingen, vorbei an Bingens Wahrzeichen dem Mäuseturm und der Ruine Ehrenfels nach Assmannshausen. Hier bummelten wir erst einmal durch das berühmte Rotweinstädtchen mit seinen verwinkelten und romantischen Gassen in der Altstadt und den Weinlokalen, was uns jedoch, aufgrund der frühen Stunde, noch sehr verschlafen begrüßte. Die Panoramafahrt von Assmannshausen mit der Sesselbahn zum Jagdschloss Niederwald entschädigte uns mit einem herrlichen Blick auf den Ort sowie ins romantische, eng geschwungene Rheintal mit seinen steilen Weinhängen. Von der Bergstation bis hin zum Jagdschloss mit seinem interessanten Rotwildpark ist es nur ein kurzer Weg.
Weiter ging der Weg auf stillen Waldwanderwegen, vorbei an den Aussichtspunkten auf die Nahemündung, das Binger Loch mit der Burgruine Ehrenfels und den Mäuseturm, zum berühmten Niederwalddenkmal. Es wurde in den Jahren 1877-1883 errichtet. Das 38 Meter hohe Denkmal symbolisiert die Wiedererrichtung des Deutschen Kaiserreiches nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71. Hauptfigur ist die Germania mit der Kaiserkrone in der erhobenen rechten und dem Reichschwert in der linken Hand. Von hier aus ging es mit der Seilbahn wieder ins Tal. Wieder hatten wir eine fantastische Aussicht auf das Rheintal bis nach Mainz und auf die romantische Altstadt von Rüdesheim. Hier merkt man sofort, dass diese Stadt zu den bekanntesten Orten am Rhein gehört. Besucher aus aller Welt findet man in urigen Gastwirtschaften, Winzerhöfe und romantischen Innenhöfen und natürlich in der berühmten Stimmungsmeile, der Drosselgasse und genießen bei Musik und Tanz den weltbekannten Rüdesheimer Riesling oder einen original „Rüdesheimer Kaffee“. Nach einem schönen Tag geht es noch einmal über den Rhein zurück zum Ausgangspunkt.
Der nächste Tag stand ganz im Fokus der Landesgartenschau. Uns erwartete auf dem 24 Hektar großen Gelände eine Blütenmeererlebnisreise. Am 2,8 km langen Rheinufer lud die dritte rheinland-pfälzische Landesgartenschau zu einem blühenden Farbenspiel ein. Englische Experten gestalteten in der historischen Hindenburganlage einen einzigartigen Rosengarten, Dichtergärten boten Ruhe und der „Hildegarten“ mit dem Kräutergarten erzählt von den Geheimnissen der wohl berühmtesten Tochter der Stadt – Hildegarten von Bingen -. und ein japanischer Zierkirschenhain spendet Schatten vor starker Sonneneinstrahlung.
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Musterkleingärten, liebevoll gestaltete Parklandschaften und die Partnerschaftsgärten zeigen bezaubernde Blumenarrangements und geben dem ehemaligen Binger Stadthafen ein neues Gesicht. Trotz des herrlichen Sommerwetters darf man nicht versäumen einen Blick in die Hallenschauen zu werfen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Die Orchideenschau war ein besonderer Anziehungspunkt, den sie bezaubert durch ihren Formen- und Farbenreichtum. Bei dieser Hallenschau fanden wir die herrlichsten Arrangements der bildschönen Blüher. Bis spät in den Abend flanierten wir auf der Rheinpromenade, umringt von Blütenteppichen und einer imposanten Weinberglandschaft.
Nachdem das Kleingärtnerherz voll auf seine Kosten gekommen war, stand heute ein Rundgang durch die historische Stadt Bacharach auf dem Programm, das eine der am schönsten erhaltenen historischen Ortsbilder am Rhein besitzt. Das mittelalterliche Stadtbild mit der alten Stadtbefestigung und dem Stadtmauerrundweg, Burg Stahleck (eine der schönsten Jugendherbergen im Rheintal) und der gotischen Wernerkapelle haben die starke Anziehungskraft bis heute nicht verloren.
Ein Erlebnis besonderer Art war die Besichtigung der größten Burgruine am Mittelrhein, der Burg Rheinfels in St. Goar. Wir waren überrascht von der Ausdehnung dieser Ruinenanlage (sie ist die größte am ganzen Rhein) und vom Gewölbekeller im Herzen der Burg.
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Das Gewirr an Wehr- und unterirdischen Minengängen gehört zu den größten mittelalterlichen Gewölbekonstruktionen in ganz Europa und ist heute noch teilweise begehbar. Ein Bild über die Bedeutung und Macht am Rhein der einst stolzen Burg erhielten wir beim Besuch im Museum im ehemaligen Kapellenraum.
An der größten und landschaftlichsten Schleife des Rheines, nahe der Loreley, liegt die Stadt Boppard, eine eigene kleine Urlaubswelt. Diese, schon von den Römern besiedelte Stadt hatten wir uns als letzte Station unserer Rheinreise ausgesucht. Bei einem Bummel durch den historischen Stadtkern trifft man immer wieder auf steinerne Zeugnisse mit einer fast 200-jährigen bewegten Vergangenheit. Viele Wege führen dabei durch winkelige Altstadtgassen mit ihren vielen alten, schönen Fachwerkhäusern und über romantische Plätze zu den bekannten und versteckten Schätzen der Stadt.
Pures Vergnügen ist das Flanieren auf der Uferpromenade, entlang der blühenden Rheinallee, mit seinen zahlreichen Lokalen und Gartencafés. Diese Rheinpromenade ist eine wahre Augenweide. Zahlreiche Flusskreuzfahrtschiffe liegen am Ufer und immer wieder legen Ausflugsschiffe an, die mit ihrem Schiffshorn zu Rund-, Tages- oder romantischen Abendfahrten auf dem Rhein einladen.
Wer in Boppard Station macht, muss auch die Attraktion am Mittelrhein gesehen haben. Vom Mühltal geht es mit der Sesselbahn auf eine Höhe von 240 Metern zu den schönsten Ausblicken des Rheintales. Vom Gedeonseck eröffnet sich ein wunderbares Panorama auf die weite Rheinschleife mit der bekannten Weinlage „Bopparder Hamm“. An den sonnigen Südhängen der größten Rheinschleife, die zu den steilsten Deutschlands zählen, reifen Weine der Spitzenklasse heran. Tief beeindruckt scheint eine Steigerung kaum möglich, doch der nahe Vierseenblick verblüfft das Auge auf seine ganz spezielle Weise: Wie eine Kette funkelnder Seen erscheint hier der Rhein, unterbrochen von grünen Höhenzügen. Tatsächlich kommt dies dadurch zustande, dass die Rheinschleife an bestimmten Stellen verdeckt wird. Wer hier landet, hat nun die freie Wahl zwischen erfrischenden Ausflugslokalen oder einer ganzen Reihe schöner Wanderwege oder man genießt beides, wie wir es getan haben.
Zum Schluss unserer Mittelrheintour durften natürlich Koblenz und das „Deutsche Eck“ nicht fehlen. Durch die Ansiedlung des Deutschen Ordens am Zusammenfluss von Rhein und Mosel im Jahr 1216 erhielt dieser geschichtsträchtige Platz seinen Namen. Kaiser Wilhelm I, der nach 3 Kriegen die Einigung Deutschlands herbeigeführt hatte, wurde hier ein Denkmal gesetzt.
Das insgesamt 37 Meter hohe Monument – 14 Meter entfallen übrigens allein auf das Reiterstandbild, das Kaiser Wilhelm I. mit einer Siegesgöttin zeigt – ist heute Besuchermagnet für mehr als 2 Millionen Menschen jährlich und gehört auch seit 2002 zum Unesco Welterbe "Oberes Mittelrheintal". Ein weiterer Besuchermagnet ist die am rechtsrheinischen Ufer gelegene mächtige Festung Ehrenbreitstein. Die größte erhaltene Festung Europas wurde in ihrer heutigen Form zwischen 1817 und 1828 erbaut. Sie galt einst als stärkste deutsche Festung und somit als uneinnehmbar. 118 Meter über dem Rhein hat man den wohl fantastischsten Ausblick auf Koblenz.
Wie eine Zeitreise durch eine spannende Geschichte waren unsere Ferien im Mittelrheintal, doch auch eine außergewöhnliche Flora und Fauna, begünstigt durch das milde und sonnige Klima des Rheintals, haben wir hier kennen gelernt.
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