Februar 1992
Eine Kur im Alpenklima von Bad Reichenhall
Man muss nicht immer um die halbe Welt fliegen, um den Alltag ganz weit hinter sich zu lassen und Neues zu entdecken. Eine offene Badekur in Bad Reichenhall reichte aus, um endlich Zeit zu haben, Zeit für sich selbst und Zeit für den Partner, denn wir haben uns zu einem gemeinsamen Kuraufenthalt entschieden. Für 4 Wochen ist weit und breit kein Alltag in Sicht. Während die einen im Urlaub gerne ausspannen, wollen wir in diesem Jahr etwas für unsere Gesundheit tun.
Wir haben uns Bad Reichenhall als Kurort ausgesucht. Hier kann man sich im Winter mit wirksamen Anwendungen behandeln lassen und anschließend die herrliche Landschaft genießen. Also beste Voraussetzungen für einen erfolgreichen Kuraufenthalt, „denn der Winter is‘ uns net z’wider“.
In Bad Reichenhall spielt das Salz eine große Rolle. Die Kurstadt verfügt über zahlreiche Solequellen und –bäder und die Saline Bad Reichenhall vermarktet ihr Reichenhaller Markensalz in ganz Deutschland und darüber hinaus.
Die alte Saline von Reichenhall ist eine interessante Solle-Förderanlage. Die zahlreichen unterirdischen Solequellen werden heute hauptsächlich zu Kurzwecken in Kurmittelhaus Bad Reichenhall verwendet. Bad Reichenhall blickt auf eine über 200-jährige Tradition als Atemkurort zurück.
Weithin sichtbares Wahrzeichen ist das 1912 erbaute, 160 m lange Gradierhaus, ein Sole-Freiluftinhalatorium. Hier rieseln täglich rund 400.000 Liter 5-6%ige AlpenSole über 90.000 Schwarzdornbündel und reichern die Luft mit feinster Sole an und fördern befreites durchatmen.
Prachtvolle Kirchen gibt es rund um Bad Reichenhall. Im Kurbereich wurde 1881 die Evangelische Stadtkirche eingeweiht. Diese im neugotischen Stil erbaute „Kurkirche“ wurde damals extra für die vielen protestantischen Badegäste gebaut.
Doch auch der Stadtkern mit seinen farbenfroh gestalteten bemalten Häusern, teils aus dem 13. Jahrhundert ist sehenswert und in der langen Fußgängerzone lässt es sich gut bummeln. Sie ist ein Einkaufsparadies im Herzen der Stadt. Zwischen den unzähligen Geschäften laden Cafés und Kneipen zum Verweilen ein.
Blickfang auf der Fußgängerzone ist der rote Baldachin des Cafe Reber.
Das Haus ist seit 1865 vor allem durch hochqualitative süße Gaumenfreuden bekannt, allen voran die echten Reber Mozart-Kugeln. Ein Besuch des Cafés gehört zu jedem Aufenthalt, denn die leckeren Früchtetorten bieten einen Ausgleich für die Diättage in der Kur.
An einem sonnigen anwendungsfreien Wochenende stand Wandern und Rasten auf dem 1.640 m hohen Predigtstuhl auf dem Programm. Die ganzjährig verkehrende Predigtstuhlbahn bringt uns bequem auf den Gipfel. Sie ist die älteste im Original erhaltene Großkabinenbahn der Welt und wurde bereits am 1. Juli 1928 eingeweiht.
Am Predigtstuhl angekommen, gibt es verschiedene Wanderwege. Wir gehen erst einmal auf einem kurzen Rundweg hinauf zum Gipfelkreuz. Fernab vom Massentourismus und Schizirkus erleben wir einen Wintertag auf dem Hochplateau. Es ist ein Winterspaziergang auf dem Predigtstuhl bei kristallklarer Luft mit vielen herrlichen Aussichten auf tief verschneite Berggipfel.
Danach geht es auf dem idyllischen Höhenkurweg bis zur Almhütte in der Schlegelmulde. Unter den Füßen knistert und glitzert der Schnee, und oben am blauen Himmel strahl fröhlich die Sonne. Auf der Bergalm erwartet uns eine leckere Brotzeit und anschließend genießen wir die wohltuende Entspannung in der Wintersonne. Diese Wintermärchenlandschaft ist einfach ein Genuss.
Bad Reichenhall ist umgeben von wunderschönen Seen und Flüssen. Die Saalach durchzieht das Bayerische Staatsbad.
Ein Radweg, auf dem man im Winter wunderschön spazieren gehen kann, führt teils durch Wald und am Fluss entlang. Eingebettet in ein Landschaftsschutzgebiet liegt wie ein grünes Juwel der kristallklare Natur- und Badesee Thumsee. Auf unserem gemütlichen 2,5 km langen Thumseerundweg haben wir einen Logenplatz in der Natur. Es ist ein ausgesprochen schön gelegener Badesee.
Auf 628 m liegt der kleine Listsee. Einer Sage nach sollen Riesen auf der Waldwiese einen Rundtanz getanzt haben, wodurch sie den Waldboden so aufgestampft haben, dass sich ein großes Erdloch bildete. Dieses füllte sich mit Wasser und bildete so den Listsee.
Im Bereich des Sees befinden sich viele Quellen, die der Wasserversorgung der Stadt Bad Reichenhall dienen.
Dieses Wasser wird naturbelassen in das Trinkwassersystem eingespeist. Das Leitungswasser der Stadt ist also reines Hochgebirgs-Quellwasser.
Das Berchtesgadener Land mit seinen majestätischen Bergen, dem geheimnisvollen Königssee und dem Bergsteigerdorf Ramsau sind eine perfekte Umgebung für einen Ausflug.
Ein Wintermärchen bietet sich uns bei einem Ausflug zum Königssee. Dieser berühmte See zeigt sich auch in der kalten Jahreszeit von seiner besten Seite.Die verschneiten Berggipfel und die zugefrorene Seenlandschaft ist ein traumhaftes Winterparadies.
Vom Hafen am Königssee, deren Schifffahrt im Winter eingestellt ist, kann man nur einen kleinen Teil des zugefrorenen Sees überblicken.
Doch führt ein Wanderweg durch den Wald zum Aussichtspunkt Malerwinkel. Er ist einer der bekanntesten Aussichtspunkte am Königssee. Von hier blickt man über den See, der zwischen steilen Berghängen, wie ein Fjord in dieser imposanten Landschaft liegt.
Faszinierend die umliegenden Berge. Watzmann, Steinernes Meer und Hagengebirge umrahmen den See. Ihre steilen Wände fallen teils senkrecht zum See hin ab, sodass eine Umrundung des Sees nicht möglich ist. Es ist ein Anblick an diesem Wintertag, der unvergessen bleibt.
Am nördlichen Ufer des Königssees befindet sich die erste kombinierte Kunsteisbahn der Welt. Seit ihrer Inbetriebnahme ist sie bekannt als Austragungsort für Weltmeisterschaften, Weltcup-Rennen oder Europameisterschaften.
Die Kunsteisbahn wurde bereits im Jahre 1968 erbaut und hat eine Länge von 1300 Metern. Sie führt bei maximal 10,5 Prozent Gefälle durch 16 abwechslungsreiche Kurven. Bei unserer Besichtigung bekamen wir einen kleinen Einblick dieses tollen Eiskanals.
Auch ein Besuch von Berchtesgaden darf nicht fehlen. Der Ort ist dank seiner Sehenswürdigkeiten ein berühmter Berg- und Kurort.
Er liegt in einer reizvollen Landschaft, inmitten der gleichnamigen Berchtesgadener Alpen, am Fuße des 2713 m hohen Watzmann.
Berchtesgaden gehört mit anderen Gemeinden zum Nationalpark Berchtesgaden und ist dessen Verwaltungssitz.
Ein Abstecher zur Walfahrtskirche Maria Gern gehört zum Besuch von Berchtesgaden. Sie ist Wallfahrtsziel seit 1709 und scheint den Watzmann zu grüßen.
Hier oben hat man einen herrlichen Rundblick auf die grandiose Berchtesgadener Bergwelt.
Ohne diese Kirche wäre die Landschaft ärmer, sie passt wie selbstverständlich in diese Stille der Umgebung. Im Inneren erinnern 150 Fotos an die Pilgerfahrten von einst.
Auch Ramsau ist ein Ort um sich einmal verzaubern zu lassen.
Besonders malerisch ist das Tal von Ramsau, durch das sich die Ramsauer Ache schlängelt.
Und ein verschneites Kirchlein, hinter dem sich die mächtige Reiteralpe, ein über 2000 Meter hohes Bergmassiv, erhebt, ist wegen ihrer spektakulären Lage weltberühmt und bietet einen einmalig romantischen Anblick.
Die 1512 erbaute Ramsauer Pfarrkirche St. Sebastian bietet im Sommer wie im Winter traumhafte Motive und inspiriert Fotografen, Landschaftsmaler und Filmer.
Dieses Bildmotiv wird auch heute noch viel für Post- und Weihnachtskarten genutzt und erlangte daher eine große Bekanntheit.
Wenn man selbst einmal vom Malerwinkel die Pfarrkirche mit der Reiteralpe gesehen hat, ist es nicht schwer zu verstehen, warum die Pfarrkirche ein weltbekanntes Motiv der Landschaftsmalerei und der Fotografie geworden ist.
Bereits 1929 wurden in diesem romantischen Ramsauer Tal Filmszenen des „Wildschütz“ gedreht. Bis heute haben sich Filmemacher von dieser reizvollen Gegend verzaubern lassen.
Da Bad Reichenhall unmittelbar an der bayerisch-österreichischen Grenze liegt, steht an einem Wochenende auch der Besuch von Salzburg auf unserem Tagesplan.
Die Silhouette der Festung Hohensalzburg ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie liegt auf dem Stadtberg, dem Festungsberg und ist daher weithin sichtbar.
So beschließen wir unsere Stadtbesichtigung, hoch über der Stadt zu starten.
Erzbischof Gebhard von Salzburg ließ 1077 die Wehrbauten von Hohensalzburg errichten. Erzbischof Leonhard von Keutschach erweiterte die Festung von 1495 - 1519 und verlieh ihr das heutige Aussehen.
Die Festung war jahrelang Verteidigungsanlage und zeitweilige Residenz der Fürstbischöfe. Sie diente aber auch als Kaserne und Gefängnis. Heute ist die Festung Hohensalzburg, eine der größten Burgen Europas und dank des guten Erhaltungszustandes und der Lage ein Publikumsmagnet.
Die 250 m lange und 150 m breite Anlage mit sechs Basteien und siebzehn Türmen kann ganzjährig besichtigt werden. Der romantische Burghof mit einer alten Linde und der Matthäus-Lang-Zisterne aus dem Jahr 1539 wird von den mächtigen Gebäuden umschlossen.
Die imposante Festung ist eine der beeindruckendsten und schönsten Burganlagen Österreichs.
Ferner hat man von hier oben einen wunderschönen Ausblick auf die Salzburger Altstadt und das Umland.
Am Fuße des Festungsberges liegt der Petersfriedhof. Es ist die älteste christliche Begräbnisstätte Salzburgs. Viele Berühmtheiten Salzburgs wurden hier bestattet.
Mitten auf dem St. Petersfriedhof findet man die gotische Margarethenkapelle, welche heute auch als Aufbahrungsort genutzt wird.
Dieser idyllisch gelegene Friedhof ist heute eine gern besuchte Sehenswürdigkeit der Altstadt.
Es ist schon später Nachmittag, als wir durch die stillen Gassen der Stadt gehen und uns Zeit für eine gemütliche Stunde in einem der zahlreichen Kaffeehäuser nehmen.
Viele tolle Ausflugsziele liegen nicht weit von Bad Reichenhall und so kann ein Winternachmittag in Reit im Winkl sehr romantisch und gemütlich sein, denn Skisport ist nicht das Einzige, was der Ort zu bieten hat. Der beliebte Ferienort liegt in einem von Bergen umschlossenen Hochtal an der Grenze von Österreich.
Gepflegte, jahrhundertealte Bauernhöfe umstehen eine kleine Kirche. Dahinter ragen schneebedeckte Berge in den blauen Winterhimmel. Er ist aufgrund seiner Höhenlage – 695 m – einer der schneereichsten Orte in den Alpen.
So verwandelt er sich alljährlich ab Dezember in eine märchenhafte Winterwelt, die zum Spazierengehen, Luftschöpfen und Ausspannen einlädt.
Einer Empfehlung unseres Bekannten folgend wollen wir bei herrlichstem Winterwetter die höchstgelegene Panoramastraße Deutschlands befahren.
Oberhalb des Alpennationalparks Berchtesgadener Land bringt uns die Roßfeld-Ringstraße in die einmalige hochalpine Bergwelt des Berchtesgadener Landes.
Die Höhenringstraße wird auch „Rossfeldpanoramastraße“ genannt und ist eine mautpflichtige Alpenstraße. Sie ist etwa16 km lang und führt hinauf auf 1600 m.
Der oberste Teil der Rossfeldringstraße verläuft auf einem Bergkamm und bietet daher einen traumhaften Rundblick über das gewaltige Bergmassiv. Diese außergewöhnlich schöne Lage lockt zu allen Jahreszeiten Motorradfahrer, Mountainbiker und viele weitere Gäste an. Im Winter bietet das Skigebiet Roßfeld das schneesicherste Familienskigebiet im Berchtesgadener Land. Erschlossen durch die ganzjährig befahrbare Rossfeldpanoramastraße reichen die breiten Skiwiesen, mit Schlepplifte und Übungslift, bis in Gipfelnähe auf 1600 m. Belohnt wird der Skigast durch eine unvergessliche Erlebnisfahrt mit herrlichem Panoramablick.
Anfang März genießen wir bei einem Spaziergang nach Bayerisch Gmain, einem Ort, 100 m über Bad Reichenhall gelegen, die erste Frühlingsluft.
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen ist der letzte Schnee geschmolzen und die Natur erwacht. Die Sonne scheint und man kann im Freien sogar schon auf die dicke Jacke verzichten. So viel ist sicher: Es wird wieder wärmer, heller und bunter.
So wie der Winter geht, geht auch unser Kuraufenthalt in Bad Reichenhall zu Ende. Gut erholt und mit vielen Eindrücken kehrten wir von diesem Kururlaub zurück.
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