Ostern 1993 in Berlin
Jedermanns Alltag ist meist stressig, mit Pflichten verbunden und von Terminen und Verbindlichkeiten übersät. Immer ist man versucht sein Bestes zu geben und alles unter einen Hut zu bringen, doch hin und wieder muss man einfach dem stressigen Alltag entfliehen und so hatten wir Ostern 1993 Lust auf eine Auszeit. „Mach mal Pause“, Berlin ist immer eine Reise wert, lautete eine Anzeige in unserer Tageszeitung. Und so fuhren wir mit unserem hiesigen Busunternehmen für 4 Tage nach Berlin. Für die Reisegruppe waren Zimmer im Plaza Hotel, direkt am Kurfürstendamm gebucht, so dass die Sehenswürdigkeiten im wahrsten Sinne des Wortes „nur um die Ecke“ lagen.
Für den ersten Abend hatten wir uns für die Musical-Weltpremiere „Sag mir wo die Blumen sind“ Karten im Theater am Kurfürstendamm reservieren lassen. Friedrich Kurz verfasste 1993 unter diesem Titel ein Musical über das Leben von Marlene Dietrich.
Mit der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 ist Berlin wieder gesamtdeutsche Hauptstadt und die wollten wir uns in den kommenden Tagen ansehen.
Da wir so zentral wohnen, geht es über den Kurfürstendamm zuerst zur Kaiser-Wilhelm-Gedächniskirche. Sie wurde 1891-95 zum Gedächtnis des 1888 verstorbenen Kaisers Wilhelm I. erbaut und im Zweiten Weltkrieg fast ganz zerstört.
Weltbekannt als Wahrzeichen des Berliner Westens ist die Turmruine der zerstörten neuromanischen Kirche, die heute ein Museum und Mahnmal für Frieden und Versöhnung ist.
Ein großer Teil der Ruine wurde noch in den 1950er Jahren abgerissen. Der rund 68 Meter hohe Turmcorpus blieb als Mahnmal gegen den Krieg erhalten und wurde durch einen vierteiligen Kirchbau ergänzt.
Direkt neben der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche gelegen, bietet das Einkaufszentrum Europa-Center für uns ein Erlebnis der besonderen Art: Ein so großes Einkaufscenter mit über 70 Shops gibt es in unserer Umgebung nicht.
Nicht nur die verschiedensten Geschäfte sind hier ansässig, sondern auch kulinarisch hat das Einkaufszentrum Berlin für jeden Geschmack etwas zu bieten. Mit den Stachelschweinen, ein Berliner Kabarett-Ensemble, bietet das Europa-Center seit 1965 einen kulturellen Höhepunkt.
Bereits von daheim haben wir uns für Ostersonntag 2 Plätze reservieren lassen. Ein Wahrzeichen des Europa-Centers ist der weithin sichtbare Mercedes Stern auf dem Dach des Büro-Turms.
Er ist drei Tonnen schwer, hat einen Außendurchmesser von zehn Metern und dreht sich rund zweimal pro Minute um sich selbst.
Das Elefantentor, in unmittelbarer Nähe zur Kaiser-Wilhelm-Gedächnis-Kirche gelegen, ist eines von zwei öffentlichen Haupteingängen des Zoologischen Gartens in Berlin.
Das von 1983 bis 1984 im ostasiatischen Stil errichtete Tor erhält seinen Namen durch zwei lebensgroße liegende Elefanten aus Sandstein, die ein Pagodendach aus rotem Holz, goldenen Ornamenten und grünglasierten Ziegeln tragen.
Die Rekonstruktion basiert auf dem gleichnamigen Originalbau aus dem Jahr 1899, der während des Zweiten Weltkriegs zerstört wurde. Heute zählt das Tor zu den Wahrzeichen des "Zoologischen Gartens".
Auf dem Mittelstreifen der Tauentzienstraße, die Fortführung des Kurfürstendamms vom Breitscheidplatz bis zum Wittenbergplatz, benannt nach dem preußischen General Tauentzien, steht seit 1987 die Skulptur „Berlin“, des Künstlerehepaares Matschinsky-Denninghoff.
Sie wurde anlässlich des Berliner Stadtjubiläums zur 750 Jahrfeier als Beitrag zum Skulpturenboulevard Kurfürstendamm/Tauentzien geschaffen.
Die monumentale torartige Skulptur aus Chromnickelstahl-Röhren symbolisierte mit ihren ineinander verschlungenen, aber getrennt aufgestellten beiden Teilen die Situation des geteilten Berlins.
Schon 2 Jahre später fiel die Mauer und die einst geteilte Stadt wurde wieder vereint. Das von der Skulptur gebildete Tor kann man durchschreiten und ist ein beliebtes Fotomotiv von Berlin.
Wir genießen eindrucksvolle Tage in Berlin und gehen von einem bekannten Wahrzeichen zum nächsten.
Die Siegessäule mit der goldenen Skulptur auf dem "Großen Stern" gehört auch dazu. 1864 bis 1973 als Nationaldenkmal der Einigungskriege erbaut wurde sie 1938/1939 vom Königsplatz, 1,6 Kilometer westwärts auf ihren heutigen Standort, den "Großen Stern", versetzt und um einige Meter aufgestockt.
Die Gesamthöhe der Siegessäule einschließlich der Statue beträgt heute 67 Meter. Im Inneren führt eine Wendeltreppe mit 285 Stufen zur 51 Meter hoch gelegenen Aussichtsplattform.
Wir sind jedoch nicht hinaufgeklettert, sondern lieber durch den nördlichen Teil des "Großen Tiergartens", entlang der Straße des 17. Juni, Richtung Brandenburger Tor gelaufen.
Das Tor am Pariser Platz wurde in den Jahren von 1788 bis 1791 auf Anweisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II nach dem Vorbild der Propyläen und des Parthenon-Tempel in Athen errichtet.
Das Tor ist 65,5 Meter breit, 11m tief und bis zur Spitze der Quadriga 26 m hoch. Gottfried Schadow war der Schöpfer der 6 m hohen Quadriga. Es ist das einzige erhaltene Stadttor Berlins und markierte ab 13.8.1961 die Grenze zwischen Ost- und West-Berlin und damit wurde das Gebiet rund um das Tor „Sperrgebiet“.
Es war bis zur deutschen Wiedervereinigung Symbol des Kalten Krieges. Am 22.12.1989 wurde es unter dem Jubel der Bevölkerung für Fußgänger wieder geöffnet. Das Brandenburger Tor wurde nach 1990 zum Symbol der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.
Tief beeindruckt setzten wir unseren Rundgang auf der Straße "Unter den Linden" fort. Sie führt vom Brandenburger Tor rund 1 ½ Kilometer in Richtung Alexanderplatz mit dem Fernsehturm.
Der Fernsehturm wurde von 1965 bis 1969 von der Deutschen Post der DDR auf einer Freifläche zwischen dem historischen Marienviertel und dem Alexanderplatz errichtet.
Er ist mit 368 Metern das höchste Bauwerk Deutschlands. Er erhielt 1979 in der DDR den Denkmalstatus, der nach der deutschen Wiedervereinigung fortgeschrieben wurde.
Der Neptunbrunnen von Berlin ist ein Ende des 19. Jahrhunderts geschaffener Springbrunnen. Anfangs Kaiserbrunnen, dann Schlossbrunnen oder auch nach seinem Schöpfer Reinhold Begas „Begasbrunnen genannt, stand er früher vor dem Berliner Stadtschloss. Seit 1969 steht er auf dem Alexanderplatz, zwischen Marienkirche und "Roten Rathaus". Er ist einer der größten bildkünstlerischen Brunnenanlagen und beeindruckt schon durch seine Größe. Bis zur Spitze von Neptuns Dreizack sind es 10 Meter. Der Brunnen hat eine Grundfläche ähnlich einem vierblättrigen Kleeblatt und sein aus roten polierten Granit bestehenden Wasserbecken misst 18 Meter im Durchmesser. In dessen Mitte erhebt sich eine Felseninsel aus dem Wasser und auf dieser thront der Meeresgott Neptun, umgeben von Putten und Meerestieren. Den Brunnenrand zieren vier weibliche Figuren, die die Flüsse Elbe, Oder, Rhein und Weichsel symbolisieren.
Von hier geht es nun zum nördlichen Teil der Spreeinsel – Museumsinsel -.
Hier steht die Domkirche zu Berlin. Die von 1894 bis 1905 errichtete Kirche ist eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands und die größte Kirche Berlins. Sie wurde im pompösen Stil der "Wilhelminischen Ära" als Hof- und Grabkirche der Hohenzollern errichtet.
Unter der Kirche liegt die Hohenzollerngruft. Hier ruhen u.a. der Große Kurfürst, König Friedrich I. und Friedrich Wilhelm II. Im Inneren befinden sich viele Denkmäler. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom stark beschädigt. Die Außenrestaurierung begann 1975 und wurde 1984 abgeschlossen. Das denkmalgeschützte Gebäude besteht aus der zentralen Predigtkirche unter der Kuppel sowie der Tauf- und Traukirche.
In der Mitte Berlins, gegenüber dem Dom, steht der Palast der Republik, ein Prachtbau der DDR. Von 1973 bis 1976, in nur 32 Monaten Bauzeit ließ die DDR-Führung, an der Stelle des nach dem Krieg gesprengten Stadtschlosses, den 180 Meter langen und 86 Meter breiten Beton- und Glasklotz hochziehen.
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Mit fast 4000 Gästen feierten sie am 23. April 1976 den Palast der Republik als neues „Haus des Volkes“. Jahrelang tagte dort das DDR-Parlament. Die SED nutzte ihn für ihre Jubel-Parteitage. Der Palast war Motiv einer Dauerbriefmarkenserie und mehrfach für Sonderausgaben. Beim Bau des Gebäudes wurden rund 5000 Tonnen Spritzasbest aufgebracht. Zum Zeitpunkt der Errichtung war dies ein international übliches Verfahren, um der tragenden Stahlkonstruktion des Gebäudes den bautechnisch vorgeschriebenen Brandschutz zu geben. Gleich nach dem Mauerfall wurde der Palast am 19. September 1990 auf Beschluss der ersten frei gewählten Volkskammer wegen den krebserregenden Asbestfasern dichtgemacht. Nun gibt es heftige Debatten über seine Zukunft.
Vor dem Palast steht eine Bronzeskulptur, die Karl Marx (sitzend) und Friedrich Engels zeigt. Das Werk des Bildhauers Ludwig Engelhardt wurde im Auftrag der DDR-Führung aufgestellt und am 4.April 1986 eingeweiht. Seitdem kehren Marx und Engels dem Palast der Republik den Rücken.
Bevor wir unsere Heimreise wieder antreten, geht es noch zum Checkpoint Charlie. Er war neben der Glienicker Brücke der bekannteste Grenzübergang. Der ehemalige militärische Kontrollpunkt Checkpoint Charlie war während der Teilung Berlins durch die Berliner Mauer zwischen 1961 und 1990 Schauplatz spektakulärer Fluchten aus dem damaligen Ostberlin.
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Die Atmosphäre des Kalten Krieges war an kaum einen anderen Ort so frostig wie hier. Heute ist der frühere Grenzübergang in der Friedrichstraße eine Attraktion bei Besuchern aus dem In- und Ausland. Zu sehen ist noch das Hinweisschild zum Verlassen des ehemaligen amerikanischen Sektors. Die einstige Berliner Mauer wurde jedoch schnell abgerissen. Mit vielen Eindrücken kehrten wir von diesem Kurzurlaub zurück. Doch vier Tage sind viel zu kurz, um die Stadt in all ihren Facetten kennenzulernen. Darum waren wir sicherlich nicht das letzte Mal in Berlin.
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